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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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Großmutter, an dem kleinen Heerde müßten ihm die
Spuren der kaumverwehten Papierasche aufgefallen
sein.

Von wem das Schreiben gewesen? -- Von sei-
ner Mutter, der todtgeglaubten! An ihre Mutter, seine
Großmutter, war es gerichtet. Woher? Wir wissen
es nicht. Eben so wenig, als wir für jetzt berichten
können, wie es geschehen, daß Antoinette die verhee-
renden Fluthen entronnen, zu den ihrigen nicht mehr
heimkehrte; daß sie so lange Jahre hindurch nichts
von sich vernehmen ließ; warum sie jetzt gerade ein
Zeichen ihres verschollenen Daseins gegeben?

Vielleicht sagt es uns der Verlauf dieser Geschichte.

Erfreuliches konnten diese wenigen Zeilen für
Mutter Goksch nicht enthalten haben; das zeigt uns
der Zustand der alten lebensmüden Empfängerin, die
fest entschlossen scheint, das Geheimniß mit in's Grab
zu nehmen.

Frage mich nicht, mein Anton, sagte sie am näch-
sten Tage, forsche doch nicht, von wem der Brief her-
rühre, den ich gestern erhielt. Du würdest Dich und
mich nur vergebens quälen, denn Du darfst niemals
erfahren, was er mir gemeldet. Jch vertraue auf
Deinen kindlichen Gehorsam. Gieb Du Deiner alten

Großmutter, an dem kleinen Heerde muͤßten ihm die
Spuren der kaumverwehten Papieraſche aufgefallen
ſein.

Von wem das Schreiben geweſen? — Von ſei-
ner Mutter, der todtgeglaubten! An ihre Mutter, ſeine
Großmutter, war es gerichtet. Woher? Wir wiſſen
es nicht. Eben ſo wenig, als wir fuͤr jetzt berichten
koͤnnen, wie es geſchehen, daß Antoinette die verhee-
renden Fluthen entronnen, zu den ihrigen nicht mehr
heimkehrte; daß ſie ſo lange Jahre hindurch nichts
von ſich vernehmen ließ; warum ſie jetzt gerade ein
Zeichen ihres verſchollenen Daſeins gegeben?

Vielleicht ſagt es uns der Verlauf dieſer Geſchichte.

Erfreuliches konnten dieſe wenigen Zeilen fuͤr
Mutter Gokſch nicht enthalten haben; das zeigt uns
der Zuſtand der alten lebensmuͤden Empfaͤngerin, die
feſt entſchloſſen ſcheint, das Geheimniß mit in’s Grab
zu nehmen.

Frage mich nicht, mein Anton, ſagte ſie am naͤch-
ſten Tage, forſche doch nicht, von wem der Brief her-
ruͤhre, den ich geſtern erhielt. Du wuͤrdeſt Dich und
mich nur vergebens quaͤlen, denn Du darfſt niemals
erfahren, was er mir gemeldet. Jch vertraue auf
Deinen kindlichen Gehorſam. Gieb Du Deiner alten

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[186/0202] Großmutter, an dem kleinen Heerde muͤßten ihm die Spuren der kaumverwehten Papieraſche aufgefallen ſein. Von wem das Schreiben geweſen? — Von ſei- ner Mutter, der todtgeglaubten! An ihre Mutter, ſeine Großmutter, war es gerichtet. Woher? Wir wiſſen es nicht. Eben ſo wenig, als wir fuͤr jetzt berichten koͤnnen, wie es geſchehen, daß Antoinette die verhee- renden Fluthen entronnen, zu den ihrigen nicht mehr heimkehrte; daß ſie ſo lange Jahre hindurch nichts von ſich vernehmen ließ; warum ſie jetzt gerade ein Zeichen ihres verſchollenen Daſeins gegeben? Vielleicht ſagt es uns der Verlauf dieſer Geſchichte. Erfreuliches konnten dieſe wenigen Zeilen fuͤr Mutter Gokſch nicht enthalten haben; das zeigt uns der Zuſtand der alten lebensmuͤden Empfaͤngerin, die feſt entſchloſſen ſcheint, das Geheimniß mit in’s Grab zu nehmen. Frage mich nicht, mein Anton, ſagte ſie am naͤch- ſten Tage, forſche doch nicht, von wem der Brief her- ruͤhre, den ich geſtern erhielt. Du wuͤrdeſt Dich und mich nur vergebens quaͤlen, denn Du darfſt niemals erfahren, was er mir gemeldet. Jch vertraue auf Deinen kindlichen Gehorſam. Gieb Du Deiner alten

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/202>, abgerufen am 25.11.2024.