Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Während sie das Abendbrot bereitet, geh' ich an's Jch schwöre mir's: heute oder nie!" Vom 22. Dezember. "Pfui, der Schande! -- Damit die Schande vollkommen und mir zugleich Nachdem ich gestern, während sie in der Küche Sie räumte ab, wie gewöhnlich; sagte dem Vater Kaum konnte sie nach meiner Berechnung in ihrem Waͤhrend ſie das Abendbrot bereitet, geh’ ich an’s Jch ſchwoͤre mir’s: heute oder nie!“ Vom 22. Dezember. „Pfui, der Schande! — Damit die Schande vollkommen und mir zugleich Nachdem ich geſtern, waͤhrend ſie in der Kuͤche Sie raͤumte ab, wie gewoͤhnlich; ſagte dem Vater Kaum konnte ſie nach meiner Berechnung in ihrem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="diaryEntry"> <pb facs="#f0131" n="127"/> <p>Waͤhrend ſie das Abendbrot bereitet, geh’ ich an’s<lb/> Werk. Geſchehe dann, was wolle!</p><lb/> <p>Jch ſchwoͤre mir’s: heute oder nie!“</p> </div><lb/> <div type="diaryEntry"> <dateline> <hi rendition="#et">Vom 22. Dezember.</hi> </dateline><lb/> <p>„Pfui, der Schande! —</p><lb/> <p>Damit die Schande vollkommen und mir zugleich<lb/> eine Lehre ſei fuͤr’s kuͤnftige Leben, will ich zur Strafe<lb/> meiner dummen Jungen-Eitelkeit woͤrtlich nieder-<lb/> ſchreiben, was mir widerfahren iſt. Wahr und auf-<lb/> richtig.</p><lb/> <p>Nachdem ich geſtern, waͤhrend ſie in der Kuͤche<lb/> ſchaffte, meinen Plan ausgefuͤhrt, den Stubenſchluͤſſel<lb/> im Schloſſe zerbrochen, den Nachtriegel abgezwickt,<lb/> das kleine Vorlegekettchen ausgeriſſen, begab ich mich<lb/> zum Eſſen hinunter, doch ohne viel Appetit. So<lb/> lange wir beim Tiſche ſaßen, verſchlang <hi rendition="#g">ich</hi> nur <hi rendition="#g">ſie</hi><lb/> — mit den Augen; mochte keinen andern Biſſen;<lb/> dachte nur, wie ich bei ihr eindringen wollte.</p><lb/> <p>Sie raͤumte ab, wie gewoͤhnlich; ſagte dem Vater<lb/> gute Nacht, wie gewoͤhnlich; ging zur Ruhe, wie<lb/> gewoͤhnlich.</p><lb/> <p>Kaum konnte ſie nach meiner Berechnung in ihrem<lb/> Zimmer ſein, als ich desgleichen aufbrach.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0131]
Waͤhrend ſie das Abendbrot bereitet, geh’ ich an’s
Werk. Geſchehe dann, was wolle!
Jch ſchwoͤre mir’s: heute oder nie!“
Vom 22. Dezember.
„Pfui, der Schande! —
Damit die Schande vollkommen und mir zugleich
eine Lehre ſei fuͤr’s kuͤnftige Leben, will ich zur Strafe
meiner dummen Jungen-Eitelkeit woͤrtlich nieder-
ſchreiben, was mir widerfahren iſt. Wahr und auf-
richtig.
Nachdem ich geſtern, waͤhrend ſie in der Kuͤche
ſchaffte, meinen Plan ausgefuͤhrt, den Stubenſchluͤſſel
im Schloſſe zerbrochen, den Nachtriegel abgezwickt,
das kleine Vorlegekettchen ausgeriſſen, begab ich mich
zum Eſſen hinunter, doch ohne viel Appetit. So
lange wir beim Tiſche ſaßen, verſchlang ich nur ſie
— mit den Augen; mochte keinen andern Biſſen;
dachte nur, wie ich bei ihr eindringen wollte.
Sie raͤumte ab, wie gewoͤhnlich; ſagte dem Vater
gute Nacht, wie gewoͤhnlich; ging zur Ruhe, wie
gewoͤhnlich.
Kaum konnte ſie nach meiner Berechnung in ihrem
Zimmer ſein, als ich desgleichen aufbrach.
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