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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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ten Einnahme, die möglicherweise in derlei Nestern
erzielt werden könnte.

Jn der jetzigen Jahreszeit zu reisen ist sehr ange-
nehm. Herr und Frau fahren in ihrer kleinen Chaise.
Jch sitze ganz allein, ungestört im bequemen Kabrio-
let eines Pack-Wagens, wo ich mich häuslich einge-
richtet habe. Eine englische Sprachlehre und ein
französisch-englisches Taschenwörterbuch hab' ich von
L. mitgenommen. Herr Vlämert, der die englische
Sprache kennt und täglich übt, weil Miß Katharina
nichts Anderes spricht, giebt mir manchen Wink über
die Aussprache. Aber da wird er, fürcht' ich, lange
winken können, bis ich dahin gelange, mich nur vor-
nehmlich auszudrücken. Eine Menge von Buchsta-
ben klingen ganz anders, wie sie geschrieben werden;
derer nicht zu gedenken, die man im Munde behalten,
mit der Zuuge zerdrücken und halb hinunter würgen
soll, wie reife Erdbeeren; halb wieder herausgeben,
wie Kirschkerne. Jch sagte neulich zu Herrn Vlämert,
es wäre für den Lernenden schlimm: wenn er zwei
Tage daran gewendet, zu begreifen, wie man "Ochse"
schreibe, erfahre er am dritten, daß es "Esel" ausge-
sprochen werde. Er lachte und übersetzte diese meine
dumme Aeußerung seiner Gemahlin in's Englische.

ten Einnahme, die moͤglicherweiſe in derlei Neſtern
erzielt werden koͤnnte.

Jn der jetzigen Jahreszeit zu reiſen iſt ſehr ange-
nehm. Herr und Frau fahren in ihrer kleinen Chaiſe.
Jch ſitze ganz allein, ungeſtoͤrt im bequemen Kabrio-
let eines Pack-Wagens, wo ich mich haͤuslich einge-
richtet habe. Eine engliſche Sprachlehre und ein
franzoͤſiſch-engliſches Taſchenwoͤrterbuch hab’ ich von
L. mitgenommen. Herr Vlaͤmert, der die engliſche
Sprache kennt und taͤglich uͤbt, weil Miß Katharina
nichts Anderes ſpricht, giebt mir manchen Wink uͤber
die Ausſprache. Aber da wird er, fuͤrcht’ ich, lange
winken koͤnnen, bis ich dahin gelange, mich nur vor-
nehmlich auszudruͤcken. Eine Menge von Buchſta-
ben klingen ganz anders, wie ſie geſchrieben werden;
derer nicht zu gedenken, die man im Munde behalten,
mit der Zuuge zerdruͤcken und halb hinunter wuͤrgen
ſoll, wie reife Erdbeeren; halb wieder herausgeben,
wie Kirſchkerne. Jch ſagte neulich zu Herrn Vlaͤmert,
es waͤre fuͤr den Lernenden ſchlimm: wenn er zwei
Tage daran gewendet, zu begreifen, wie man „Ochſe“
ſchreibe, erfahre er am dritten, daß es „Eſel“ ausge-
ſprochen werde. Er lachte und uͤberſetzte dieſe meine
dumme Aeußerung ſeiner Gemahlin in’s Engliſche.

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[223/0225] ten Einnahme, die moͤglicherweiſe in derlei Neſtern erzielt werden koͤnnte. Jn der jetzigen Jahreszeit zu reiſen iſt ſehr ange- nehm. Herr und Frau fahren in ihrer kleinen Chaiſe. Jch ſitze ganz allein, ungeſtoͤrt im bequemen Kabrio- let eines Pack-Wagens, wo ich mich haͤuslich einge- richtet habe. Eine engliſche Sprachlehre und ein franzoͤſiſch-engliſches Taſchenwoͤrterbuch hab’ ich von L. mitgenommen. Herr Vlaͤmert, der die engliſche Sprache kennt und taͤglich uͤbt, weil Miß Katharina nichts Anderes ſpricht, giebt mir manchen Wink uͤber die Ausſprache. Aber da wird er, fuͤrcht’ ich, lange winken koͤnnen, bis ich dahin gelange, mich nur vor- nehmlich auszudruͤcken. Eine Menge von Buchſta- ben klingen ganz anders, wie ſie geſchrieben werden; derer nicht zu gedenken, die man im Munde behalten, mit der Zuuge zerdruͤcken und halb hinunter wuͤrgen ſoll, wie reife Erdbeeren; halb wieder herausgeben, wie Kirſchkerne. Jch ſagte neulich zu Herrn Vlaͤmert, es waͤre fuͤr den Lernenden ſchlimm: wenn er zwei Tage daran gewendet, zu begreifen, wie man „Ochſe“ ſchreibe, erfahre er am dritten, daß es „Eſel“ ausge- ſprochen werde. Er lachte und uͤberſetzte dieſe meine dumme Aeußerung ſeiner Gemahlin in’s Engliſche.

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/225>, abgerufen am 27.11.2024.