ich die Ehre haben zu versichern. Jn Madrid ließen sie die Stiergefechte leer, wenn es hieß: Michaletto wird arbeiten. Was brauch' ich die Stiere zu sehen, rief Einer dem Andern zu, haben wir nicht Michaletto Sanchez? Das thut wohl, mein Herr! Gut! Bei allen Heiligen, wenn es möglich wäre, so würd' ich sagen: Rosalie übertrifft mich. Sie nimmt noch einen wilderen Schwung. Wolle Gott und seine Engel, daß die Mauern des Hauses fest stehn mögen, wo wir unsern Salon gemiethet haben, sonst reißt sie Alles zusammen. Und dann müssen Sie bewundern den Leuchter-Tanz, ausgeführt von Lisetta und Sofia. Der ist ganz neu, nie sonst produzirt; meine Jnven- tion. Darin ist vereiniget Grazie, Kraft, Balance, Ausdauer. Der Bürgermeister von X. ein Mann in meinem Alter, gerieth in eine so heftige Leidenschaft, als er diesen Leuchter-Tanz gesehen, daß er sich entschlie- ßen wollte, mit uns zu gehen. Vater Sanchez, sprach er zu mir, Du hast keinen Bajazzo; aus Liebe für diese himmlischen Gestalten will ich mit Dir ziehen, will Dir als Bajazzo dienen, damit ich nur täglich diesen Anblick genießen könne! Glücklicherweise hat seine Gattin ihm keinen Urlaub ertheilt, sonst wäre
ich die Ehre haben zu verſichern. Jn Madrid ließen ſie die Stiergefechte leer, wenn es hieß: Michaletto wird arbeiten. Was brauch’ ich die Stiere zu ſehen, rief Einer dem Andern zu, haben wir nicht Michaletto Sanchez? Das thut wohl, mein Herr! Gut! Bei allen Heiligen, wenn es moͤglich waͤre, ſo wuͤrd’ ich ſagen: Roſalie uͤbertrifft mich. Sie nimmt noch einen wilderen Schwung. Wolle Gott und ſeine Engel, daß die Mauern des Hauſes feſt ſtehn moͤgen, wo wir unſern Salon gemiethet haben, ſonſt reißt ſie Alles zuſammen. Und dann muͤſſen Sie bewundern den Leuchter-Tanz, ausgefuͤhrt von Liſetta und Sofia. Der iſt ganz neu, nie ſonſt produzirt; meine Jnven- tion. Darin iſt vereiniget Grazie, Kraft, Balance, Ausdauer. Der Buͤrgermeiſter von X. ein Mann in meinem Alter, gerieth in eine ſo heftige Leidenſchaft, als er dieſen Leuchter-Tanz geſehen, daß er ſich entſchlie- ßen wollte, mit uns zu gehen. Vater Sanchez, ſprach er zu mir, Du haſt keinen Bajazzo; aus Liebe fuͤr dieſe himmliſchen Geſtalten will ich mit Dir ziehen, will Dir als Bajazzo dienen, damit ich nur taͤglich dieſen Anblick genießen koͤnne! Gluͤcklicherweiſe hat ſeine Gattin ihm keinen Urlaub ertheilt, ſonſt waͤre
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0297"n="281"/>
ich die Ehre haben zu verſichern. Jn Madrid ließen<lb/>ſie die Stiergefechte leer, wenn es hieß: Michaletto<lb/>
wird arbeiten. Was brauch’ ich die Stiere zu ſehen,<lb/>
rief Einer dem Andern zu, haben wir nicht Michaletto<lb/>
Sanchez? Das thut wohl, mein Herr! Gut! Bei<lb/>
allen Heiligen, wenn es moͤglich waͤre, ſo wuͤrd’ ich<lb/>ſagen: Roſalie uͤbertrifft <hirendition="#g">mich</hi>. Sie nimmt noch<lb/>
einen wilderen Schwung. Wolle Gott und ſeine<lb/>
Engel, daß die Mauern des Hauſes feſt ſtehn moͤgen,<lb/>
wo wir unſern Salon gemiethet haben, ſonſt reißt ſie<lb/>
Alles zuſammen. Und dann muͤſſen Sie bewundern<lb/>
den Leuchter-Tanz, ausgefuͤhrt von Liſetta und Sofia.<lb/>
Der iſt ganz neu, nie ſonſt produzirt; <hirendition="#g">meine</hi> Jnven-<lb/>
tion. Darin iſt vereiniget Grazie, Kraft, Balance,<lb/>
Ausdauer. Der Buͤrgermeiſter von X. ein Mann in<lb/>
meinem Alter, gerieth in eine ſo heftige Leidenſchaft,<lb/>
als er dieſen Leuchter-Tanz geſehen, daß er ſich entſchlie-<lb/>
ßen wollte, mit uns zu gehen. Vater Sanchez, ſprach<lb/>
er zu mir, Du haſt keinen Bajazzo; aus Liebe fuͤr<lb/>
dieſe himmliſchen Geſtalten will ich mit Dir ziehen,<lb/>
will Dir als Bajazzo dienen, damit ich nur taͤglich<lb/>
dieſen Anblick genießen koͤnne! Gluͤcklicherweiſe hat<lb/>ſeine Gattin ihm keinen Urlaub ertheilt, ſonſt waͤre<lb/></p></div></body></text></TEI>
[281/0297]
ich die Ehre haben zu verſichern. Jn Madrid ließen
ſie die Stiergefechte leer, wenn es hieß: Michaletto
wird arbeiten. Was brauch’ ich die Stiere zu ſehen,
rief Einer dem Andern zu, haben wir nicht Michaletto
Sanchez? Das thut wohl, mein Herr! Gut! Bei
allen Heiligen, wenn es moͤglich waͤre, ſo wuͤrd’ ich
ſagen: Roſalie uͤbertrifft mich. Sie nimmt noch
einen wilderen Schwung. Wolle Gott und ſeine
Engel, daß die Mauern des Hauſes feſt ſtehn moͤgen,
wo wir unſern Salon gemiethet haben, ſonſt reißt ſie
Alles zuſammen. Und dann muͤſſen Sie bewundern
den Leuchter-Tanz, ausgefuͤhrt von Liſetta und Sofia.
Der iſt ganz neu, nie ſonſt produzirt; meine Jnven-
tion. Darin iſt vereiniget Grazie, Kraft, Balance,
Ausdauer. Der Buͤrgermeiſter von X. ein Mann in
meinem Alter, gerieth in eine ſo heftige Leidenſchaft,
als er dieſen Leuchter-Tanz geſehen, daß er ſich entſchlie-
ßen wollte, mit uns zu gehen. Vater Sanchez, ſprach
er zu mir, Du haſt keinen Bajazzo; aus Liebe fuͤr
dieſe himmliſchen Geſtalten will ich mit Dir ziehen,
will Dir als Bajazzo dienen, damit ich nur taͤglich
dieſen Anblick genießen koͤnne! Gluͤcklicherweiſe hat
ſeine Gattin ihm keinen Urlaub ertheilt, ſonſt waͤre
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/297>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.