sondern fragte erstaunt: "Die Jartour? Was bringen Sie mir? Was ist denn vorgefallen?"
Da legte ihm Adele ihre Hand auf die Lippen, wiederholte den Befehl des Arztes, welcher Ruhe geboten und erzählte ihm dann, so schonend und beschwichtigend als möglich, was mit ihm vorgegan- gen; wobei sie für sich die Erlaubniß erbat, ihn pfle- gen zu dürfen.
Fürchten Sie nicht, Antoine, -- mit diesen sanft gesprochenen Worten beschloß sie ihre Meldung, -- fürchten Sie nicht, daß irgend ein eigennütziger Plan, eine zweideutige Absicht, eine versteckte Hoffnung in irgend einer Falte meines Herzens sich verberge. Das Gelübde, welches ich an dieser Stätte so eben ablegte, ist schon in voller Gültigkeit. Jch gehöre nicht mehr der Welt. Wenn Sie genesen sind, mehr davon. Jetzt nichts als: Ruhe, -- Schlaf -- und fri- sches Eis!
Durch Amelot's rasche Abreise, wie durch Anton's Niederlage verloren die Abende im Cirkus viel von ihrer Anziehungskraft. Da es ohnedies spät im Jahre war, so dachte Herr Guillaume ernstlich daran, sich nach einer andern Stadt zu übersiedeln, wo der Reiz der Neuheit die in seiner Truppe entstandene
ſondern fragte erſtaunt: „Die Jartour? Was bringen Sie mir? Was iſt denn vorgefallen?“
Da legte ihm Adele ihre Hand auf die Lippen, wiederholte den Befehl des Arztes, welcher Ruhe geboten und erzaͤhlte ihm dann, ſo ſchonend und beſchwichtigend als moͤglich, was mit ihm vorgegan- gen; wobei ſie fuͤr ſich die Erlaubniß erbat, ihn pfle- gen zu duͤrfen.
Fuͤrchten Sie nicht, Antoine, — mit dieſen ſanft geſprochenen Worten beſchloß ſie ihre Meldung, — fuͤrchten Sie nicht, daß irgend ein eigennuͤtziger Plan, eine zweideutige Abſicht, eine verſteckte Hoffnung in irgend einer Falte meines Herzens ſich verberge. Das Geluͤbde, welches ich an dieſer Staͤtte ſo eben ablegte, iſt ſchon in voller Guͤltigkeit. Jch gehoͤre nicht mehr der Welt. Wenn Sie geneſen ſind, mehr davon. Jetzt nichts als: Ruhe, — Schlaf — und fri- ſches Eis!
Durch Amelot’s raſche Abreiſe, wie durch Anton’s Niederlage verloren die Abende im Cirkus viel von ihrer Anziehungskraft. Da es ohnedies ſpaͤt im Jahre war, ſo dachte Herr Guillaume ernſtlich daran, ſich nach einer andern Stadt zu uͤberſiedeln, wo der Reiz der Neuheit die in ſeiner Truppe entſtandene
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[59/0061]
ſondern fragte erſtaunt: „Die Jartour? Was
bringen Sie mir? Was iſt denn vorgefallen?“
Da legte ihm Adele ihre Hand auf die Lippen,
wiederholte den Befehl des Arztes, welcher Ruhe
geboten und erzaͤhlte ihm dann, ſo ſchonend und
beſchwichtigend als moͤglich, was mit ihm vorgegan-
gen; wobei ſie fuͤr ſich die Erlaubniß erbat, ihn pfle-
gen zu duͤrfen.
Fuͤrchten Sie nicht, Antoine, — mit dieſen ſanft
geſprochenen Worten beſchloß ſie ihre Meldung, —
fuͤrchten Sie nicht, daß irgend ein eigennuͤtziger Plan,
eine zweideutige Abſicht, eine verſteckte Hoffnung in
irgend einer Falte meines Herzens ſich verberge. Das
Geluͤbde, welches ich an dieſer Staͤtte ſo eben ablegte,
iſt ſchon in voller Guͤltigkeit. Jch gehoͤre nicht mehr
der Welt. Wenn Sie geneſen ſind, mehr davon.
Jetzt nichts als: Ruhe, — Schlaf — und fri-
ſches Eis!
Durch Amelot’s raſche Abreiſe, wie durch Anton’s
Niederlage verloren die Abende im Cirkus viel von
ihrer Anziehungskraft. Da es ohnedies ſpaͤt im
Jahre war, ſo dachte Herr Guillaume ernſtlich daran,
ſich nach einer andern Stadt zu uͤberſiedeln, wo der
Reiz der Neuheit die in ſeiner Truppe entſtandene
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/61>, abgerufen am 27.11.2024.
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