müde. Der Schurke, der Johann kutschirt, seh'n Sie. Hier kommt er an's Loch. Anstatt gerade durch zu fahren, denn das ist das Beste bei so tiefen Löchern, will der Esel rändeln und rändelt da oben 'nauf über die Wurzeln, bis er glücklich auf den umgestürzten Baum kommt, wo ich jetzt die Trummel aufgehängt habe. Von der rechten Seite geh'n die Räder über den Baumstamm, von der linken schwimmen sie im Loche, sehn Sie, folglich versteht der Wagen unrecht, fängt an zu kippen und kippt aber auch gleich kopf- über. Und ich kippe mit und erwache im Schlamme, seh'n Sie" --
Jch sehe.
"und konnte nicht einmal fluchen, denn ich hatte das Maul voll Lehm und Wasser. Und der Johann sehn Sie" --
Wo ist der Johann? den seh' ich nicht.
"Ja, wo ist der Johann? Fortgelaufen ist er, in die Waldung, sehn Sie. Er hatte ohnedies sein Kerb- holz voll; da hat er sich aus dem Staube gemacht, so lange ich noch nicht bei Verstande war. Jch bin froh, daß ich das lüderliche Tuch los bin, seh'n Sie, wenn ich nur hier Rath wüßte? Die Hirsche sind geborgen, die stehen da im Grase angebunden. Ein Hase ist
muͤde. Der Schurke, der Johann kutſchirt, ſeh’n Sie. Hier kommt er an’s Loch. Anſtatt gerade durch zu fahren, denn das iſt das Beſte bei ſo tiefen Loͤchern, will der Eſel raͤndeln und raͤndelt da oben ’nauf uͤber die Wurzeln, bis er gluͤcklich auf den umgeſtuͤrzten Baum kommt, wo ich jetzt die Trummel aufgehaͤngt habe. Von der rechten Seite geh’n die Raͤder uͤber den Baumſtamm, von der linken ſchwimmen ſie im Loche, ſehn Sie, folglich verſteht der Wagen unrecht, faͤngt an zu kippen und kippt aber auch gleich kopf- uͤber. Und ich kippe mit und erwache im Schlamme, ſeh’n Sie“ —
Jch ſehe.
„und konnte nicht einmal fluchen, denn ich hatte das Maul voll Lehm und Waſſer. Und der Johann ſehn Sie“ —
Wo iſt der Johann? den ſeh’ ich nicht.
„Ja, wo iſt der Johann? Fortgelaufen iſt er, in die Waldung, ſehn Sie. Er hatte ohnedies ſein Kerb- holz voll; da hat er ſich aus dem Staube gemacht, ſo lange ich noch nicht bei Verſtande war. Jch bin froh, daß ich das luͤderliche Tuch los bin, ſeh’n Sie, wenn ich nur hier Rath wuͤßte? Die Hirſche ſind geborgen, die ſtehen da im Graſe angebunden. Ein Haſe iſt
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muͤde. Der Schurke, der Johann kutſchirt, ſeh’n Sie.
Hier kommt er an’s Loch. Anſtatt gerade durch zu
fahren, denn das iſt das Beſte bei ſo tiefen Loͤchern,
will der Eſel raͤndeln und raͤndelt da oben ’nauf uͤber
die Wurzeln, bis er gluͤcklich auf den umgeſtuͤrzten
Baum kommt, wo ich jetzt die Trummel aufgehaͤngt
habe. Von der rechten Seite geh’n die Raͤder uͤber
den Baumſtamm, von der linken ſchwimmen ſie im
Loche, ſehn Sie, folglich verſteht der Wagen unrecht,
faͤngt an zu kippen und kippt aber auch gleich kopf-
uͤber. Und ich kippe mit und erwache im Schlamme,
ſeh’n Sie“ —
Jch ſehe.
„und konnte nicht einmal fluchen, denn ich hatte
das Maul voll Lehm und Waſſer. Und der Johann
ſehn Sie“ —
Wo iſt der Johann? den ſeh’ ich nicht.
„Ja, wo iſt der Johann? Fortgelaufen iſt er, in
die Waldung, ſehn Sie. Er hatte ohnedies ſein Kerb-
holz voll; da hat er ſich aus dem Staube gemacht,
ſo lange ich noch nicht bei Verſtande war. Jch bin froh,
daß ich das luͤderliche Tuch los bin, ſeh’n Sie, wenn
ich nur hier Rath wuͤßte? Die Hirſche ſind geborgen,
die ſtehen da im Graſe angebunden. Ein Haſe iſt
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/104>, abgerufen am 26.06.2024.
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