Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Wie mir das Herz schlug, in Erwartung, die Weil ich ihr Zeit lassen wollte, sich erst auszuklei- Wer saß da schon, lebendig und leibhaftig? Sie! Sie selbst! Adelheid! Jch wußte gar nicht, was das bedeute! Doch sie "Jhr habt das Schloß an meiner Thür verdorben, Die Seelenruhe des Mädchens machte mich irre. Wie mir das Herz ſchlug, in Erwartung, die Weil ich ihr Zeit laſſen wollte, ſich erſt auszuklei- Wer ſaß da ſchon, lebendig und leibhaftig? Sie! Sie ſelbſt! Adelheid! Jch wußte gar nicht, was das bedeute! Doch ſie „Jhr habt das Schloß an meiner Thuͤr verdorben, Die Seelenruhe des Maͤdchens machte mich irre. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="diaryEntry"> <pb facs="#f0132" n="128"/> <p>Wie mir das Herz ſchlug, in Erwartung, die<lb/> kleine Treppe hinauf.</p><lb/> <p>Weil ich ihr Zeit laſſen wollte, ſich erſt auszuklei-<lb/> den, ſchielte ich nur ſeitwaͤrts nach ihrer Stubenthuͤr<lb/> und trat in die meinige, um dort zu harren.</p><lb/> <p>Wer ſaß da ſchon, lebendig und leibhaftig?</p><lb/> <p>Sie! Sie ſelbſt! Adelheid!</p><lb/> <p>Jch wußte gar nicht, was das bedeute! Doch ſie<lb/> ließ mich nicht im Zweifel; ſie ſprach mich an:</p><lb/> <p>„Jhr habt das Schloß an meiner Thuͤr verdorben,<lb/> wahrſcheinlich, weil ihr mehreremale vergeblich daran<lb/> geruͤttelt habt, um einzudringen. Schade um das<lb/> Schloß. Wenn Jhr unter vier Augen mit mir zu reden<lb/> wuͤnſchtet, durftet Jhr’s nur ſagen; ich hab’ ja auch<lb/> mit Euch zu reden. Eure Schuld allein, daß es nicht<lb/> ſchon laͤngſt geſchehen. Jetzt bin ich hier; nun koͤnnt<lb/> ihr ſprechen.“</p><lb/> <p>Die Seelenruhe des Maͤdchens machte mich irre.<lb/> Jch ſtotterte etwas von getaͤuſchter Hoffnung, von<lb/> Ueberraſchung in ihrem Gemach, von einſamem Lager,<lb/> von zaͤrtlichem Beſuche und ſo dergleichen; brachte<lb/> jedoch nichts Rechtes zu Stande, weil ſie mich dabei<lb/> anſah, wie Papa Kaͤſtner ſeinen juͤngſten Hirſch,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [128/0132]
Wie mir das Herz ſchlug, in Erwartung, die
kleine Treppe hinauf.
Weil ich ihr Zeit laſſen wollte, ſich erſt auszuklei-
den, ſchielte ich nur ſeitwaͤrts nach ihrer Stubenthuͤr
und trat in die meinige, um dort zu harren.
Wer ſaß da ſchon, lebendig und leibhaftig?
Sie! Sie ſelbſt! Adelheid!
Jch wußte gar nicht, was das bedeute! Doch ſie
ließ mich nicht im Zweifel; ſie ſprach mich an:
„Jhr habt das Schloß an meiner Thuͤr verdorben,
wahrſcheinlich, weil ihr mehreremale vergeblich daran
geruͤttelt habt, um einzudringen. Schade um das
Schloß. Wenn Jhr unter vier Augen mit mir zu reden
wuͤnſchtet, durftet Jhr’s nur ſagen; ich hab’ ja auch
mit Euch zu reden. Eure Schuld allein, daß es nicht
ſchon laͤngſt geſchehen. Jetzt bin ich hier; nun koͤnnt
ihr ſprechen.“
Die Seelenruhe des Maͤdchens machte mich irre.
Jch ſtotterte etwas von getaͤuſchter Hoffnung, von
Ueberraſchung in ihrem Gemach, von einſamem Lager,
von zaͤrtlichem Beſuche und ſo dergleichen; brachte
jedoch nichts Rechtes zu Stande, weil ſie mich dabei
anſah, wie Papa Kaͤſtner ſeinen juͤngſten Hirſch,
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