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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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und das Bild der fremden Frau völlig; nur Tiele-
tunke's Kuß lebte noch und wirkte in seiner Seele.



Sechstes Kapitel.

Worin blos davon geredet wird, was Mutter Goksch, Anton und Ottilie mit
sich selbst redeten; auch was die schöne Leserin sagt; -- und endlich der Autor.

Die neue Woche in Liebenau begann eben so lang-
weilig wie alle neuen Wochen auf Erden zu beginnen
pflegen, wenn nach irgend einer Auffrischung oder
Erregung der Menschen Dasein wieder den alten
Gang geht. Musikdirektor Carino hat das Schloß
verlassen und seinem guten Oheim dem Pastor Lebe-
wohl gesagt, um sich an die Hofkapelle des bewußten
Fürsten am Rhein zu begeben; Puschel und Rubs
sind nach der Hauptstadt zurückgekehrt, um, ihren
Studien obliegend, sich bald in's Examen zu werfen;
die Schloßfräulen führen die Wirthschaft in Küche,
Haus und Ställen, bleichen Leinen, bessern Wäsche
aus; Onkel Nasus reitet, die dicksten Stämme musternd
und Holzfrevler verfolgend, in seinen Wäldern um-
her, gleich dem brüllenden Leuen, zu trachten, wel-
chen er verschlinge; Anton flicht Körbe.

Wir wissen aus seinem Gedichtlein, daß er sonst

und das Bild der fremden Frau voͤllig; nur Tiele-
tunke’s Kuß lebte noch und wirkte in ſeiner Seele.



Sechstes Kapitel.

Worin blos davon geredet wird, was Mutter Gokſch, Anton und Ottilie mit
ſich ſelbſt redeten; auch was die ſchöne Leſerin ſagt; — und endlich der Autor.

Die neue Woche in Liebenau begann eben ſo lang-
weilig wie alle neuen Wochen auf Erden zu beginnen
pflegen, wenn nach irgend einer Auffriſchung oder
Erregung der Menſchen Daſein wieder den alten
Gang geht. Muſikdirektor Carino hat das Schloß
verlaſſen und ſeinem guten Oheim dem Paſtor Lebe-
wohl geſagt, um ſich an die Hofkapelle des bewußten
Fuͤrſten am Rhein zu begeben; Puſchel und Rubs
ſind nach der Hauptſtadt zuruͤckgekehrt, um, ihren
Studien obliegend, ſich bald in’s Examen zu werfen;
die Schloßfraͤulen fuͤhren die Wirthſchaft in Kuͤche,
Haus und Staͤllen, bleichen Leinen, beſſern Waͤſche
aus; Onkel Naſus reitet, die dickſten Staͤmme muſternd
und Holzfrevler verfolgend, in ſeinen Waͤldern um-
her, gleich dem bruͤllenden Leuen, zu trachten, wel-
chen er verſchlinge; Anton flicht Koͤrbe.

Wir wiſſen aus ſeinem Gedichtlein, daß er ſonſt

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[71/0087] und das Bild der fremden Frau voͤllig; nur Tiele- tunke’s Kuß lebte noch und wirkte in ſeiner Seele. Sechstes Kapitel. Worin blos davon geredet wird, was Mutter Gokſch, Anton und Ottilie mit ſich ſelbſt redeten; auch was die ſchöne Leſerin ſagt; — und endlich der Autor. Die neue Woche in Liebenau begann eben ſo lang- weilig wie alle neuen Wochen auf Erden zu beginnen pflegen, wenn nach irgend einer Auffriſchung oder Erregung der Menſchen Daſein wieder den alten Gang geht. Muſikdirektor Carino hat das Schloß verlaſſen und ſeinem guten Oheim dem Paſtor Lebe- wohl geſagt, um ſich an die Hofkapelle des bewußten Fuͤrſten am Rhein zu begeben; Puſchel und Rubs ſind nach der Hauptſtadt zuruͤckgekehrt, um, ihren Studien obliegend, ſich bald in’s Examen zu werfen; die Schloßfraͤulen fuͤhren die Wirthſchaft in Kuͤche, Haus und Staͤllen, bleichen Leinen, beſſern Waͤſche aus; Onkel Naſus reitet, die dickſten Staͤmme muſternd und Holzfrevler verfolgend, in ſeinen Waͤldern um- her, gleich dem bruͤllenden Leuen, zu trachten, wel- chen er verſchlinge; Anton flicht Koͤrbe. Wir wiſſen aus ſeinem Gedichtlein, daß er ſonſt

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/87>, abgerufen am 25.11.2024.