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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852.

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sogar die Hof- und Dorfwächter sehr übel im ersten
Schlafe unterbrochen. Bald jedoch, als man im
Schlosse einige Anstalt getroffen, mit Laternen zum
Rechten zu sehen, sei der gnädige Herr höchst ungnä-
dig und verstört zurückgekommen, mit der Versicherung,
daß es gefährlich spucke und daß ihm sogar ein Geist
erschienen. Das Hofgesinde war voller Angst und
Schrecken auseinander gestoben. Die Leute vom
Schlosse aber hatten -- (unter dem Siegel der Ver-
schwiegenheit, welches die Frau Schulmeisterin nur
ihren Vertrautesten lösete) -- letzterer mitgetheilt,
ihr Baron habe vom Kirchhofe ein kohlpechbrand-
rabenschwarzes Pechpflaster heimgebracht, und solches
sitze so zauberhaft fest auf seiner berühmten Nase, daß
es seit Mitternacht bis Dato den vereinten Bestrebun-
gen der beiden Baronessen Linz und Miez noch nicht
gelungen, die väterliche Nase zu befreien. Auch be-
fürchte das ganze Schloß, dieses schändliche Pflaster,
wahrscheinlich aus noch schlimmeren Bestandtheilen
als einfaches Pech zusammengesetzt, werde nur dann
weichen, wenn Onkel Nasus darein willige, sämmt-
liche darunter befindliche Haut mit in den Kauf zu
geben. Als Linz und Miez diesen Antrag ihm in töch-
terlicher Zärtlichkeit stellten, wurd' er höchst auf-

ſogar die Hof- und Dorfwaͤchter ſehr uͤbel im erſten
Schlafe unterbrochen. Bald jedoch, als man im
Schloſſe einige Anſtalt getroffen, mit Laternen zum
Rechten zu ſehen, ſei der gnaͤdige Herr hoͤchſt ungnaͤ-
dig und verſtoͤrt zuruͤckgekommen, mit der Verſicherung,
daß es gefaͤhrlich ſpucke und daß ihm ſogar ein Geiſt
erſchienen. Das Hofgeſinde war voller Angſt und
Schrecken auseinander geſtoben. Die Leute vom
Schloſſe aber hatten — (unter dem Siegel der Ver-
ſchwiegenheit, welches die Frau Schulmeiſterin nur
ihren Vertrauteſten loͤſete) — letzterer mitgetheilt,
ihr Baron habe vom Kirchhofe ein kohlpechbrand-
rabenſchwarzes Pechpflaſter heimgebracht, und ſolches
ſitze ſo zauberhaft feſt auf ſeiner beruͤhmten Naſe, daß
es ſeit Mitternacht bis Dato den vereinten Beſtrebun-
gen der beiden Baroneſſen Linz und Miez noch nicht
gelungen, die vaͤterliche Naſe zu befreien. Auch be-
fuͤrchte das ganze Schloß, dieſes ſchaͤndliche Pflaſter,
wahrſcheinlich aus noch ſchlimmeren Beſtandtheilen
als einfaches Pech zuſammengeſetzt, werde nur dann
weichen, wenn Onkel Naſus darein willige, ſaͤmmt-
liche darunter befindliche Haut mit in den Kauf zu
geben. Als Linz und Miez dieſen Antrag ihm in toͤch-
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[116/0132] ſogar die Hof- und Dorfwaͤchter ſehr uͤbel im erſten Schlafe unterbrochen. Bald jedoch, als man im Schloſſe einige Anſtalt getroffen, mit Laternen zum Rechten zu ſehen, ſei der gnaͤdige Herr hoͤchſt ungnaͤ- dig und verſtoͤrt zuruͤckgekommen, mit der Verſicherung, daß es gefaͤhrlich ſpucke und daß ihm ſogar ein Geiſt erſchienen. Das Hofgeſinde war voller Angſt und Schrecken auseinander geſtoben. Die Leute vom Schloſſe aber hatten — (unter dem Siegel der Ver- ſchwiegenheit, welches die Frau Schulmeiſterin nur ihren Vertrauteſten loͤſete) — letzterer mitgetheilt, ihr Baron habe vom Kirchhofe ein kohlpechbrand- rabenſchwarzes Pechpflaſter heimgebracht, und ſolches ſitze ſo zauberhaft feſt auf ſeiner beruͤhmten Naſe, daß es ſeit Mitternacht bis Dato den vereinten Beſtrebun- gen der beiden Baroneſſen Linz und Miez noch nicht gelungen, die vaͤterliche Naſe zu befreien. Auch be- fuͤrchte das ganze Schloß, dieſes ſchaͤndliche Pflaſter, wahrſcheinlich aus noch ſchlimmeren Beſtandtheilen als einfaches Pech zuſammengeſetzt, werde nur dann weichen, wenn Onkel Naſus darein willige, ſaͤmmt- liche darunter befindliche Haut mit in den Kauf zu geben. Als Linz und Miez dieſen Antrag ihm in toͤch- terlicher Zaͤrtlichkeit ſtellten, wurd’ er hoͤchſt auf-

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/132>, abgerufen am 22.11.2024.