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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] andern Gersten-Bier zu halten; so ist auch das Rosto-
cker Bier trefflich berühmt; Jtem das Naumburger
Bier/ davon D. Knaustius in seinem Tractat vom Lob
des Biers diß Sprichwort erzehlet:

Naumburger Bier
Jst der Thüringer Malvasier.

Es erzehlt Herr Helmont de Ortu Medicinae fol.
784. daß er allein mit Bier/ Semmelschmollen und
abgeschaumten Hönig oder Zucker/ wie ein Tranck ab-
gegossen und zubereitet/ einen jungen Graven von seiner
Geburt an/ ohne Brust oder Ammen/ habe lassen aufer-
ziehen/ der drey seiner Brüder an Stärcke/ Gesundheit/
Grösse des Leibes/ so wol als am Gemüthe und Tapf-
ferkeit weit übertroffen/ also daß man sehr grosse Hoff-
nung von ihm geschöpfft hätte/ wann er nicht im Krieg
von einer Kugel durch unzeitiges Unglück wäre erschos-
sen worden; und setzt darzu: Er halte mehr darauf/ als
auf die Milch/ damit die Kinder entweder von der Am-
me/ oder Mutter erzogen werden/ weil dardurch die
ungesunde Eigenschafft/ und üble Anmuthungen den Kin-
dern eingeflösset und eingewurtzelt werden.

[Spaltenumbruch]

So ist auch diß gewiß/ daß die Leute insgemein in
den Bier-Ländern fruchtbarer sind/ als anderwerts/
wie in denen Seestädten/ Niderländischen und Nordi-
schen Provintzen zu sehen. Ja gar die Köchinnen und
die jenige Personen/ die das Geflügel/ Hüner und Co-
paunen zum Verkauff oder in die Kuchen zu mästen pfle-
gen/ wissen/ daß/ wann sie ihrem Mast-Geflügel das
Gefässe mit Bier anmischen/ oder ihnen Bier zu trin-
cken geben/ daß sie viel eher davon feist und gut wer-
den.

Jtem den müden Menschen und Pferden die Füsse
mit zimlichem warmen Bier wol gewaschen/ benimmt
ihnen die Müdigkeit.

Bier mit Jngber getruncken/ ist eine köstliche Artz-
ney für einen bösen Magen/ so in den Seestädten gar
gemein ist. Bier mit gepülverten Kümm getruncken/
ist für die Blähungen und Colica. Die Haut mit weis-
sen Bier gewaschen/ macht sie schön und zart. Hopffen
im Bier gekocht/ und warm im Munde gehalten/ ver-
treibt die Zahnschmertzen.

Cap. LXXV.
Vom weissen Bier.
[Spaltenumbruch]

DAs weisse Bier wird meistens aus Waitzen-Maltz
gemacht/ wie denn auch nach Coleri und D.
Henrici Knaustii
Zeugnis/ das gute Hambur-
gische/ Engelländische/ Braunschweigische/ Hannoveri-
sche und dergleichen mehr gute Bier daraus gemacht
werden. Es übertrifft an Stärck und Nahrung das
braune/ weil der Waitz an ihm selbst im ersten Grad
warmer Natur ist/ und durch die Zubereitung noch wär-
mer wird/ macht ein gutes Geblüt/ nähret wol/ macht die
Haut/ damit gewaschen/ glatt/ solvirt den Stein/ und
laxirt den Leib/ sonderlich wann es warm mit Butter
oder Baumöl genossen wird; so macht auch das weisse
Bier denen Säugenden mehr Gespinn; aber von we-
gen des Waitzens Süssigkeit und melbigen Art/ macht
es Verstopffung der Därmen und der innerlichen
Glieder/ engbrüstig und einen schweren Athem/ füllet
auch (sonderlich wo es übermässig getruncken wird)
allzusehr/ welches das braune Bier nicht so sehr
thut.

So ist auch das weisse Bier den starcken Leuten am
nützlichsten/ ingleichen auch denen/ die von langwühri-
gen Kranckheiten sehr haben abgenommen/ wieder auf-
zu helffen. Es giebt eine gesunde lebhaffte Farb/ reinigt
die Nieren und Harngänge/ doch macht es auch zu viel
getruncken das Angesicht popperecht und Kupfferfarb/
[Spaltenumbruch] und verursachet Haubtwehe. Jn rechter Mässigung
und Moderation aber gebraucht/ mehrt es den Männ-
lichen Saamen/ und bekräfftigt die schwache Natur;
der Schaum von dem Bier/ vertreibt die Schuppen
des Angesichts.

Es pflegen etliche (wie Tabernaemontanus schrei-
bet) die neugebornen Kindlein/ mit Bier/ darinnen
Butter zerlassen ist/ warm zu reiben und zu streichen/ bey
einem Ofen oder Glut/ das stärckt ihnen die Glie-
der wol/ nehmen fein zu/ und werden starck davon;
so man auch (spricht er ferner) gestossene Farren-
wurtzel damit vermischet/ und den Kindern den gantzen
Rucken und die Lenden wol damit salbet/ oder reibet/
werden sie bald starck/ daß sie allein sitzen können/ und
gewinnen davon eine zarte glatte Haut. Die Becker
gebrauchen die Bierhefen an statt des Sauerteigs/ und
bereiten ihren Semmelteig davon/ das macht ihn wol
aufgehen/ und das Brod/ so davon gebacken ist/ wird lück/
und schwammechtig. Sonst ist so wol an dem weissen/
als auch an dem braunen Bier an unterschiedenen Or-
ten ein mercklicher Unterscheid/ daß hier das braune/
dort aber das weisse stärcker/ kräfftiger und gesünder
wird/ nachdem eines und das andere mit Maltz/ Hopf-
fen und anderer Zugehör/ mehr oder weniger versehen
wird.

Cap. LXXVI.
Vom Haus- oder Hafen-Bier.
[Spaltenumbruch]

MEhrbenannter Christoph Koberer in seinem Tra-
ctat
vom Bierbräuen Cap. 23. setzt also davon:
Es wird sonst noch ein besonders/ gar nutzes
Bier aus Waitz oder Gersten/ auch wol aus ihnen bee-
den miteinander an etlichen Orten in Land zu Bayren
gesotten/ wie folgt:

Nimm zu einer Lagel oder einem Eymer zwo oder
[Spaltenumbruch] drey doppelte Gauffen Waitzes/ und so viel Gersten/
will man aber allein Waitz oder Gersten nehmen/ soll
man jedes vier oder sechs doppelte Gauffen nehmen/ und
eine Nacht weichen lassen/ darnach die gröbsten Hülsen
mit reiben und waschen davon bringen/ so viel möglich/
in einen saubern Hafen thun/ und in frischen Bronnen-
wasser so lang sieden lassen/ biß sich der Waitz und die

Gersten

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] andern Gerſten-Bier zu halten; ſo iſt auch das Roſto-
cker Bier trefflich beruͤhmt; Jtem das Naumburger
Bier/ davon D. Knauſtius in ſeinem Tractat vom Lob
des Biers diß Sprichwort erzehlet:

Naumburger Bier
Jſt der Thuͤringer Malvaſier.

Es erzehlt Herꝛ Helmont de Ortu Medicinæ fol.
784. daß er allein mit Bier/ Semmelſchmollen und
abgeſchaumten Hoͤnig oder Zucker/ wie ein Tranck ab-
gegoſſen und zubereitet/ einen jungen Graven von ſeiner
Geburt an/ ohne Bruſt oder Ammen/ habe laſſen aufer-
ziehen/ der drey ſeiner Bruͤder an Staͤrcke/ Geſundheit/
Groͤſſe des Leibes/ ſo wol als am Gemuͤthe und Tapf-
ferkeit weit uͤbertroffen/ alſo daß man ſehr groſſe Hoff-
nung von ihm geſchoͤpfft haͤtte/ wann er nicht im Krieg
von einer Kugel durch unzeitiges Ungluͤck waͤre erſchoſ-
ſen worden; und ſetzt darzu: Er halte mehr darauf/ als
auf die Milch/ damit die Kinder entweder von der Am-
me/ oder Mutter erzogen werden/ weil dardurch die
ungeſunde Eigenſchafft/ und uͤble Anmuthungen den Kin-
dern eingefloͤſſet und eingewurtzelt werden.

[Spaltenumbruch]

So iſt auch diß gewiß/ daß die Leute insgemein in
den Bier-Laͤndern fruchtbarer ſind/ als anderwerts/
wie in denen Seeſtaͤdten/ Niderlaͤndiſchen und Nordi-
ſchen Provintzen zu ſehen. Ja gar die Koͤchinnen und
die jenige Perſonen/ die das Gefluͤgel/ Huͤner und Co-
paunen zum Verkauff oder in die Kuchen zu maͤſten pfle-
gen/ wiſſen/ daß/ wann ſie ihrem Maſt-Gefluͤgel das
Gefaͤſſe mit Bier anmiſchen/ oder ihnen Bier zu trin-
cken geben/ daß ſie viel eher davon feiſt und gut wer-
den.

Jtem den muͤden Menſchen und Pferden die Fuͤſſe
mit zimlichem warmen Bier wol gewaſchen/ benimmt
ihnen die Muͤdigkeit.

Bier mit Jngber getruncken/ iſt eine koͤſtliche Artz-
ney fuͤr einen boͤſen Magen/ ſo in den Seeſtaͤdten gar
gemein iſt. Bier mit gepuͤlverten Kuͤmm getruncken/
iſt fuͤr die Blaͤhungen und Colica. Die Haut mit weiſ-
ſen Bier gewaſchen/ macht ſie ſchoͤn und zart. Hopffen
im Bier gekocht/ und warm im Munde gehalten/ ver-
treibt die Zahnſchmertzen.

Cap. LXXV.
Vom weiſſen Bier.
[Spaltenumbruch]

DAs weiſſe Bier wird meiſtens aus Waitzen-Maltz
gemacht/ wie denn auch nach Coleri und D.
Henrici Knauſtii
Zeugnis/ das gute Hambur-
giſche/ Engellaͤndiſche/ Braunſchweigiſche/ Hannoveri-
ſche und dergleichen mehr gute Bier daraus gemacht
werden. Es uͤbertrifft an Staͤrck und Nahrung das
braune/ weil der Waitz an ihm ſelbſt im erſten Grad
warmer Natur iſt/ und durch die Zubereitung noch waͤr-
mer wird/ macht ein gutes Gebluͤt/ naͤhret wol/ macht die
Haut/ damit gewaſchen/ glatt/ ſolvirt den Stein/ und
laxirt den Leib/ ſonderlich wann es warm mit Butter
oder Baumoͤl genoſſen wird; ſo macht auch das weiſſe
Bier denen Saͤugenden mehr Geſpinn; aber von we-
gen des Waitzens Suͤſſigkeit und melbigen Art/ macht
es Verſtopffung der Daͤrmen und der innerlichen
Glieder/ engbruͤſtig und einen ſchweren Athem/ fuͤllet
auch (ſonderlich wo es uͤbermaͤſſig getruncken wird)
allzuſehr/ welches das braune Bier nicht ſo ſehr
thut.

So iſt auch das weiſſe Bier den ſtarcken Leuten am
nuͤtzlichſten/ ingleichen auch denen/ die von langwuͤhri-
gen Kranckheiten ſehr haben abgenommen/ wieder auf-
zu helffen. Es giebt eine geſunde lebhaffte Farb/ reinigt
die Nieren und Harngaͤnge/ doch macht es auch zu viel
getruncken das Angeſicht popperecht und Kupfferfarb/
[Spaltenumbruch] und verurſachet Haubtwehe. Jn rechter Maͤſſigung
und Moderation aber gebraucht/ mehrt es den Maͤnn-
lichen Saamen/ und bekraͤfftigt die ſchwache Natur;
der Schaum von dem Bier/ vertreibt die Schuppen
des Angeſichts.

Es pflegen etliche (wie Tabernæmontanus ſchrei-
bet) die neugebornen Kindlein/ mit Bier/ darinnen
Butter zerlaſſen iſt/ warm zu reiben und zu ſtreichen/ bey
einem Ofen oder Glut/ das ſtaͤrckt ihnen die Glie-
der wol/ nehmen fein zu/ und werden ſtarck davon;
ſo man auch (ſpricht er ferner) geſtoſſene Farren-
wurtzel damit vermiſchet/ und den Kindern den gantzen
Rucken und die Lenden wol damit ſalbet/ oder reibet/
werden ſie bald ſtarck/ daß ſie allein ſitzen koͤnnen/ und
gewinnen davon eine zarte glatte Haut. Die Becker
gebrauchen die Bierhefen an ſtatt des Sauerteigs/ und
bereiten ihren Semmelteig davon/ das macht ihn wol
aufgehen/ und das Brod/ ſo davon gebacken iſt/ wird luͤck/
und ſchwammechtig. Sonſt iſt ſo wol an dem weiſſen/
als auch an dem braunen Bier an unterſchiedenen Or-
ten ein mercklicher Unterſcheid/ daß hier das braune/
dort aber das weiſſe ſtaͤrcker/ kraͤfftiger und geſuͤnder
wird/ nachdem eines und das andere mit Maltz/ Hopf-
fen und anderer Zugehoͤr/ mehr oder weniger verſehen
wird.

Cap. LXXVI.
Vom Haus- oder Hafen-Bier.
[Spaltenumbruch]

MEhrbenannter Chriſtoph Koberer in ſeinem Tra-
ctat
vom Bierbraͤuen Cap. 23. ſetzt alſo davon:
Es wird ſonſt noch ein beſonders/ gar nutzes
Bier aus Waitz oder Gerſten/ auch wol aus ihnen bee-
den miteinander an etlichen Orten in Land zu Bayren
geſotten/ wie folgt:

Nimm zu einer Lagel oder einem Eymer zwo oder
[Spaltenumbruch] drey doppelte Gauffen Waitzes/ und ſo viel Gerſten/
will man aber allein Waitz oder Gerſten nehmen/ ſoll
man jedes vier oder ſechs doppelte Gauffen nehmen/ und
eine Nacht weichen laſſen/ darnach die groͤbſten Huͤlſen
mit reiben und waſchen davon bringen/ ſo viel moͤglich/
in einen ſaubern Hafen thun/ und in friſchen Bronnen-
waſſer ſo lang ſieden laſſen/ biß ſich der Waitz und die

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[88/0106] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens andern Gerſten-Bier zu halten; ſo iſt auch das Roſto- cker Bier trefflich beruͤhmt; Jtem das Naumburger Bier/ davon D. Knauſtius in ſeinem Tractat vom Lob des Biers diß Sprichwort erzehlet: Naumburger Bier Jſt der Thuͤringer Malvaſier. Es erzehlt Herꝛ Helmont de Ortu Medicinæ fol. 784. daß er allein mit Bier/ Semmelſchmollen und abgeſchaumten Hoͤnig oder Zucker/ wie ein Tranck ab- gegoſſen und zubereitet/ einen jungen Graven von ſeiner Geburt an/ ohne Bruſt oder Ammen/ habe laſſen aufer- ziehen/ der drey ſeiner Bruͤder an Staͤrcke/ Geſundheit/ Groͤſſe des Leibes/ ſo wol als am Gemuͤthe und Tapf- ferkeit weit uͤbertroffen/ alſo daß man ſehr groſſe Hoff- nung von ihm geſchoͤpfft haͤtte/ wann er nicht im Krieg von einer Kugel durch unzeitiges Ungluͤck waͤre erſchoſ- ſen worden; und ſetzt darzu: Er halte mehr darauf/ als auf die Milch/ damit die Kinder entweder von der Am- me/ oder Mutter erzogen werden/ weil dardurch die ungeſunde Eigenſchafft/ und uͤble Anmuthungen den Kin- dern eingefloͤſſet und eingewurtzelt werden. So iſt auch diß gewiß/ daß die Leute insgemein in den Bier-Laͤndern fruchtbarer ſind/ als anderwerts/ wie in denen Seeſtaͤdten/ Niderlaͤndiſchen und Nordi- ſchen Provintzen zu ſehen. Ja gar die Koͤchinnen und die jenige Perſonen/ die das Gefluͤgel/ Huͤner und Co- paunen zum Verkauff oder in die Kuchen zu maͤſten pfle- gen/ wiſſen/ daß/ wann ſie ihrem Maſt-Gefluͤgel das Gefaͤſſe mit Bier anmiſchen/ oder ihnen Bier zu trin- cken geben/ daß ſie viel eher davon feiſt und gut wer- den. Jtem den muͤden Menſchen und Pferden die Fuͤſſe mit zimlichem warmen Bier wol gewaſchen/ benimmt ihnen die Muͤdigkeit. Bier mit Jngber getruncken/ iſt eine koͤſtliche Artz- ney fuͤr einen boͤſen Magen/ ſo in den Seeſtaͤdten gar gemein iſt. Bier mit gepuͤlverten Kuͤmm getruncken/ iſt fuͤr die Blaͤhungen und Colica. Die Haut mit weiſ- ſen Bier gewaſchen/ macht ſie ſchoͤn und zart. Hopffen im Bier gekocht/ und warm im Munde gehalten/ ver- treibt die Zahnſchmertzen. Cap. LXXV. Vom weiſſen Bier. DAs weiſſe Bier wird meiſtens aus Waitzen-Maltz gemacht/ wie denn auch nach Coleri und D. Henrici Knauſtii Zeugnis/ das gute Hambur- giſche/ Engellaͤndiſche/ Braunſchweigiſche/ Hannoveri- ſche und dergleichen mehr gute Bier daraus gemacht werden. Es uͤbertrifft an Staͤrck und Nahrung das braune/ weil der Waitz an ihm ſelbſt im erſten Grad warmer Natur iſt/ und durch die Zubereitung noch waͤr- mer wird/ macht ein gutes Gebluͤt/ naͤhret wol/ macht die Haut/ damit gewaſchen/ glatt/ ſolvirt den Stein/ und laxirt den Leib/ ſonderlich wann es warm mit Butter oder Baumoͤl genoſſen wird; ſo macht auch das weiſſe Bier denen Saͤugenden mehr Geſpinn; aber von we- gen des Waitzens Suͤſſigkeit und melbigen Art/ macht es Verſtopffung der Daͤrmen und der innerlichen Glieder/ engbruͤſtig und einen ſchweren Athem/ fuͤllet auch (ſonderlich wo es uͤbermaͤſſig getruncken wird) allzuſehr/ welches das braune Bier nicht ſo ſehr thut. So iſt auch das weiſſe Bier den ſtarcken Leuten am nuͤtzlichſten/ ingleichen auch denen/ die von langwuͤhri- gen Kranckheiten ſehr haben abgenommen/ wieder auf- zu helffen. Es giebt eine geſunde lebhaffte Farb/ reinigt die Nieren und Harngaͤnge/ doch macht es auch zu viel getruncken das Angeſicht popperecht und Kupfferfarb/ und verurſachet Haubtwehe. Jn rechter Maͤſſigung und Moderation aber gebraucht/ mehrt es den Maͤnn- lichen Saamen/ und bekraͤfftigt die ſchwache Natur; der Schaum von dem Bier/ vertreibt die Schuppen des Angeſichts. Es pflegen etliche (wie Tabernæmontanus ſchrei- bet) die neugebornen Kindlein/ mit Bier/ darinnen Butter zerlaſſen iſt/ warm zu reiben und zu ſtreichen/ bey einem Ofen oder Glut/ das ſtaͤrckt ihnen die Glie- der wol/ nehmen fein zu/ und werden ſtarck davon; ſo man auch (ſpricht er ferner) geſtoſſene Farren- wurtzel damit vermiſchet/ und den Kindern den gantzen Rucken und die Lenden wol damit ſalbet/ oder reibet/ werden ſie bald ſtarck/ daß ſie allein ſitzen koͤnnen/ und gewinnen davon eine zarte glatte Haut. Die Becker gebrauchen die Bierhefen an ſtatt des Sauerteigs/ und bereiten ihren Semmelteig davon/ das macht ihn wol aufgehen/ und das Brod/ ſo davon gebacken iſt/ wird luͤck/ und ſchwammechtig. Sonſt iſt ſo wol an dem weiſſen/ als auch an dem braunen Bier an unterſchiedenen Or- ten ein mercklicher Unterſcheid/ daß hier das braune/ dort aber das weiſſe ſtaͤrcker/ kraͤfftiger und geſuͤnder wird/ nachdem eines und das andere mit Maltz/ Hopf- fen und anderer Zugehoͤr/ mehr oder weniger verſehen wird. Cap. LXXVI. Vom Haus- oder Hafen-Bier. MEhrbenannter Chriſtoph Koberer in ſeinem Tra- ctat vom Bierbraͤuen Cap. 23. ſetzt alſo davon: Es wird ſonſt noch ein beſonders/ gar nutzes Bier aus Waitz oder Gerſten/ auch wol aus ihnen bee- den miteinander an etlichen Orten in Land zu Bayren geſotten/ wie folgt: Nimm zu einer Lagel oder einem Eymer zwo oder drey doppelte Gauffen Waitzes/ und ſo viel Gerſten/ will man aber allein Waitz oder Gerſten nehmen/ ſoll man jedes vier oder ſechs doppelte Gauffen nehmen/ und eine Nacht weichen laſſen/ darnach die groͤbſten Huͤlſen mit reiben und waſchen davon bringen/ ſo viel moͤglich/ in einen ſaubern Hafen thun/ und in friſchen Bronnen- waſſer ſo lang ſieden laſſen/ biß ſich der Waitz und die Gerſten

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/106>, abgerufen am 26.11.2024.