wohl sein; alle Kenner loben die vollendete Ausfüh- rung. Aber bei all' dem kann ich die Scham noch nicht überwinden, daß ich so viele Sachen enthüllen muß, die besser verschleiert blieben!
Was es doch für Weiber giebt! Gestern bestan- den ihrer zwei darauf, mit einer Herren-Gesellschaft zugleich die verbotenen Waaren anzusehen. Na, mir konnt' es Recht sein; aber wenn meine Geliebte, oder meine Frau, solches Aepfel-Gelüsten zeigte, -- ich gäb' ihr, glaub' ich, den Laufpaß!
Da lob' ich mir Madame Vlämert. Die macht schon linksum, wenn sie nur in die Nähe der Thüre geräth. Fast komm' ich auf die Vermuthung, sie wolle mir blos deshalb übel, weil sie in mir den Hüter jener ihr anstößigen Kleinodien erblickt.
Die Trinkgelder fließen übrigens reichlich ein."
vom 10. Juli.
"Mit der englischen Sprache geht es mir gut. Das heißt: sprechen, wie ich das Französische spreche, werd' ich sie niemals; das hab' ich bereits aufgege- ben. Aber verstehen werd' ich sie sehr bald, eben so gut wie die deutsche, der sie nahe verwandt scheint. Jch lese schon ziemlich fertig. Der Herr hat mir einige Bände aus seiner Gattin Reisebibliothek
Die Bagabunden. II. 15
wohl ſein; alle Kenner loben die vollendete Ausfuͤh- rung. Aber bei all’ dem kann ich die Scham noch nicht uͤberwinden, daß ich ſo viele Sachen enthuͤllen muß, die beſſer verſchleiert blieben!
Was es doch fuͤr Weiber giebt! Geſtern beſtan- den ihrer zwei darauf, mit einer Herren-Geſellſchaft zugleich die verbotenen Waaren anzuſehen. Na, mir konnt’ es Recht ſein; aber wenn meine Geliebte, oder meine Frau, ſolches Aepfel-Geluͤſten zeigte, — ich gaͤb’ ihr, glaub’ ich, den Laufpaß!
Da lob’ ich mir Madame Vlaͤmert. Die macht ſchon linksum, wenn ſie nur in die Naͤhe der Thuͤre geraͤth. Faſt komm’ ich auf die Vermuthung, ſie wolle mir blos deshalb uͤbel, weil ſie in mir den Huͤter jener ihr anſtoͤßigen Kleinodien erblickt.
Die Trinkgelder fließen uͤbrigens reichlich ein.“
vom 10. Juli.
„Mit der engliſchen Sprache geht es mir gut. Das heißt: ſprechen, wie ich das Franzoͤſiſche ſpreche, werd’ ich ſie niemals; das hab’ ich bereits aufgege- ben. Aber verſtehen werd’ ich ſie ſehr bald, eben ſo gut wie die deutſche, der ſie nahe verwandt ſcheint. Jch leſe ſchon ziemlich fertig. Der Herr hat mir einige Baͤnde aus ſeiner Gattin Reiſebibliothek
Die Bagabunden. II. 15
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wohl ſein; alle Kenner loben die vollendete Ausfuͤh-
rung. Aber bei all’ dem kann ich die Scham noch
nicht uͤberwinden, daß ich ſo viele Sachen enthuͤllen
muß, die beſſer verſchleiert blieben!
Was es doch fuͤr Weiber giebt! Geſtern beſtan-
den ihrer zwei darauf, mit einer Herren-Geſellſchaft
zugleich die verbotenen Waaren anzuſehen. Na, mir
konnt’ es Recht ſein; aber wenn meine Geliebte, oder
meine Frau, ſolches Aepfel-Geluͤſten zeigte, — ich
gaͤb’ ihr, glaub’ ich, den Laufpaß!
Da lob’ ich mir Madame Vlaͤmert. Die macht
ſchon linksum, wenn ſie nur in die Naͤhe der Thuͤre
geraͤth. Faſt komm’ ich auf die Vermuthung, ſie
wolle mir blos deshalb uͤbel, weil ſie in mir den
Huͤter jener ihr anſtoͤßigen Kleinodien erblickt.
Die Trinkgelder fließen uͤbrigens reichlich ein.“
vom 10. Juli.
„Mit der engliſchen Sprache geht es mir gut.
Das heißt: ſprechen, wie ich das Franzoͤſiſche ſpreche,
werd’ ich ſie niemals; das hab’ ich bereits aufgege-
ben. Aber verſtehen werd’ ich ſie ſehr bald, eben ſo
gut wie die deutſche, der ſie nahe verwandt ſcheint.
Jch leſe ſchon ziemlich fertig. Der Herr hat mir
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Die Bagabunden. II. 15
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/227>, abgerufen am 27.07.2024.
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