leise-klagender Stimme ein Selbstgespräch; eine Rede- übung, in deren verschiedensten Formen sie über- haupt stark war: Das wußt' ich ja, daß es so gehen würde. Der böse Geist des Vaters regt sich in ihm, sammt der leichtsinnigen Empfindsamkeit der Mutter. -- Nach des Herren Tochter wagt er die Blicke zu wenden! -- O mein Schöpfer, wenn sie doch auf den Kanzeln nicht immer von Verführung und bösen Bei- spielen predigen wollten! Der schlimmste Verführer wohnt in den Menschen selber und Satan braucht nicht erst von Außen anzupochen, weil er mit ihnen, in ihnen geboren wird. -- Möchte mir nicht auch unser Herr Pastor die Erbsünde abstreiten? -- Da haben wir's ja; was ist denn hier Anderes im Spiel? -- Hat er je etwas der Art gesehen? Ganz von selbst ist er auf solche Sprünge gekommen. -- Nein, Herr Pastor, meine Erbsünde laß' ich mir nicht nehmen. -- --
Während sie im Freien also mit sich allein redete, that Anton im Stübchen desgleichen:
Wenn's nun wirklich keine Täuschung wäre? -- Wenn sie mir wirklich und wahrhaftig eine Kußhand zugeworfen? -- Sie, die mich immer spöttisch behan- delt und seit einem Jahr gar so kalt und stolz gegen mich ist? -- Was würde das beweisen? -- Daß sie
leiſe-klagender Stimme ein Selbſtgeſpraͤch; eine Rede- uͤbung, in deren verſchiedenſten Formen ſie uͤber- haupt ſtark war: Das wußt’ ich ja, daß es ſo gehen wuͤrde. Der boͤſe Geiſt des Vaters regt ſich in ihm, ſammt der leichtſinnigen Empfindſamkeit der Mutter. — Nach des Herren Tochter wagt er die Blicke zu wenden! — O mein Schoͤpfer, wenn ſie doch auf den Kanzeln nicht immer von Verfuͤhrung und boͤſen Bei- ſpielen predigen wollten! Der ſchlimmſte Verfuͤhrer wohnt in den Menſchen ſelber und Satan braucht nicht erſt von Außen anzupochen, weil er mit ihnen, in ihnen geboren wird. — Moͤchte mir nicht auch unſer Herr Paſtor die Erbſuͤnde abſtreiten? — Da haben wir’s ja; was iſt denn hier Anderes im Spiel? — Hat er je etwas der Art geſehen? Ganz von ſelbſt iſt er auf ſolche Spruͤnge gekommen. — Nein, Herr Paſtor, meine Erbſuͤnde laß’ ich mir nicht nehmen. — —
Waͤhrend ſie im Freien alſo mit ſich allein redete, that Anton im Stuͤbchen desgleichen:
Wenn’s nun wirklich keine Taͤuſchung waͤre? — Wenn ſie mir wirklich und wahrhaftig eine Kußhand zugeworfen? — Sie, die mich immer ſpoͤttiſch behan- delt und ſeit einem Jahr gar ſo kalt und ſtolz gegen mich iſt? — Was wuͤrde das beweiſen? — Daß ſie
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leiſe-klagender Stimme ein Selbſtgeſpraͤch; eine Rede-
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haupt ſtark war: Das wußt’ ich ja, daß es ſo gehen
wuͤrde. Der boͤſe Geiſt des Vaters regt ſich in ihm,
ſammt der leichtſinnigen Empfindſamkeit der Mutter.
— Nach des Herren Tochter wagt er die Blicke zu
wenden! — O mein Schoͤpfer, wenn ſie doch auf den
Kanzeln nicht immer von Verfuͤhrung und boͤſen Bei-
ſpielen predigen wollten! Der ſchlimmſte Verfuͤhrer
wohnt in den Menſchen ſelber und Satan braucht
nicht erſt von Außen anzupochen, weil er mit ihnen,
in ihnen geboren wird. — Moͤchte mir nicht auch
unſer Herr Paſtor die Erbſuͤnde abſtreiten? — Da
haben wir’s ja; was iſt denn hier Anderes im Spiel?
— Hat er je etwas der Art geſehen? Ganz von ſelbſt
iſt er auf ſolche Spruͤnge gekommen. — Nein, Herr
Paſtor, meine Erbſuͤnde laß’ ich mir nicht nehmen. — —
Waͤhrend ſie im Freien alſo mit ſich allein redete,
that Anton im Stuͤbchen desgleichen:
Wenn’s nun wirklich keine Taͤuſchung waͤre? —
Wenn ſie mir wirklich und wahrhaftig eine Kußhand
zugeworfen? — Sie, die mich immer ſpoͤttiſch behan-
delt und ſeit einem Jahr gar ſo kalt und ſtolz gegen
mich iſt? — Was wuͤrde das beweiſen? — Daß ſie
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/94>, abgerufen am 07.05.2024.
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