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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Siebendes Buch/ Ackerbau.
Cap. LXXIII.
Daß das Bier lang bleibe.
[Spaltenumbruch]

ZU Erhaltung und langwühriger Bleibung des
Biers ist die vornehmste Ursach der Hopffen/ das
ist/ wann das Bier gebührlich recht gehöpfft wird/
so mags desto länger ligen/ denn des Hopffens Art ist/
des Biers Kräffte lang und vollkommen zu erhalten/ et-
liche lassen auch Entian in dem Bier versieden/ und le-
gen die Wurtzen davon in die Fässer/ es wird aber das
Bier zimlich bitter davon/ also kan mans bey Zeiten
wieder heraus nehmen.

Die ander Ursach ist/ wann das Bier wol gesotten
wird/ so bleibts auch länger/ wie die Erfahrung bezeu-
get/ denn die Feuchtigkeiten/ die bald eine Verände-
rung machen/ und vielerley Gebrechlichkeiten bringen/
oder an sich nehmen/ werden durch das lang und wol
Sieden/ und durch die Hitze des Feuers verzehret. Und
dieses zu erlangen/ ist sehr viel gelegen an einem guten
emsigen und wolkündigen Braumeister/ der selbst Acht
und Obsicht halte/ daß alles und jedes zu rechter Zeit/
mit rechter Maß und Weise geschehe/ und nichts ver-
warloset werde.

Zum dritten dienet auch zu langer Erhaltung des
Biers nicht wenig die fleissige Zubereitung der Fässer/
davon schon oben gemeldet worden/ denn das Bier bleibt
viel lieber und besser in den wolgepichten/ als in den übel-
gepichten Fässern/ zwar den schwachen Köpffen schadet
das Pech desto eher/ wanns aber/ wie oben gelehrt/ tem-
perirt und vermischt worden/ desto weniger; darzu die-
net auch nicht wenig die fleissige Wart-Füll- und Wi-
schung/ auch Sauberhaltung der Spuntlöcher.

Zum vierdten befördert des Biers Güte sehr viel ein
kalter trockener Keller/ da nicht viel warme Lufft oder
Sonnenschein darzu kan/ dann wo dieses geschicht/ so
wird das Bier bald sauer/ denn die warme Lufft resol-
vi
rt des Biers natürliche Wärme/ macht das Bier an-
zick und ungeschmack. Derhalben wo man nicht kalte
Keller hat/ soll man dieselben aufs tieffeste/ als es seyn
[Spaltenumbruch] kan/ graben/ und einer zimlichen Spannen hoch mit
gutem groben frischen und trockenem Sand beschütten/
und ein Pflaster von frischen Kißlingen oder Marmel-
steinen/ wo mans haben kan/ in den Sand legen/ das
macht und erhält die Keller kalt.

Zum fünfften erhält das Bier auch lang/ wann man
dem Bier nicht zu wenig Maltz und zu viel Wasser gibt/
sondern es bey seiner rechten Maß und Krafft bleiben
lässet.

Etliche thun in das Bier/ indem es kochet/ zweymal
frisches Maltz/ mischen es/ und lassen es zweymal sie-
den. 2. Nach vollbrachter Vergierung 10/ oder mehr
Eyer/ und also thun es die Engelländer mit ihrem Bier
auf den Jndianischen Schiffarten. 3. Lassen sie die
Faß/ wie sie einmal gelegt sind/ unbewegt.

Etliche thun in das Bier/ so viel Eimer/ so viel Hand
voll guten gerechten Hopffen/ und spüntens wol zu.
Oder nimm etliche Lorbeer/ schähle die äusserste Haut
davon/ hänge sie in ein sauber leinenes Säcklein ins
Faß; Oder wann man ein Faß Bier will anzäpffen/ so
thue Saltz in ein Tuch/ leg es über den Spunt/ und
spünt es zu/ oder vermach es mit frischem Laim also über
dem Saltz/ so bleibt es gut/ biß auf den letzten Tropffen;
Oder henge Centaur und Bertram hinein/ diese zwey
Kräuter bewahren das Bier vor Anzick/ und allen bösen
Zufällen.

Daß sich ein Bier nicht verkehre: Nimm Linden-
blühe/ Nußblätter/ Beyfuß/ eines so viel als des an-
dern/ und halb so viel Wermuth/ und hengs in das Bier;
Jtem lege schöne weisse Kißling aus einem fliessenden
Wasser hinein.

Jtem das Bier lang gut und gerecht zu erhalten:
Thue hinein zwey gantze Eyer/ und laß sie darinnen li-
gen/ die Schelffen wird mit der Zeit gantz vergehen/ und
bleiben allein die Häutlein.

Cap. LXXIV.
Vom braunen Bier.
[Spaltenumbruch]

DAs beste und gesündeste braune Bier wird aus
Gersten gemacht/ kriegt zwar eine kleine wär-
mende Krafft durch die Zubereitung des Mal-
tzes/ aber weniger als das Waitzenbier/ und gegen den
Wein zu rechnen/ kühlet es fast mehr/ als es wärmet/
comparative also zu reden; doch ist das braune Bier/
so es recht gesotten/ recht gehöpfft und von gutem Maltz
gebräuet wird/ ein gesunder und nützlicher Tranck/ neh-
ret wol/ machet starck/ gebieret gutes Geblüte/ treibet
den Harn/ löschet den Durst/ erkühlet den Leib mässig-
lich; es soll nicht zu jung/ sondern zimlich abgelegen/
und nicht sauer getruncken werden/ denn was übel ge-
kocht/ nicht gehöpfft und sauer ist/ mächt Bläste und
Winde/ auch rohe Feuchtigkeiten/ und beschweret den
Magen.

Das Bier/ so aus Gersten- und Haber-Maltz ge-
brauen wird/ verstopfft weniger/ macht auch nicht so viel
[Spaltenumbruch] Winde/ nehret aber auch weniger. Das rechte gute
braune Gerstenbier nehret den Menschen wol/ und macht
ihn fett. Denn wiewol die rohe ungekochte und unge-
maltzte Gersten einer rauhen und groben Art ist zu küh-
len/ auszutrocknen/ und zu reinigen im ersten Grad/
verliert sie doch/ wann sie geweicht/ gemaltzt und ge-
dörrt wird/ diese rauhe Art/ wird um so viel milder/ auch
wärmender Natur/ zartes und subtiles Safftes und ab-
ledigender Krafft. Denn daß es mehr wärme/ als küh-
le/ gibt die tägliche Erfahrung/ daß die Leute davon sich
so voll sauffen/ und noch weniger ausnüchtern können/
als vom Wein; die stattliche Wirckung aber der kräff-
tigen Nahrung kan allenthalben in denen Bier-Ländern
mit Fingern gewiesen werden/ daß man daselbst viel grös-
sere stärckere Leute findet/ als in den Wein-Ländern.

Unter den braunen Bieren setzt D. Henricus Knau-
stius,
es sey das Dantziger Bier für die Königin aller

andern
Siebendes Buch/ Ackerbau.
Cap. LXXIII.
Daß das Bier lang bleibe.
[Spaltenumbruch]

ZU Erhaltung und langwuͤhriger Bleibung des
Biers iſt die vornehmſte Urſach der Hopffen/ das
iſt/ wann das Bier gebuͤhrlich recht gehoͤpfft wird/
ſo mags deſto laͤnger ligen/ denn des Hopffens Art iſt/
des Biers Kraͤffte lang und vollkommen zu erhalten/ et-
liche laſſen auch Entian in dem Bier verſieden/ und le-
gen die Wurtzen davon in die Faͤſſer/ es wird aber das
Bier zimlich bitter davon/ alſo kan mans bey Zeiten
wieder heraus nehmen.

Die ander Urſach iſt/ wann das Bier wol geſotten
wird/ ſo bleibts auch laͤnger/ wie die Erfahrung bezeu-
get/ denn die Feuchtigkeiten/ die bald eine Veraͤnde-
rung machen/ und vielerley Gebrechlichkeiten bringen/
oder an ſich nehmen/ werden durch das lang und wol
Sieden/ und durch die Hitze des Feuers verzehret. Und
dieſes zu erlangen/ iſt ſehr viel gelegen an einem guten
emſigen und wolkuͤndigen Braumeiſter/ der ſelbſt Acht
und Obſicht halte/ daß alles und jedes zu rechter Zeit/
mit rechter Maß und Weiſe geſchehe/ und nichts ver-
warloſet werde.

Zum dritten dienet auch zu langer Erhaltung des
Biers nicht wenig die fleiſſige Zubereitung der Faͤſſer/
davon ſchon oben gemeldet worden/ denn das Bier bleibt
viel lieber und beſſer in den wolgepichten/ als in den uͤbel-
gepichten Faͤſſern/ zwar den ſchwachen Koͤpffen ſchadet
das Pech deſto eher/ wanns aber/ wie oben gelehrt/ tem-
perirt und vermiſcht worden/ deſto weniger; darzu die-
net auch nicht wenig die fleiſſige Wart-Fuͤll- und Wi-
ſchung/ auch Sauberhaltung der Spuntloͤcher.

Zum vierdten befoͤrdert des Biers Guͤte ſehr viel ein
kalter trockener Keller/ da nicht viel warme Lufft oder
Sonnenſchein darzu kan/ dann wo dieſes geſchicht/ ſo
wird das Bier bald ſauer/ denn die warme Lufft reſol-
vi
rt des Biers natuͤrliche Waͤrme/ macht das Bier an-
zick und ungeſchmack. Derhalben wo man nicht kalte
Keller hat/ ſoll man dieſelben aufs tieffeſte/ als es ſeyn
[Spaltenumbruch] kan/ graben/ und einer zimlichen Spannen hoch mit
gutem groben friſchen und trockenem Sand beſchuͤtten/
und ein Pflaſter von friſchen Kißlingen oder Marmel-
ſteinen/ wo mans haben kan/ in den Sand legen/ das
macht und erhaͤlt die Keller kalt.

Zum fuͤnfften erhaͤlt das Bier auch lang/ wann man
dem Bier nicht zu wenig Maltz und zu viel Waſſer gibt/
ſondern es bey ſeiner rechten Maß und Krafft bleiben
laͤſſet.

Etliche thun in das Bier/ indem es kochet/ zweymal
friſches Maltz/ miſchen es/ und laſſen es zweymal ſie-
den. 2. Nach vollbrachter Vergierung 10/ oder mehr
Eyer/ und alſo thun es die Engellaͤnder mit ihrem Bier
auf den Jndianiſchen Schiffarten. 3. Laſſen ſie die
Faß/ wie ſie einmal gelegt ſind/ unbewegt.

Etliche thun in das Bier/ ſo viel Eimer/ ſo viel Hand
voll guten gerechten Hopffen/ und ſpuͤntens wol zu.
Oder nimm etliche Lorbeer/ ſchaͤhle die aͤuſſerſte Haut
davon/ haͤnge ſie in ein ſauber leinenes Saͤcklein ins
Faß; Oder wann man ein Faß Bier will anzaͤpffen/ ſo
thue Saltz in ein Tuch/ leg es uͤber den Spunt/ und
ſpuͤnt es zu/ oder vermach es mit friſchem Laim alſo uͤber
dem Saltz/ ſo bleibt es gut/ biß auf den letzten Tropffen;
Oder henge Centaur und Bertram hinein/ dieſe zwey
Kraͤuter bewahren das Bier vor Anzick/ und allen boͤſen
Zufaͤllen.

Daß ſich ein Bier nicht verkehre: Nimm Linden-
bluͤhe/ Nußblaͤtter/ Beyfuß/ eines ſo viel als des an-
dern/ und halb ſo viel Wermuth/ und hengs in das Bier;
Jtem lege ſchoͤne weiſſe Kißling aus einem flieſſenden
Waſſer hinein.

Jtem das Bier lang gut und gerecht zu erhalten:
Thue hinein zwey gantze Eyer/ und laß ſie darinnen li-
gen/ die Schelffen wird mit der Zeit gantz vergehen/ und
bleiben allein die Haͤutlein.

Cap. LXXIV.
Vom braunen Bier.
[Spaltenumbruch]

DAs beſte und geſuͤndeſte braune Bier wird aus
Gerſten gemacht/ kriegt zwar eine kleine waͤr-
mende Krafft durch die Zubereitung des Mal-
tzes/ aber weniger als das Waitzenbier/ und gegen den
Wein zu rechnen/ kuͤhlet es faſt mehr/ als es waͤrmet/
comparativè alſo zu reden; doch iſt das braune Bier/
ſo es recht geſotten/ recht gehoͤpfft und von gutem Maltz
gebraͤuet wird/ ein geſunder und nuͤtzlicher Tranck/ neh-
ret wol/ machet ſtarck/ gebieret gutes Gebluͤte/ treibet
den Harn/ loͤſchet den Durſt/ erkuͤhlet den Leib maͤſſig-
lich; es ſoll nicht zu jung/ ſondern zimlich abgelegen/
und nicht ſauer getruncken werden/ denn was uͤbel ge-
kocht/ nicht gehoͤpfft und ſauer iſt/ maͤcht Blaͤſte und
Winde/ auch rohe Feuchtigkeiten/ und beſchweret den
Magen.

Das Bier/ ſo aus Gerſten- und Haber-Maltz ge-
brauen wird/ verſtopfft weniger/ macht auch nicht ſo viel
[Spaltenumbruch] Winde/ nehret aber auch weniger. Das rechte gute
braune Gerſtenbier nehret den Menſchen wol/ und macht
ihn fett. Denn wiewol die rohe ungekochte und unge-
maltzte Gerſten einer rauhen und groben Art iſt zu kuͤh-
len/ auszutrocknen/ und zu reinigen im erſten Grad/
verliert ſie doch/ wann ſie geweicht/ gemaltzt und ge-
doͤrꝛt wird/ dieſe rauhe Art/ wird um ſo viel milder/ auch
waͤrmender Natur/ zartes und ſubtiles Safftes und ab-
ledigender Krafft. Denn daß es mehr waͤrme/ als kuͤh-
le/ gibt die taͤgliche Erfahrung/ daß die Leute davon ſich
ſo voll ſauffen/ und noch weniger ausnuͤchtern koͤnnen/
als vom Wein; die ſtattliche Wirckung aber der kraͤff-
tigen Nahrung kan allenthalben in denen Bier-Laͤndern
mit Fingern gewieſen werden/ daß man daſelbſt viel groͤſ-
ſere ſtaͤrckere Leute findet/ als in den Wein-Laͤndern.

Unter den braunen Bieren ſetzt D. Henricus Knau-
ſtius,
es ſey das Dantziger Bier fuͤr die Koͤnigin aller

andern
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[87/0105] Siebendes Buch/ Ackerbau. Cap. LXXIII. Daß das Bier lang bleibe. ZU Erhaltung und langwuͤhriger Bleibung des Biers iſt die vornehmſte Urſach der Hopffen/ das iſt/ wann das Bier gebuͤhrlich recht gehoͤpfft wird/ ſo mags deſto laͤnger ligen/ denn des Hopffens Art iſt/ des Biers Kraͤffte lang und vollkommen zu erhalten/ et- liche laſſen auch Entian in dem Bier verſieden/ und le- gen die Wurtzen davon in die Faͤſſer/ es wird aber das Bier zimlich bitter davon/ alſo kan mans bey Zeiten wieder heraus nehmen. Die ander Urſach iſt/ wann das Bier wol geſotten wird/ ſo bleibts auch laͤnger/ wie die Erfahrung bezeu- get/ denn die Feuchtigkeiten/ die bald eine Veraͤnde- rung machen/ und vielerley Gebrechlichkeiten bringen/ oder an ſich nehmen/ werden durch das lang und wol Sieden/ und durch die Hitze des Feuers verzehret. Und dieſes zu erlangen/ iſt ſehr viel gelegen an einem guten emſigen und wolkuͤndigen Braumeiſter/ der ſelbſt Acht und Obſicht halte/ daß alles und jedes zu rechter Zeit/ mit rechter Maß und Weiſe geſchehe/ und nichts ver- warloſet werde. Zum dritten dienet auch zu langer Erhaltung des Biers nicht wenig die fleiſſige Zubereitung der Faͤſſer/ davon ſchon oben gemeldet worden/ denn das Bier bleibt viel lieber und beſſer in den wolgepichten/ als in den uͤbel- gepichten Faͤſſern/ zwar den ſchwachen Koͤpffen ſchadet das Pech deſto eher/ wanns aber/ wie oben gelehrt/ tem- perirt und vermiſcht worden/ deſto weniger; darzu die- net auch nicht wenig die fleiſſige Wart-Fuͤll- und Wi- ſchung/ auch Sauberhaltung der Spuntloͤcher. Zum vierdten befoͤrdert des Biers Guͤte ſehr viel ein kalter trockener Keller/ da nicht viel warme Lufft oder Sonnenſchein darzu kan/ dann wo dieſes geſchicht/ ſo wird das Bier bald ſauer/ denn die warme Lufft reſol- virt des Biers natuͤrliche Waͤrme/ macht das Bier an- zick und ungeſchmack. Derhalben wo man nicht kalte Keller hat/ ſoll man dieſelben aufs tieffeſte/ als es ſeyn kan/ graben/ und einer zimlichen Spannen hoch mit gutem groben friſchen und trockenem Sand beſchuͤtten/ und ein Pflaſter von friſchen Kißlingen oder Marmel- ſteinen/ wo mans haben kan/ in den Sand legen/ das macht und erhaͤlt die Keller kalt. Zum fuͤnfften erhaͤlt das Bier auch lang/ wann man dem Bier nicht zu wenig Maltz und zu viel Waſſer gibt/ ſondern es bey ſeiner rechten Maß und Krafft bleiben laͤſſet. Etliche thun in das Bier/ indem es kochet/ zweymal friſches Maltz/ miſchen es/ und laſſen es zweymal ſie- den. 2. Nach vollbrachter Vergierung 10/ oder mehr Eyer/ und alſo thun es die Engellaͤnder mit ihrem Bier auf den Jndianiſchen Schiffarten. 3. Laſſen ſie die Faß/ wie ſie einmal gelegt ſind/ unbewegt. Etliche thun in das Bier/ ſo viel Eimer/ ſo viel Hand voll guten gerechten Hopffen/ und ſpuͤntens wol zu. Oder nimm etliche Lorbeer/ ſchaͤhle die aͤuſſerſte Haut davon/ haͤnge ſie in ein ſauber leinenes Saͤcklein ins Faß; Oder wann man ein Faß Bier will anzaͤpffen/ ſo thue Saltz in ein Tuch/ leg es uͤber den Spunt/ und ſpuͤnt es zu/ oder vermach es mit friſchem Laim alſo uͤber dem Saltz/ ſo bleibt es gut/ biß auf den letzten Tropffen; Oder henge Centaur und Bertram hinein/ dieſe zwey Kraͤuter bewahren das Bier vor Anzick/ und allen boͤſen Zufaͤllen. Daß ſich ein Bier nicht verkehre: Nimm Linden- bluͤhe/ Nußblaͤtter/ Beyfuß/ eines ſo viel als des an- dern/ und halb ſo viel Wermuth/ und hengs in das Bier; Jtem lege ſchoͤne weiſſe Kißling aus einem flieſſenden Waſſer hinein. Jtem das Bier lang gut und gerecht zu erhalten: Thue hinein zwey gantze Eyer/ und laß ſie darinnen li- gen/ die Schelffen wird mit der Zeit gantz vergehen/ und bleiben allein die Haͤutlein. Cap. LXXIV. Vom braunen Bier. DAs beſte und geſuͤndeſte braune Bier wird aus Gerſten gemacht/ kriegt zwar eine kleine waͤr- mende Krafft durch die Zubereitung des Mal- tzes/ aber weniger als das Waitzenbier/ und gegen den Wein zu rechnen/ kuͤhlet es faſt mehr/ als es waͤrmet/ comparativè alſo zu reden; doch iſt das braune Bier/ ſo es recht geſotten/ recht gehoͤpfft und von gutem Maltz gebraͤuet wird/ ein geſunder und nuͤtzlicher Tranck/ neh- ret wol/ machet ſtarck/ gebieret gutes Gebluͤte/ treibet den Harn/ loͤſchet den Durſt/ erkuͤhlet den Leib maͤſſig- lich; es ſoll nicht zu jung/ ſondern zimlich abgelegen/ und nicht ſauer getruncken werden/ denn was uͤbel ge- kocht/ nicht gehoͤpfft und ſauer iſt/ maͤcht Blaͤſte und Winde/ auch rohe Feuchtigkeiten/ und beſchweret den Magen. Das Bier/ ſo aus Gerſten- und Haber-Maltz ge- brauen wird/ verſtopfft weniger/ macht auch nicht ſo viel Winde/ nehret aber auch weniger. Das rechte gute braune Gerſtenbier nehret den Menſchen wol/ und macht ihn fett. Denn wiewol die rohe ungekochte und unge- maltzte Gerſten einer rauhen und groben Art iſt zu kuͤh- len/ auszutrocknen/ und zu reinigen im erſten Grad/ verliert ſie doch/ wann ſie geweicht/ gemaltzt und ge- doͤrꝛt wird/ dieſe rauhe Art/ wird um ſo viel milder/ auch waͤrmender Natur/ zartes und ſubtiles Safftes und ab- ledigender Krafft. Denn daß es mehr waͤrme/ als kuͤh- le/ gibt die taͤgliche Erfahrung/ daß die Leute davon ſich ſo voll ſauffen/ und noch weniger ausnuͤchtern koͤnnen/ als vom Wein; die ſtattliche Wirckung aber der kraͤff- tigen Nahrung kan allenthalben in denen Bier-Laͤndern mit Fingern gewieſen werden/ daß man daſelbſt viel groͤſ- ſere ſtaͤrckere Leute findet/ als in den Wein-Laͤndern. Unter den braunen Bieren ſetzt D. Henricus Knau- ſtius, es ſey das Dantziger Bier fuͤr die Koͤnigin aller andern

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/105>, abgerufen am 26.11.2024.