Unsicherheit meines Passes und da giebt es schon kei- nen besseren Platz, als den mir Herr Vlämert ver- trauensvoll gegönnt.
Wenn ich nur aus mir selbst in so weit klug wer- den könnte, daß ich wüßte, was mich eigentlich nach Paris zieht? Jch mag sinnen, forschen, mich auf's Gewissen fragen, wie ich will, -- endlich bleib ich doch immer wieder bei Adelen stehen. Die innere Stimme sagt mir, daß ich sie, trotz des Franconi'schen Berichtes, dennoch nirgend anderswo antreffen werde.
Und sehen, sprechen muß ich sie!
Jch fasse nicht, wie ich weiter leben sollte, ohne mindestens mit ihr mich ausgeredet zu haben, über Alles was sie und mich betrifft. Jch weiß nicht ob ich sie liebe? Aber ich weiß doch, daß ich in's Reine kommen will über mich, über sie, über unsere Gefühle für einander."
vom 14. Juni.
"Es wird doch rascher gehen mit unserer Reise, wie ich erst gefürchtet. Herr Vlämert findet es gar nicht der Mühe werth, in kleinen Städten, deren wir manche berühren, anzuhalten und seine Sammlung auszupacken. Er hat auch Recht. Die Kosten der Anordnung stehen in keinem Verhältnisse zu der größ-
Unſicherheit meines Paſſes und da giebt es ſchon kei- nen beſſeren Platz, als den mir Herr Vlaͤmert ver- trauensvoll gegoͤnnt.
Wenn ich nur aus mir ſelbſt in ſo weit klug wer- den koͤnnte, daß ich wuͤßte, was mich eigentlich nach Paris zieht? Jch mag ſinnen, forſchen, mich auf’s Gewiſſen fragen, wie ich will, — endlich bleib ich doch immer wieder bei Adelen ſtehen. Die innere Stimme ſagt mir, daß ich ſie, trotz des Franconi’ſchen Berichtes, dennoch nirgend anderswo antreffen werde.
Und ſehen, ſprechen muß ich ſie!
Jch faſſe nicht, wie ich weiter leben ſollte, ohne mindeſtens mit ihr mich ausgeredet zu haben, uͤber Alles was ſie und mich betrifft. Jch weiß nicht ob ich ſie liebe? Aber ich weiß doch, daß ich in’s Reine kommen will uͤber mich, uͤber ſie, uͤber unſere Gefuͤhle fuͤr einander.“
vom 14. Juni.
„Es wird doch raſcher gehen mit unſerer Reiſe, wie ich erſt gefuͤrchtet. Herr Vlaͤmert findet es gar nicht der Muͤhe werth, in kleinen Staͤdten, deren wir manche beruͤhren, anzuhalten und ſeine Sammlung auszupacken. Er hat auch Recht. Die Koſten der Anordnung ſtehen in keinem Verhaͤltniſſe zu der groͤß-
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Unſicherheit meines Paſſes und da giebt es ſchon kei-
nen beſſeren Platz, als den mir Herr Vlaͤmert ver-
trauensvoll gegoͤnnt.
Wenn ich nur aus mir ſelbſt in ſo weit klug wer-
den koͤnnte, daß ich wuͤßte, was mich eigentlich nach
Paris zieht? Jch mag ſinnen, forſchen, mich auf’s
Gewiſſen fragen, wie ich will, — endlich bleib ich
doch immer wieder bei Adelen ſtehen. Die innere
Stimme ſagt mir, daß ich ſie, trotz des Franconi’ſchen
Berichtes, dennoch nirgend anderswo antreffen werde.
Und ſehen, ſprechen muß ich ſie!
Jch faſſe nicht, wie ich weiter leben ſollte, ohne
mindeſtens mit ihr mich ausgeredet zu haben, uͤber
Alles was ſie und mich betrifft. Jch weiß nicht ob
ich ſie liebe? Aber ich weiß doch, daß ich in’s Reine
kommen will uͤber mich, uͤber ſie, uͤber unſere Gefuͤhle
fuͤr einander.“
vom 14. Juni.
„Es wird doch raſcher gehen mit unſerer Reiſe,
wie ich erſt gefuͤrchtet. Herr Vlaͤmert findet es gar
nicht der Muͤhe werth, in kleinen Staͤdten, deren wir
manche beruͤhren, anzuhalten und ſeine Sammlung
auszupacken. Er hat auch Recht. Die Koſten der
Anordnung ſtehen in keinem Verhaͤltniſſe zu der groͤß-
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/224>, abgerufen am 28.07.2024.
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