gefahrvollen Wege zu ebnen bestimmt gewesen, -- ... verschwunden!
Höchst wahrscheinlich blieb das Ledersäckchen welches seine Schätze barg in jenem Wirthshause liegen, wo ihn, als er eben für sich und Koko den Kaffee bezahlte, der dicke Fleischer durch das gefällige Anerbieten ihn mitzunehmen, überraschte.
Anton's Schreck war so sichtbar; der Ausdruck seines Unglücks so wahr und natürlich, daß es den Damen nicht entgehen konnte. Keine von beiden dachte auch nur im Entferntesten an eine lügenhafte Erfindung.
Auf dringendes Befragen stammelte er blos: mein Geld -- mein Reisegeld; nun ist's aus mit mir!
Es entstand eine lange Pause, die zuerst durch Madame Simonelli unterbrochen wurde, welche ihm in den artigsten Formen anbot, er solle nur sein Ge- päck ablegen, hineintreten und die Thiere betrachten; das werde ihn zerstreuen. Unterdessen wolle sie und Laura berathen. Denn, fügte sie mit wahrhaft graziöser Wendung hinzu, wahrscheinlich hab' er seine Börse verloren, als er den Baum erklettert, um Koko vor den Krähen zu retten, und deshalb sei es ihre Sache, ihn zu entschädigen.
gefahrvollen Wege zu ebnen beſtimmt geweſen, — ... verſchwunden!
Hoͤchſt wahrſcheinlich blieb das Lederſaͤckchen welches ſeine Schaͤtze barg in jenem Wirthshauſe liegen, wo ihn, als er eben fuͤr ſich und Koko den Kaffee bezahlte, der dicke Fleiſcher durch das gefaͤllige Anerbieten ihn mitzunehmen, uͤberraſchte.
Anton’s Schreck war ſo ſichtbar; der Ausdruck ſeines Ungluͤcks ſo wahr und natuͤrlich, daß es den Damen nicht entgehen konnte. Keine von beiden dachte auch nur im Entfernteſten an eine luͤgenhafte Erfindung.
Auf dringendes Befragen ſtammelte er blos: mein Geld — mein Reiſegeld; nun iſt’s aus mit mir!
Es entſtand eine lange Pauſe, die zuerſt durch Madame Simonelli unterbrochen wurde, welche ihm in den artigſten Formen anbot, er ſolle nur ſein Ge- paͤck ablegen, hineintreten und die Thiere betrachten; das werde ihn zerſtreuen. Unterdeſſen wolle ſie und Laura berathen. Denn, fuͤgte ſie mit wahrhaft grazioͤſer Wendung hinzu, wahrſcheinlich hab’ er ſeine Boͤrſe verloren, als er den Baum erklettert, um Koko vor den Kraͤhen zu retten, und deshalb ſei es ihre Sache, ihn zu entſchaͤdigen.
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gefahrvollen Wege zu ebnen beſtimmt geweſen, — ...
verſchwunden!
Hoͤchſt wahrſcheinlich blieb das Lederſaͤckchen
welches ſeine Schaͤtze barg in jenem Wirthshauſe
liegen, wo ihn, als er eben fuͤr ſich und Koko den
Kaffee bezahlte, der dicke Fleiſcher durch das gefaͤllige
Anerbieten ihn mitzunehmen, uͤberraſchte.
Anton’s Schreck war ſo ſichtbar; der Ausdruck
ſeines Ungluͤcks ſo wahr und natuͤrlich, daß es
den Damen nicht entgehen konnte. Keine von beiden
dachte auch nur im Entfernteſten an eine luͤgenhafte
Erfindung.
Auf dringendes Befragen ſtammelte er blos:
mein Geld — mein Reiſegeld; nun iſt’s aus mit mir!
Es entſtand eine lange Pauſe, die zuerſt durch
Madame Simonelli unterbrochen wurde, welche ihm
in den artigſten Formen anbot, er ſolle nur ſein Ge-
paͤck ablegen, hineintreten und die Thiere betrachten;
das werde ihn zerſtreuen. Unterdeſſen wolle ſie und
Laura berathen. Denn, fuͤgte ſie mit wahrhaft
grazioͤſer Wendung hinzu, wahrſcheinlich hab’ er ſeine
Boͤrſe verloren, als er den Baum erklettert, um Koko
vor den Kraͤhen zu retten, und deshalb ſei es ihre
Sache, ihn zu entſchaͤdigen.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/262>, abgerufen am 23.11.2024.
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