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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Eilfftes Buch/ Wasser-Lust.
[Spaltenumbruch] Das ist: Schildkroten-Blut lang in den Mund ge-
halten/ befestet die Zähne. Die Gall davon/ denen die
an der hinfallenden Kranckheit und Frayß hinligen/ in
die Nasen gethan/ bringt sie wieder zu sich selbst/ macht
auch helle Augen/ vertreibt die Masen/ und ist gut für
den Halswehe. Wann man das Jngeweid davon zu
Aschen brennet/ und auf ein Geschwer leget/ so wird
dasselbige davon geheilet.

[Spaltenumbruch]

Den Frauen/ die von der Mutterfrayß angesoch-
ten sind/ soll man die Leber von der Schildkroten stos-
sen/ & in pesso naturalibus imponere, wie Galenus
haben will/ und es für ein sonderliches Secret hält.

Für das übermässige Beissen der Haut/ dafür sonst
nichts helffen will/ soll man eine lebendige Schildkrot
in Oel sieden/ und den Leib damit salben.

Cap. XCII.
Von den Krebsen.
[Spaltenumbruch]

WJr wollen die unterschiedliche Arten der Kreb-
sen/ so sich im Meer und andern Orten befinden/
auf die Seiten setzen/ und allhier allein unsere
bekannte Flüß- und Bach-Krebsen für die Hand neh-
men/ die wir ins gemein in zwey Geschlechte/ als roth-
schärler und Steinkrebse (deren die ersten im Sieden
schön roth und schwartzröhtlicht/ die andern aber bleich
und weißlicht bleiben) eintheilen.

Sie sind eben sowol ein Raubthier/ und als ein
Cuirassier unter den Fischen zu achten/ ausser wann sie
häuteln/ da sie auch offtermals der Fische Raub seyn
müssen; sie greiffen auch das Aas und alle Todten-Cör-
per an/ die sie im Wasser finden/ ja sie greiffen/ nach
Rondeletii Zeugnus/ einander selbst an/ der also schreibt:
Als ich zu Rom ein paar hundert Krebsen gekaufft/ und
zu Hause in ein Wasser gethan hatte/ sie aufzubehalten/
so haben sie dermassen einander angegriffen/ daß ich mehr
als 50 gestümmelte gefunden/ endlich ist es darzu gekom-
men/ daß alle erwürget/ nur einer übergeblieben. Diß
können wir aber von unsern Krebsen gleichwol nicht sa-
gen/ ist vielleicht zu einer Zeit geschehen/ daß die meisten
gehäutelt haben/ oder sind die Römischen Krebsen/ ae-
muli, prisci Romani roboris
Jngedenck/ und Nachei-
ferer der alten Romanischen Tugend und Weltbeherr-
schung/ grausamer und stärcker als die unsern/ daß sie
niemand gleichen um sich leiden mögen.

Jm Hertzogthum Glogau/ an der Gräntze/ wo sich
Schlesien und Pohlen scheidet/ ist ein Bach/ welcher von
den Jnnwohnern Obra genannt ist/ der bey Maseritz
vorbey/ in die Wahrt laufft; an diesem Bach/ weil das
Ufer etwas marassig ist/ wächset sehr viel wilder Cal-
mus,
welche Wurtzen die Krebsen gerne fressen/ daher
sie auch/ wann man sie isset/ einen etwas bitterlichten/
doch angenehmen Geschmack an sich nehmen/ also daß sie
einem besser schmecken als die gemeinen/ sind auch ge-
sünder/ und stärcken die innerlichen Glieder/ wie D.
Phil. Jac.
Sachs von Lewenheim in Miscellaneis Cu-
riosorum, Observ. 72. Anni primi, id est, 1670. fol.
167. &c.
bezeuget.

Eben dieser erstgemeldte berühmte Medicus hat
von den Krebsen einen eigenen Tractat (gammarologia
intitulirt) geschrieben/ und darinnen sehr viel schöne und
curiose Sachen entdecket/ der itzt in vieler Gelehrten
Handen ist/ dahin ich auch den curiosen Lefer will ge-
wiesen haben.

Jn der Schweitz giebts in etlichen Bächen rothe le-
bendige Krebsen/ die scheinen/ als wären sie schon ge-
sotten: Tales sagt Joh. Jac. Wagner M. D. in Helve-
tia Curiosa in Dinnera fluviolo, qui prope Oltam
oppidulum Salodurensium in Arolam influit, copio-
[Spaltenumbruch] se capiuntur, vivi hi gammari rubri, peregrinis,
quandoque una cum lixatis, in patinis, haud absque
risu offeruntur
.

Sie haben im Ende des Frülings und Anfang des
Sommers Steine vornen in der Brust/ die man Krebs-
augen nennet/ und zur Artzney gebraucht werden/ die
auch eben fast um die Zeit wachsen und abnehmen/ wie
die Perlein in den Muscheln; wenn die Krebsaugen ver-
gehen wollen/ werden sie kleiner/ und begeben sich nach
und nach in den Magen/ allda sie gelbschwärtzlicht schei-
nen/ und endlich nach und nach gleichsam wieder ver-
schmeltzen.

Artlich ist und von wenigen bißher vermerckt wor-
den/ daß sie in ihrem Magen drey scharffe breite und auf
einander wie in einem Driangel gehende vornenaus
schwärtzlicht und eingefaulte Zähne haben/ damit sie
zweifelsohne alle Speise desto leichter zermalmen kön-
nen; die Männlein sind von dem Weiblein/ daß sie un-
ten/ wo der Schweiff anfängt/ zwey Bärtlein nebenein-
ander haben/ unterschieden/ da die Weiblein nur ein gantz
glattes Schildlein haben/ so sind auch die Weiblein am
Schweiff meistentheils etwas breiter/ die Eyerlein ha-
ben sie erstlich innerlich/ im Junio und Julio, von dannen
kommen sie im folgenden Früling heraus unter den
Schweiff/ darinnen sie auch lebendig/ eine Weil also
wie ausgebrütet/ und endlich also ins Wasser gesetzt
werden.

Wann man Krebse in stehende See oder Teiche
versetzen will/ muß man zur Zeit/ wann sie Eyer haben/
etliche schöne in einen zimlich weiten geflochtenen Korbe
thun/ und in das Wasser setzen/ es muß aber ein harter
und kein sumpfichter Grund seyn/ und müssen Löcher o-
der Bäume am Ufer/ oder grosse Steine darinnen ha-
ben/ so kriechen die Jungen aus dem Korb/ bleiben und
vermehren sich darinnen; wo aber der See groß ist/ muß
man sie an etlichen Orten also versetzen: Man kan die
an Stöcke gebundene Körbe nach drey oder vier Wo-
chen wieder heraus nehmen.

Wo Dämme und Mühlwehren sind/ soll man die
Krebse nicht einsetzen; Viel wollen auch/ man soll keine
Krebsen in die Teiche setzen/ denn sie graben Löcher in
den Damm/ davon sie leichtlich rinnend werden/ darzu
treiben sie die jungen Karpfen aus der Weide/ und wann
sie eine Brut in den Löchern bekommen/ fressen sie das-
selbe.

P. Kircherus in Mundo subterr. ubi de Cicindelis
agit,
sagt: In Cancris putrefactis, humor lucidus in
tenebris sat intensum lumen ipsis innatum emittir,

und erzehlt D. Sachs/ daß zu Rom ein Student in der
Nacht in seinem Zimmer in einem Winckel etwas leuch-

ten

Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
[Spaltenumbruch] Das iſt: Schildkroten-Blut lang in den Mund ge-
halten/ befeſtet die Zaͤhne. Die Gall davon/ denen die
an der hinfallenden Kranckheit und Frayß hinligen/ in
die Naſen gethan/ bringt ſie wieder zu ſich ſelbſt/ macht
auch helle Augen/ vertreibt die Maſen/ und iſt gut fuͤr
den Halswehe. Wann man das Jngeweid davon zu
Aſchen brennet/ und auf ein Geſchwer leget/ ſo wird
daſſelbige davon geheilet.

[Spaltenumbruch]

Den Frauen/ die von der Mutterfrayß angeſoch-
ten ſind/ ſoll man die Leber von der Schildkroten ſtoſ-
ſen/ & in peſſo naturalibus imponere, wie Galenus
haben will/ und es fuͤr ein ſonderliches Secret haͤlt.

Fuͤr das uͤbermaͤſſige Beiſſen der Haut/ dafuͤr ſonſt
nichts helffen will/ ſoll man eine lebendige Schildkrot
in Oel ſieden/ und den Leib damit ſalben.

Cap. XCII.
Von den Krebſen.
[Spaltenumbruch]

WJr wollen die unterſchiedliche Arten der Kreb-
ſen/ ſo ſich im Meer und andern Orten befinden/
auf die Seiten ſetzen/ und allhier allein unſere
bekannte Fluͤß- und Bach-Krebſen fuͤr die Hand neh-
men/ die wir ins gemein in zwey Geſchlechte/ als roth-
ſchaͤrler und Steinkrebſe (deren die erſten im Sieden
ſchoͤn roth und ſchwartzroͤhtlicht/ die andern aber bleich
und weißlicht bleiben) eintheilen.

Sie ſind eben ſowol ein Raubthier/ und als ein
Cuirasſier unter den Fiſchen zu achten/ auſſer wann ſie
haͤuteln/ da ſie auch offtermals der Fiſche Raub ſeyn
muͤſſen; ſie greiffen auch das Aas und alle Todten-Coͤr-
per an/ die ſie im Waſſer finden/ ja ſie greiffen/ nach
Rondeletii Zeugnus/ einander ſelbſt an/ der alſo ſchreibt:
Als ich zu Rom ein paar hundert Krebſen gekaufft/ und
zu Hauſe in ein Waſſer gethan hatte/ ſie aufzubehalten/
ſo haben ſie dermaſſen einander angegriffen/ daß ich mehr
als 50 geſtuͤmmelte gefunden/ endlich iſt es darzu gekom-
men/ daß alle erwuͤrget/ nur einer uͤbergeblieben. Diß
koͤnnen wir aber von unſern Krebſen gleichwol nicht ſa-
gen/ iſt vielleicht zu einer Zeit geſchehen/ daß die meiſten
gehaͤutelt haben/ oder ſind die Roͤmiſchen Krebſen/ æ-
muli, priſci Romani roboris
Jngedenck/ und Nachei-
ferer der alten Romaniſchen Tugend und Weltbeherr-
ſchung/ grauſamer und ſtaͤrcker als die unſern/ daß ſie
niemand gleichen um ſich leiden moͤgen.

Jm Hertzogthum Glogau/ an der Graͤntze/ wo ſich
Schleſien und Pohlen ſcheidet/ iſt ein Bach/ welcher von
den Jnnwohnern Obra genannt iſt/ der bey Maſeritz
vorbey/ in die Wahrt laufft; an dieſem Bach/ weil das
Ufer etwas maraſſig iſt/ waͤchſet ſehr viel wilder Cal-
mus,
welche Wurtzen die Krebſen gerne freſſen/ daher
ſie auch/ wann man ſie iſſet/ einen etwas bitterlichten/
doch angenehmen Geſchmack an ſich nehmen/ alſo daß ſie
einem beſſer ſchmecken als die gemeinen/ ſind auch ge-
ſuͤnder/ und ſtaͤrcken die innerlichen Glieder/ wie D.
Phil. Jac.
Sachs von Lewenheim in Miſcellaneis Cu-
rioſorum, Obſerv. 72. Anni primi, id eſt, 1670. fol.
167. &c.
bezeuget.

Eben dieſer erſtgemeldte beruͤhmte Medicus hat
von den Krebſen einen eigenen Tractat (γαμμαϱολογία
intitulirt) geſchrieben/ und darinnen ſehr viel ſchoͤne und
curioſe Sachen entdecket/ der itzt in vieler Gelehrten
Handen iſt/ dahin ich auch den curioſen Lefer will ge-
wieſen haben.

Jn der Schweitz giebts in etlichen Baͤchen rothe le-
bendige Krebſen/ die ſcheinen/ als waͤren ſie ſchon ge-
ſotten: Tales ſagt Joh. Jac. Wagner M. D. in Helve-
tiâ Curioſâ in Dinnerâ fluviolo, qui propè Oltam
oppidulum Salodurenſium in Arolam influit, copio-
[Spaltenumbruch] ſè capiuntur, vivi hi gammari rubri, peregrinis,
quandoque unà cum lixatis, in patinis, haud absque
riſu offeruntur
.

Sie haben im Ende des Fruͤlings und Anfang des
Sommers Steine vornen in der Bruſt/ die man Krebs-
augen nennet/ und zur Artzney gebraucht werden/ die
auch eben faſt um die Zeit wachſen und abnehmen/ wie
die Perlein in den Muſcheln; wenn die Krebsaugen ver-
gehen wollen/ werden ſie kleiner/ und begeben ſich nach
und nach in den Magen/ allda ſie gelbſchwaͤrtzlicht ſchei-
nen/ und endlich nach und nach gleichſam wieder ver-
ſchmeltzen.

Artlich iſt und von wenigen bißher vermerckt wor-
den/ daß ſie in ihrem Magen drey ſcharffe breite und auf
einander wie in einem Driangel gehende vornenaus
ſchwaͤrtzlicht und eingefaulte Zaͤhne haben/ damit ſie
zweifelsohne alle Speiſe deſto leichter zermalmen koͤn-
nen; die Maͤnnlein ſind von dem Weiblein/ daß ſie un-
ten/ wo der Schweiff anfaͤngt/ zwey Baͤrtlein nebenein-
ander haben/ unterſchieden/ da die Weiblein nur ein gantz
glattes Schildlein haben/ ſo ſind auch die Weiblein am
Schweiff meiſtentheils etwas breiter/ die Eyerlein ha-
ben ſie erſtlich innerlich/ im Junio und Julio, von dannen
kommen ſie im folgenden Fruͤling heraus unter den
Schweiff/ darinnen ſie auch lebendig/ eine Weil alſo
wie ausgebruͤtet/ und endlich alſo ins Waſſer geſetzt
werden.

Wann man Krebſe in ſtehende See oder Teiche
verſetzen will/ muß man zur Zeit/ wann ſie Eyer haben/
etliche ſchoͤne in einen zimlich weiten geflochtenen Korbe
thun/ und in das Waſſer ſetzen/ es muß aber ein harter
und kein ſumpfichter Grund ſeyn/ und muͤſſen Loͤcher o-
der Baͤume am Ufer/ oder groſſe Steine darinnen ha-
ben/ ſo kriechen die Jungen aus dem Korb/ bleiben und
vermehren ſich darinnen; wo aber der See groß iſt/ muß
man ſie an etlichen Orten alſo verſetzen: Man kan die
an Stoͤcke gebundene Koͤrbe nach drey oder vier Wo-
chen wieder heraus nehmen.

Wo Daͤmme und Muͤhlwehren ſind/ ſoll man die
Krebſe nicht einſetzen; Viel wollen auch/ man ſoll keine
Krebſen in die Teiche ſetzen/ denn ſie graben Loͤcher in
den Damm/ davon ſie leichtlich rinnend werden/ darzu
treiben ſie die jungen Karpfen aus der Weide/ und wann
ſie eine Brut in den Loͤchern bekommen/ freſſen ſie daſ-
ſelbe.

P. Kircherus in Mundo ſubterr. ubi de Cicindelis
agit,
ſagt: In Cancris putrefactis, humor lucidus in
tenebris ſat intenſum lumen ipſis innatum emittir,

und erzehlt D. Sachs/ daß zu Rom ein Student in der
Nacht in ſeinem Zimmer in einem Winckel etwas leuch-

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[527/0545] Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. Das iſt: Schildkroten-Blut lang in den Mund ge- halten/ befeſtet die Zaͤhne. Die Gall davon/ denen die an der hinfallenden Kranckheit und Frayß hinligen/ in die Naſen gethan/ bringt ſie wieder zu ſich ſelbſt/ macht auch helle Augen/ vertreibt die Maſen/ und iſt gut fuͤr den Halswehe. Wann man das Jngeweid davon zu Aſchen brennet/ und auf ein Geſchwer leget/ ſo wird daſſelbige davon geheilet. Den Frauen/ die von der Mutterfrayß angeſoch- ten ſind/ ſoll man die Leber von der Schildkroten ſtoſ- ſen/ & in peſſo naturalibus imponere, wie Galenus haben will/ und es fuͤr ein ſonderliches Secret haͤlt. Fuͤr das uͤbermaͤſſige Beiſſen der Haut/ dafuͤr ſonſt nichts helffen will/ ſoll man eine lebendige Schildkrot in Oel ſieden/ und den Leib damit ſalben. Cap. XCII. Von den Krebſen. WJr wollen die unterſchiedliche Arten der Kreb- ſen/ ſo ſich im Meer und andern Orten befinden/ auf die Seiten ſetzen/ und allhier allein unſere bekannte Fluͤß- und Bach-Krebſen fuͤr die Hand neh- men/ die wir ins gemein in zwey Geſchlechte/ als roth- ſchaͤrler und Steinkrebſe (deren die erſten im Sieden ſchoͤn roth und ſchwartzroͤhtlicht/ die andern aber bleich und weißlicht bleiben) eintheilen. Sie ſind eben ſowol ein Raubthier/ und als ein Cuirasſier unter den Fiſchen zu achten/ auſſer wann ſie haͤuteln/ da ſie auch offtermals der Fiſche Raub ſeyn muͤſſen; ſie greiffen auch das Aas und alle Todten-Coͤr- per an/ die ſie im Waſſer finden/ ja ſie greiffen/ nach Rondeletii Zeugnus/ einander ſelbſt an/ der alſo ſchreibt: Als ich zu Rom ein paar hundert Krebſen gekaufft/ und zu Hauſe in ein Waſſer gethan hatte/ ſie aufzubehalten/ ſo haben ſie dermaſſen einander angegriffen/ daß ich mehr als 50 geſtuͤmmelte gefunden/ endlich iſt es darzu gekom- men/ daß alle erwuͤrget/ nur einer uͤbergeblieben. Diß koͤnnen wir aber von unſern Krebſen gleichwol nicht ſa- gen/ iſt vielleicht zu einer Zeit geſchehen/ daß die meiſten gehaͤutelt haben/ oder ſind die Roͤmiſchen Krebſen/ æ- muli, priſci Romani roboris Jngedenck/ und Nachei- ferer der alten Romaniſchen Tugend und Weltbeherr- ſchung/ grauſamer und ſtaͤrcker als die unſern/ daß ſie niemand gleichen um ſich leiden moͤgen. Jm Hertzogthum Glogau/ an der Graͤntze/ wo ſich Schleſien und Pohlen ſcheidet/ iſt ein Bach/ welcher von den Jnnwohnern Obra genannt iſt/ der bey Maſeritz vorbey/ in die Wahrt laufft; an dieſem Bach/ weil das Ufer etwas maraſſig iſt/ waͤchſet ſehr viel wilder Cal- mus, welche Wurtzen die Krebſen gerne freſſen/ daher ſie auch/ wann man ſie iſſet/ einen etwas bitterlichten/ doch angenehmen Geſchmack an ſich nehmen/ alſo daß ſie einem beſſer ſchmecken als die gemeinen/ ſind auch ge- ſuͤnder/ und ſtaͤrcken die innerlichen Glieder/ wie D. Phil. Jac. Sachs von Lewenheim in Miſcellaneis Cu- rioſorum, Obſerv. 72. Anni primi, id eſt, 1670. fol. 167. &c. bezeuget. Eben dieſer erſtgemeldte beruͤhmte Medicus hat von den Krebſen einen eigenen Tractat (γαμμαϱολογία intitulirt) geſchrieben/ und darinnen ſehr viel ſchoͤne und curioſe Sachen entdecket/ der itzt in vieler Gelehrten Handen iſt/ dahin ich auch den curioſen Lefer will ge- wieſen haben. Jn der Schweitz giebts in etlichen Baͤchen rothe le- bendige Krebſen/ die ſcheinen/ als waͤren ſie ſchon ge- ſotten: Tales ſagt Joh. Jac. Wagner M. D. in Helve- tiâ Curioſâ in Dinnerâ fluviolo, qui propè Oltam oppidulum Salodurenſium in Arolam influit, copio- ſè capiuntur, vivi hi gammari rubri, peregrinis, quandoque unà cum lixatis, in patinis, haud absque riſu offeruntur. Sie haben im Ende des Fruͤlings und Anfang des Sommers Steine vornen in der Bruſt/ die man Krebs- augen nennet/ und zur Artzney gebraucht werden/ die auch eben faſt um die Zeit wachſen und abnehmen/ wie die Perlein in den Muſcheln; wenn die Krebsaugen ver- gehen wollen/ werden ſie kleiner/ und begeben ſich nach und nach in den Magen/ allda ſie gelbſchwaͤrtzlicht ſchei- nen/ und endlich nach und nach gleichſam wieder ver- ſchmeltzen. Artlich iſt und von wenigen bißher vermerckt wor- den/ daß ſie in ihrem Magen drey ſcharffe breite und auf einander wie in einem Driangel gehende vornenaus ſchwaͤrtzlicht und eingefaulte Zaͤhne haben/ damit ſie zweifelsohne alle Speiſe deſto leichter zermalmen koͤn- nen; die Maͤnnlein ſind von dem Weiblein/ daß ſie un- ten/ wo der Schweiff anfaͤngt/ zwey Baͤrtlein nebenein- ander haben/ unterſchieden/ da die Weiblein nur ein gantz glattes Schildlein haben/ ſo ſind auch die Weiblein am Schweiff meiſtentheils etwas breiter/ die Eyerlein ha- ben ſie erſtlich innerlich/ im Junio und Julio, von dannen kommen ſie im folgenden Fruͤling heraus unter den Schweiff/ darinnen ſie auch lebendig/ eine Weil alſo wie ausgebruͤtet/ und endlich alſo ins Waſſer geſetzt werden. Wann man Krebſe in ſtehende See oder Teiche verſetzen will/ muß man zur Zeit/ wann ſie Eyer haben/ etliche ſchoͤne in einen zimlich weiten geflochtenen Korbe thun/ und in das Waſſer ſetzen/ es muß aber ein harter und kein ſumpfichter Grund ſeyn/ und muͤſſen Loͤcher o- der Baͤume am Ufer/ oder groſſe Steine darinnen ha- ben/ ſo kriechen die Jungen aus dem Korb/ bleiben und vermehren ſich darinnen; wo aber der See groß iſt/ muß man ſie an etlichen Orten alſo verſetzen: Man kan die an Stoͤcke gebundene Koͤrbe nach drey oder vier Wo- chen wieder heraus nehmen. Wo Daͤmme und Muͤhlwehren ſind/ ſoll man die Krebſe nicht einſetzen; Viel wollen auch/ man ſoll keine Krebſen in die Teiche ſetzen/ denn ſie graben Loͤcher in den Damm/ davon ſie leichtlich rinnend werden/ darzu treiben ſie die jungen Karpfen aus der Weide/ und wann ſie eine Brut in den Loͤchern bekommen/ freſſen ſie daſ- ſelbe. P. Kircherus in Mundo ſubterr. ubi de Cicindelis agit, ſagt: In Cancris putrefactis, humor lucidus in tenebris ſat intenſum lumen ipſis innatum emittir, und erzehlt D. Sachs/ daß zu Rom ein Student in der Nacht in ſeinem Zimmer in einem Winckel etwas leuch- ten

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/545>, abgerufen am 25.11.2024.