Anton ließ sich in's Französische übersetzen, nahm die Stelle an und hörte von nun an auf: "Antoine!"
Einundzwanzigstes Kapitel.
Er wird der Liebling vieler Leute; unter Anderen eines bengalischen Bären und einer schönen Frau. Daneben lernt er fleißig Französisch.
Der Aufenthalt in kleineren Städten konnte für eine so großartige Unternehmung, wie jene der Ma- dame Simonelli, stets nur ein vorübergehender sein. Deshalb finden wir sie bald in P., wo eine große, heizbare Bude für sie aufgeschlagen worden, während noch in R. nichts weiter, als sämmtliche zu einer Wagenburg sinnreich vereinte Fourgon's, mit Lein- wand überdeckt, den Zwinger bildeten.
Antoine prangt bereits in vollem Putz: Schmieg- same Lederhosen und ein kurzes Jäckchen von schwar- zem Sammet, mit silbernen Knöpfen a la Figaro besetzt, kleiden ihn allerliebst. Was über die Thiere vorzutragen ist, hat er sich rasch zu eigen gemacht. Die mündlichen Ueberlieferungen der Damen, wie der ausländischen Wärter, seiner Kollegen, sind durch ihn mit seinen eigenen Jugenderinnerungen aus Raff und ähnlichen, den Liebenauern zugänglichen Zoologen in
Anton ließ ſich in’s Franzoͤſiſche uͤberſetzen, nahm die Stelle an und hoͤrte von nun an auf: „Antoine!“
Einundzwanzigſtes Kapitel.
Er wird der Liebling vieler Leute; unter Anderen eines bengaliſchen Bären und einer ſchönen Frau. Daneben lernt er fleißig Franzöſiſch.
Der Aufenthalt in kleineren Staͤdten konnte fuͤr eine ſo großartige Unternehmung, wie jene der Ma- dame Simonelli, ſtets nur ein voruͤbergehender ſein. Deshalb finden wir ſie bald in P., wo eine große, heizbare Bude fuͤr ſie aufgeſchlagen worden, waͤhrend noch in R. nichts weiter, als ſaͤmmtliche zu einer Wagenburg ſinnreich vereinte Fourgon’s, mit Lein- wand uͤberdeckt, den Zwinger bildeten.
Antoine prangt bereits in vollem Putz: Schmieg- ſame Lederhoſen und ein kurzes Jaͤckchen von ſchwar- zem Sammet, mit ſilbernen Knoͤpfen à la Figaro beſetzt, kleiden ihn allerliebſt. Was uͤber die Thiere vorzutragen iſt, hat er ſich raſch zu eigen gemacht. Die muͤndlichen Ueberlieferungen der Damen, wie der auslaͤndiſchen Waͤrter, ſeiner Kollegen, ſind durch ihn mit ſeinen eigenen Jugenderinnerungen aus Raff und aͤhnlichen, den Liebenauern zugaͤnglichen Zoologen in
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Anton ließ ſich in’s Franzoͤſiſche uͤberſetzen, nahm
die Stelle an und hoͤrte von nun an auf: „Antoine!“
Einundzwanzigſtes Kapitel.
Er wird der Liebling vieler Leute; unter Anderen eines bengaliſchen Bären und
einer ſchönen Frau. Daneben lernt er fleißig Franzöſiſch.
Der Aufenthalt in kleineren Staͤdten konnte fuͤr
eine ſo großartige Unternehmung, wie jene der Ma-
dame Simonelli, ſtets nur ein voruͤbergehender ſein.
Deshalb finden wir ſie bald in P., wo eine große,
heizbare Bude fuͤr ſie aufgeſchlagen worden, waͤhrend
noch in R. nichts weiter, als ſaͤmmtliche zu einer
Wagenburg ſinnreich vereinte Fourgon’s, mit Lein-
wand uͤberdeckt, den Zwinger bildeten.
Antoine prangt bereits in vollem Putz: Schmieg-
ſame Lederhoſen und ein kurzes Jaͤckchen von ſchwar-
zem Sammet, mit ſilbernen Knoͤpfen à la Figaro
beſetzt, kleiden ihn allerliebſt. Was uͤber die Thiere
vorzutragen iſt, hat er ſich raſch zu eigen gemacht.
Die muͤndlichen Ueberlieferungen der Damen, wie der
auslaͤndiſchen Waͤrter, ſeiner Kollegen, ſind durch ihn
mit ſeinen eigenen Jugenderinnerungen aus Raff und
aͤhnlichen, den Liebenauern zugaͤnglichen Zoologen in
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/271>, abgerufen am 24.11.2024.
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