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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
L Der Schragen/ welcher samt dem gantzen
Wercke in die Tieffe des Wassers gesetzt wird/ dabey
aber in acht genommen wird/ daß die Linea M. N, nach
welchen die inwendigen Taufeln eingerichtet seynd/ nicht
zu gerade/ sondern bey N etwas Thalwärts weise.
N Man kan die Wellen nach Belieben grösser und
länger machen.

Eben in diesem Kupfer-Blat wird auch gewiesen/
wie man mit blechenen oder küpfernen gebogenen Röh-
ren das Wasser aus einem Dümpfel schöpfen kan/ die
Röhren muß sub num. 1. länger/ als num. 4. und so lang
seyn/ daß sie den Boden des Dümpfels erreiche/ num. 4
muß einer mit dem Athem starck (allerdings wie bey ei-
nem Faßheber) an sich ziehen/ biß das Wasser lauffen
wird/ so wird so viel ablauffen/ so tieff der eine Theil
num. 1. im Wasser eingesenckt ist.

Diß alles nun sind wol leichte/ und zu verrichten
nicht hart ankommende Sachen/ aber wo/ wie in Nie-
derland/ Pommern/ Holstein und dergleichen/ das Meer
angräntzet/ und mit grossen Dämmen und Schleusen
muß verwahret werden/ und sich dannoch manchesmal
zuträgt/ daß diese Wall und Wehren durch Unachtsam-
keit/ Gewalt/ Untreu/ oder andern Ursachen/ durch-
brochen und verwüstet/ gantze Länder unter Wasser se-
tzen/ wie die Erfahrung allenthalben bezeuget/ da be-
darff es Mühe/ Arbeit/ Erfahrenheit und Unkosten/
solches wieder zu verbessern.

Also ist die Jnsul Duveland in Ost-Seeland An-
no
1530 samt vielen Leuten und Viehe vom Meer über-
schwemmt und ertränckt; Aber von Adolph/ Herrn
von Beveres durch künstliche Mittel/ mit Mühe und
Unkosten wieder errettet worden; wie dann dieses in sel-
bigen Landen sehr bräuchig/ und erzehlet Lud. Guicciar-
dino
in seiner fleissigen Beschreibung der Niederländi-
schen Provinzen/ daß es also ins Werck gestellet werde:
Das Landvolck erwartet erstlich die Gelegenheit des
lieblichen Sommerwetters/ und die Windstille/ wann
dann darnach die gewöhnliche wechslende Meersflut/ alle
sechs Stund einmal (wie Männiglich bewust) sich wie-
der zuruck/ ihren ordentlichen Lauff nach/ ziehet/ und
das Meer also gegen dem Land gar seucht wird; so stel-
len sich eine grosse Menge Männer an die Ort/ da die
Dämme zerrissen/ und das Wasser eingebrochen/ wel-
che alsbald die Dicken oder Dämme grundvesten/ und
im Fall (wie dann sonderlich geschiehet/ wo man neu
Land gewinnen will) keine Dämme vorhanden/ so
fundiren und grundvesten sie neue Dämme an den
bequemsten Orten/ inmassen daß sich der Dicken Bruch/
oder der neue Dick oder Damm/ biß auf eine bestimmte
Maß zusammen schliesset/ das Wasser/ so in dem be-
schlossenen Lande geblieben/ leitet man/ nach abgelauffe-
ner Flut/ durch etliche Canalen (so man wieder be-
schliessen kan) hinaus; imfall aber das Wasser/ durch
dieses Mittel/ nicht ausgeführt werden möchte/ so wird
es durch etliche künstliche Windmühlen ausgeschöpft/
welche mit Fleiß darzu gemacht sind/ dergestalt erobern
diese Völcker den mehrern Theil (wofern es die Winde
nicht verhindern) die ertrunckene und neue Länder/ doch
mit grosser Mühe/ Kunst und Unkosten; wiewol auch
offt das Widerspiel erfolgt/ indem der Wind/ Unge-
stümm halber/ das Geld samt der Arbeit verlohren
wird.

[Spaltenumbruch]

So begiebt es sich auch gleiches falls/ wann einer
schon ein solches Werck zu Ende gebracht hat/ daß ihm
etwan durch einen Sturmwind/ oder unversehen grau-
sames Wetter/ die Dämme (weil sie noch nicht genug-
sam befestet sind) bald hernach zerbrochen/ oder aber/
das gantz eroberte Land in einem Augenblick mit Was-
ser bedeckt/ und verlohren wird/ welches er in vielen
Jahren erarbeitet hat; Nichts destoweniger feyren sie/
zu gelegener Zeit das Glück zu versuchen/ hierinnen nie-
mals/ dann wann es zu gutem Ende kommt/ werden
sie bald reich/ sintemal die Fruchtbarkeit des entdeckten
Landes/ wegen der fetten Erden/ dermassen beschaffen/
daß sich der Saamen/ so darein gesäet wird/ über die
massen hefftig vermehret/ und schreibt besagter Author
an einem andern Ort/ daß in Holland in einem solchen
von Wasser befreytem Lande ein Sack Korn hundert
Säcke in einem Acker getragen habe.

Also auch wo es grosse weitschüchtige Maraß und
naßländige Gebrüche hat an ebnen Orten/ ist es zwar
eine kostbare/ doch nützliche und erbauliche Arbeit/ durch
Gräben und Canal/ wo sich das Wasser ohne diß von
Natur hin neiget/ solche auszutrücknen und in Korn-
Felder zu verwandeln/ so wird nicht allein die Lufft ge-
sünder/ sondern auch das Land reicher/ und ob schon die
Ablaitungen der Wasser viel kosten/ bringt doch die
Nutzniessung in ein paar Jahren solches reichlich wieder
herein/ zugeschweigen/ wann der Ablauff so gut/ und der
Zulauff des Wassers gebührlich und beständig gehem-
met wird/ daß man diese Plätze/ da sonst nur Schlan-
gen/ Krotten/ Frösche/ Ungeziefer und Blindschleuche
gewohnet/ unzehliche Jahr gleich den andern Baugrün-
den geniessen und reichen überflüssigen Nutzen daraus
heben kan. Also sind die grosse Maraß in Stato della
Chiesa,
die sie Paludes Pomptinas nennen/ dardurch
Via Appia gehet/ vor diesem etlichemal ausgetrocknet in
fruchtbare Felder verwandelt/ aber durch Nachlässig-
keit und Unfall wieder verwüstet worden; wer wissen will/
wie diesem vernünfftig zu helffen wäre/ der lese des ge-
lehrten Jesuiten P. Athanasii Kircheri weisen und
wolgestellten Discours davon/ in sua Latii novi & vete-
ris descriptione, circa finem Operis.
Und die Vene-
tianer haben/ nach Herrn Augustini Galli Relation in
seiner giornata nona, d' alcune cose stravaganti, die
grossen Maraß di Moncellese auf diese Weise zu früch-
tigen Trayd-Feldern/ verwandelt; erzehlt auch der vor-
nehme Venetianische Edelmann Ludovico Cornaro,
in seinem schönen Discours, von der Mässigkeit/ daß er
ihm einen Mayerhof an einem ebnen Ort/ wo die Bren-
ta
vorbey lauffet/ erbaut/ da beederseits schöne und wol-
gebaute Felder/ Aecker und Wiesen ligen/ wo vorhin
nichts als lauter Lacken und Maraß gewesen/ die er aus-
geleitet und getrocknet/ die Lufft gebessert/ das Feld zum
Pflug zubereitet/ und also vielen Leuten/ daselbst zu woh-
nen/ Ursach und Anlaß gegeben habe/ wie er dann auch
neben andern darzu von der Republica deputirt gewe-
sen/ dergleichen unfruchtbare und moosiche Plätze pro
Bono publico
wieder in Nutzung zu bringen/ wo aber
bey dergleichen Arbeiten die Canal und Ausläuffe der
Flüsse sich in das Meer auslähren/ und bißweilen des
strengen Gegenwindes einstürmen/ die Flüsse zuruck
treibt/ ergiessen und überlauffen machet/ soll man/ nach
Galli und P. Kirchers Rath/ grosse höltzerne drey oder
vierdoppelt/ starcke Gätter/ Clathra lignea oder Pala-

tiones
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch]
L Der Schragen/ welcher ſamt dem gantzen
Wercke in die Tieffe des Waſſers geſetzt wird/ dabey
aber in acht genommen wird/ daß die Linea M. N, nach
welchen die inwendigen Taufeln eingerichtet ſeynd/ nicht
zu gerade/ ſondern bey N etwas Thalwaͤrts weiſe.
N Man kan die Wellen nach Belieben groͤſſer und
laͤnger machen.

Eben in dieſem Kupfer-Blat wird auch gewieſen/
wie man mit blechenen oder kuͤpfernen gebogenen Roͤh-
ren das Waſſer aus einem Duͤmpfel ſchoͤpfen kan/ die
Roͤhren muß ſub num. 1. laͤnger/ als num. 4. und ſo lang
ſeyn/ daß ſie den Boden des Duͤmpfels erreiche/ num. 4
muß einer mit dem Athem ſtarck (allerdings wie bey ei-
nem Faßheber) an ſich ziehen/ biß das Waſſer lauffen
wird/ ſo wird ſo viel ablauffen/ ſo tieff der eine Theil
num. 1. im Waſſer eingeſenckt iſt.

Diß alles nun ſind wol leichte/ und zu verrichten
nicht hart ankommende Sachen/ aber wo/ wie in Nie-
derland/ Pommern/ Holſtein und dergleichen/ das Meer
angraͤntzet/ und mit groſſen Daͤmmen und Schleuſen
muß verwahret werden/ und ſich dannoch manchesmal
zutraͤgt/ daß dieſe Wall und Wehren durch Unachtſam-
keit/ Gewalt/ Untreu/ oder andern Urſachen/ durch-
brochen und verwuͤſtet/ gantze Laͤnder unter Waſſer ſe-
tzen/ wie die Erfahrung allenthalben bezeuget/ da be-
darff es Muͤhe/ Arbeit/ Erfahrenheit und Unkoſten/
ſolches wieder zu verbeſſern.

Alſo iſt die Jnſul Duveland in Oſt-Seeland An-
no
1530 ſamt vielen Leuten und Viehe vom Meer uͤber-
ſchwemmt und ertraͤnckt; Aber von Adolph/ Herꝛn
von Beveres durch kuͤnſtliche Mittel/ mit Muͤhe und
Unkoſten wieder errettet worden; wie dann dieſes in ſel-
bigen Landen ſehr braͤuchig/ und erzehlet Lud. Guicciar-
dino
in ſeiner fleiſſigen Beſchreibung der Niederlaͤndi-
ſchen Provinzen/ daß es alſo ins Werck geſtellet werde:
Das Landvolck erwartet erſtlich die Gelegenheit des
lieblichen Sommerwetters/ und die Windſtille/ wann
dann darnach die gewoͤhnliche wechslende Meersflut/ alle
ſechs Stund einmal (wie Maͤnniglich bewuſt) ſich wie-
der zuruck/ ihren ordentlichen Lauff nach/ ziehet/ und
das Meer alſo gegen dem Land gar ſeucht wird; ſo ſtel-
len ſich eine groſſe Menge Maͤnner an die Ort/ da die
Daͤmme zerriſſen/ und das Waſſer eingebrochen/ wel-
che alsbald die Dicken oder Daͤmme grundveſten/ und
im Fall (wie dann ſonderlich geſchiehet/ wo man neu
Land gewinnen will) keine Daͤmme vorhanden/ ſo
fundiren und grundveſten ſie neue Daͤmme an den
bequemſten Orten/ inmaſſen daß ſich der Dicken Bruch/
oder der neue Dick oder Damm/ biß auf eine beſtimmte
Maß zuſammen ſchlieſſet/ das Waſſer/ ſo in dem be-
ſchloſſenen Lande geblieben/ leitet man/ nach abgelauffe-
ner Flut/ durch etliche Canalen (ſo man wieder be-
ſchlieſſen kan) hinaus; imfall aber das Waſſer/ durch
dieſes Mittel/ nicht ausgefuͤhrt werden moͤchte/ ſo wird
es durch etliche kuͤnſtliche Windmuͤhlen ausgeſchoͤpft/
welche mit Fleiß darzu gemacht ſind/ dergeſtalt erobern
dieſe Voͤlcker den mehrern Theil (wofern es die Winde
nicht verhindern) die ertrunckene und neue Laͤnder/ doch
mit groſſer Muͤhe/ Kunſt und Unkoſten; wiewol auch
offt das Widerſpiel erfolgt/ indem der Wind/ Unge-
ſtuͤmm halber/ das Geld ſamt der Arbeit verlohren
wird.

[Spaltenumbruch]

So begiebt es ſich auch gleiches falls/ wann einer
ſchon ein ſolches Werck zu Ende gebracht hat/ daß ihm
etwan durch einen Sturmwind/ oder unverſehen grau-
ſames Wetter/ die Daͤmme (weil ſie noch nicht genug-
ſam befeſtet ſind) bald hernach zerbrochen/ oder aber/
das gantz eroberte Land in einem Augenblick mit Waſ-
ſer bedeckt/ und verlohren wird/ welches er in vielen
Jahren erarbeitet hat; Nichts deſtoweniger feyren ſie/
zu gelegener Zeit das Gluͤck zu verſuchen/ hierinnen nie-
mals/ dann wann es zu gutem Ende kommt/ werden
ſie bald reich/ ſintemal die Fruchtbarkeit des entdeckten
Landes/ wegen der fetten Erden/ dermaſſen beſchaffen/
daß ſich der Saamen/ ſo darein geſaͤet wird/ uͤber die
maſſen hefftig vermehret/ und ſchreibt beſagter Author
an einem andern Ort/ daß in Holland in einem ſolchen
von Waſſer befreytem Lande ein Sack Korn hundert
Saͤcke in einem Acker getragen habe.

Alſo auch wo es groſſe weitſchuͤchtige Maraß und
naßlaͤndige Gebruͤche hat an ebnen Orten/ iſt es zwar
eine koſtbare/ doch nuͤtzliche und erbauliche Arbeit/ durch
Graͤben und Canal/ wo ſich das Waſſer ohne diß von
Natur hin neiget/ ſolche auszutruͤcknen und in Korn-
Felder zu verwandeln/ ſo wird nicht allein die Lufft ge-
ſuͤnder/ ſondern auch das Land reicher/ und ob ſchon die
Ablaitungen der Waſſer viel koſten/ bringt doch die
Nutznieſſung in ein paar Jahren ſolches reichlich wieder
herein/ zugeſchweigen/ wann der Ablauff ſo gut/ und der
Zulauff des Waſſers gebuͤhrlich und beſtaͤndig gehem-
met wird/ daß man dieſe Plaͤtze/ da ſonſt nur Schlan-
gen/ Krotten/ Froͤſche/ Ungeziefer und Blindſchleuche
gewohnet/ unzehliche Jahr gleich den andern Baugruͤn-
den genieſſen und reichen uͤberfluͤſſigen Nutzen daraus
heben kan. Alſo ſind die groſſe Maraß in Stato della
Chieſa,
die ſie Paludes Pomptinas nennen/ dardurch
Via Appia gehet/ vor dieſem etlichemal ausgetrocknet in
fruchtbare Felder verwandelt/ aber durch Nachlaͤſſig-
keit und Unfall wieder verwuͤſtet worden; wer wiſſen will/
wie dieſem vernuͤnfftig zu helffen waͤre/ der leſe des ge-
lehrten Jeſuiten P. Athanaſii Kircheri weiſen und
wolgeſtellten Diſcours davon/ in ſuâ Latii novi & vete-
ris deſcriptione, circa finem Operis.
Und die Vene-
tianer haben/ nach Herꝛn Auguſtini Galli Relation in
ſeiner giornata nona, d’ alcune coſe ſtravaganti, die
groſſen Maraß di Moncelleſe auf dieſe Weiſe zu fruͤch-
tigen Trayd-Feldern/ verwandelt; erzehlt auch der vor-
nehme Venetianiſche Edelmann Ludovico Cornaro,
in ſeinem ſchoͤnen Diſcours, von der Maͤſſigkeit/ daß er
ihm einen Mayerhof an einem ebnen Ort/ wo die Bren-
ta
vorbey lauffet/ erbaut/ da beederſeits ſchoͤne und wol-
gebaute Felder/ Aecker und Wieſen ligen/ wo vorhin
nichts als lauter Lacken und Maraß geweſen/ die er aus-
geleitet und getrocknet/ die Lufft gebeſſert/ das Feld zum
Pflug zubereitet/ und alſo vielen Leuten/ daſelbſt zu woh-
nen/ Urſach und Anlaß gegeben habe/ wie er dann auch
neben andern darzu von der Republica deputirt gewe-
ſen/ dergleichen unfruchtbare und mooſiche Plaͤtze pro
Bono publico
wieder in Nutzung zu bringen/ wo aber
bey dergleichen Arbeiten die Canal und Auslaͤuffe der
Fluͤſſe ſich in das Meer auslaͤhren/ und bißweilen des
ſtrengen Gegenwindes einſtuͤrmen/ die Fluͤſſe zuruck
treibt/ ergieſſen und uͤberlauffen machet/ ſoll man/ nach
Galli und P. Kirchers Rath/ groſſe hoͤltzerne drey oder
vierdoppelt/ ſtarcke Gaͤtter/ Clathra lignea oder Pala-

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[496/0514] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens L Der Schragen/ welcher ſamt dem gantzen Wercke in die Tieffe des Waſſers geſetzt wird/ dabey aber in acht genommen wird/ daß die Linea M. N, nach welchen die inwendigen Taufeln eingerichtet ſeynd/ nicht zu gerade/ ſondern bey N etwas Thalwaͤrts weiſe. N Man kan die Wellen nach Belieben groͤſſer und laͤnger machen. Eben in dieſem Kupfer-Blat wird auch gewieſen/ wie man mit blechenen oder kuͤpfernen gebogenen Roͤh- ren das Waſſer aus einem Duͤmpfel ſchoͤpfen kan/ die Roͤhren muß ſub num. 1. laͤnger/ als num. 4. und ſo lang ſeyn/ daß ſie den Boden des Duͤmpfels erreiche/ num. 4 muß einer mit dem Athem ſtarck (allerdings wie bey ei- nem Faßheber) an ſich ziehen/ biß das Waſſer lauffen wird/ ſo wird ſo viel ablauffen/ ſo tieff der eine Theil num. 1. im Waſſer eingeſenckt iſt. Diß alles nun ſind wol leichte/ und zu verrichten nicht hart ankommende Sachen/ aber wo/ wie in Nie- derland/ Pommern/ Holſtein und dergleichen/ das Meer angraͤntzet/ und mit groſſen Daͤmmen und Schleuſen muß verwahret werden/ und ſich dannoch manchesmal zutraͤgt/ daß dieſe Wall und Wehren durch Unachtſam- keit/ Gewalt/ Untreu/ oder andern Urſachen/ durch- brochen und verwuͤſtet/ gantze Laͤnder unter Waſſer ſe- tzen/ wie die Erfahrung allenthalben bezeuget/ da be- darff es Muͤhe/ Arbeit/ Erfahrenheit und Unkoſten/ ſolches wieder zu verbeſſern. Alſo iſt die Jnſul Duveland in Oſt-Seeland An- no 1530 ſamt vielen Leuten und Viehe vom Meer uͤber- ſchwemmt und ertraͤnckt; Aber von Adolph/ Herꝛn von Beveres durch kuͤnſtliche Mittel/ mit Muͤhe und Unkoſten wieder errettet worden; wie dann dieſes in ſel- bigen Landen ſehr braͤuchig/ und erzehlet Lud. Guicciar- dino in ſeiner fleiſſigen Beſchreibung der Niederlaͤndi- ſchen Provinzen/ daß es alſo ins Werck geſtellet werde: Das Landvolck erwartet erſtlich die Gelegenheit des lieblichen Sommerwetters/ und die Windſtille/ wann dann darnach die gewoͤhnliche wechslende Meersflut/ alle ſechs Stund einmal (wie Maͤnniglich bewuſt) ſich wie- der zuruck/ ihren ordentlichen Lauff nach/ ziehet/ und das Meer alſo gegen dem Land gar ſeucht wird; ſo ſtel- len ſich eine groſſe Menge Maͤnner an die Ort/ da die Daͤmme zerriſſen/ und das Waſſer eingebrochen/ wel- che alsbald die Dicken oder Daͤmme grundveſten/ und im Fall (wie dann ſonderlich geſchiehet/ wo man neu Land gewinnen will) keine Daͤmme vorhanden/ ſo fundiren und grundveſten ſie neue Daͤmme an den bequemſten Orten/ inmaſſen daß ſich der Dicken Bruch/ oder der neue Dick oder Damm/ biß auf eine beſtimmte Maß zuſammen ſchlieſſet/ das Waſſer/ ſo in dem be- ſchloſſenen Lande geblieben/ leitet man/ nach abgelauffe- ner Flut/ durch etliche Canalen (ſo man wieder be- ſchlieſſen kan) hinaus; imfall aber das Waſſer/ durch dieſes Mittel/ nicht ausgefuͤhrt werden moͤchte/ ſo wird es durch etliche kuͤnſtliche Windmuͤhlen ausgeſchoͤpft/ welche mit Fleiß darzu gemacht ſind/ dergeſtalt erobern dieſe Voͤlcker den mehrern Theil (wofern es die Winde nicht verhindern) die ertrunckene und neue Laͤnder/ doch mit groſſer Muͤhe/ Kunſt und Unkoſten; wiewol auch offt das Widerſpiel erfolgt/ indem der Wind/ Unge- ſtuͤmm halber/ das Geld ſamt der Arbeit verlohren wird. So begiebt es ſich auch gleiches falls/ wann einer ſchon ein ſolches Werck zu Ende gebracht hat/ daß ihm etwan durch einen Sturmwind/ oder unverſehen grau- ſames Wetter/ die Daͤmme (weil ſie noch nicht genug- ſam befeſtet ſind) bald hernach zerbrochen/ oder aber/ das gantz eroberte Land in einem Augenblick mit Waſ- ſer bedeckt/ und verlohren wird/ welches er in vielen Jahren erarbeitet hat; Nichts deſtoweniger feyren ſie/ zu gelegener Zeit das Gluͤck zu verſuchen/ hierinnen nie- mals/ dann wann es zu gutem Ende kommt/ werden ſie bald reich/ ſintemal die Fruchtbarkeit des entdeckten Landes/ wegen der fetten Erden/ dermaſſen beſchaffen/ daß ſich der Saamen/ ſo darein geſaͤet wird/ uͤber die maſſen hefftig vermehret/ und ſchreibt beſagter Author an einem andern Ort/ daß in Holland in einem ſolchen von Waſſer befreytem Lande ein Sack Korn hundert Saͤcke in einem Acker getragen habe. Alſo auch wo es groſſe weitſchuͤchtige Maraß und naßlaͤndige Gebruͤche hat an ebnen Orten/ iſt es zwar eine koſtbare/ doch nuͤtzliche und erbauliche Arbeit/ durch Graͤben und Canal/ wo ſich das Waſſer ohne diß von Natur hin neiget/ ſolche auszutruͤcknen und in Korn- Felder zu verwandeln/ ſo wird nicht allein die Lufft ge- ſuͤnder/ ſondern auch das Land reicher/ und ob ſchon die Ablaitungen der Waſſer viel koſten/ bringt doch die Nutznieſſung in ein paar Jahren ſolches reichlich wieder herein/ zugeſchweigen/ wann der Ablauff ſo gut/ und der Zulauff des Waſſers gebuͤhrlich und beſtaͤndig gehem- met wird/ daß man dieſe Plaͤtze/ da ſonſt nur Schlan- gen/ Krotten/ Froͤſche/ Ungeziefer und Blindſchleuche gewohnet/ unzehliche Jahr gleich den andern Baugruͤn- den genieſſen und reichen uͤberfluͤſſigen Nutzen daraus heben kan. Alſo ſind die groſſe Maraß in Stato della Chieſa, die ſie Paludes Pomptinas nennen/ dardurch Via Appia gehet/ vor dieſem etlichemal ausgetrocknet in fruchtbare Felder verwandelt/ aber durch Nachlaͤſſig- keit und Unfall wieder verwuͤſtet worden; wer wiſſen will/ wie dieſem vernuͤnfftig zu helffen waͤre/ der leſe des ge- lehrten Jeſuiten P. Athanaſii Kircheri weiſen und wolgeſtellten Diſcours davon/ in ſuâ Latii novi & vete- ris deſcriptione, circa finem Operis. Und die Vene- tianer haben/ nach Herꝛn Auguſtini Galli Relation in ſeiner giornata nona, d’ alcune coſe ſtravaganti, die groſſen Maraß di Moncelleſe auf dieſe Weiſe zu fruͤch- tigen Trayd-Feldern/ verwandelt; erzehlt auch der vor- nehme Venetianiſche Edelmann Ludovico Cornaro, in ſeinem ſchoͤnen Diſcours, von der Maͤſſigkeit/ daß er ihm einen Mayerhof an einem ebnen Ort/ wo die Bren- ta vorbey lauffet/ erbaut/ da beederſeits ſchoͤne und wol- gebaute Felder/ Aecker und Wieſen ligen/ wo vorhin nichts als lauter Lacken und Maraß geweſen/ die er aus- geleitet und getrocknet/ die Lufft gebeſſert/ das Feld zum Pflug zubereitet/ und alſo vielen Leuten/ daſelbſt zu woh- nen/ Urſach und Anlaß gegeben habe/ wie er dann auch neben andern darzu von der Republica deputirt gewe- ſen/ dergleichen unfruchtbare und mooſiche Plaͤtze pro Bono publico wieder in Nutzung zu bringen/ wo aber bey dergleichen Arbeiten die Canal und Auslaͤuffe der Fluͤſſe ſich in das Meer auslaͤhren/ und bißweilen des ſtrengen Gegenwindes einſtuͤrmen/ die Fluͤſſe zuruck treibt/ ergieſſen und uͤberlauffen machet/ ſoll man/ nach Galli und P. Kirchers Rath/ groſſe hoͤltzerne drey oder vierdoppelt/ ſtarcke Gaͤtter/ Clathra lignea oder Pala- tiones

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/514>, abgerufen am 22.11.2024.