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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXXVIII.
Vom Mertzen- und Winter-Bier.
[Spaltenumbruch]

DAs Mertzen- oder Sommer-Bier ist das beste/
und sonderlich so wol mit Maltz als auch Hopf-
fen wol zu versehen und in guten kalten Kellern zu
erhalten/ weil es sonst in der antrettenden grossen Som-
merhitz leicht verderben und sauer werden kan/ welches
die Bräuer zu thun/ wenn sie wolten/ sich befleissen könn-
ten/ wird aber offt schlecht in acht genommen; daher in
grossen Städten/ sonderlich in den Bier-Ländern/
der Gebrauch ist/ daß man eigne Bierbeschauer hält/
und da einiger Mangel am Bier befunden wird/ sol-
ches der Obrigkeit angezeigt und gestrafft wird.

So hält man auch im Ausschencken eine gute Ord-
nung/ daß ein jeder nur gewisse Tage schencken darf/
also macht er das Bier nicht gut/ und geht ihm zu ge-
setzter Zeit nicht aus/ so mag er ihm den Schaden
[Spaltenumbruch] selbst klagen/ und ist sonderlich zu bedauren/ daß viel
Bräuer/ in Meynung/ das Bier stärcker und besser zu
machen/ solche Kräuter und Saamen in ihre Bräuen
brauchen/ dardurch die Leut toll und voll vor der Zeit
werden/ und wol gar Kopf-Schmertzen und andere
Kranckheiten davon bekommen/ also ist solches billich zu
verbieten.

Das gemeine Winter-Bier aber wird meisten-
theils schlechter gemacht/ soll aber aufs wenigste
wol gesotten werden/ sonst kan es nicht lang dauren/
weil es aber in den Winter kommt/ so währet es den-
noch durch denselben/ wird aber an Orten/ wo man
Wein hat/ wenig geachtet/ und mehr in denen Län-
dern gebraucht/ wo man des Weines entbähren
muß.

Cap. LXXIX.
Ursach der Ungleichheit der Bieren.
[Spaltenumbruch]

ES ist ein wundersames Ding/ und verborgene
Ursach/ warum man offt an einem Ort so guten
Zeug hat/ als dem andern/ dennoch am Bier ein
solch mercklicher Unterscheid ist/ daß dieses an Güte je-
nem nie gleich kommen kan; Zwar ist es wol wahr/
daß die Wasser nicht alle gleich sind/ und verschiedene
Eigenschafften an sich haben/ etliche hart/ frisch/ ge-
sund/ die andern weich/ salitrisch/ faul/ oder von an-
dern mineralischen seltzamen Qualiteten/ daher auch der
Bier Ungleichheit verursacht wird.

Zum andern/ ist diß auch zu bedencken/ daß an de-
nen Orten/ wo kein Wein wächst/ und wo er mit grossen
Unkosten muß hingebracht werden/ ohne Gleichheit mehr
Fleiß auf das Bierbräuen gelegt/ mit aller Wart und
Zugehörung besser und kräfftiger zubereitet wird/ da-
her es kein Wunder/ wann man auch an solchen Or-
ten bessers Bier macht/ als in den Wein-Ländern/
da man sich mehr auf das Weinpressen als auf das
Bierbräuen verstehet/ und wann dieses schon nicht
viel taugt/ man dennoch einen guten Tranck an dem
Wein hat.

Die dritte Ursach ist/ daß einer sein Maltz mit die-
sem/ der ander aber mit jenem Fleiß oder Unfleiß macht/
einer sein Bier wol höpfft und sieden lässt/ der ander
wenig/ einer sich wol auf die Kunst damit umzugehen
verstehet/ der ander wenig/ einer diß/ der ander das
[Spaltenumbruch] Recept darzu brauchet/ daher auch ein Bier besser gie-
ret/ das ist/ länger ligt und bleibt/ und eines eher sauer
wird/ als das andere.

Vierdtens/ sind manche Ort/ wo man viel Bier ha-
ben muß/ und nicht viel Getrayd hat/ und es (sonder-
lich wo auch Wein ist) nicht theuer verkauffen kan/
da macht mans dann desto geringer/ daß mans desto
wolfailer ausleutgeben könne. Deßwegen es auch so
viel unterschiedlicher Bier gibt/ weil sie an etlichen Or-
ten mit allem Fleiß wol/ an dem andern aber/ über ge-
sotten/ gehöpfft/ gemaltzen und abgegieret werden/ da-
her theils dick/ starck und kräfftig/ theils aber dünn/
subtil/ schlecht und geringe sind. Der Unterscheid zeigt
sich auch an der Farbe/ etliche sind wie ein Rubin/ et-
liche braun/ etliche fälblicht und weißlich; am Geschmack
sind etliche süß/ etliche lettlicht fett/ etliche scharf und
picquant, etliche bitter/ etliche nehmen einen Geschmack
an sich von den Kräutern und Gewürtzen/ die ihnen sind
gegeben worden/ und diese als natürliche oder durch
Kunst beygebrachte Geschmacken sind alle zu dulden/
wann sie nur von keiner unfleissigen Zubereitung/ übel
riechenden Geschirren/ oder andern bösen Zufällen her-
kommen/ rücklihnt und brintzlich werden. Also ist auch
ein grosser Unterscheid in den Bieren/ des Alters hal-
ber/ denn die alten Bier sind hitziger/ und haben mehr
Wärme als die neuen.

Cap. LXXX.
Von Eigenschafft der Wasser.
[Spaltenumbruch]

WEil ihrer viel dem Wasser die vornehmste Ursach
zuschreiben/ warum die Bier an einem Ort bes-
ser als am andern werden/ als wollen wir des-
sen Eigenschafften eigentlicher besehen/ denn ob es wol
keine sonderliche Qualitet (für sich selbst betrachtet)
an sich hat/ so ist es doch fähig aller anderer Materien
und Gattungen Natur/ Farb und Geschmack an sich zu
[Spaltenumbruch] nehmen/ und verliert seine Eigenschafft durch den Zusatz
der jenigen Dinge/ die ihm/ nach eines oder des andern
Belieben zugethan und beygefügt werden; also nimmt
es bey hitzigen Materien die Wärme/ und bey kühlen-
den die Kälte an sich/ darzu es von Natur selbst incli-
ni
rt. Es sind aber mancherley Wasser/ als das quel-
lende Bronnenwasser/ das fliessende/ das See oder

Pfützen/
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
Cap. LXXVIII.
Vom Mertzen- und Winter-Bier.
[Spaltenumbruch]

DAs Mertzen- oder Sommer-Bier iſt das beſte/
und ſonderlich ſo wol mit Maltz als auch Hopf-
fen wol zu verſehen und in guten kalten Kellern zu
erhalten/ weil es ſonſt in der antrettenden groſſen Som-
merhitz leicht verderben und ſauer werden kan/ welches
die Braͤuer zu thun/ wenn ſie wolten/ ſich befleiſſen koͤnn-
ten/ wird aber offt ſchlecht in acht genommen; daher in
groſſen Staͤdten/ ſonderlich in den Bier-Laͤndern/
der Gebrauch iſt/ daß man eigne Bierbeſchauer haͤlt/
und da einiger Mangel am Bier befunden wird/ ſol-
ches der Obrigkeit angezeigt und geſtrafft wird.

So haͤlt man auch im Ausſchencken eine gute Ord-
nung/ daß ein jeder nur gewiſſe Tage ſchencken darf/
alſo macht er das Bier nicht gut/ und geht ihm zu ge-
ſetzter Zeit nicht aus/ ſo mag er ihm den Schaden
[Spaltenumbruch] ſelbſt klagen/ und iſt ſonderlich zu bedauren/ daß viel
Braͤuer/ in Meynung/ das Bier ſtaͤrcker und beſſer zu
machen/ ſolche Kraͤuter und Saamen in ihre Braͤuen
brauchen/ dardurch die Leut toll und voll vor der Zeit
werden/ und wol gar Kopf-Schmertzen und andere
Kranckheiten davon bekommen/ alſo iſt ſolches billich zu
verbieten.

Das gemeine Winter-Bier aber wird meiſten-
theils ſchlechter gemacht/ ſoll aber aufs wenigſte
wol geſotten werden/ ſonſt kan es nicht lang dauren/
weil es aber in den Winter kommt/ ſo waͤhret es den-
noch durch denſelben/ wird aber an Orten/ wo man
Wein hat/ wenig geachtet/ und mehr in denen Laͤn-
dern gebraucht/ wo man des Weines entbaͤhren
muß.

Cap. LXXIX.
Urſach der Ungleichheit der Bieren.
[Spaltenumbruch]

ES iſt ein wunderſames Ding/ und verborgene
Urſach/ warum man offt an einem Ort ſo guten
Zeug hat/ als dem andern/ dennoch am Bier ein
ſolch mercklicher Unterſcheid iſt/ daß dieſes an Guͤte je-
nem nie gleich kommen kan; Zwar iſt es wol wahr/
daß die Waſſer nicht alle gleich ſind/ und verſchiedene
Eigenſchafften an ſich haben/ etliche hart/ friſch/ ge-
ſund/ die andern weich/ ſalitriſch/ faul/ oder von an-
dern mineraliſchen ſeltzamen Qualiteten/ daher auch der
Bier Ungleichheit verurſacht wird.

Zum andern/ iſt diß auch zu bedencken/ daß an de-
nen Orten/ wo kein Wein waͤchſt/ und wo er mit groſſen
Unkoſten muß hingebracht werden/ ohne Gleichheit mehr
Fleiß auf das Bierbraͤuen gelegt/ mit aller Wart und
Zugehoͤrung beſſer und kraͤfftiger zubereitet wird/ da-
her es kein Wunder/ wann man auch an ſolchen Or-
ten beſſers Bier macht/ als in den Wein-Laͤndern/
da man ſich mehr auf das Weinpreſſen als auf das
Bierbraͤuen verſtehet/ und wann dieſes ſchon nicht
viel taugt/ man dennoch einen guten Tranck an dem
Wein hat.

Die dritte Urſach iſt/ daß einer ſein Maltz mit die-
ſem/ der ander aber mit jenem Fleiß oder Unfleiß macht/
einer ſein Bier wol hoͤpfft und ſieden laͤſſt/ der ander
wenig/ einer ſich wol auf die Kunſt damit umzugehen
verſtehet/ der ander wenig/ einer diß/ der ander das
[Spaltenumbruch] Recept darzu brauchet/ daher auch ein Bier beſſer gie-
ret/ das iſt/ laͤnger ligt und bleibt/ und eines eher ſauer
wird/ als das andere.

Vierdtens/ ſind manche Ort/ wo man viel Bier ha-
ben muß/ und nicht viel Getrayd hat/ und es (ſonder-
lich wo auch Wein iſt) nicht theuer verkauffen kan/
da macht mans dann deſto geringer/ daß mans deſto
wolfailer ausleutgeben koͤnne. Deßwegen es auch ſo
viel unterſchiedlicher Bier gibt/ weil ſie an etlichen Or-
ten mit allem Fleiß wol/ an dem andern aber/ uͤber ge-
ſotten/ gehoͤpfft/ gemaltzen und abgegieret werden/ da-
her theils dick/ ſtarck und kraͤfftig/ theils aber duͤnn/
ſubtil/ ſchlecht und geringe ſind. Der Unterſcheid zeigt
ſich auch an der Farbe/ etliche ſind wie ein Rubin/ et-
liche braun/ etliche faͤlblicht und weißlich; am Geſchmack
ſind etliche ſuͤß/ etliche lettlicht fett/ etliche ſcharf und
picquant, etliche bitter/ etliche nehmen einen Geſchmack
an ſich von den Kraͤutern und Gewuͤrtzen/ die ihnen ſind
gegeben worden/ und dieſe als natuͤrliche oder durch
Kunſt beygebrachte Geſchmacken ſind alle zu dulden/
wann ſie nur von keiner unfleiſſigen Zubereitung/ uͤbel
riechenden Geſchirren/ oder andern boͤſen Zufaͤllen her-
kommen/ ruͤcklihnt und brintzlich werden. Alſo iſt auch
ein groſſer Unterſcheid in den Bieren/ des Alters hal-
ber/ denn die alten Bier ſind hitziger/ und haben mehr
Waͤrme als die neuen.

Cap. LXXX.
Von Eigenſchafft der Waſſer.
[Spaltenumbruch]

WEil ihrer viel dem Waſſer die vornehmſte Urſach
zuſchreiben/ warum die Bier an einem Ort beſ-
ſer als am andern werden/ als wollen wir deſ-
ſen Eigenſchafften eigentlicher beſehen/ denn ob es wol
keine ſonderliche Qualitet (fuͤr ſich ſelbſt betrachtet)
an ſich hat/ ſo iſt es doch faͤhig aller anderer Materien
und Gattungen Natur/ Farb und Geſchmack an ſich zu
[Spaltenumbruch] nehmen/ und verliert ſeine Eigenſchafft durch den Zuſatz
der jenigen Dinge/ die ihm/ nach eines oder des andern
Belieben zugethan und beygefuͤgt werden; alſo nimmt
es bey hitzigen Materien die Waͤrme/ und bey kuͤhlen-
den die Kaͤlte an ſich/ darzu es von Natur ſelbſt incli-
ni
rt. Es ſind aber mancherley Waſſer/ als das quel-
lende Bronnenwaſſer/ das flieſſende/ das See oder

Pfuͤtzen/
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[90/0108] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Cap. LXXVIII. Vom Mertzen- und Winter-Bier. DAs Mertzen- oder Sommer-Bier iſt das beſte/ und ſonderlich ſo wol mit Maltz als auch Hopf- fen wol zu verſehen und in guten kalten Kellern zu erhalten/ weil es ſonſt in der antrettenden groſſen Som- merhitz leicht verderben und ſauer werden kan/ welches die Braͤuer zu thun/ wenn ſie wolten/ ſich befleiſſen koͤnn- ten/ wird aber offt ſchlecht in acht genommen; daher in groſſen Staͤdten/ ſonderlich in den Bier-Laͤndern/ der Gebrauch iſt/ daß man eigne Bierbeſchauer haͤlt/ und da einiger Mangel am Bier befunden wird/ ſol- ches der Obrigkeit angezeigt und geſtrafft wird. So haͤlt man auch im Ausſchencken eine gute Ord- nung/ daß ein jeder nur gewiſſe Tage ſchencken darf/ alſo macht er das Bier nicht gut/ und geht ihm zu ge- ſetzter Zeit nicht aus/ ſo mag er ihm den Schaden ſelbſt klagen/ und iſt ſonderlich zu bedauren/ daß viel Braͤuer/ in Meynung/ das Bier ſtaͤrcker und beſſer zu machen/ ſolche Kraͤuter und Saamen in ihre Braͤuen brauchen/ dardurch die Leut toll und voll vor der Zeit werden/ und wol gar Kopf-Schmertzen und andere Kranckheiten davon bekommen/ alſo iſt ſolches billich zu verbieten. Das gemeine Winter-Bier aber wird meiſten- theils ſchlechter gemacht/ ſoll aber aufs wenigſte wol geſotten werden/ ſonſt kan es nicht lang dauren/ weil es aber in den Winter kommt/ ſo waͤhret es den- noch durch denſelben/ wird aber an Orten/ wo man Wein hat/ wenig geachtet/ und mehr in denen Laͤn- dern gebraucht/ wo man des Weines entbaͤhren muß. Cap. LXXIX. Urſach der Ungleichheit der Bieren. ES iſt ein wunderſames Ding/ und verborgene Urſach/ warum man offt an einem Ort ſo guten Zeug hat/ als dem andern/ dennoch am Bier ein ſolch mercklicher Unterſcheid iſt/ daß dieſes an Guͤte je- nem nie gleich kommen kan; Zwar iſt es wol wahr/ daß die Waſſer nicht alle gleich ſind/ und verſchiedene Eigenſchafften an ſich haben/ etliche hart/ friſch/ ge- ſund/ die andern weich/ ſalitriſch/ faul/ oder von an- dern mineraliſchen ſeltzamen Qualiteten/ daher auch der Bier Ungleichheit verurſacht wird. Zum andern/ iſt diß auch zu bedencken/ daß an de- nen Orten/ wo kein Wein waͤchſt/ und wo er mit groſſen Unkoſten muß hingebracht werden/ ohne Gleichheit mehr Fleiß auf das Bierbraͤuen gelegt/ mit aller Wart und Zugehoͤrung beſſer und kraͤfftiger zubereitet wird/ da- her es kein Wunder/ wann man auch an ſolchen Or- ten beſſers Bier macht/ als in den Wein-Laͤndern/ da man ſich mehr auf das Weinpreſſen als auf das Bierbraͤuen verſtehet/ und wann dieſes ſchon nicht viel taugt/ man dennoch einen guten Tranck an dem Wein hat. Die dritte Urſach iſt/ daß einer ſein Maltz mit die- ſem/ der ander aber mit jenem Fleiß oder Unfleiß macht/ einer ſein Bier wol hoͤpfft und ſieden laͤſſt/ der ander wenig/ einer ſich wol auf die Kunſt damit umzugehen verſtehet/ der ander wenig/ einer diß/ der ander das Recept darzu brauchet/ daher auch ein Bier beſſer gie- ret/ das iſt/ laͤnger ligt und bleibt/ und eines eher ſauer wird/ als das andere. Vierdtens/ ſind manche Ort/ wo man viel Bier ha- ben muß/ und nicht viel Getrayd hat/ und es (ſonder- lich wo auch Wein iſt) nicht theuer verkauffen kan/ da macht mans dann deſto geringer/ daß mans deſto wolfailer ausleutgeben koͤnne. Deßwegen es auch ſo viel unterſchiedlicher Bier gibt/ weil ſie an etlichen Or- ten mit allem Fleiß wol/ an dem andern aber/ uͤber ge- ſotten/ gehoͤpfft/ gemaltzen und abgegieret werden/ da- her theils dick/ ſtarck und kraͤfftig/ theils aber duͤnn/ ſubtil/ ſchlecht und geringe ſind. Der Unterſcheid zeigt ſich auch an der Farbe/ etliche ſind wie ein Rubin/ et- liche braun/ etliche faͤlblicht und weißlich; am Geſchmack ſind etliche ſuͤß/ etliche lettlicht fett/ etliche ſcharf und picquant, etliche bitter/ etliche nehmen einen Geſchmack an ſich von den Kraͤutern und Gewuͤrtzen/ die ihnen ſind gegeben worden/ und dieſe als natuͤrliche oder durch Kunſt beygebrachte Geſchmacken ſind alle zu dulden/ wann ſie nur von keiner unfleiſſigen Zubereitung/ uͤbel riechenden Geſchirren/ oder andern boͤſen Zufaͤllen her- kommen/ ruͤcklihnt und brintzlich werden. Alſo iſt auch ein groſſer Unterſcheid in den Bieren/ des Alters hal- ber/ denn die alten Bier ſind hitziger/ und haben mehr Waͤrme als die neuen. Cap. LXXX. Von Eigenſchafft der Waſſer. WEil ihrer viel dem Waſſer die vornehmſte Urſach zuſchreiben/ warum die Bier an einem Ort beſ- ſer als am andern werden/ als wollen wir deſ- ſen Eigenſchafften eigentlicher beſehen/ denn ob es wol keine ſonderliche Qualitet (fuͤr ſich ſelbſt betrachtet) an ſich hat/ ſo iſt es doch faͤhig aller anderer Materien und Gattungen Natur/ Farb und Geſchmack an ſich zu nehmen/ und verliert ſeine Eigenſchafft durch den Zuſatz der jenigen Dinge/ die ihm/ nach eines oder des andern Belieben zugethan und beygefuͤgt werden; alſo nimmt es bey hitzigen Materien die Waͤrme/ und bey kuͤhlen- den die Kaͤlte an ſich/ darzu es von Natur ſelbſt incli- nirt. Es ſind aber mancherley Waſſer/ als das quel- lende Bronnenwaſſer/ das flieſſende/ das See oder Pfuͤtzen/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/108>, abgerufen am 26.11.2024.