Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.Bücher muß ich mitbringen, wenn ich künftig zurück- Vom 23. November. "Jch bin, bei Lichte betrachtet, ein rechter Narr! Jst das ein vernünftiger Grund? Werd' ich nicht Buͤcher muß ich mitbringen, wenn ich kuͤnftig zuruͤck- Vom 23. November. „Jch bin, bei Lichte betrachtet, ein rechter Narr! Jſt das ein vernuͤnftiger Grund? Werd’ ich nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0120" n="116"/> Buͤcher muß ich mitbringen, wenn ich kuͤnftig zuruͤck-<lb/> kehre.“</p> </div><lb/> <div type="diaryEntry"> <dateline> <hi rendition="#et">Vom 23. November.</hi> </dateline><lb/> <p>„Jch bin, bei Lichte betrachtet, ein rechter Narr!<lb/> Da langweil’ ich mich nun, wie ſich nur meine Haſen<lb/> in ihrem dunklen Verſchlage langweilen koͤnnen, und<lb/> thue doch nichts dafuͤr, etwas Leben in dieſe Einfoͤr-<lb/> migkeit zu bringen, wozu ich doch die ſchoͤnſte Gele-<lb/> genheit zur Hand haͤtte! Ein Maͤdel wie Adelheid<lb/> geht ſtuͤndlich um mich herum, wohnt mir gegenuͤber,<lb/> Thuͤr’ an Thuͤr’ — den alten Schornſtein bei Seite<lb/> geſetzt, — und ich weiche ihr aus. Warum? Weil<lb/> ihr Vater mir geſagt hat, daß ich ſeiner Tochter Ehe-<lb/> mann werden ſoll.</p><lb/> <p>Jſt das ein vernuͤnftiger Grund? Werd’ ich nicht<lb/> Zeit genug haben, mich geſetzlich zu langweilen, wenn<lb/> ich in Wahrheit verheirathet bin? Und waͤr’ es nicht<lb/> geſcheidter, die Gegenwart zu benuͤtzen, ohne an die<lb/> Zukunft zu denken? Eine Liebſchaft hinter dem Ruͤcken<lb/> des Vaters anfangen; mich ihr naͤhern und ſie ver-<lb/> traulich machen, ohne vom Eheſtand zu reden; den<lb/> Liebhaber ſpielen, wie wenn ich von meinen Berech-<lb/> tigungen keine Ahnung haͤtte, und ſo gewiſſermaßen<lb/> wie mein eigener Nebenbuhler auftreten? — das<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [116/0120]
Buͤcher muß ich mitbringen, wenn ich kuͤnftig zuruͤck-
kehre.“
Vom 23. November.
„Jch bin, bei Lichte betrachtet, ein rechter Narr!
Da langweil’ ich mich nun, wie ſich nur meine Haſen
in ihrem dunklen Verſchlage langweilen koͤnnen, und
thue doch nichts dafuͤr, etwas Leben in dieſe Einfoͤr-
migkeit zu bringen, wozu ich doch die ſchoͤnſte Gele-
genheit zur Hand haͤtte! Ein Maͤdel wie Adelheid
geht ſtuͤndlich um mich herum, wohnt mir gegenuͤber,
Thuͤr’ an Thuͤr’ — den alten Schornſtein bei Seite
geſetzt, — und ich weiche ihr aus. Warum? Weil
ihr Vater mir geſagt hat, daß ich ſeiner Tochter Ehe-
mann werden ſoll.
Jſt das ein vernuͤnftiger Grund? Werd’ ich nicht
Zeit genug haben, mich geſetzlich zu langweilen, wenn
ich in Wahrheit verheirathet bin? Und waͤr’ es nicht
geſcheidter, die Gegenwart zu benuͤtzen, ohne an die
Zukunft zu denken? Eine Liebſchaft hinter dem Ruͤcken
des Vaters anfangen; mich ihr naͤhern und ſie ver-
traulich machen, ohne vom Eheſtand zu reden; den
Liebhaber ſpielen, wie wenn ich von meinen Berech-
tigungen keine Ahnung haͤtte, und ſo gewiſſermaßen
wie mein eigener Nebenbuhler auftreten? — das
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