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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] Gersten aufthun/ dieweil sich aber der Waitz längsa-
mer als die Gersten aufthut und seudt/ soll man jedes
besonders sieden/ darnach in dem Hafen/ darinnen es
gesotten ist/ stehen lassen/ biß es obenauf eine Haut ge-
winnt/ und zum Theil säuerlicht wird/ nachdem mans
süß oder säuerlicht haben will/ darnach muß mans also
stehen lassen; alsdann muß man die obere Haut hinweg
thun/ und den Waitz oder Gersten wol durcheinander
rühren/ und mit den Händen zerdrucken; Darauf wird
diese zerdruckte Materi in einen saubern Kessel gethan/
mit Wasser gefüllt/ und für eine Kindbetterin drey
zwerch Finger/ sonst aber nur zween zwerch Finger ein-
gesotten/ je länger es aber seudet/ je besser es wird. Dar-
neben wird auch ein zimlicher Badkrug mit brauner
Rinden vom Rocken Brod angefüllt/ und Wasser dar-
an gegossen; auch in einem andern Krug eine Hand voll
geschehlter klein geschnittener Lorbeer/ und eine Hand voll
Kümmel in Wasser wol gesotten/ doch der Lorbeer/ nicht
zu viel/ daß es nicht zu bitter werde. Wiewol auch der
Hopffen zu diesem Bier nicht bräuchig/ ists doch rathsa-
mer/ wenigst eine zimliche Hand voll nebenden Lorbeern
und Kümmel mit zu sieden/ weil er Farb/ Krafft und
Langwührigkeit zu geben pfleget/ und also mit samt den
Brodrinden-Wasser in das Bier gethan und noch ein-
mal aufwallen lassen. Wann nun das Bier gesotten/
soll mans samt den Trebern aus dem Kessel in ein Bo-
ding durchseihen/ den Safft aus den Trebern wol aus-
trocknen/ und diese hernach dem Viehe geben.

[Spaltenumbruch]

Die Bierboding aber muß man zugedeckt halten/
biß man ihn gibt/ das geschihet auf solche Weise: Nimm
eine mittere Schüssel voll neuer Waitzenen Kleyen/ oder/
so mans nicht haben mag/ Waitzene Schrotkleyen/
und mache mit dem gesottenem Bier/ welches weder zu
heiß noch zu kalt seyn solle/ ein Urheb/ ein wenig dün-
ner als zum Brodbacken. Laß es in einer gleichen Wär-
me/ wie das Bier über Nacht stehen und aufgehen/
dieses Urheb vermisch mit einem deßgleichen Biers/ wie
sonst einen andern Zeug/ und geuß ihn etlichemal aus
einem Schäfflein in das andere/ daß er wol vermengt
werde/ darnach gieb dem Bier/ und rühr es wol durch-
einander/ füll es alsbald in ein neugepichtes Faß und
laß es etliche Tage stehen/ so wirds gut. Etliche sie-
den das Bier im Herbst/ und zäpffens erst im Früling
an; wanns kalt ligt/ bleibt es lang gut. Wann mans
aber anzäpfft/ so geht erstlich ein weisses/ dickes Falm-
lein heraus/ das taugt nicht zu trincken/ aber zu kochen
oder zu den Biersuppen; ists nun nicht kähmicht/ so ists
gut und gerecht/ dann mag man Muscatblüh/ Nege-
lein und Muscatnuß klein zerschnitten darein hengen;
schiesst aber das Bier im ersten anzäpffen kähmicht her-
aus/ so ists nicht gerecht/ man kans nichts destoweniger
gesiegen trincken/ und ist insonderheit zu den Suppen
gut. Wann das Bier zu hart will werden/ mag man
ein anders neues sieden/ und dieses damit lindern; oder
thut nur etliche Gauffen voll gestossenen Waitzen darein/
so wird es wieder mild und gut.

Cap. LXXVII.
Vom Kofent oder dünnen Bier.
[Spaltenumbruch]

GLeicher weise wie in dem Leesen/ nach dem der
Most ausgepresst/ frisches Wasser auf die
Wein-Trebern gegossen/ und die noch darinnen
bleibende Krafft/ vollends ausgesogen/ und eine Lauren
dem Gesinde zum Getranck bereitet wird: Also wird es
auch mit den Bier-Trebern gehalten/ wiewol in dem
Fall ein grosser Unterscheid/ daß nachdem man gut oder
schlechtes Maltz hat/ man auch viel oder wenig Wasser
angeusset/ nachdem wird auch das Affterbier stärcker
oder geringer/ diesemnach kommt nach einem guten
Bier/ auch ein bessers Kofent/ und nach einem schlech-
ten Bier/ ein wässeriges. Diß hat aber bey weiten des
Biers Krafft nicht/ weil es weder nähret noch wärmet/
sondern blöslich kühlet und den Durst vertreibet/ das
wird aber also gemacht:

Wann der Maisch des guten Biers aller abgezo-
gen/ und in den Kessel zum Höpffen und Sieden gehebt
ist/ schöpfft man frisches Wasser an die abgemaischten
Trebern zum Kofent/ so viel man desselben machen
will/ oder nachdem es starck oder gering werden soll/ und
rührt die Treber wol auf und durcheinander/ damit
was noch für Krafft von der Würtz darinnen verblie-
ben/ das Wasser aus und an sich ziehe/ und lässt es also
[Spaltenumbruch] an den Trebern stehen/ biß das gute Bier gar gesotten/
und auf die Kühl gehebt worden ist/ alsdann ziehet
man den Kofent von den Trebern ab/ und hebt ihn samt
dem Hopffen/ davon das gute Bier vorher gehöpfft
worden/ an statt des guten Biers in den Kessel/ und
lässt ihn sieden drey oder vier Stund. Etliche höpffen
den Kofent/ neben dem obermeldten Hopffen/ mit ei-
nem besondern frischen Hopffen/ damit er stärcker/ und
desto weniger sauer werde.

Wem aber das Kofent gar zu gering ist/ der neh-
me des Kofents und guten Biers jedes einen Eymer von
der Kühl her/ oder wer es noch geringer haben will/ des
Kofents einen Eymer/ und des guten Biers einen hal-
ben/ wer will/ trage beede Bier in eine Gierboding zu-
sammen/ und laß es also miteinander abgieren/ so hat
man einen guten Tranck/ und ist viel wolgeschmacker/
als wann mans gleich von den Fässern her abmischet/
wird auch desto weniger sauer/ ist sonderlich im Som-
mer ein guter gesunder Tranck. Diß Affterbier mit
Hopffen gesotten/ und so warm/ als mans leiden kan/
in den Munde genommen/ lindert und benimmt die
Schmertzen und Wehetagen der Zähn; wiewol dieses
das gute Bier mit Hopffen gesotten auch thut.

Cap.
M

Siebendes Buch/ Ackerbau.
[Spaltenumbruch] Gerſten aufthun/ dieweil ſich aber der Waitz laͤngſa-
mer als die Gerſten aufthut und ſeudt/ ſoll man jedes
beſonders ſieden/ darnach in dem Hafen/ darinnen es
geſotten iſt/ ſtehen laſſen/ biß es obenauf eine Haut ge-
winnt/ und zum Theil ſaͤuerlicht wird/ nachdem mans
ſuͤß oder ſaͤuerlicht haben will/ darnach muß mans alſo
ſtehen laſſen; alsdann muß man die obere Haut hinweg
thun/ und den Waitz oder Gerſten wol durcheinander
ruͤhren/ und mit den Haͤnden zerdrucken; Darauf wird
dieſe zerdruckte Materi in einen ſaubern Keſſel gethan/
mit Waſſer gefuͤllt/ und fuͤr eine Kindbetterin drey
zwerch Finger/ ſonſt aber nur zween zwerch Finger ein-
geſotten/ je laͤnger es aber ſeudet/ je beſſer es wird. Dar-
neben wird auch ein zimlicher Badkrug mit brauner
Rinden vom Rocken Brod angefuͤllt/ und Waſſer dar-
an gegoſſen; auch in einem andern Krug eine Hand voll
geſchehlter klein geſchnittener Lorbeer/ und eine Hand voll
Kuͤmmel in Waſſer wol geſotten/ doch der Lorbeer/ nicht
zu viel/ daß es nicht zu bitter werde. Wiewol auch der
Hopffen zu dieſem Bier nicht braͤuchig/ iſts doch rathſa-
mer/ wenigſt eine zimliche Hand voll nebenden Lorbeern
und Kuͤmmel mit zu ſieden/ weil er Farb/ Krafft und
Langwuͤhrigkeit zu geben pfleget/ und alſo mit ſamt den
Brodrinden-Waſſer in das Bier gethan und noch ein-
mal aufwallen laſſen. Wann nun das Bier geſotten/
ſoll mans ſamt den Trebern aus dem Keſſel in ein Bo-
ding durchſeihen/ den Safft aus den Trebern wol aus-
trocknen/ und dieſe hernach dem Viehe geben.

[Spaltenumbruch]

Die Bierboding aber muß man zugedeckt halten/
biß man ihn gibt/ das geſchihet auf ſolche Weiſe: Nim̃
eine mittere Schuͤſſel voll neuer Waitzenen Kleyen/ oder/
ſo mans nicht haben mag/ Waitzene Schrotkleyen/
und mache mit dem geſottenem Bier/ welches weder zu
heiß noch zu kalt ſeyn ſolle/ ein Urheb/ ein wenig duͤn-
ner als zum Brodbacken. Laß es in einer gleichen Waͤr-
me/ wie das Bier uͤber Nacht ſtehen und aufgehen/
dieſes Urheb vermiſch mit einem deßgleichen Biers/ wie
ſonſt einen andern Zeug/ und geuß ihn etlichemal aus
einem Schaͤfflein in das andere/ daß er wol vermengt
werde/ darnach gieb dem Bier/ und ruͤhr es wol durch-
einander/ fuͤll es alsbald in ein neugepichtes Faß und
laß es etliche Tage ſtehen/ ſo wirds gut. Etliche ſie-
den das Bier im Herbſt/ und zaͤpffens erſt im Fruͤling
an; wanns kalt ligt/ bleibt es lang gut. Wann mans
aber anzaͤpfft/ ſo geht erſtlich ein weiſſes/ dickes Falm-
lein heraus/ das taugt nicht zu trincken/ aber zu kochen
oder zu den Bierſuppen; iſts nun nicht kaͤhmicht/ ſo iſts
gut und gerecht/ dann mag man Muſcatbluͤh/ Nege-
lein und Muſcatnuß klein zerſchnitten darein hengen;
ſchieſſt aber das Bier im erſten anzaͤpffen kaͤhmicht her-
aus/ ſo iſts nicht gerecht/ man kans nichts deſtoweniger
geſiegen trincken/ und iſt inſonderheit zu den Suppen
gut. Wann das Bier zu hart will werden/ mag man
ein anders neues ſieden/ und dieſes damit lindern; oder
thut nur etliche Gauffen voll geſtoſſenen Waitzen darein/
ſo wird es wieder mild und gut.

Cap. LXXVII.
Vom Kofent oder duͤnnen Bier.
[Spaltenumbruch]

GLeicher weiſe wie in dem Leeſen/ nach dem der
Moſt ausgepreſſt/ friſches Waſſer auf die
Wein-Trebern gegoſſen/ und die noch darinnen
bleibende Krafft/ vollends ausgeſogen/ und eine Lauren
dem Geſinde zum Getranck bereitet wird: Alſo wird es
auch mit den Bier-Trebern gehalten/ wiewol in dem
Fall ein groſſer Unterſcheid/ daß nachdem man gut oder
ſchlechtes Maltz hat/ man auch viel oder wenig Waſſer
angeuſſet/ nachdem wird auch das Affterbier ſtaͤrcker
oder geringer/ dieſemnach kommt nach einem guten
Bier/ auch ein beſſers Kofent/ und nach einem ſchlech-
ten Bier/ ein waͤſſeriges. Diß hat aber bey weiten des
Biers Krafft nicht/ weil es weder naͤhret noch waͤrmet/
ſondern bloͤslich kuͤhlet und den Durſt vertreibet/ das
wird aber alſo gemacht:

Wann der Maiſch des guten Biers aller abgezo-
gen/ und in den Keſſel zum Hoͤpffen und Sieden gehebt
iſt/ ſchoͤpfft man friſches Waſſer an die abgemaiſchten
Trebern zum Kofent/ ſo viel man deſſelben machen
will/ oder nachdem es ſtarck oder gering werden ſoll/ und
ruͤhrt die Treber wol auf und durcheinander/ damit
was noch fuͤr Krafft von der Wuͤrtz darinnen verblie-
ben/ das Waſſer aus und an ſich ziehe/ und laͤſſt es alſo
[Spaltenumbruch] an den Trebern ſtehen/ biß das gute Bier gar geſotten/
und auf die Kuͤhl gehebt worden iſt/ alsdann ziehet
man den Kofent von den Trebern ab/ und hebt ihn ſamt
dem Hopffen/ davon das gute Bier vorher gehoͤpfft
worden/ an ſtatt des guten Biers in den Keſſel/ und
laͤſſt ihn ſieden drey oder vier Stund. Etliche hoͤpffen
den Kofent/ neben dem obermeldten Hopffen/ mit ei-
nem beſondern friſchen Hopffen/ damit er ſtaͤrcker/ und
deſto weniger ſauer werde.

Wem aber das Kofent gar zu gering iſt/ der neh-
me des Kofents und guten Biers jedes einen Eymer von
der Kuͤhl her/ oder wer es noch geringer haben will/ des
Kofents einen Eymer/ und des guten Biers einen hal-
ben/ wer will/ trage beede Bier in eine Gierboding zu-
ſammen/ und laß es alſo miteinander abgieren/ ſo hat
man einen guten Tranck/ und iſt viel wolgeſchmacker/
als wann mans gleich von den Faͤſſern her abmiſchet/
wird auch deſto weniger ſauer/ iſt ſonderlich im Som-
mer ein guter geſunder Tranck. Diß Affterbier mit
Hopffen geſotten/ und ſo warm/ als mans leiden kan/
in den Munde genommen/ lindert und benimmt die
Schmertzen und Wehetagen der Zaͤhn; wiewol dieſes
das gute Bier mit Hopffen geſotten auch thut.

Cap.
❁ M
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[89/0107] Siebendes Buch/ Ackerbau. Gerſten aufthun/ dieweil ſich aber der Waitz laͤngſa- mer als die Gerſten aufthut und ſeudt/ ſoll man jedes beſonders ſieden/ darnach in dem Hafen/ darinnen es geſotten iſt/ ſtehen laſſen/ biß es obenauf eine Haut ge- winnt/ und zum Theil ſaͤuerlicht wird/ nachdem mans ſuͤß oder ſaͤuerlicht haben will/ darnach muß mans alſo ſtehen laſſen; alsdann muß man die obere Haut hinweg thun/ und den Waitz oder Gerſten wol durcheinander ruͤhren/ und mit den Haͤnden zerdrucken; Darauf wird dieſe zerdruckte Materi in einen ſaubern Keſſel gethan/ mit Waſſer gefuͤllt/ und fuͤr eine Kindbetterin drey zwerch Finger/ ſonſt aber nur zween zwerch Finger ein- geſotten/ je laͤnger es aber ſeudet/ je beſſer es wird. Dar- neben wird auch ein zimlicher Badkrug mit brauner Rinden vom Rocken Brod angefuͤllt/ und Waſſer dar- an gegoſſen; auch in einem andern Krug eine Hand voll geſchehlter klein geſchnittener Lorbeer/ und eine Hand voll Kuͤmmel in Waſſer wol geſotten/ doch der Lorbeer/ nicht zu viel/ daß es nicht zu bitter werde. Wiewol auch der Hopffen zu dieſem Bier nicht braͤuchig/ iſts doch rathſa- mer/ wenigſt eine zimliche Hand voll nebenden Lorbeern und Kuͤmmel mit zu ſieden/ weil er Farb/ Krafft und Langwuͤhrigkeit zu geben pfleget/ und alſo mit ſamt den Brodrinden-Waſſer in das Bier gethan und noch ein- mal aufwallen laſſen. Wann nun das Bier geſotten/ ſoll mans ſamt den Trebern aus dem Keſſel in ein Bo- ding durchſeihen/ den Safft aus den Trebern wol aus- trocknen/ und dieſe hernach dem Viehe geben. Die Bierboding aber muß man zugedeckt halten/ biß man ihn gibt/ das geſchihet auf ſolche Weiſe: Nim̃ eine mittere Schuͤſſel voll neuer Waitzenen Kleyen/ oder/ ſo mans nicht haben mag/ Waitzene Schrotkleyen/ und mache mit dem geſottenem Bier/ welches weder zu heiß noch zu kalt ſeyn ſolle/ ein Urheb/ ein wenig duͤn- ner als zum Brodbacken. Laß es in einer gleichen Waͤr- me/ wie das Bier uͤber Nacht ſtehen und aufgehen/ dieſes Urheb vermiſch mit einem deßgleichen Biers/ wie ſonſt einen andern Zeug/ und geuß ihn etlichemal aus einem Schaͤfflein in das andere/ daß er wol vermengt werde/ darnach gieb dem Bier/ und ruͤhr es wol durch- einander/ fuͤll es alsbald in ein neugepichtes Faß und laß es etliche Tage ſtehen/ ſo wirds gut. Etliche ſie- den das Bier im Herbſt/ und zaͤpffens erſt im Fruͤling an; wanns kalt ligt/ bleibt es lang gut. Wann mans aber anzaͤpfft/ ſo geht erſtlich ein weiſſes/ dickes Falm- lein heraus/ das taugt nicht zu trincken/ aber zu kochen oder zu den Bierſuppen; iſts nun nicht kaͤhmicht/ ſo iſts gut und gerecht/ dann mag man Muſcatbluͤh/ Nege- lein und Muſcatnuß klein zerſchnitten darein hengen; ſchieſſt aber das Bier im erſten anzaͤpffen kaͤhmicht her- aus/ ſo iſts nicht gerecht/ man kans nichts deſtoweniger geſiegen trincken/ und iſt inſonderheit zu den Suppen gut. Wann das Bier zu hart will werden/ mag man ein anders neues ſieden/ und dieſes damit lindern; oder thut nur etliche Gauffen voll geſtoſſenen Waitzen darein/ ſo wird es wieder mild und gut. Cap. LXXVII. Vom Kofent oder duͤnnen Bier. GLeicher weiſe wie in dem Leeſen/ nach dem der Moſt ausgepreſſt/ friſches Waſſer auf die Wein-Trebern gegoſſen/ und die noch darinnen bleibende Krafft/ vollends ausgeſogen/ und eine Lauren dem Geſinde zum Getranck bereitet wird: Alſo wird es auch mit den Bier-Trebern gehalten/ wiewol in dem Fall ein groſſer Unterſcheid/ daß nachdem man gut oder ſchlechtes Maltz hat/ man auch viel oder wenig Waſſer angeuſſet/ nachdem wird auch das Affterbier ſtaͤrcker oder geringer/ dieſemnach kommt nach einem guten Bier/ auch ein beſſers Kofent/ und nach einem ſchlech- ten Bier/ ein waͤſſeriges. Diß hat aber bey weiten des Biers Krafft nicht/ weil es weder naͤhret noch waͤrmet/ ſondern bloͤslich kuͤhlet und den Durſt vertreibet/ das wird aber alſo gemacht: Wann der Maiſch des guten Biers aller abgezo- gen/ und in den Keſſel zum Hoͤpffen und Sieden gehebt iſt/ ſchoͤpfft man friſches Waſſer an die abgemaiſchten Trebern zum Kofent/ ſo viel man deſſelben machen will/ oder nachdem es ſtarck oder gering werden ſoll/ und ruͤhrt die Treber wol auf und durcheinander/ damit was noch fuͤr Krafft von der Wuͤrtz darinnen verblie- ben/ das Waſſer aus und an ſich ziehe/ und laͤſſt es alſo an den Trebern ſtehen/ biß das gute Bier gar geſotten/ und auf die Kuͤhl gehebt worden iſt/ alsdann ziehet man den Kofent von den Trebern ab/ und hebt ihn ſamt dem Hopffen/ davon das gute Bier vorher gehoͤpfft worden/ an ſtatt des guten Biers in den Keſſel/ und laͤſſt ihn ſieden drey oder vier Stund. Etliche hoͤpffen den Kofent/ neben dem obermeldten Hopffen/ mit ei- nem beſondern friſchen Hopffen/ damit er ſtaͤrcker/ und deſto weniger ſauer werde. Wem aber das Kofent gar zu gering iſt/ der neh- me des Kofents und guten Biers jedes einen Eymer von der Kuͤhl her/ oder wer es noch geringer haben will/ des Kofents einen Eymer/ und des guten Biers einen hal- ben/ wer will/ trage beede Bier in eine Gierboding zu- ſammen/ und laß es alſo miteinander abgieren/ ſo hat man einen guten Tranck/ und iſt viel wolgeſchmacker/ als wann mans gleich von den Faͤſſern her abmiſchet/ wird auch deſto weniger ſauer/ iſt ſonderlich im Som- mer ein guter geſunder Tranck. Diß Affterbier mit Hopffen geſotten/ und ſo warm/ als mans leiden kan/ in den Munde genommen/ lindert und benimmt die Schmertzen und Wehetagen der Zaͤhn; wiewol dieſes das gute Bier mit Hopffen geſotten auch thut. Cap. ❁ M

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/107>, abgerufen am 26.11.2024.