Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] Pfützen/ und das Regen- und Eyswasser/ die alle zum
Bräuen mögen genommen seyn; das Regenwasser ist
am leichtesten; nach diesem das Bronnenquell-Was-
ser; das dritte/ das aus Flüssen oder Bächen; das vierdte
das Schöpffbronnen-Wasser; das schwereste ist das
Schneewasser/ und das aus dem geschmoltzenen Eys/
das nächste das See- oder Weyerwasser; aber das von
Sümpffen und Lachen ist noch schwerer.

AEgineta schreibt/ daß das Regenwasser das rei-
neste/ subtileste/ kläreste/ dünneste/ auch das allersüsseste
Wasser sey/ indem von der Sonnen das allerreineste
und subtileste werde in die Höhe gezogen/ aus alle dem/
was eine Feuchtigkeit oder wässerige Materia (so eva-
porir
en kan) in sich hält/ darum auch/ weil es von un-
terschiedenen Gattungen gleichsam ein Extract ist/ ist
es auch der putrefaction und Fäulung am ersten unter-
worffen.

Etliche wollen/ unter dem Regenwasser/ soll das/
so bey starckem hefftigem Donnerwetter herab gegossen
wird/ gesünder seyn. Weil aber dergleichen Donner-
wetter aus hitzigen schweflichten Dämpfen entstehen/
davon das Wasser/ welches alle gute und böse Impres-
sio
nen an sich nimmt/ leicht mag inficirt werden/ sind
ihrer viel/ die meynen/ das Regenwasser/ so ohne Unge-
witter fällt/ seye gesünder; das Schneewasser aber ist
[Spaltenumbruch] das schädlichste/ und noch ärger als das Eyswasser/
denn es bringt/ nach Hippocratis Meynung/ den Stein/
Sand/ Lendenwehe/ und dergleichen Schmertzen.

Weil also ein Wasser gesünder und bequemlicher
als das andere/ ist wol in acht zu nehmen/ was man
für Wasser zum Biersieden brauchen soll/ und ist zu
wissen/ daß die frischen Wasser ein frisches Bier ge-
ben/ welches lang ligt. Die weichen oder faulen Was-
ser aber geben weiche Bier/ die allein in der Kälte bestän-
dig/ die aber bey warmen Wetter leichtlich sich verändern.
Jst auch viel daran gelegen/ darnach es gesotten wird/
denn je härter und gröber es ist/ je länger und mehr es
muß gesotten seyn/ so wird es durch das sieden gemil-
dert/ und giebt ein desto durchdringender Vehiculum.
Die mineralischen aus denen Bergwercken fliessende
und kalchichte Wasser aber sind zum Biersieden gantz
untauglich/ denn sie sind dem Magen sehr schädlich.

Herr Böckler meldet in seiner 33 Claß der Haus-
und Feldschul/ daß man auch vom Sauerbronnen-
Wasser Bier bräue/ das werde schön und klar/ und
wolschmeckend/ wie Wein/ wie ich dann (sagt er) vor
wenig Jahren/ bey meiner Haushaltung zu Franckfurt
in der Wetterau bey Friedburg/ zu Stade habe ma-
chen lassen; und ist dieses Sauerbier fast so theuer/ als
der Wein bezahlt worden.

Cap. LXXXI.
Von Eigenschafft des Getraydes und des Hopffens.
[Spaltenumbruch]

DJe Bier werden nach Gelegenheit des Landes
aus unterschiedenen Getraydern gebräuet/ aus
Waitzen/ Gersten/ Habern/ Dünckel/ jedern
besonders/ oder auch wol bißweilen gemischt. Der
Waitz hat billich den Vorgang/ der so wol den Gesun-
den als den Krancken dienstlich ist/ wächst auch an einem
Ort (wie alle Früchte) besser und kräfftiger als an dem
andern/ ist sonst einer temperirten Natur/ wiewol etwas
zu einer subtilen Wärme geneigt/ digerirt/ welchet/
widerstehet dem Gifft/ und nähret sehr wol.

Gersten ist/ wie der Waitz/ auch einer mittelmässigen
Eigenschafft/ doch mehr zur Kälte als Wärme geneigt/
und sie werde bereitet wie man will/ so wärmet sie doch
nicht/ sondern feuchtet und trocknet auch offtermal/ nach-
dem sein Zusatz eine Natur hat/ das befindet sich an dem
Gersten-Maltz/ so es gestossen wird/ daß es trocknet
und dörret/ dagegen feuchtet das Gersten-Wasser/
die Gersten zertheilet/ weichet/ zeitiget/ kühlet und rei-
niget.

Der Habern ist etwas kühler als die Gersten/ sein
Geruch und Natur ist starck und scharff/ die Feuchtigkei-
ten durchzudringen/ derhalben mehr ein Speis oder
Futter der Thier (nach Galeni Meynung) als der
Menschen. Wann er aber mit Waitz oder Gersten
zimlich vermischt wird/ wird seine grobe Art gelindert/
macht sonst gutes Geblüt/ hat aber etwas von stopffen-
der/ trocknender und zertheilender Art an sich. Galenus
[Spaltenumbruch] spricht/ in der Speise sey er warmer Natur/ und in der
Artzney kalter Complexion, wird allein zum Bräuen
gebraucht/ wo man anderer Früchte Mangel hat/ und
also aus der Noth eine Tugend machen muß.

Dünckel ist vielerley Sorten/ wird von etlichen
Speltz genannt/ wird auch nur an denen Orten zum Bier
genommen/ wo man wenig Weitz und Gersten/ hinge-
gen aber viel Dünckel anbauet/ hat eine Mittel-Art
und Eigenschafft zwischen dem Waitzen und der Ger-
sten/ giebt bessere Nahrung als diese/ und geringere
als jener/ trocknet sänfftiglich/ heilet und lindert/
wird aber in unsern Oesterreichischen Landen selten ge-
braucht.

Der Hopffen ist zum Bierbrauen ein fast nöthiges
Ingrediens, denn ob schon Etliche die Weidenblätter an
statt des Hopffens zu brauchen pflegen/ ist es doch sehr
schädlich/ daher billich zu meiden. Der Hopffen ist/
nach Dodonaei und Matthioli Meynung/ warm und
trocken im andern Grad/ hat die Krafft zu incidiren/
einzugreiffen/ zu öffnen/ zu reinigen und abzuledigen/
von wegen seiner Schärffe und Bitterkeit/ denn er rei-
niget das Geblüt/ und führet aus die subtilen bilio-
sischen Feuchtigkeiten der Gallen/ verwehret und hindert
die Fäulung/ und giebt dem Getranck eben den Nu-
tzen/ den das Saltz denen essenden Speisen mitthei-
let/ die man lang aufheben und behalten solle.

Cap.
M ij

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] Pfuͤtzen/ und das Regen- und Eyswaſſer/ die alle zum
Braͤuen moͤgen genommen ſeyn; das Regenwaſſer iſt
am leichteſten; nach dieſem das Bronnenquell-Waſ-
ſer; das dritte/ das aus Fluͤſſen oder Baͤchen; das vierdte
das Schoͤpffbronnen-Waſſer; das ſchwereſte iſt das
Schneewaſſer/ und das aus dem geſchmoltzenen Eys/
das naͤchſte das See- oder Weyerwaſſer; aber das von
Suͤmpffen und Lachen iſt noch ſchwerer.

Ægineta ſchreibt/ daß das Regenwaſſer das rei-
neſte/ ſubtileſte/ klaͤreſte/ duͤnneſte/ auch das allerſuͤſſeſte
Waſſer ſey/ indem von der Sonnen das allerreineſte
und ſubtileſte werde in die Hoͤhe gezogen/ aus alle dem/
was eine Feuchtigkeit oder waͤſſerige Materia (ſo eva-
porir
en kan) in ſich haͤlt/ darum auch/ weil es von un-
terſchiedenen Gattungen gleichſam ein Extract iſt/ iſt
es auch der putrefaction und Faͤulung am erſten unter-
worffen.

Etliche wollen/ unter dem Regenwaſſer/ ſoll das/
ſo bey ſtarckem hefftigem Donnerwetter herab gegoſſen
wird/ geſuͤnder ſeyn. Weil aber dergleichen Donner-
wetter aus hitzigen ſchweflichten Daͤmpfen entſtehen/
davon das Waſſer/ welches alle gute und boͤſe Impreſ-
ſio
nen an ſich nimmt/ leicht mag inficirt werden/ ſind
ihrer viel/ die meynen/ das Regenwaſſer/ ſo ohne Unge-
witter faͤllt/ ſeye geſuͤnder; das Schneewaſſer aber iſt
[Spaltenumbruch] das ſchaͤdlichſte/ und noch aͤrger als das Eyswaſſer/
denn es bringt/ nach Hippocratis Meynung/ den Stein/
Sand/ Lendenwehe/ und dergleichen Schmertzen.

Weil alſo ein Waſſer geſuͤnder und bequemlicher
als das andere/ iſt wol in acht zu nehmen/ was man
fuͤr Waſſer zum Bierſieden brauchen ſoll/ und iſt zu
wiſſen/ daß die friſchen Waſſer ein friſches Bier ge-
ben/ welches lang ligt. Die weichen oder faulen Waſ-
ſer aber geben weiche Bier/ die allein in der Kaͤlte beſtaͤn-
dig/ die aber bey warmen Wetter leichtlich ſich veraͤndern.
Jſt auch viel daran gelegen/ darnach es geſotten wird/
denn je haͤrter und groͤber es iſt/ je laͤnger und mehr es
muß geſotten ſeyn/ ſo wird es durch das ſieden gemil-
dert/ und giebt ein deſto durchdringender Vehiculum.
Die mineraliſchen aus denen Bergwercken flieſſende
und kalchichte Waſſer aber ſind zum Bierſieden gantz
untauglich/ denn ſie ſind dem Magen ſehr ſchaͤdlich.

Herr Boͤckler meldet in ſeiner 33 Claß der Haus-
und Feldſchul/ daß man auch vom Sauerbronnen-
Waſſer Bier braͤue/ das werde ſchoͤn und klar/ und
wolſchmeckend/ wie Wein/ wie ich dann (ſagt er) vor
wenig Jahren/ bey meiner Haushaltung zu Franckfurt
in der Wetterau bey Friedburg/ zu Stade habe ma-
chen laſſen; und iſt dieſes Sauerbier faſt ſo theuer/ als
der Wein bezahlt worden.

Cap. LXXXI.
Von Eigenſchafft des Getraydes und des Hopffens.
[Spaltenumbruch]

DJe Bier werden nach Gelegenheit des Landes
aus unterſchiedenen Getraydern gebraͤuet/ aus
Waitzen/ Gerſten/ Habern/ Duͤnckel/ jedern
beſonders/ oder auch wol bißweilen gemiſcht. Der
Waitz hat billich den Vorgang/ der ſo wol den Geſun-
den als den Krancken dienſtlich iſt/ waͤchſt auch an einem
Ort (wie alle Fruͤchte) beſſer und kraͤfftiger als an dem
andern/ iſt ſonſt einer temperirten Natur/ wiewol etwas
zu einer ſubtilen Waͤrme geneigt/ digerirt/ welchet/
widerſtehet dem Gifft/ und naͤhret ſehr wol.

Gerſten iſt/ wie der Waitz/ auch einer mittelmaͤſſigen
Eigenſchafft/ doch mehr zur Kaͤlte als Waͤrme geneigt/
und ſie werde bereitet wie man will/ ſo waͤrmet ſie doch
nicht/ ſondern feuchtet und trocknet auch offtermal/ nach-
dem ſein Zuſatz eine Natur hat/ das befindet ſich an dem
Gerſten-Maltz/ ſo es geſtoſſen wird/ daß es trocknet
und doͤrret/ dagegen feuchtet das Gerſten-Waſſer/
die Gerſten zertheilet/ weichet/ zeitiget/ kuͤhlet und rei-
niget.

Der Habern iſt etwas kuͤhler als die Gerſten/ ſein
Geruch und Natur iſt ſtarck und ſcharff/ die Feuchtigkei-
ten durchzudringen/ derhalben mehr ein Speis oder
Futter der Thier (nach Galeni Meynung) als der
Menſchen. Wann er aber mit Waitz oder Gerſten
zimlich vermiſcht wird/ wird ſeine grobe Art gelindert/
macht ſonſt gutes Gebluͤt/ hat aber etwas von ſtopffen-
der/ trocknender und zertheilender Art an ſich. Galenus
[Spaltenumbruch] ſpricht/ in der Speiſe ſey er warmer Natur/ und in der
Artzney kalter Complexion, wird allein zum Braͤuen
gebraucht/ wo man anderer Fruͤchte Mangel hat/ und
alſo aus der Noth eine Tugend machen muß.

Duͤnckel iſt vielerley Sorten/ wird von etlichen
Speltz genannt/ wird auch nur an denen Orten zum Bier
genommen/ wo man wenig Weitz und Gerſten/ hinge-
gen aber viel Duͤnckel anbauet/ hat eine Mittel-Art
und Eigenſchafft zwiſchen dem Waitzen und der Ger-
ſten/ giebt beſſere Nahrung als dieſe/ und geringere
als jener/ trocknet ſaͤnfftiglich/ heilet und lindert/
wird aber in unſern Oeſterreichiſchen Landen ſelten ge-
braucht.

Der Hopffen iſt zum Bierbrauen ein faſt noͤthiges
Ingrediens, denn ob ſchon Etliche die Weidenblaͤtter an
ſtatt des Hopffens zu brauchen pflegen/ iſt es doch ſehr
ſchaͤdlich/ daher billich zu meiden. Der Hopffen iſt/
nach Dodonæi und Matthioli Meynung/ warm und
trocken im andern Grad/ hat die Krafft zu incidiren/
einzugreiffen/ zu oͤffnen/ zu reinigen und abzuledigen/
von wegen ſeiner Schaͤrffe und Bitterkeit/ denn er rei-
niget das Gebluͤt/ und fuͤhret aus die ſubtilen bilio-
ſiſchen Feuchtigkeiten der Gallen/ verwehret und hindert
die Faͤulung/ und giebt dem Getranck eben den Nu-
tzen/ den das Saltz denen eſſenden Speiſen mitthei-
let/ die man lang aufheben und behalten ſolle.

Cap.
❁ M ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0109" n="91"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch/ Ackerbau.</hi></fw><lb/><cb/>
Pfu&#x0364;tzen/ und das Regen- und Eyswa&#x017F;&#x017F;er/ die alle zum<lb/>
Bra&#x0364;uen mo&#x0364;gen genommen &#x017F;eyn; das Regenwa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t<lb/>
am leichte&#x017F;ten; nach die&#x017F;em das Bronnenquell-Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er; das dritte/ das aus Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en oder Ba&#x0364;chen; das vierdte<lb/>
das Scho&#x0364;pffbronnen-Wa&#x017F;&#x017F;er; das &#x017F;chwere&#x017F;te i&#x017F;t das<lb/>
Schneewa&#x017F;&#x017F;er/ und das aus dem ge&#x017F;chmoltzenen Eys/<lb/>
das na&#x0364;ch&#x017F;te das See- oder Weyerwa&#x017F;&#x017F;er; aber das von<lb/>
Su&#x0364;mpffen und Lachen i&#x017F;t noch &#x017F;chwerer.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Ægineta</hi> &#x017F;chreibt/ daß das Regenwa&#x017F;&#x017F;er das rei-<lb/>
ne&#x017F;te/ &#x017F;ubtile&#x017F;te/ kla&#x0364;re&#x017F;te/ du&#x0364;nne&#x017F;te/ auch das aller&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey/ indem von der Sonnen das allerreine&#x017F;te<lb/>
und &#x017F;ubtile&#x017F;te werde in die Ho&#x0364;he gezogen/ aus alle dem/<lb/>
was eine Feuchtigkeit oder wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erige Materia (&#x017F;o <hi rendition="#aq">eva-<lb/>
porir</hi>en kan) in &#x017F;ich ha&#x0364;lt/ darum auch/ weil es von un-<lb/>
ter&#x017F;chiedenen Gattungen gleich&#x017F;am ein <hi rendition="#aq">Extract</hi> i&#x017F;t/ i&#x017F;t<lb/>
es auch der <hi rendition="#aq">putrefaction</hi> und Fa&#x0364;ulung am er&#x017F;ten unter-<lb/>
worffen.</p><lb/>
            <p>Etliche wollen/ unter dem Regenwa&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;oll das/<lb/>
&#x017F;o bey &#x017F;tarckem hefftigem Donnerwetter herab gego&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wird/ ge&#x017F;u&#x0364;nder &#x017F;eyn. Weil aber dergleichen Donner-<lb/>
wetter aus hitzigen &#x017F;chweflichten Da&#x0364;mpfen ent&#x017F;tehen/<lb/>
davon das Wa&#x017F;&#x017F;er/ welches alle gute und bo&#x0364;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Impre&#x017F;-<lb/>
&#x017F;io</hi>nen an &#x017F;ich nimmt/ leicht mag <hi rendition="#aq">infici</hi>rt werden/ &#x017F;ind<lb/>
ihrer viel/ die meynen/ das Regenwa&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;o ohne Unge-<lb/>
witter fa&#x0364;llt/ &#x017F;eye ge&#x017F;u&#x0364;nder; das Schneewa&#x017F;&#x017F;er aber i&#x017F;t<lb/><cb/>
das &#x017F;cha&#x0364;dlich&#x017F;te/ und noch a&#x0364;rger als das Eyswa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
denn es bringt/ nach <hi rendition="#aq">Hippocratis</hi> Meynung/ den Stein/<lb/>
Sand/ Lendenwehe/ und dergleichen Schmertzen.</p><lb/>
            <p>Weil al&#x017F;o ein Wa&#x017F;&#x017F;er ge&#x017F;u&#x0364;nder und bequemlicher<lb/>
als das andere/ i&#x017F;t wol in acht zu nehmen/ was man<lb/>
fu&#x0364;r Wa&#x017F;&#x017F;er zum Bier&#x017F;ieden brauchen &#x017F;oll/ und i&#x017F;t zu<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en/ daß die fri&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;er ein fri&#x017F;ches Bier ge-<lb/>
ben/ welches lang ligt. Die weichen oder faulen Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er aber geben weiche Bier/ die allein in der Ka&#x0364;lte be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig/ die aber bey warmen Wetter leichtlich &#x017F;ich vera&#x0364;ndern.<lb/>
J&#x017F;t auch viel daran gelegen/ darnach es ge&#x017F;otten wird/<lb/>
denn je ha&#x0364;rter und gro&#x0364;ber es i&#x017F;t/ je la&#x0364;nger und mehr es<lb/>
muß ge&#x017F;otten &#x017F;eyn/ &#x017F;o wird es durch das &#x017F;ieden gemil-<lb/>
dert/ und giebt ein de&#x017F;to durchdringender <hi rendition="#aq">Vehiculum.</hi><lb/>
Die <hi rendition="#aq">minera</hi>li&#x017F;chen aus denen Bergwercken flie&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
und kalchichte Wa&#x017F;&#x017F;er aber &#x017F;ind zum Bier&#x017F;ieden gantz<lb/>
untauglich/ denn &#x017F;ie &#x017F;ind dem Magen &#x017F;ehr &#x017F;cha&#x0364;dlich.</p><lb/>
            <p>Herr Bo&#x0364;ckler meldet in &#x017F;einer 33 Claß der Haus-<lb/>
und Feld&#x017F;chul/ daß man auch vom Sauerbronnen-<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er Bier bra&#x0364;ue/ das werde &#x017F;cho&#x0364;n und klar/ und<lb/>
wol&#x017F;chmeckend/ wie Wein/ wie ich dann (&#x017F;agt er) vor<lb/>
wenig Jahren/ bey meiner Haushaltung zu Franckfurt<lb/>
in der Wetterau bey Friedburg/ zu Stade habe ma-<lb/>
chen la&#x017F;&#x017F;en; und i&#x017F;t die&#x017F;es Sauerbier fa&#x017F;t &#x017F;o theuer/ als<lb/>
der Wein bezahlt worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> LXXXI.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Eigen&#x017F;chafft des Getraydes und des Hopffens.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Bier werden nach Gelegenheit des Landes<lb/>
aus unter&#x017F;chiedenen Getraydern gebra&#x0364;uet/ aus<lb/>
Waitzen/ Ger&#x017F;ten/ Habern/ Du&#x0364;nckel/ jedern<lb/>
be&#x017F;onders/ oder auch wol bißweilen gemi&#x017F;cht. Der<lb/>
Waitz hat billich den Vorgang/ der &#x017F;o wol den Ge&#x017F;un-<lb/>
den als den Krancken dien&#x017F;tlich i&#x017F;t/ wa&#x0364;ch&#x017F;t auch an einem<lb/>
Ort (wie alle Fru&#x0364;chte) be&#x017F;&#x017F;er und kra&#x0364;fftiger als an dem<lb/>
andern/ i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t einer temperirten Natur/ wiewol etwas<lb/>
zu einer &#x017F;ubtilen Wa&#x0364;rme geneigt/ <hi rendition="#aq">digeri</hi>rt/ welchet/<lb/>
wider&#x017F;tehet dem Gifft/ und na&#x0364;hret &#x017F;ehr wol.</p><lb/>
            <p>Ger&#x017F;ten i&#x017F;t/ wie der Waitz/ auch einer mittelma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen<lb/>
Eigen&#x017F;chafft/ doch mehr zur Ka&#x0364;lte als Wa&#x0364;rme geneigt/<lb/>
und &#x017F;ie werde bereitet wie man will/ &#x017F;o wa&#x0364;rmet &#x017F;ie doch<lb/>
nicht/ &#x017F;ondern feuchtet und trocknet auch offtermal/ nach-<lb/>
dem &#x017F;ein Zu&#x017F;atz eine Natur hat/ das befindet &#x017F;ich an dem<lb/>
Ger&#x017F;ten-Maltz/ &#x017F;o es ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wird/ daß es trocknet<lb/>
und do&#x0364;rret/ dagegen feuchtet das Ger&#x017F;ten-Wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
die Ger&#x017F;ten zertheilet/ weichet/ zeitiget/ ku&#x0364;hlet und rei-<lb/>
niget.</p><lb/>
            <p>Der Habern i&#x017F;t etwas ku&#x0364;hler als die Ger&#x017F;ten/ &#x017F;ein<lb/>
Geruch und Natur i&#x017F;t &#x017F;tarck und &#x017F;charff/ die Feuchtigkei-<lb/>
ten durchzudringen/ derhalben mehr ein Speis oder<lb/>
Futter der Thier (nach <hi rendition="#aq">Galeni</hi> Meynung) als der<lb/>
Men&#x017F;chen. Wann er aber mit Waitz oder Ger&#x017F;ten<lb/>
zimlich vermi&#x017F;cht wird/ wird &#x017F;eine grobe Art gelindert/<lb/>
macht &#x017F;on&#x017F;t gutes Geblu&#x0364;t/ hat aber etwas von &#x017F;topffen-<lb/>
der/ trocknender und zertheilender Art an &#x017F;ich. <hi rendition="#aq">Galenus</hi><lb/><cb/>
&#x017F;pricht/ in der Spei&#x017F;e &#x017F;ey er warmer Natur/ und in der<lb/>
Artzney kalter <hi rendition="#aq">Complexion,</hi> wird allein zum Bra&#x0364;uen<lb/>
gebraucht/ wo man anderer Fru&#x0364;chte Mangel hat/ und<lb/>
al&#x017F;o aus der Noth eine Tugend machen muß.</p><lb/>
            <p>Du&#x0364;nckel i&#x017F;t vielerley Sorten/ wird von etlichen<lb/>
Speltz genannt/ wird auch nur an denen Orten zum Bier<lb/>
genommen/ wo man wenig Weitz und Ger&#x017F;ten/ hinge-<lb/>
gen aber viel Du&#x0364;nckel anbauet/ hat eine Mittel-Art<lb/>
und Eigen&#x017F;chafft zwi&#x017F;chen dem Waitzen und der Ger-<lb/>
&#x017F;ten/ giebt be&#x017F;&#x017F;ere Nahrung als die&#x017F;e/ und geringere<lb/>
als jener/ trocknet &#x017F;a&#x0364;nfftiglich/ heilet und lindert/<lb/>
wird aber in un&#x017F;ern Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen Landen &#x017F;elten ge-<lb/>
braucht.</p><lb/>
            <p>Der Hopffen i&#x017F;t zum Bierbrauen ein fa&#x017F;t no&#x0364;thiges<lb/><hi rendition="#aq">Ingrediens,</hi> denn ob &#x017F;chon Etliche die Weidenbla&#x0364;tter an<lb/>
&#x017F;tatt des Hopffens zu brauchen pflegen/ i&#x017F;t es doch &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich/ daher billich zu meiden. Der Hopffen i&#x017F;t/<lb/>
nach <hi rendition="#aq">Dodonæi</hi> und <hi rendition="#aq">Matthioli</hi> Meynung/ warm und<lb/>
trocken im andern Grad/ hat die Krafft zu <hi rendition="#aq">incidi</hi>ren/<lb/>
einzugreiffen/ zu o&#x0364;ffnen/ zu reinigen und abzuledigen/<lb/>
von wegen &#x017F;einer Scha&#x0364;rffe und Bitterkeit/ denn er rei-<lb/>
niget das Geblu&#x0364;t/ und fu&#x0364;hret aus die &#x017F;ubtilen <hi rendition="#aq">bilio-</hi><lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen Feuchtigkeiten der Gallen/ verwehret und hindert<lb/>
die Fa&#x0364;ulung/ und giebt dem Getranck eben den Nu-<lb/>
tzen/ den das Saltz denen e&#x017F;&#x017F;enden Spei&#x017F;en mitthei-<lb/>
let/ die man lang aufheben und behalten &#x017F;olle.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">&#x2741; M ij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#k">Cap.</hi> </hi> </hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0109] Siebendes Buch/ Ackerbau. Pfuͤtzen/ und das Regen- und Eyswaſſer/ die alle zum Braͤuen moͤgen genommen ſeyn; das Regenwaſſer iſt am leichteſten; nach dieſem das Bronnenquell-Waſ- ſer; das dritte/ das aus Fluͤſſen oder Baͤchen; das vierdte das Schoͤpffbronnen-Waſſer; das ſchwereſte iſt das Schneewaſſer/ und das aus dem geſchmoltzenen Eys/ das naͤchſte das See- oder Weyerwaſſer; aber das von Suͤmpffen und Lachen iſt noch ſchwerer. Ægineta ſchreibt/ daß das Regenwaſſer das rei- neſte/ ſubtileſte/ klaͤreſte/ duͤnneſte/ auch das allerſuͤſſeſte Waſſer ſey/ indem von der Sonnen das allerreineſte und ſubtileſte werde in die Hoͤhe gezogen/ aus alle dem/ was eine Feuchtigkeit oder waͤſſerige Materia (ſo eva- poriren kan) in ſich haͤlt/ darum auch/ weil es von un- terſchiedenen Gattungen gleichſam ein Extract iſt/ iſt es auch der putrefaction und Faͤulung am erſten unter- worffen. Etliche wollen/ unter dem Regenwaſſer/ ſoll das/ ſo bey ſtarckem hefftigem Donnerwetter herab gegoſſen wird/ geſuͤnder ſeyn. Weil aber dergleichen Donner- wetter aus hitzigen ſchweflichten Daͤmpfen entſtehen/ davon das Waſſer/ welches alle gute und boͤſe Impreſ- ſionen an ſich nimmt/ leicht mag inficirt werden/ ſind ihrer viel/ die meynen/ das Regenwaſſer/ ſo ohne Unge- witter faͤllt/ ſeye geſuͤnder; das Schneewaſſer aber iſt das ſchaͤdlichſte/ und noch aͤrger als das Eyswaſſer/ denn es bringt/ nach Hippocratis Meynung/ den Stein/ Sand/ Lendenwehe/ und dergleichen Schmertzen. Weil alſo ein Waſſer geſuͤnder und bequemlicher als das andere/ iſt wol in acht zu nehmen/ was man fuͤr Waſſer zum Bierſieden brauchen ſoll/ und iſt zu wiſſen/ daß die friſchen Waſſer ein friſches Bier ge- ben/ welches lang ligt. Die weichen oder faulen Waſ- ſer aber geben weiche Bier/ die allein in der Kaͤlte beſtaͤn- dig/ die aber bey warmen Wetter leichtlich ſich veraͤndern. Jſt auch viel daran gelegen/ darnach es geſotten wird/ denn je haͤrter und groͤber es iſt/ je laͤnger und mehr es muß geſotten ſeyn/ ſo wird es durch das ſieden gemil- dert/ und giebt ein deſto durchdringender Vehiculum. Die mineraliſchen aus denen Bergwercken flieſſende und kalchichte Waſſer aber ſind zum Bierſieden gantz untauglich/ denn ſie ſind dem Magen ſehr ſchaͤdlich. Herr Boͤckler meldet in ſeiner 33 Claß der Haus- und Feldſchul/ daß man auch vom Sauerbronnen- Waſſer Bier braͤue/ das werde ſchoͤn und klar/ und wolſchmeckend/ wie Wein/ wie ich dann (ſagt er) vor wenig Jahren/ bey meiner Haushaltung zu Franckfurt in der Wetterau bey Friedburg/ zu Stade habe ma- chen laſſen; und iſt dieſes Sauerbier faſt ſo theuer/ als der Wein bezahlt worden. Cap. LXXXI. Von Eigenſchafft des Getraydes und des Hopffens. DJe Bier werden nach Gelegenheit des Landes aus unterſchiedenen Getraydern gebraͤuet/ aus Waitzen/ Gerſten/ Habern/ Duͤnckel/ jedern beſonders/ oder auch wol bißweilen gemiſcht. Der Waitz hat billich den Vorgang/ der ſo wol den Geſun- den als den Krancken dienſtlich iſt/ waͤchſt auch an einem Ort (wie alle Fruͤchte) beſſer und kraͤfftiger als an dem andern/ iſt ſonſt einer temperirten Natur/ wiewol etwas zu einer ſubtilen Waͤrme geneigt/ digerirt/ welchet/ widerſtehet dem Gifft/ und naͤhret ſehr wol. Gerſten iſt/ wie der Waitz/ auch einer mittelmaͤſſigen Eigenſchafft/ doch mehr zur Kaͤlte als Waͤrme geneigt/ und ſie werde bereitet wie man will/ ſo waͤrmet ſie doch nicht/ ſondern feuchtet und trocknet auch offtermal/ nach- dem ſein Zuſatz eine Natur hat/ das befindet ſich an dem Gerſten-Maltz/ ſo es geſtoſſen wird/ daß es trocknet und doͤrret/ dagegen feuchtet das Gerſten-Waſſer/ die Gerſten zertheilet/ weichet/ zeitiget/ kuͤhlet und rei- niget. Der Habern iſt etwas kuͤhler als die Gerſten/ ſein Geruch und Natur iſt ſtarck und ſcharff/ die Feuchtigkei- ten durchzudringen/ derhalben mehr ein Speis oder Futter der Thier (nach Galeni Meynung) als der Menſchen. Wann er aber mit Waitz oder Gerſten zimlich vermiſcht wird/ wird ſeine grobe Art gelindert/ macht ſonſt gutes Gebluͤt/ hat aber etwas von ſtopffen- der/ trocknender und zertheilender Art an ſich. Galenus ſpricht/ in der Speiſe ſey er warmer Natur/ und in der Artzney kalter Complexion, wird allein zum Braͤuen gebraucht/ wo man anderer Fruͤchte Mangel hat/ und alſo aus der Noth eine Tugend machen muß. Duͤnckel iſt vielerley Sorten/ wird von etlichen Speltz genannt/ wird auch nur an denen Orten zum Bier genommen/ wo man wenig Weitz und Gerſten/ hinge- gen aber viel Duͤnckel anbauet/ hat eine Mittel-Art und Eigenſchafft zwiſchen dem Waitzen und der Ger- ſten/ giebt beſſere Nahrung als dieſe/ und geringere als jener/ trocknet ſaͤnfftiglich/ heilet und lindert/ wird aber in unſern Oeſterreichiſchen Landen ſelten ge- braucht. Der Hopffen iſt zum Bierbrauen ein faſt noͤthiges Ingrediens, denn ob ſchon Etliche die Weidenblaͤtter an ſtatt des Hopffens zu brauchen pflegen/ iſt es doch ſehr ſchaͤdlich/ daher billich zu meiden. Der Hopffen iſt/ nach Dodonæi und Matthioli Meynung/ warm und trocken im andern Grad/ hat die Krafft zu incidiren/ einzugreiffen/ zu oͤffnen/ zu reinigen und abzuledigen/ von wegen ſeiner Schaͤrffe und Bitterkeit/ denn er rei- niget das Gebluͤt/ und fuͤhret aus die ſubtilen bilio- ſiſchen Feuchtigkeiten der Gallen/ verwehret und hindert die Faͤulung/ und giebt dem Getranck eben den Nu- tzen/ den das Saltz denen eſſenden Speiſen mitthei- let/ die man lang aufheben und behalten ſolle. Cap. ❁ M ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/109
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/109>, abgerufen am 26.11.2024.