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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Eilfftes Buch/ Wasser-Lust.
[Spaltenumbruch] weidene Zweige/ wie sie die Körbmacher zu gebrauchen
pflegen/ so geschihet eine Putrefaction und Verfaulung/
daraus werden Krebse erzeuget. Jch erachte/ diß muß
im Monat Majo geschehen/ und die Zweige müssen et-
was hoch ins Wasser gesetzet seyn/ oder etwas über das
Wasser reichen/ damit die Sonne ihren Strahl darauf
werffen kan/ denn aus Wärme und Feuchtigkeit gesche-
hen alle dergleichen seltsame Veränderungen durch die
Putrefactiones.

So bezeuget auch Pet. Borellus hist. & observ.
rar. Cent. 4. observ.
34. solches mit folgenden Worten:
Ab amicis expertis duobus accepi, se cancros fluvia-
tiles restituisse cinere eorum in loco humido, vel in
vase terreo, cum aqua modica relicto. Tum enim
intra dies viginti innumerae Atomi animatae visuntur,
quae si sanguine bovino irrorentur, in cancros pau-
latim commutantur
.

Und der fürtrefflich-berühmte und Weltbekannte
Graf von Digby in dissertatione de plantarum vege-
tatione,
hat aus eigener Erfahrung also davon geschrie-
ben: Die Krebsen oder Fische soll man wol von aller irrdi-
schen Unreinigkeit säubern und waschen/ hernach zwo
Stund in genugsamen Regenwasser wol sieden lassen;
dieses Decoctum hebt man auf. Die Krebsen aber
werden in einen gläsernen Brennzeuge gelegt/ und alle
Feuchtigkeit von ihnen/ so viel möglich/ heraus destillirt/
und diß wird auch absonderlich aufgehaben; hernach
werden die Krebsen oder Fische/ in einem Reverberato-
rio calcini
rt/ und zu Aschen gemacht/ mit dem ersten
Decocto vermischt/ und das Saltz heraus gezogen/ so
per filtrum gesiegen/ und hernach alle Feuchtigkeit per
evaporationem
davon abgesondert wird; auf das im
Boden überbliebene Saltz nun/ gieß den aus den Kreb-
sen oder Fischen destillirten Liquorem, leg es an einen
feuchten Ort/ daß es faule/ und innerhalb wenigen Ta-
gen werden sich kleine sich selbst bewegende/ kaum eines
Hirsen-Saam groß/ Thierlein zeigen/ die mit Ochsen-
Blut zu ernähren/ biß sie so groß als die Wammes-
knöpffe werden; darnach thut mans in ein höltzern
Geschirr/ mit Regenwasser und Rinderblut erfüllt/ das
wird alle drey Tage mit frischen verwechslet/ also wer-
den sie wol wachsen. Diß ist zwar des Herrn Tackii
Beschreibung fast gantz gleich/ so hernach folget. Die-
ses aber hab ich von Wort zu Wort hieher setzen wollen/
weil es nicht allein mit den Krebsen/ sondern auch mit
den Fischen zu practiciren ist.

Haec de artificiali cancrorum generatione (sagt
D. Sachs) vir magnus, de cujus, una cum collegii
experimentalis, in eoque constitutorum siderum luce
fide & authoritate dubitare vix licet
.

Dergleichen Weise ist in D. Joh. Tackii Mysterio
Resurrectionis Rerum
zu finden/ der es also beschreibet:
Nimm sauber ausgewaschene Krebsen/ koche sie ein
paar Stunden lang im fliessenden Wasser; das Was-
ser/ darinnen sie gesotten worden/ hebe auf/ die Krebse
aber thue in ein Distillir-Glas oder Cucurbitam, und
distillire alle Feuchtigkeit davon ab; diese heb abermal
absonderlich auf. Darnach calcinire die Krebsen in fu-
mo Reverberii,
und ziehe aus der Aschen das Saltz
mit dem Wasser der ersten Kochung/ laß es damit filtri-
ren und evaporiren/ zu dem überbliebenen Saltz thue
das durch die Distillation abgezogene andere Wasser/
und lege es an ein feuchtes Ort/ daß eine Putrefaction
[Spaltenumbruch] darzu komme/ und innerhalb wenig Tagen/ wirst du
Würme und kleine Thierlein daselbst finden/ und sehen/
wie sie sich bewegen und regen; diese nun/ soll man mit
Rinderblut foviren und besprengen/ biß sie sich wie eine
Haselnuß ergrössern/ alsdann thut man sie in ein flies-
sendes Wasser/ das mit Rinderblut temperirt ist/ und
verneuret sie alle drey Tage/ so wol eines als das andere/
biß sie zu ihrer rechten Grösse erwachsen. Und diß schei-
net alles vom Herrn Digby entlehnet zu seyn/ wiewol in
diesem allein der Krebsen und nicht der Fische gedacht
wird.

Daß es aber möglich/ daß Thier aus der Fäulung/
sonderlich aus einem Homogeneo Corpore, mögen er-
zeugt werden/ erzehlt obernennter D. Tackius an eben
demselben Ort: Als ein Doctor (sagt er) eine Artzney
wider die Pest zurichten wolte/ hat er eine Schlange
genommen/ sie ausgeweidnet/ Kopf und Schweiff weg-
geworffen/ in Wein gewaschen/ wieder wol abgetrock-
net/ und klein zerschnitten/ in eine grosse Cucurbitam
gethan/ solche wol vermacht hingesetzt/ damit es faulen
solte; als er nun diese Faulung sich anfangen/ und am
Glaß etliche Atomos und kleine ölichte Geister aufstei-
gen/ und an der Seiten des Glasses sich anhangen ge-
sehen/ daraus über eine Zeit kleine Würmlein worden/
ist er in der Putrefaction fortgefahren/ biß die gantze Massa
des Schlangen-Fleisches zu Würmlein worden/ und die-
se/ ihr Leben zu erhalten/ haben eine die andere aufgefres-
sen und verzehret/ indem die Schwächern der Stärckern
Speise seyn müssen/ und sey endlich nur eine/ aber viel
grössere/ als die erste getödte Schlangen gewesen/ über-
blieben/ die wie ein Crystall durchsichtig und liecht gewesen.
Als nun dieses ihrer viel mit Verwunderung gesehen/ und
die Schlange/ aus Ermanglung genugsamer Lufft/ hin
und wieder/ mit Schrecken der Zusehenden/ sich ge-
wunden/ hat man beförchtet/ sie möchte das Glaß zer-
brechen und Schaden thun/ als habe er das Glaß mit
samt der Schlangen in die Erden eingegraben.

Pater Kircherus erzehlt/ daß er einesmals eine
todte Schlangen/ die schon angefangen zu faulen/ ange-
troffen/ dabey viel kleine/ mittlere und grössere Würmlein
gewesen/ davon die grössern schon gantz den Schlangen-
Form gehabt; Und sagt: Man nehme Schlangen von was
Art man wolle/ dörre sie/ und schneide sie zu kleinen
Stücklein/ und thue sie in eine feuchte/ mosichte und
faule Erden/ unter den freyen Himmel/ besprenge die-
selben offtermals mit Wasser durch ein Sieb/ oder aus
einen Sprützkrug/ und daß die Sonne ungehindert
drauf scheinen möge/ so werden im Früling erstlich
Würmlein daraus/ und endlich/ wann das Wasser mit
etwas Milch temperirt wird/ zu Schlangen werden.
Diß erzehlt/ aus P. Kirchero, Erasmus Francisci im
ersten Theil der Ost- und West-Jndianischen auch der
Sinesischen Provinzen pag. 765.

Man möchte dieses mit Aalen oder andern Fischen
versuchen/ und durch dieses Beneficium könten die Fi-
sche/ die gleich aus dem Wasser abstehen/ von weiten
Orten her in unsere Wasser gebracht werden/ wie aus
des Herrn Digby Experiment zu sehen.

Etliche der Alten haben geglaubt/ daß aus den ver-
faulten Krebsen Scorpionen werden/ so etwan in den
hitzigen Ländern seyn kan; in unserm Nordischen Cli-
mate
aber/ hat man dergleichen nie erfahren; möchte
aber wol seyn/ daß sie in ein anders Insectum per Pu-

trefa-
X x x

Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt.
[Spaltenumbruch] weidene Zweige/ wie ſie die Koͤrbmacher zu gebrauchen
pflegen/ ſo geſchihet eine Putrefaction und Verfaulung/
daraus werden Krebſe erzeuget. Jch erachte/ diß muß
im Monat Majo geſchehen/ und die Zweige muͤſſen et-
was hoch ins Waſſer geſetzet ſeyn/ oder etwas uͤber das
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werffen kan/ denn aus Waͤrme und Feuchtigkeit geſche-
hen alle dergleichen ſeltſame Veraͤnderungen durch die
Putrefactiones.

So bezeuget auch Pet. Borellus hiſt. & obſerv.
rar. Cent. 4. obſerv.
34. ſolches mit folgenden Worten:
Ab amicis expertis duobus accepi, ſe cancros fluvia-
tiles reſtituiſſe cinere eorum in loco humido, vel in
vaſe terreo, cum aquâ modicâ relicto. Tum enim
intra dies viginti innumeræ Atomi animatæ viſuntur,
quæ ſi ſanguine bovino irrorentur, in cancros pau-
latim commutantur
.

Und der fuͤrtrefflich-beruͤhmte und Weltbekannte
Graf von Digby in diſſertatione de plantarum vege-
tatione,
hat aus eigener Erfahrung alſo davon geſchrie-
ben: Die Krebſen oder Fiſche ſoll man wol von aller irꝛdi-
ſchen Unreinigkeit ſaͤubern und waſchen/ hernach zwo
Stund in genugſamen Regenwaſſer wol ſieden laſſen;
dieſes Decoctum hebt man auf. Die Krebſen aber
werden in einen glaͤſernen Brennzeuge gelegt/ und alle
Feuchtigkeit von ihnen/ ſo viel moͤglich/ heraus deſtillirt/
und diß wird auch abſonderlich aufgehaben; hernach
werden die Krebſen oder Fiſche/ in einem Reverberato-
rio calcini
rt/ und zu Aſchen gemacht/ mit dem erſten
Decocto vermiſcht/ und das Saltz heraus gezogen/ ſo
per filtrum geſiegen/ und hernach alle Feuchtigkeit per
evaporationem
davon abgeſondert wird; auf das im
Boden uͤberbliebene Saltz nun/ gieß den aus den Kreb-
ſen oder Fiſchen deſtillirten Liquorem, leg es an einen
feuchten Ort/ daß es faule/ und innerhalb wenigen Ta-
gen werden ſich kleine ſich ſelbſt bewegende/ kaum eines
Hirſen-Saam groß/ Thierlein zeigen/ die mit Ochſen-
Blut zu ernaͤhren/ biß ſie ſo groß als die Wammes-
knoͤpffe werden; darnach thut mans in ein hoͤltzern
Geſchirꝛ/ mit Regenwaſſer und Rinderblut erfuͤllt/ das
wird alle drey Tage mit friſchen verwechslet/ alſo wer-
den ſie wol wachſen. Diß iſt zwar des Herꝛn Tackii
Beſchreibung faſt gantz gleich/ ſo hernach folget. Die-
ſes aber hab ich von Wort zu Wort hieher ſetzen wollen/
weil es nicht allein mit den Krebſen/ ſondern auch mit
den Fiſchen zu practiciren iſt.

Hæc de artificiali cancrorum generatione (ſagt
D. Sachs) vir magnus, de cujus, unà cum collegii
experimentalis, in eoq́ue conſtitutorum ſiderum luce
fide & authoritate dubitare vix licet
.

Dergleichen Weiſe iſt in D. Joh. Tackii Myſterio
Reſurrectionis Rerum
zu finden/ der es alſo beſchreibet:
Nimm ſauber ausgewaſchene Krebſen/ koche ſie ein
paar Stunden lang im flieſſenden Waſſer; das Waſ-
ſer/ darinnen ſie geſotten worden/ hebe auf/ die Krebſe
aber thue in ein Diſtillir-Glas oder Cucurbitam, und
diſtillire alle Feuchtigkeit davon ab; dieſe heb abermal
abſonderlich auf. Darnach calcinire die Krebſen in fu-
mo Reverberii,
und ziehe aus der Aſchen das Saltz
mit dem Waſſer der erſten Kochung/ laß es damit filtri-
ren und evaporiren/ zu dem uͤberbliebenen Saltz thue
das durch die Diſtillation abgezogene andere Waſſer/
und lege es an ein feuchtes Ort/ daß eine Putrefaction
[Spaltenumbruch] darzu komme/ und innerhalb wenig Tagen/ wirſt du
Wuͤrme und kleine Thierlein daſelbſt finden/ und ſehen/
wie ſie ſich bewegen und regen; dieſe nun/ ſoll man mit
Rinderblut foviren und beſprengen/ biß ſie ſich wie eine
Haſelnuß ergroͤſſern/ alsdann thut man ſie in ein flieſ-
ſendes Waſſer/ das mit Rinderblut temperirt iſt/ und
verneuret ſie alle drey Tage/ ſo wol eines als das andere/
biß ſie zu ihrer rechten Groͤſſe erwachſen. Und diß ſchei-
net alles vom Herꝛn Digby entlehnet zu ſeyn/ wiewol in
dieſem allein der Krebſen und nicht der Fiſche gedacht
wird.

Daß es aber moͤglich/ daß Thier aus der Faͤulung/
ſonderlich aus einem Homogeneo Corpore, moͤgen er-
zeugt werden/ erzehlt obernennter D. Tackius an eben
demſelben Ort: Als ein Doctor (ſagt er) eine Artzney
wider die Peſt zurichten wolte/ hat er eine Schlange
genommen/ ſie ausgeweidnet/ Kopf und Schweiff weg-
geworffen/ in Wein gewaſchen/ wieder wol abgetrock-
net/ und klein zerſchnitten/ in eine groſſe Cucurbitam
gethan/ ſolche wol vermacht hingeſetzt/ damit es faulen
ſolte; als er nun dieſe Faulung ſich anfangen/ und am
Glaß etliche Atomos und kleine oͤlichte Geiſter aufſtei-
gen/ und an der Seiten des Glaſſes ſich anhangen ge-
ſehen/ daraus uͤber eine Zeit kleine Wuͤrmlein worden/
iſt er in der Putrefaction fortgefahrẽ/ biß die gantze Maſſa
des Schlangen-Fleiſches zu Wuͤrmlein worden/ und die-
ſe/ ihr Leben zu erhalten/ haben eine die andere aufgefreſ-
ſen und verzehret/ indem die Schwaͤchern der Staͤrckern
Speiſe ſeyn muͤſſen/ und ſey endlich nur eine/ aber viel
groͤſſere/ als die erſte getoͤdte Schlangen geweſen/ uͤber-
blieben/ die wie ein Cryſtall durchſichtig uñ liecht geweſen.
Als nun dieſes ihrer viel mit Verwunderung geſehen/ und
die Schlange/ aus Ermanglung genugſamer Lufft/ hin
und wieder/ mit Schrecken der Zuſehenden/ ſich ge-
wunden/ hat man befoͤrchtet/ ſie moͤchte das Glaß zer-
brechen und Schaden thun/ als habe er das Glaß mit
ſamt der Schlangen in die Erden eingegraben.

Pater Kircherus erzehlt/ daß er einesmals eine
todte Schlangen/ die ſchon angefangen zu faulen/ ange-
troffen/ dabey viel kleine/ mittlere uñ groͤſſere Wuͤrmlein
geweſen/ davon die groͤſſern ſchon gantz den Schlangen-
Form gehabt; Und ſagt: Man nehme Schlangẽ von was
Art man wolle/ doͤrre ſie/ und ſchneide ſie zu kleinen
Stuͤcklein/ und thue ſie in eine feuchte/ moſichte und
faule Erden/ unter den freyen Himmel/ beſprenge die-
ſelben offtermals mit Waſſer durch ein Sieb/ oder aus
einen Spruͤtzkrug/ und daß die Sonne ungehindert
drauf ſcheinen moͤge/ ſo werden im Fruͤling erſtlich
Wuͤrmlein daraus/ und endlich/ wann das Waſſer mit
etwas Milch temperirt wird/ zu Schlangen werden.
Diß erzehlt/ aus P. Kirchero, Eraſmus Franciſci im
erſten Theil der Oſt- und Weſt-Jndianiſchen auch der
Sineſiſchen Provinzen pag. 765.

Man moͤchte dieſes mit Aalen oder andern Fiſchen
verſuchen/ und durch dieſes Beneficium koͤnten die Fi-
ſche/ die gleich aus dem Waſſer abſtehen/ von weiten
Orten her in unſere Waſſer gebracht werden/ wie aus
des Herꝛn Digby Experiment zu ſehen.

Etliche der Alten haben geglaubt/ daß aus den ver-
faulten Krebſen Scorpionen werden/ ſo etwan in den
hitzigen Laͤndern ſeyn kan; in unſerm Nordiſchen Cli-
mate
aber/ hat man dergleichen nie erfahren; moͤchte
aber wol ſeyn/ daß ſie in ein anders Inſectum per Pu-

trefa-
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[529/0547] Eilfftes Buch/ Waſſer-Luſt. weidene Zweige/ wie ſie die Koͤrbmacher zu gebrauchen pflegen/ ſo geſchihet eine Putrefaction und Verfaulung/ daraus werden Krebſe erzeuget. Jch erachte/ diß muß im Monat Majo geſchehen/ und die Zweige muͤſſen et- was hoch ins Waſſer geſetzet ſeyn/ oder etwas uͤber das Waſſer reichen/ damit die Sonne ihren Strahl darauf werffen kan/ denn aus Waͤrme und Feuchtigkeit geſche- hen alle dergleichen ſeltſame Veraͤnderungen durch die Putrefactiones. So bezeuget auch Pet. Borellus hiſt. & obſerv. rar. Cent. 4. obſerv. 34. ſolches mit folgenden Worten: Ab amicis expertis duobus accepi, ſe cancros fluvia- tiles reſtituiſſe cinere eorum in loco humido, vel in vaſe terreo, cum aquâ modicâ relicto. Tum enim intra dies viginti innumeræ Atomi animatæ viſuntur, quæ ſi ſanguine bovino irrorentur, in cancros pau- latim commutantur. Und der fuͤrtrefflich-beruͤhmte und Weltbekannte Graf von Digby in diſſertatione de plantarum vege- tatione, hat aus eigener Erfahrung alſo davon geſchrie- ben: Die Krebſen oder Fiſche ſoll man wol von aller irꝛdi- ſchen Unreinigkeit ſaͤubern und waſchen/ hernach zwo Stund in genugſamen Regenwaſſer wol ſieden laſſen; dieſes Decoctum hebt man auf. Die Krebſen aber werden in einen glaͤſernen Brennzeuge gelegt/ und alle Feuchtigkeit von ihnen/ ſo viel moͤglich/ heraus deſtillirt/ und diß wird auch abſonderlich aufgehaben; hernach werden die Krebſen oder Fiſche/ in einem Reverberato- rio calcinirt/ und zu Aſchen gemacht/ mit dem erſten Decocto vermiſcht/ und das Saltz heraus gezogen/ ſo per filtrum geſiegen/ und hernach alle Feuchtigkeit per evaporationem davon abgeſondert wird; auf das im Boden uͤberbliebene Saltz nun/ gieß den aus den Kreb- ſen oder Fiſchen deſtillirten Liquorem, leg es an einen feuchten Ort/ daß es faule/ und innerhalb wenigen Ta- gen werden ſich kleine ſich ſelbſt bewegende/ kaum eines Hirſen-Saam groß/ Thierlein zeigen/ die mit Ochſen- Blut zu ernaͤhren/ biß ſie ſo groß als die Wammes- knoͤpffe werden; darnach thut mans in ein hoͤltzern Geſchirꝛ/ mit Regenwaſſer und Rinderblut erfuͤllt/ das wird alle drey Tage mit friſchen verwechslet/ alſo wer- den ſie wol wachſen. Diß iſt zwar des Herꝛn Tackii Beſchreibung faſt gantz gleich/ ſo hernach folget. Die- ſes aber hab ich von Wort zu Wort hieher ſetzen wollen/ weil es nicht allein mit den Krebſen/ ſondern auch mit den Fiſchen zu practiciren iſt. Hæc de artificiali cancrorum generatione (ſagt D. Sachs) vir magnus, de cujus, unà cum collegii experimentalis, in eoq́ue conſtitutorum ſiderum luce fide & authoritate dubitare vix licet. Dergleichen Weiſe iſt in D. Joh. Tackii Myſterio Reſurrectionis Rerum zu finden/ der es alſo beſchreibet: Nimm ſauber ausgewaſchene Krebſen/ koche ſie ein paar Stunden lang im flieſſenden Waſſer; das Waſ- ſer/ darinnen ſie geſotten worden/ hebe auf/ die Krebſe aber thue in ein Diſtillir-Glas oder Cucurbitam, und diſtillire alle Feuchtigkeit davon ab; dieſe heb abermal abſonderlich auf. Darnach calcinire die Krebſen in fu- mo Reverberii, und ziehe aus der Aſchen das Saltz mit dem Waſſer der erſten Kochung/ laß es damit filtri- ren und evaporiren/ zu dem uͤberbliebenen Saltz thue das durch die Diſtillation abgezogene andere Waſſer/ und lege es an ein feuchtes Ort/ daß eine Putrefaction darzu komme/ und innerhalb wenig Tagen/ wirſt du Wuͤrme und kleine Thierlein daſelbſt finden/ und ſehen/ wie ſie ſich bewegen und regen; dieſe nun/ ſoll man mit Rinderblut foviren und beſprengen/ biß ſie ſich wie eine Haſelnuß ergroͤſſern/ alsdann thut man ſie in ein flieſ- ſendes Waſſer/ das mit Rinderblut temperirt iſt/ und verneuret ſie alle drey Tage/ ſo wol eines als das andere/ biß ſie zu ihrer rechten Groͤſſe erwachſen. Und diß ſchei- net alles vom Herꝛn Digby entlehnet zu ſeyn/ wiewol in dieſem allein der Krebſen und nicht der Fiſche gedacht wird. Daß es aber moͤglich/ daß Thier aus der Faͤulung/ ſonderlich aus einem Homogeneo Corpore, moͤgen er- zeugt werden/ erzehlt obernennter D. Tackius an eben demſelben Ort: Als ein Doctor (ſagt er) eine Artzney wider die Peſt zurichten wolte/ hat er eine Schlange genommen/ ſie ausgeweidnet/ Kopf und Schweiff weg- geworffen/ in Wein gewaſchen/ wieder wol abgetrock- net/ und klein zerſchnitten/ in eine groſſe Cucurbitam gethan/ ſolche wol vermacht hingeſetzt/ damit es faulen ſolte; als er nun dieſe Faulung ſich anfangen/ und am Glaß etliche Atomos und kleine oͤlichte Geiſter aufſtei- gen/ und an der Seiten des Glaſſes ſich anhangen ge- ſehen/ daraus uͤber eine Zeit kleine Wuͤrmlein worden/ iſt er in der Putrefaction fortgefahrẽ/ biß die gantze Maſſa des Schlangen-Fleiſches zu Wuͤrmlein worden/ und die- ſe/ ihr Leben zu erhalten/ haben eine die andere aufgefreſ- ſen und verzehret/ indem die Schwaͤchern der Staͤrckern Speiſe ſeyn muͤſſen/ und ſey endlich nur eine/ aber viel groͤſſere/ als die erſte getoͤdte Schlangen geweſen/ uͤber- blieben/ die wie ein Cryſtall durchſichtig uñ liecht geweſen. Als nun dieſes ihrer viel mit Verwunderung geſehen/ und die Schlange/ aus Ermanglung genugſamer Lufft/ hin und wieder/ mit Schrecken der Zuſehenden/ ſich ge- wunden/ hat man befoͤrchtet/ ſie moͤchte das Glaß zer- brechen und Schaden thun/ als habe er das Glaß mit ſamt der Schlangen in die Erden eingegraben. Pater Kircherus erzehlt/ daß er einesmals eine todte Schlangen/ die ſchon angefangen zu faulen/ ange- troffen/ dabey viel kleine/ mittlere uñ groͤſſere Wuͤrmlein geweſen/ davon die groͤſſern ſchon gantz den Schlangen- Form gehabt; Und ſagt: Man nehme Schlangẽ von was Art man wolle/ doͤrre ſie/ und ſchneide ſie zu kleinen Stuͤcklein/ und thue ſie in eine feuchte/ moſichte und faule Erden/ unter den freyen Himmel/ beſprenge die- ſelben offtermals mit Waſſer durch ein Sieb/ oder aus einen Spruͤtzkrug/ und daß die Sonne ungehindert drauf ſcheinen moͤge/ ſo werden im Fruͤling erſtlich Wuͤrmlein daraus/ und endlich/ wann das Waſſer mit etwas Milch temperirt wird/ zu Schlangen werden. Diß erzehlt/ aus P. Kirchero, Eraſmus Franciſci im erſten Theil der Oſt- und Weſt-Jndianiſchen auch der Sineſiſchen Provinzen pag. 765. Man moͤchte dieſes mit Aalen oder andern Fiſchen verſuchen/ und durch dieſes Beneficium koͤnten die Fi- ſche/ die gleich aus dem Waſſer abſtehen/ von weiten Orten her in unſere Waſſer gebracht werden/ wie aus des Herꝛn Digby Experiment zu ſehen. Etliche der Alten haben geglaubt/ daß aus den ver- faulten Krebſen Scorpionen werden/ ſo etwan in den hitzigen Laͤndern ſeyn kan; in unſerm Nordiſchen Cli- mate aber/ hat man dergleichen nie erfahren; moͤchte aber wol ſeyn/ daß ſie in ein anders Inſectum per Pu- trefa- ❁ X x x

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/547>, abgerufen am 25.11.2024.