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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] sten gestossen sind/ und daselbst das Wasser durch die
Schleusen hindurch rauschen höret/ und nicht weiter hin-
auf gehen kan/ so krümmet er sich alsdann/ setzt sich auf den
Schwantz/ und fasset einen Sprung über die Pfäle/ der
Meynung/ er werde noch mehr süsse Wasser finden/ dar-
innen er sich belustigen möge/ belustiget aber (sagt er)
vielmehr die Zusehenden/ und die/ so des Kauffs und
Verkauffs halber darauf warten: dann wann er über-
gesprungen/ wird er allda gefangen/ weil noch ein ande-
re Reyhe Pfäle geschlagen ist/ daß er also weder für-noch
hintersich kommen kan/ und wann man das Schutzbret/
so an der Schleusen ist/ niederfallen lässet/ siehet man
alsdann wie viel Lachse hinein gesprungen; Es ist be-
zeuget (sagt er ferner) daß zu Rügenwalde allein/ auf
eine Nacht/ über 300 Stücke hinein gesprungen/ und
also gefangen worden. Es ist aber dieser Fisch im Sprin-
gen so eiferig/ ob er schon etlichemal wieder zuruck prel-
let/ und nicht darüber kommen kan/ gleichwol immer mit
neuen Kräfften wieder anhält/ biß er sein eigner Fischer
wird/ und sich selbsten fänget.

Andere wollen/ sie laichen auch in unsern sandichten
Wassern/ machen Gruben in den Sand/ und legen ih-
ren Rogen/ der einer Erbsen Grösse hat/ hinein/ und
bedecken sie wieder mit Sand (wie Jonstonus in Admi-
randis Piscium cap.
19. beschreibet) daraus werden im
Früling kleine zarte kaum Fingerslange Fischlein; die
wann sie mit den Fingern gedruckt werden/ wie eine zu-
samm gepackte Feuchtigkeit/ wieder zerfliessen; diese
nun geben sich wieder ins Meer/ und wachsen daselbst
in kurtzer Zeit/ zu einer unglaublichen Grösse.

Etliche wollen/ der Lachs sey kein Raubfisch/ und
[Spaltenumbruch] werden in ihrem Magen nie nichts als ein gelber zäher
Schleim/ und nie kein Fisch (wie bey allen Raubfischen)
gefunden. Andere dargegen bezeugen das Wider spiel.
Der Rucken ist schwartz-blaulicht/ und der Bauch
weiß/ der Mund ist groß/ und mit scharffen Zähnen ver-
sehen/ deren er auch noch in vierzeiliger Ordnung in dem
Rachen hat.

Jm Meer wird er meistentheils an denen Orten ge-
fangen/ wo süsse Wasser hineinlauffen/ und meistens
um S. Johanni/ wann die Sonnenwende oder das
Solstitium aestivum ankommet.

Das Weiblein ist gesprengter und schöner/ als das
Männlein/ ist ihm auch das untere Maul mehr überge-
bogen/ hat grosse Augen/ und beederseits zwey Nasen-
löcher nebeneinander; er ist eines harten Lebens/ daß
auch das Hertz etliche Stunden/ nachdem es aus dem
Fisch genommen worden/ sich beweget. Jst ein edler
und fürtrefflicher Herren-Fisch/ sein Fleisch ist schön roth-
gelblicht oder Leibfarb/ doch fättigt er bald/ und wird
fast keiner so viel davon essen können/ als er ihn hätte ein-
gebildet/ wann er schon frisch/ fett und wolgekocht ist.
Jm Majo biß auf S. Johannis sind sie am besten; gesal-
tzen verlieren sie viel von ihrer natürlichen Güte/ so wol
auch wann sie aufgeräuchert worden/ wie fast alle
Fische.

Rondeletius schreibet/ ihre Gall diene wieder Au-
genflüsse und Flecken/ auch für die schwürige Ohren/
darzu auch ihr Fette zu brauchen ist/ wann die Ohren
schmertzhaffte Zustände haben; ihr eingesaltzen und
gebranntes Fleisch/ ist gut wider die aufgebrochene flüs-
sige Köpfe.

[Abbildung]
Cap. LXXXII.
Von den Lachs-Föhren und Sälmlingen.
[Spaltenumbruch]

DJe Lachsföhren/ welche Bellonius la Truitte
Saulmonee
nennet/ ist gemeiniglich grösser denn
die andern Forellen/ und kleiner denn die Lachsen;
wiewol in dem Atter-See zuzeiten/ aber selten/ auch vier-
zigpfündige gefangen werden; Allermassen öffters wol-
gedachter Herr Grafe Khevenhüller mir eine solche Ab-
bildung übersendet hat/ der über anderthalb Elen lang
gewesen/ und im Atter-See bekommen worden. Diese
haben ihren Strich im November/ werden von Michae-
lis biß Weyhnachten gefangen/ bekommen offt auf einen
Zug zween oder drey/ der rothen Lachse an Schnüren/
Seegen und in Setzgärnen. Eben diese Gattung Fisch
wird auch im Majo gefangen/ und damals May-Föhren
genannt/ also sihet man/ daß sie einerley Fischen/ zu un-
[Spaltenumbruch] terschiedenen Zeiten/ auch unterschiedliche Namen ge-
ben/ ist oben am Rucken blau-bräunlicht/ in der Seiten
grünlicht/ mit schwartzen und röthlichten Sprenckeln/
wie auch die Flossen oben auf/ und der Schweiff gesche-
ckicht ist/ haben grosse/ schwartze/ mit gelbem Creiß um-
fangene Augen/ am Bauch ist er gelblicht; davon Au-
sonius in Mosella
also meldet:

Teque inter geminas species, neutrumque &
utrumque
Qui necdum Salmo, nec jam Salar, ambiguus-
que
Amborum, medio Sario intercepte sub aevo, &c.

ist sonst an der Güte und am Geschmack einem Lachs wol
zu vergleichen/ und etwas zärter am Brät.

Der

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ſten geſtoſſen ſind/ und daſelbſt das Waſſer durch die
Schleuſen hindurch rauſchen hoͤret/ und nicht weiter hin-
auf gehen kan/ ſo kruͤm̃et er ſich alsdann/ ſetzt ſich auf den
Schwantz/ und faſſet einen Sprung uͤber die Pfaͤle/ der
Meynung/ er werde noch mehr ſuͤſſe Waſſer finden/ dar-
innen er ſich beluſtigen moͤge/ beluſtiget aber (ſagt er)
vielmehr die Zuſehenden/ und die/ ſo des Kauffs und
Verkauffs halber darauf warten: dann wann er uͤber-
geſprungen/ wird er allda gefangen/ weil noch ein ande-
re Reyhe Pfaͤle geſchlagen iſt/ daß er alſo weder fuͤr-noch
hinterſich kommen kan/ und wann man das Schutzbret/
ſo an der Schleuſen iſt/ niederfallen laͤſſet/ ſiehet man
alsdann wie viel Lachſe hinein geſprungen; Es iſt be-
zeuget (ſagt er ferner) daß zu Ruͤgenwalde allein/ auf
eine Nacht/ uͤber 300 Stuͤcke hinein geſprungen/ und
alſo gefangen worden. Es iſt aber dieſer Fiſch im Sprin-
gen ſo eiferig/ ob er ſchon etlichemal wieder zuruck prel-
let/ und nicht daruͤber kommen kan/ gleichwol immer mit
neuen Kraͤfften wieder anhaͤlt/ biß er ſein eigner Fiſcher
wird/ und ſich ſelbſten faͤnget.

Andere wollen/ ſie laichen auch in unſern ſandichten
Waſſern/ machen Gruben in den Sand/ und legen ih-
ren Rogen/ der einer Erbſen Groͤſſe hat/ hinein/ und
bedecken ſie wieder mit Sand (wie Jonſtonus in Admi-
randis Piſcium cap.
19. beſchreibet) daraus werden im
Fruͤling kleine zarte kaum Fingerslange Fiſchlein; die
wann ſie mit den Fingern gedruckt werden/ wie eine zu-
ſamm gepackte Feuchtigkeit/ wieder zerflieſſen; dieſe
nun geben ſich wieder ins Meer/ und wachſen daſelbſt
in kurtzer Zeit/ zu einer unglaublichen Groͤſſe.

Etliche wollen/ der Lachs ſey kein Raubfiſch/ und
[Spaltenumbruch] werden in ihrem Magen nie nichts als ein gelber zaͤher
Schleim/ und nie kein Fiſch (wie bey allen Raubfiſchen)
gefunden. Andere dargegen bezeugen das Wider ſpiel.
Der Rucken iſt ſchwartz-blaulicht/ und der Bauch
weiß/ der Mund iſt groß/ und mit ſcharffen Zaͤhnen ver-
ſehen/ deren er auch noch in vierzeiliger Ordnung in dem
Rachen hat.

Jm Meer wird er meiſtentheils an denen Orten ge-
fangen/ wo ſuͤſſe Waſſer hineinlauffen/ und meiſtens
um S. Johanni/ wann die Sonnenwende oder das
Solſtitium æſtivum ankommet.

Das Weiblein iſt geſprengter und ſchoͤner/ als das
Maͤnnlein/ iſt ihm auch das untere Maul mehr uͤberge-
bogen/ hat groſſe Augen/ und beederſeits zwey Naſen-
loͤcher nebeneinander; er iſt eines harten Lebens/ daß
auch das Hertz etliche Stunden/ nachdem es aus dem
Fiſch genommen worden/ ſich beweget. Jſt ein edler
und fuͤrtrefflicher Herren-Fiſch/ ſein Fleiſch iſt ſchoͤn roth-
gelblicht oder Leibfarb/ doch faͤttigt er bald/ und wird
faſt keiner ſo viel davon eſſen koͤnnen/ als er ihn haͤtte ein-
gebildet/ wann er ſchon friſch/ fett und wolgekocht iſt.
Jm Majo biß auf S. Johannis ſind ſie am beſten; geſal-
tzen verlieren ſie viel von ihrer natuͤrlichen Guͤte/ ſo wol
auch wann ſie aufgeraͤuchert worden/ wie faſt alle
Fiſche.

Rondeletius ſchreibet/ ihre Gall diene wieder Au-
genfluͤſſe und Flecken/ auch fuͤr die ſchwuͤrige Ohren/
darzu auch ihr Fette zu brauchen iſt/ wann die Ohren
ſchmertzhaffte Zuſtaͤnde haben; ihr eingeſaltzen und
gebranntes Fleiſch/ iſt gut wider die aufgebrochene fluͤſ-
ſige Koͤpfe.

[Abbildung]
Cap. LXXXII.
Von den Lachs-Foͤhren und Saͤlmlingen.
[Spaltenumbruch]

DJe Lachsfoͤhren/ welche Bellonius la Truitte
Saulmonée
nennet/ iſt gemeiniglich groͤſſer denn
die andern Forellen/ und kleiner denn die Lachſen;
wiewol in dem Atter-See zuzeiten/ aber ſelten/ auch vier-
zigpfuͤndige gefangen werden; Allermaſſen oͤffters wol-
gedachter Herꝛ Grafe Khevenhuͤller mir eine ſolche Ab-
bildung uͤberſendet hat/ der uͤber anderthalb Elen lang
geweſen/ und im Atter-See bekommen worden. Dieſe
haben ihren Strich im November/ werden von Michae-
lis biß Weyhnachten gefangen/ bekommen offt auf einen
Zug zween oder drey/ der rothen Lachſe an Schnuͤren/
Seegen und in Setzgaͤrnen. Eben dieſe Gattung Fiſch
wird auch im Majo gefangen/ und damals May-Foͤhren
genannt/ alſo ſihet man/ daß ſie einerley Fiſchen/ zu un-
[Spaltenumbruch] terſchiedenen Zeiten/ auch unterſchiedliche Namen ge-
ben/ iſt oben am Rucken blau-braͤunlicht/ in der Seiten
gruͤnlicht/ mit ſchwartzen und roͤthlichten Sprenckeln/
wie auch die Floſſen oben auf/ und der Schweiff geſche-
ckicht iſt/ haben groſſe/ ſchwartze/ mit gelbem Creiß um-
fangene Augen/ am Bauch iſt er gelblicht; davon Au-
ſonius in Moſellâ
alſo meldet:

Teq́ue inter geminas ſpecies, neutrumq́ue &
utrumque
Qui necdum Salmo, nec jam Salar, ambiguus-
q́ue
Amborum, medio Sario intercepte ſub ævo, &c.

iſt ſonſt an der Guͤte und am Geſchmack einem Lachs wol
zu vergleichen/ und etwas zaͤrter am Braͤt.

Der
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[516/0534] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ſten geſtoſſen ſind/ und daſelbſt das Waſſer durch die Schleuſen hindurch rauſchen hoͤret/ und nicht weiter hin- auf gehen kan/ ſo kruͤm̃et er ſich alsdann/ ſetzt ſich auf den Schwantz/ und faſſet einen Sprung uͤber die Pfaͤle/ der Meynung/ er werde noch mehr ſuͤſſe Waſſer finden/ dar- innen er ſich beluſtigen moͤge/ beluſtiget aber (ſagt er) vielmehr die Zuſehenden/ und die/ ſo des Kauffs und Verkauffs halber darauf warten: dann wann er uͤber- geſprungen/ wird er allda gefangen/ weil noch ein ande- re Reyhe Pfaͤle geſchlagen iſt/ daß er alſo weder fuͤr-noch hinterſich kommen kan/ und wann man das Schutzbret/ ſo an der Schleuſen iſt/ niederfallen laͤſſet/ ſiehet man alsdann wie viel Lachſe hinein geſprungen; Es iſt be- zeuget (ſagt er ferner) daß zu Ruͤgenwalde allein/ auf eine Nacht/ uͤber 300 Stuͤcke hinein geſprungen/ und alſo gefangen worden. Es iſt aber dieſer Fiſch im Sprin- gen ſo eiferig/ ob er ſchon etlichemal wieder zuruck prel- let/ und nicht daruͤber kommen kan/ gleichwol immer mit neuen Kraͤfften wieder anhaͤlt/ biß er ſein eigner Fiſcher wird/ und ſich ſelbſten faͤnget. Andere wollen/ ſie laichen auch in unſern ſandichten Waſſern/ machen Gruben in den Sand/ und legen ih- ren Rogen/ der einer Erbſen Groͤſſe hat/ hinein/ und bedecken ſie wieder mit Sand (wie Jonſtonus in Admi- randis Piſcium cap. 19. beſchreibet) daraus werden im Fruͤling kleine zarte kaum Fingerslange Fiſchlein; die wann ſie mit den Fingern gedruckt werden/ wie eine zu- ſamm gepackte Feuchtigkeit/ wieder zerflieſſen; dieſe nun geben ſich wieder ins Meer/ und wachſen daſelbſt in kurtzer Zeit/ zu einer unglaublichen Groͤſſe. Etliche wollen/ der Lachs ſey kein Raubfiſch/ und werden in ihrem Magen nie nichts als ein gelber zaͤher Schleim/ und nie kein Fiſch (wie bey allen Raubfiſchen) gefunden. Andere dargegen bezeugen das Wider ſpiel. Der Rucken iſt ſchwartz-blaulicht/ und der Bauch weiß/ der Mund iſt groß/ und mit ſcharffen Zaͤhnen ver- ſehen/ deren er auch noch in vierzeiliger Ordnung in dem Rachen hat. Jm Meer wird er meiſtentheils an denen Orten ge- fangen/ wo ſuͤſſe Waſſer hineinlauffen/ und meiſtens um S. Johanni/ wann die Sonnenwende oder das Solſtitium æſtivum ankommet. Das Weiblein iſt geſprengter und ſchoͤner/ als das Maͤnnlein/ iſt ihm auch das untere Maul mehr uͤberge- bogen/ hat groſſe Augen/ und beederſeits zwey Naſen- loͤcher nebeneinander; er iſt eines harten Lebens/ daß auch das Hertz etliche Stunden/ nachdem es aus dem Fiſch genommen worden/ ſich beweget. Jſt ein edler und fuͤrtrefflicher Herren-Fiſch/ ſein Fleiſch iſt ſchoͤn roth- gelblicht oder Leibfarb/ doch faͤttigt er bald/ und wird faſt keiner ſo viel davon eſſen koͤnnen/ als er ihn haͤtte ein- gebildet/ wann er ſchon friſch/ fett und wolgekocht iſt. Jm Majo biß auf S. Johannis ſind ſie am beſten; geſal- tzen verlieren ſie viel von ihrer natuͤrlichen Guͤte/ ſo wol auch wann ſie aufgeraͤuchert worden/ wie faſt alle Fiſche. Rondeletius ſchreibet/ ihre Gall diene wieder Au- genfluͤſſe und Flecken/ auch fuͤr die ſchwuͤrige Ohren/ darzu auch ihr Fette zu brauchen iſt/ wann die Ohren ſchmertzhaffte Zuſtaͤnde haben; ihr eingeſaltzen und gebranntes Fleiſch/ iſt gut wider die aufgebrochene fluͤſ- ſige Koͤpfe. [Abbildung] Cap. LXXXII. Von den Lachs-Foͤhren und Saͤlmlingen. DJe Lachsfoͤhren/ welche Bellonius la Truitte Saulmonée nennet/ iſt gemeiniglich groͤſſer denn die andern Forellen/ und kleiner denn die Lachſen; wiewol in dem Atter-See zuzeiten/ aber ſelten/ auch vier- zigpfuͤndige gefangen werden; Allermaſſen oͤffters wol- gedachter Herꝛ Grafe Khevenhuͤller mir eine ſolche Ab- bildung uͤberſendet hat/ der uͤber anderthalb Elen lang geweſen/ und im Atter-See bekommen worden. Dieſe haben ihren Strich im November/ werden von Michae- lis biß Weyhnachten gefangen/ bekommen offt auf einen Zug zween oder drey/ der rothen Lachſe an Schnuͤren/ Seegen und in Setzgaͤrnen. Eben dieſe Gattung Fiſch wird auch im Majo gefangen/ und damals May-Foͤhren genannt/ alſo ſihet man/ daß ſie einerley Fiſchen/ zu un- terſchiedenen Zeiten/ auch unterſchiedliche Namen ge- ben/ iſt oben am Rucken blau-braͤunlicht/ in der Seiten gruͤnlicht/ mit ſchwartzen und roͤthlichten Sprenckeln/ wie auch die Floſſen oben auf/ und der Schweiff geſche- ckicht iſt/ haben groſſe/ ſchwartze/ mit gelbem Creiß um- fangene Augen/ am Bauch iſt er gelblicht; davon Au- ſonius in Moſellâ alſo meldet: Teq́ue inter geminas ſpecies, neutrumq́ue & utrumque Qui necdum Salmo, nec jam Salar, ambiguus- q́ue Amborum, medio Sario intercepte ſub ævo, &c. iſt ſonſt an der Guͤte und am Geſchmack einem Lachs wol zu vergleichen/ und etwas zaͤrter am Braͤt. Der

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/534>, abgerufen am 25.11.2024.