schrieben. Eine Correspondenz, die durch irregulaire Posten, durch Butter- und Obst-Weiber besorgt wurde; weshalb auch der Sommer vorzugsweise die Jahreszeit dieser Zuschriften blieb; im Winter fehlt' es an Beförderung.
Wie sehr in neuerer Zeit beliebt worden ist, ver- traute Briefwechsel in Bücherform durch den Druck Preis zu geben, kann ich mich doch nicht entschließen, den hier in Rede stehenden zu veröffentlichen. Er ist zwar, was den Jnhalt betrifft, manchem im Buch- handel erschienenen nicht gar so tief untergeordnet, -- aber die Form giebt sich nicht einladend und dünkt mich, hauptsächlich von Seiten des Freifräuleins, in Bezug auf die eigensinnige Rechtschreibekunst all zu frei. Was die langen Jünglinge betrifft, so mengen dieselben fleißig griechische, wie lateinische Brocken bei; theils um durch ihr Wissen sich ein Ansehn zu geben; theils um auf die eingestreuten französischen Brocken der Damen gleichfalls mit ausländischer Waare auf- aufzuwarten. Man nannte das schon damals: deutschen Styl.
Durch ihn aber bin ich ein wenig von meinem Wege abgekommen. Jch wollte eigentlich nicht erzäh- len, was ich jetzt schwatzhaft und halb willenlos
ſchrieben. Eine Correſpondenz, die durch irregulaire Poſten, durch Butter- und Obſt-Weiber beſorgt wurde; weshalb auch der Sommer vorzugsweiſe die Jahreszeit dieſer Zuſchriften blieb; im Winter fehlt’ es an Befoͤrderung.
Wie ſehr in neuerer Zeit beliebt worden iſt, ver- traute Briefwechſel in Buͤcherform durch den Druck Preis zu geben, kann ich mich doch nicht entſchließen, den hier in Rede ſtehenden zu veroͤffentlichen. Er iſt zwar, was den Jnhalt betrifft, manchem im Buch- handel erſchienenen nicht gar ſo tief untergeordnet, — aber die Form giebt ſich nicht einladend und duͤnkt mich, hauptſaͤchlich von Seiten des Freifraͤuleins, in Bezug auf die eigenſinnige Rechtſchreibekunſt all zu frei. Was die langen Juͤnglinge betrifft, ſo mengen dieſelben fleißig griechiſche, wie lateiniſche Brocken bei; theils um durch ihr Wiſſen ſich ein Anſehn zu geben; theils um auf die eingeſtreuten franzoͤſiſchen Brocken der Damen gleichfalls mit auslaͤndiſcher Waare auf- aufzuwarten. Man nannte das ſchon damals: deutſchen Styl.
Durch ihn aber bin ich ein wenig von meinem Wege abgekommen. Jch wollte eigentlich nicht erzaͤh- len, was ich jetzt ſchwatzhaft und halb willenlos
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0107"n="91"/>ſchrieben. Eine Correſpondenz, die durch irregulaire<lb/>
Poſten, durch Butter- und Obſt-Weiber beſorgt<lb/>
wurde; weshalb auch der Sommer vorzugsweiſe die<lb/>
Jahreszeit dieſer Zuſchriften blieb; im Winter fehlt’<lb/>
es an Befoͤrderung.</p><lb/><p>Wie ſehr in neuerer Zeit beliebt worden iſt, ver-<lb/>
traute Briefwechſel in Buͤcherform durch den Druck<lb/>
Preis zu geben, kann ich mich doch nicht entſchließen,<lb/>
den hier in Rede ſtehenden zu veroͤffentlichen. Er iſt<lb/>
zwar, was den Jnhalt betrifft, manchem im Buch-<lb/>
handel erſchienenen nicht gar ſo tief untergeordnet, —<lb/>
aber die Form giebt ſich nicht einladend und duͤnkt<lb/>
mich, hauptſaͤchlich von Seiten des Freifraͤuleins, in<lb/>
Bezug auf die eigenſinnige Rechtſchreibekunſt all zu<lb/>
frei. Was die langen Juͤnglinge betrifft, ſo mengen<lb/>
dieſelben fleißig griechiſche, wie lateiniſche Brocken bei;<lb/>
theils um durch ihr Wiſſen ſich ein Anſehn zu geben;<lb/>
theils um auf die eingeſtreuten franzoͤſiſchen Brocken<lb/>
der Damen gleichfalls mit auslaͤndiſcher Waare auf-<lb/>
aufzuwarten. Man nannte das ſchon damals:<lb/>
deutſchen Styl.</p><lb/><p>Durch ihn aber bin ich ein wenig von meinem<lb/>
Wege abgekommen. Jch wollte eigentlich nicht erzaͤh-<lb/>
len, was ich jetzt ſchwatzhaft und halb willenlos<lb/></p></div></body></text></TEI>
[91/0107]
ſchrieben. Eine Correſpondenz, die durch irregulaire
Poſten, durch Butter- und Obſt-Weiber beſorgt
wurde; weshalb auch der Sommer vorzugsweiſe die
Jahreszeit dieſer Zuſchriften blieb; im Winter fehlt’
es an Befoͤrderung.
Wie ſehr in neuerer Zeit beliebt worden iſt, ver-
traute Briefwechſel in Buͤcherform durch den Druck
Preis zu geben, kann ich mich doch nicht entſchließen,
den hier in Rede ſtehenden zu veroͤffentlichen. Er iſt
zwar, was den Jnhalt betrifft, manchem im Buch-
handel erſchienenen nicht gar ſo tief untergeordnet, —
aber die Form giebt ſich nicht einladend und duͤnkt
mich, hauptſaͤchlich von Seiten des Freifraͤuleins, in
Bezug auf die eigenſinnige Rechtſchreibekunſt all zu
frei. Was die langen Juͤnglinge betrifft, ſo mengen
dieſelben fleißig griechiſche, wie lateiniſche Brocken bei;
theils um durch ihr Wiſſen ſich ein Anſehn zu geben;
theils um auf die eingeſtreuten franzoͤſiſchen Brocken
der Damen gleichfalls mit auslaͤndiſcher Waare auf-
aufzuwarten. Man nannte das ſchon damals:
deutſchen Styl.
Durch ihn aber bin ich ein wenig von meinem
Wege abgekommen. Jch wollte eigentlich nicht erzaͤh-
len, was ich jetzt ſchwatzhaft und halb willenlos
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 1. Breslau, 1852, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden01_1852/107>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.