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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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auf den Todtengräber, welcher sich auch pünktlich
sammt Gehülfen und der schwarzen Tragbahre ein-
stellte. Dann zogen sie zum Fuchswinkel hinaus.

Als Anton, voraneilend, durch's Gebüsch lugte,
rief der Todtengräber ihm zu: sei ohne Sorge, Korb-
macher, wir finden ihn noch; der lauft nicht mehr
weg, wenn er ordentlich todt ist, wie sich's für einen
rechtschaffenen Todten gehört.

Sie legten ihn in den Sarg auf eine Unterlage
von weichen Hobelspänen. Ueber ihn streute Anton
die Nelken und Rosmarinzweige, die er mitgenommen.

Dann schlossen sie den Sarg und der Schall des
Hammers, der die Nägel eintrieb, hallte weit im
Walde wieder und erschreckte alle Vögel.

Die zwei Männer trugen die Bahre.

Anton ging ernst und still hinter ihnen her. Sie
brauchten zwei volle Stunden bis in's Dorf. Beim
Kirchhofe empfing sie Pastor Karich im Amtskleide.
Anton küßte ihm die Hand für seine Güte, im Namen
des Todten. Eine Magd leuchtete mit einer großen
Stalllaterne voran, bis zum offenen Grabe. Als der
Sarg an dicken Seilen hinabgelassen war, sprach der
ehrliche Pastor:

auf den Todtengraͤber, welcher ſich auch puͤnktlich
ſammt Gehuͤlfen und der ſchwarzen Tragbahre ein-
ſtellte. Dann zogen ſie zum Fuchswinkel hinaus.

Als Anton, voraneilend, durch’s Gebuͤſch lugte,
rief der Todtengraͤber ihm zu: ſei ohne Sorge, Korb-
macher, wir finden ihn noch; der lauft nicht mehr
weg, wenn er ordentlich todt iſt, wie ſich’s fuͤr einen
rechtſchaffenen Todten gehoͤrt.

Sie legten ihn in den Sarg auf eine Unterlage
von weichen Hobelſpaͤnen. Ueber ihn ſtreute Anton
die Nelken und Rosmarinzweige, die er mitgenommen.

Dann ſchloſſen ſie den Sarg und der Schall des
Hammers, der die Naͤgel eintrieb, hallte weit im
Walde wieder und erſchreckte alle Voͤgel.

Die zwei Maͤnner trugen die Bahre.

Anton ging ernſt und ſtill hinter ihnen her. Sie
brauchten zwei volle Stunden bis in’s Dorf. Beim
Kirchhofe empfing ſie Paſtor Karich im Amtskleide.
Anton kuͤßte ihm die Hand fuͤr ſeine Guͤte, im Namen
des Todten. Eine Magd leuchtete mit einer großen
Stalllaterne voran, bis zum offenen Grabe. Als der
Sarg an dicken Seilen hinabgelaſſen war, ſprach der
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[154/0170] auf den Todtengraͤber, welcher ſich auch puͤnktlich ſammt Gehuͤlfen und der ſchwarzen Tragbahre ein- ſtellte. Dann zogen ſie zum Fuchswinkel hinaus. Als Anton, voraneilend, durch’s Gebuͤſch lugte, rief der Todtengraͤber ihm zu: ſei ohne Sorge, Korb- macher, wir finden ihn noch; der lauft nicht mehr weg, wenn er ordentlich todt iſt, wie ſich’s fuͤr einen rechtſchaffenen Todten gehoͤrt. Sie legten ihn in den Sarg auf eine Unterlage von weichen Hobelſpaͤnen. Ueber ihn ſtreute Anton die Nelken und Rosmarinzweige, die er mitgenommen. Dann ſchloſſen ſie den Sarg und der Schall des Hammers, der die Naͤgel eintrieb, hallte weit im Walde wieder und erſchreckte alle Voͤgel. Die zwei Maͤnner trugen die Bahre. Anton ging ernſt und ſtill hinter ihnen her. Sie brauchten zwei volle Stunden bis in’s Dorf. Beim Kirchhofe empfing ſie Paſtor Karich im Amtskleide. Anton kuͤßte ihm die Hand fuͤr ſeine Guͤte, im Namen des Todten. Eine Magd leuchtete mit einer großen Stalllaterne voran, bis zum offenen Grabe. Als der Sarg an dicken Seilen hinabgelaſſen war, ſprach der ehrliche Paſtor:

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/170>, abgerufen am 22.11.2024.