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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ten gesehen/ und als er diß Liecht aufheben wollen/ sey er
von dessen weichen und kalten Angriff erschrocken/ solches
wieder fallen/ aber ein Liecht bringen lassen/ und gefun-
den/ daß es Uberbleibungen von Bachkrebsen gewesen;
dabey er auch (ohn anders Liecht) die kleineste Schrifft
lesen können/ doch habe ers nahe an die Schrifft/ von ei-
nem Wort zum andern halten müssen/ und das gantze
Blat auf einmal/ wie bey einem rechten Liecht/ nicht ü-
bersehen können; in unsern Mitternächtigen Ländern
aber ist diß Experiment noch nicht probirt worden.

Man hält dafür/ daß der Krebs zu Nachts aus den
Bächen und Wässern austrette/ und in dem Gras und
am Ufer seine Weide suchend/ auch Grillen/ Heuschre-
cken und dergleichen fresse. Jm Wasser sind die Frösche
und Schnecken seine liebste Speise. Das verwunder-
samste ist/ daß/ wann ihm eine Scheer abgezwickt/ ge-
bissen oder abgebrochen wird/ ihm mit der Zeit wieder
eine junge wächset. Nach der Naturkündiger Urtheil/
nehmen sie/ mit dem Monden zu und ab; vom Majo
an/ biß in den September/ sind sie am besten/ sie sind
gern in steinichten Bächlein/ da sie sich unter denselben/
noch lieber aber am Gestad unter den Wurtzeln der
Bäume und in denen Löchern aufhalten/ und daselbst
von den Fischern mit den Händen heraus gesucht und
ausgehoben werden.

Sie gehen so schnell zurück als für sich/ schwimmen
und kriechen/ die Männlein haben zur Zeit/ wann die
Weiblein Eyer haben/ zu Anfang ihres Hälsleins klei-
ne weisse Aederlein/ welche ich bey den Weiblein/ meines
Bedunckens/ nicht gefunden/ halte also dafür/ es sey ihr
sperma, oder Milch/ wiewol D. Sachs meynet/ sie ha-
ben diese Aederlein ins gemein/ und nur im Winter/ zur
Zeit/ da sie zum Essen nicht gut sind.

Die Krebsen haben eine absonderliche Feindschafft
mit den Schweinen. D. Sachs sagt ex Helmontio,
wann die Marck-Brandenburger (bey welchen die Kreb-
sen häuffig zu finden) über Land Krebsen führen/ und in
den Wirthshäusern ihre beladene Wägen stellen/ müs-
sen sie des Nachts dabey Schildwacht halten/ daß kein
Schwein darzu komme/ denn wo nur eines solte unter
den Wagen durchlauffen/ würden alle Krebse sterben und
abstehen. Und diß soll/ sagt er ferner/ auch zu Wien
von den Ungerischen Krebsführern beobachtet werden.
Den Schlangen und Nattern sind sie aufsätzig/ und er-
würgen sie/ wo sie ihrer habhafft werden mögen.

Mit dem Decocto von den Krebsen/ kan man das
Ungeziefer von den Kräutern vertreiben. Mizaldus
sagt/ daß die Rauppen also die Krebsen förchten/ daß so
man einen Krebs an einen Baum hanget/ worauf sie
wohnen/ sie alsobald herab fallen. Ein todter Krebs
vertreibt die Maulwürff aus ihren Löchern/ wann man
ihn hinein steckt. Und das Wasser/ worinn die Kreb-
sen gesotten worden/ verjagen die Wantzen. Vom
[Spaltenumbruch] Donner und Wetterleuchten verderben sie. Von dem
Kraut Poly podio steht der Krebs auch ab/ wann man
ihms anhänget; im Winter/ auch wann sie häutlen/
bleiben sie in ihren Höhlen und Löchern. Die alten
Krebsen werffen jährlich die Schalen vom gantzen Leib
(die Jungen aber nicht alle Jahr) im Sommer um
Johanni/ etliche früher/ etliche später. Jhr Fleisch
wächset und nimmt ab (wie gesagt) mit des Mondens
Veränderungen/ also/ daß sie im Vollschein völliger/
und im Neuschein lährer werden. Etliche essen sie rohe
mit Pfeffer/ Saltz/ Oel und Essig; wie ich selbst mich
zu erinnern weiß/ daß Jhr Durchl. Pfaltzgraf Robert/
als er zu Lintz in Ober-Oesterreich/ ein Kriegsgefangener
gewesen/ solches gethan hat/ habe sie auch versucht/ und auf
seine Art mitten von einander geschnitten/ und auf vorige
Weise gegessen/ und nicht übel befunden; wie dann ihre
Eyer rohe weit delicater und wolgeschmacker sind/ als
gekocht; ob es aber der Gesundheit anständig/ will ich die
Herren Medicos urtheilen lassen.

D. Joh. Jac. Wagner/ Medicus zu Zürch/ schreibt
in seiner Helvetia Curiosa, also von den Krebsen: Mari
Cancrorum duo sunt penes, quorum apices per fo-
ramina pedunculis penultimis excusa, exitus habent:
foeminae vero duo sunt ovaria, quae in duos uteros,
imo corporis trunco consitos transeunt, & in hos per
foramina, pedunculis antepenultimis excusa, mem-
bris genitalibus aditus, etiam ex utero, ovis exclu-
dendis exitus patescunt.

Daß die gesottenen Krebsen nicht wässerig werden/
soll man sie sauber im Wasser auswaschen/ und in eine
Pfanne verdeckt thun/ daß sie nicht entfliehen können/ sie
also zu einen kleinen Feuer setzen/ so werden sie das Was-
ser von sich auslassen/ darinnen sie hernach bey einem
grössern Feuer (mit Beytrag anderer Nothdurfften)
können gesotten werden/ wie P. Tylkowskj de re agra-
ria p.
132. bezeuget.

Wann man sie lang erhalten will/ giebt man ihnen
Brenn-Nesseln/ sonderlich junge/ oder Laub von Bäu-
men/ oder giesset Bier und Milchraum auf sie/ müssen
aber davon alle Tage abgewaschen seyn/ damit der
Milchraum nicht ersaure.

Jtem/ wann man in den Behalter/ darinnen sie
sind/ überbrühete/ aber nicht gar weiche Mörhen/ oder
gelbe Ruben wirfft/ daß sie davon essen/ so werden sie
schön und fett erhalten.

Man sagt/ die Aalen sind ihnen sehr aussätzig/ zur
Zeit/ wann sie häuteln und weich sind/ da fressen sie die-
selben. Jn Ungarn werden gantze Wägen voll nach
Oedenburg/ Preßburg und Wien/ in Decken von Rohr
eingemacht/ geführet/ und allda um einen wolfeilen
Wehrt verkaufft. Wie man sie fangen soll/ besiehe in
diesem Buch das 60 Capitel.

Cap. XCIII.
Seltzame Weise/ Krebsen zu generiren.
[Spaltenumbruch]

JN diesem Capitel wird der günstige Leser Ana-
logum quiddam
finden mit dem/ was droben
Cap. 80 von den Aalen eingeführt worden/ so
ich so gut mittheile/ als ichs empfangen/ stehet zu probi-
ren. Jn der Medulla destillatoria Conradi Khunrats
[Spaltenumbruch] findet sich folgendes: Es können durch Kunst/ der Na-
tur gemässe/ in den Wassern/ sonderlich in den Seen
und Teichen/ Krebsen auf solche Weise generirt wer-
den: Nimm einen Widder/ hau ihm den Kopf ab/ setze
ihn alsobald so warm und blutig ins Wasser/ auf grüne

weidene

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ten geſehen/ und als er diß Liecht aufheben wollen/ ſey er
von deſſen weichen und kalten Angriff erſchrocken/ ſolches
wieder fallen/ aber ein Liecht bringen laſſen/ und gefun-
den/ daß es Uberbleibungen von Bachkrebſen geweſen;
dabey er auch (ohn anders Liecht) die kleineſte Schrifft
leſen koͤnnen/ doch habe ers nahe an die Schrifft/ von ei-
nem Wort zum andern halten muͤſſen/ und das gantze
Blat auf einmal/ wie bey einem rechten Liecht/ nicht uͤ-
berſehen koͤnnen; in unſern Mitternaͤchtigen Laͤndern
aber iſt diß Experiment noch nicht probirt worden.

Man haͤlt dafuͤr/ daß der Krebs zu Nachts aus den
Baͤchen und Waͤſſern austrette/ und in dem Gras und
am Ufer ſeine Weide ſuchend/ auch Grillen/ Heuſchre-
cken und dergleichen freſſe. Jm Waſſer ſind die Froͤſche
und Schnecken ſeine liebſte Speiſe. Das verwunder-
ſamſte iſt/ daß/ wann ihm eine Scheer abgezwickt/ ge-
biſſen oder abgebrochen wird/ ihm mit der Zeit wieder
eine junge waͤchſet. Nach der Naturkuͤndiger Urtheil/
nehmen ſie/ mit dem Monden zu und ab; vom Majo
an/ biß in den September/ ſind ſie am beſten/ ſie ſind
gern in ſteinichten Baͤchlein/ da ſie ſich unter denſelben/
noch lieber aber am Geſtad unter den Wurtzeln der
Baͤume und in denen Loͤchern aufhalten/ und daſelbſt
von den Fiſchern mit den Haͤnden heraus geſucht und
ausgehoben werden.

Sie gehen ſo ſchnell zuruͤck als fuͤr ſich/ ſchwimmen
und kriechen/ die Maͤnnlein haben zur Zeit/ wann die
Weiblein Eyer haben/ zu Anfang ihres Haͤlsleins klei-
ne weiſſe Aederlein/ welche ich bey den Weiblein/ meines
Bedunckens/ nicht gefunden/ halte alſo dafuͤr/ es ſey ihr
ſperma, oder Milch/ wiewol D. Sachs meynet/ ſie ha-
ben dieſe Aederlein ins gemein/ und nur im Winter/ zur
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Die Krebſen haben eine abſonderliche Feindſchafft
mit den Schweinen. D. Sachs ſagt ex Helmontio,
wann die Marck-Brandenburger (bey welchen die Kreb-
ſen haͤuffig zu finden) uͤber Land Krebſen fuͤhren/ und in
den Wirthshaͤuſern ihre beladene Waͤgen ſtellen/ muͤſ-
ſen ſie des Nachts dabey Schildwacht halten/ daß kein
Schwein darzu komme/ denn wo nur eines ſolte unter
den Wagen durchlauffen/ wuͤrden alle Krebſe ſterben uñ
abſtehen. Und diß ſoll/ ſagt er ferner/ auch zu Wien
von den Ungeriſchen Krebsfuͤhrern beobachtet werden.
Den Schlangen und Nattern ſind ſie aufſaͤtzig/ und er-
wuͤrgen ſie/ wo ſie ihrer habhafft werden moͤgen.

Mit dem Decocto von den Krebſen/ kan man das
Ungeziefer von den Kraͤutern vertreiben. Mizaldus
ſagt/ daß die Rauppen alſo die Krebſen foͤrchten/ daß ſo
man einen Krebs an einen Baum hanget/ worauf ſie
wohnen/ ſie alſobald herab fallen. Ein todter Krebs
vertreibt die Maulwuͤrff aus ihren Loͤchern/ wann man
ihn hinein ſteckt. Und das Waſſer/ worinn die Kreb-
ſen geſotten worden/ verjagen die Wantzen. Vom
[Spaltenumbruch] Donner und Wetterleuchten verderben ſie. Von dem
Kraut Poly podio ſteht der Krebs auch ab/ wann man
ihms anhaͤnget; im Winter/ auch wann ſie haͤutlen/
bleiben ſie in ihren Hoͤhlen und Loͤchern. Die alten
Krebſen werffen jaͤhrlich die Schalen vom gantzen Leib
(die Jungen aber nicht alle Jahr) im Sommer um
Johanni/ etliche fruͤher/ etliche ſpaͤter. Jhr Fleiſch
waͤchſet und nimmt ab (wie geſagt) mit des Mondens
Veraͤnderungen/ alſo/ daß ſie im Vollſchein voͤlliger/
und im Neuſchein laͤhrer werden. Etliche eſſen ſie rohe
mit Pfeffer/ Saltz/ Oel und Eſſig; wie ich ſelbſt mich
zu erinnern weiß/ daß Jhr Durchl. Pfaltzgraf Robert/
als er zu Lintz in Ober-Oeſterreich/ ein Kriegsgefangener
geweſen/ ſolches gethan hat/ habe ſie auch verſucht/ uñ auf
ſeine Art mitten von einander geſchnitten/ und auf vorige
Weiſe gegeſſen/ und nicht uͤbel befunden; wie dann ihre
Eyer rohe weit delicater und wolgeſchmacker ſind/ als
gekocht; ob es aber der Geſundheit anſtaͤndig/ will ich die
Herren Medicos urtheilen laſſen.

D. Joh. Jac. Wagner/ Medicus zu Zuͤrch/ ſchreibt
in ſeiner Helvetiâ Curioſâ, alſo von den Krebſen: Mari
Cancrorum duo ſunt penes, quorum apices per fo-
ramina pedunculis penultimis excuſa, exitus habent:
fœminæ verò duo ſunt ovaria, quæ in duos uteros,
imo corporis trunco conſitos tranſeunt, & in hos per
foramina, pedunculis antepenultimis excuſa, mem-
bris genitalibus aditus, etiam ex utero, ovis exclu-
dendis exitus pateſcunt.

Daß die geſottenen Krebſen nicht waͤſſerig werden/
ſoll man ſie ſauber im Waſſer auswaſchen/ und in eine
Pfanne verdeckt thun/ daß ſie nicht entfliehen koͤnnen/ ſie
alſo zu einen kleinen Feuer ſetzen/ ſo werden ſie das Waſ-
ſer von ſich auslaſſen/ darinnen ſie hernach bey einem
groͤſſern Feuer (mit Beytrag anderer Nothdurfften)
koͤnnen geſotten werden/ wie P. Tylkowskj de re agra-
ria p.
132. bezeuget.

Wann man ſie lang erhalten will/ giebt man ihnen
Brenn-Neſſeln/ ſonderlich junge/ oder Laub von Baͤu-
men/ oder gieſſet Bier und Milchraum auf ſie/ muͤſſen
aber davon alle Tage abgewaſchen ſeyn/ damit der
Milchraum nicht erſaure.

Jtem/ wann man in den Behalter/ darinnen ſie
ſind/ uͤberbruͤhete/ aber nicht gar weiche Moͤrhen/ oder
gelbe Ruben wirfft/ daß ſie davon eſſen/ ſo werden ſie
ſchoͤn und fett erhalten.

Man ſagt/ die Aalen ſind ihnen ſehr auſſaͤtzig/ zur
Zeit/ wann ſie haͤuteln und weich ſind/ da freſſen ſie die-
ſelben. Jn Ungarn werden gantze Waͤgen voll nach
Oedenburg/ Preßburg und Wien/ in Decken von Rohr
eingemacht/ gefuͤhret/ und allda um einen wolfeilen
Wehrt verkaufft. Wie man ſie fangen ſoll/ beſiehe in
dieſem Buch das 60 Capitel.

Cap. XCIII.
Seltzame Weiſe/ Krebſen zu generiren.
[Spaltenumbruch]

JN dieſem Capitel wird der guͤnſtige Leſer Ana-
logum quiddam
finden mit dem/ was droben
Cap. 80 von den Aalen eingefuͤhrt worden/ ſo
ich ſo gut mittheile/ als ichs empfangen/ ſtehet zu probi-
ren. Jn der Medullá deſtillatoriâ Conradi Khunrats
[Spaltenumbruch] findet ſich folgendes: Es koͤnnen durch Kunſt/ der Na-
tur gemaͤſſe/ in den Waſſern/ ſonderlich in den Seen
und Teichen/ Krebſen auf ſolche Weiſe generirt wer-
den: Nimm einen Widder/ hau ihm den Kopf ab/ ſetze
ihn alſobald ſo warm und blutig ins Waſſer/ auf gruͤne

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[528/0546] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ten geſehen/ und als er diß Liecht aufheben wollen/ ſey er von deſſen weichen und kalten Angriff erſchrocken/ ſolches wieder fallen/ aber ein Liecht bringen laſſen/ und gefun- den/ daß es Uberbleibungen von Bachkrebſen geweſen; dabey er auch (ohn anders Liecht) die kleineſte Schrifft leſen koͤnnen/ doch habe ers nahe an die Schrifft/ von ei- nem Wort zum andern halten muͤſſen/ und das gantze Blat auf einmal/ wie bey einem rechten Liecht/ nicht uͤ- berſehen koͤnnen; in unſern Mitternaͤchtigen Laͤndern aber iſt diß Experiment noch nicht probirt worden. Man haͤlt dafuͤr/ daß der Krebs zu Nachts aus den Baͤchen und Waͤſſern austrette/ und in dem Gras und am Ufer ſeine Weide ſuchend/ auch Grillen/ Heuſchre- cken und dergleichen freſſe. Jm Waſſer ſind die Froͤſche und Schnecken ſeine liebſte Speiſe. Das verwunder- ſamſte iſt/ daß/ wann ihm eine Scheer abgezwickt/ ge- biſſen oder abgebrochen wird/ ihm mit der Zeit wieder eine junge waͤchſet. Nach der Naturkuͤndiger Urtheil/ nehmen ſie/ mit dem Monden zu und ab; vom Majo an/ biß in den September/ ſind ſie am beſten/ ſie ſind gern in ſteinichten Baͤchlein/ da ſie ſich unter denſelben/ noch lieber aber am Geſtad unter den Wurtzeln der Baͤume und in denen Loͤchern aufhalten/ und daſelbſt von den Fiſchern mit den Haͤnden heraus geſucht und ausgehoben werden. Sie gehen ſo ſchnell zuruͤck als fuͤr ſich/ ſchwimmen und kriechen/ die Maͤnnlein haben zur Zeit/ wann die Weiblein Eyer haben/ zu Anfang ihres Haͤlsleins klei- ne weiſſe Aederlein/ welche ich bey den Weiblein/ meines Bedunckens/ nicht gefunden/ halte alſo dafuͤr/ es ſey ihr ſperma, oder Milch/ wiewol D. Sachs meynet/ ſie ha- ben dieſe Aederlein ins gemein/ und nur im Winter/ zur Zeit/ da ſie zum Eſſen nicht gut ſind. Die Krebſen haben eine abſonderliche Feindſchafft mit den Schweinen. D. Sachs ſagt ex Helmontio, wann die Marck-Brandenburger (bey welchen die Kreb- ſen haͤuffig zu finden) uͤber Land Krebſen fuͤhren/ und in den Wirthshaͤuſern ihre beladene Waͤgen ſtellen/ muͤſ- ſen ſie des Nachts dabey Schildwacht halten/ daß kein Schwein darzu komme/ denn wo nur eines ſolte unter den Wagen durchlauffen/ wuͤrden alle Krebſe ſterben uñ abſtehen. Und diß ſoll/ ſagt er ferner/ auch zu Wien von den Ungeriſchen Krebsfuͤhrern beobachtet werden. Den Schlangen und Nattern ſind ſie aufſaͤtzig/ und er- wuͤrgen ſie/ wo ſie ihrer habhafft werden moͤgen. Mit dem Decocto von den Krebſen/ kan man das Ungeziefer von den Kraͤutern vertreiben. Mizaldus ſagt/ daß die Rauppen alſo die Krebſen foͤrchten/ daß ſo man einen Krebs an einen Baum hanget/ worauf ſie wohnen/ ſie alſobald herab fallen. Ein todter Krebs vertreibt die Maulwuͤrff aus ihren Loͤchern/ wann man ihn hinein ſteckt. Und das Waſſer/ worinn die Kreb- ſen geſotten worden/ verjagen die Wantzen. Vom Donner und Wetterleuchten verderben ſie. Von dem Kraut Poly podio ſteht der Krebs auch ab/ wann man ihms anhaͤnget; im Winter/ auch wann ſie haͤutlen/ bleiben ſie in ihren Hoͤhlen und Loͤchern. Die alten Krebſen werffen jaͤhrlich die Schalen vom gantzen Leib (die Jungen aber nicht alle Jahr) im Sommer um Johanni/ etliche fruͤher/ etliche ſpaͤter. Jhr Fleiſch waͤchſet und nimmt ab (wie geſagt) mit des Mondens Veraͤnderungen/ alſo/ daß ſie im Vollſchein voͤlliger/ und im Neuſchein laͤhrer werden. Etliche eſſen ſie rohe mit Pfeffer/ Saltz/ Oel und Eſſig; wie ich ſelbſt mich zu erinnern weiß/ daß Jhr Durchl. Pfaltzgraf Robert/ als er zu Lintz in Ober-Oeſterreich/ ein Kriegsgefangener geweſen/ ſolches gethan hat/ habe ſie auch verſucht/ uñ auf ſeine Art mitten von einander geſchnitten/ und auf vorige Weiſe gegeſſen/ und nicht uͤbel befunden; wie dann ihre Eyer rohe weit delicater und wolgeſchmacker ſind/ als gekocht; ob es aber der Geſundheit anſtaͤndig/ will ich die Herren Medicos urtheilen laſſen. D. Joh. Jac. Wagner/ Medicus zu Zuͤrch/ ſchreibt in ſeiner Helvetiâ Curioſâ, alſo von den Krebſen: Mari Cancrorum duo ſunt penes, quorum apices per fo- ramina pedunculis penultimis excuſa, exitus habent: fœminæ verò duo ſunt ovaria, quæ in duos uteros, imo corporis trunco conſitos tranſeunt, & in hos per foramina, pedunculis antepenultimis excuſa, mem- bris genitalibus aditus, etiam ex utero, ovis exclu- dendis exitus pateſcunt. Daß die geſottenen Krebſen nicht waͤſſerig werden/ ſoll man ſie ſauber im Waſſer auswaſchen/ und in eine Pfanne verdeckt thun/ daß ſie nicht entfliehen koͤnnen/ ſie alſo zu einen kleinen Feuer ſetzen/ ſo werden ſie das Waſ- ſer von ſich auslaſſen/ darinnen ſie hernach bey einem groͤſſern Feuer (mit Beytrag anderer Nothdurfften) koͤnnen geſotten werden/ wie P. Tylkowskj de re agra- ria p. 132. bezeuget. Wann man ſie lang erhalten will/ giebt man ihnen Brenn-Neſſeln/ ſonderlich junge/ oder Laub von Baͤu- men/ oder gieſſet Bier und Milchraum auf ſie/ muͤſſen aber davon alle Tage abgewaſchen ſeyn/ damit der Milchraum nicht erſaure. Jtem/ wann man in den Behalter/ darinnen ſie ſind/ uͤberbruͤhete/ aber nicht gar weiche Moͤrhen/ oder gelbe Ruben wirfft/ daß ſie davon eſſen/ ſo werden ſie ſchoͤn und fett erhalten. Man ſagt/ die Aalen ſind ihnen ſehr auſſaͤtzig/ zur Zeit/ wann ſie haͤuteln und weich ſind/ da freſſen ſie die- ſelben. Jn Ungarn werden gantze Waͤgen voll nach Oedenburg/ Preßburg und Wien/ in Decken von Rohr eingemacht/ gefuͤhret/ und allda um einen wolfeilen Wehrt verkaufft. Wie man ſie fangen ſoll/ beſiehe in dieſem Buch das 60 Capitel. Cap. XCIII. Seltzame Weiſe/ Krebſen zu generiren. JN dieſem Capitel wird der guͤnſtige Leſer Ana- logum quiddam finden mit dem/ was droben Cap. 80 von den Aalen eingefuͤhrt worden/ ſo ich ſo gut mittheile/ als ichs empfangen/ ſtehet zu probi- ren. Jn der Medullá deſtillatoriâ Conradi Khunrats findet ſich folgendes: Es koͤnnen durch Kunſt/ der Na- tur gemaͤſſe/ in den Waſſern/ ſonderlich in den Seen und Teichen/ Krebſen auf ſolche Weiſe generirt wer- den: Nimm einen Widder/ hau ihm den Kopf ab/ ſetze ihn alſobald ſo warm und blutig ins Waſſer/ auf gruͤne weidene

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/546>, abgerufen am 25.11.2024.