Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Des adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] unedel zu machen vermeinet/ da sie eines andern
Meinung/ gleichsam gezwungen/ folgen sollte. Da-
her/ glaube ich gewiß/ solte einer auch die vollkommen-
ste/ bequemlichste/ schöneste und leichteste Bau-Art und
Eintheilung vorgeben/ würde es doch eine vergebene/
verhasste und unnütze Arbeit seyn/ die allenthalben mehr
Tadel und Ausstellungen/ als Nachfolge und Danck
hoffen und einerndten dörffte; daher wird jedwedern/ der
bauen will/ frey gestellt/ nach seiner eigenen Einbildung
ihm eine Wohnung zu verschaffen. Jch will nur etliche
kleine Erinnerungen hie beyfügen/ was nach der alten
Weisen Bau-Meister Bericht/ für Wol- und Ubelstand
zu machen und zu meiden/ da gleichwol jeder vollkom-
mene Wahl hat/ was er thun oder lassen wolle.

Erstlich/ muß der Platz/ darauf das Gebäu ruhet/
einen starcken und festen Grunde haben/ viereckicht oder
rund/ oder ablängicht/ oder nach Belieben; Will mans
klein/ und ohne einen inwendigen Hof haben/ nur in ei-
nem Stock/ so bedarff es zwar weniger Dach-Werck;
ist aber nicht so gesund/ als wann die Zimmer so wol in-
wendig gegen dem Hof/ als auswendig ihre Fenster ha-
ben/ und von der freyen Lufft durchstrichen werden/ doch
muß der Platz grösser seyn. Die Höfe inwendig zu
verzieren/ können die Reichen und Vermöglichen aller-
ley Columnen, Statuen, und Seulen/ wie auch in der
Mitte der Röhr-Bronnen/ sich bedienen.
Fürs andere/ muß der Platz in seine gewisse Fel-
dungen/ und wie die Zimmer groß oder klein/ viereckicht/
langlecht oder rund/ mit oder ohne Thürn/ mit Wasser-
gräben und Zwingern oder nicht/ mit einer wolanständi-
gen Symmetria eingetheilt/ und jedes gegen den Theil
des Himmels/ wohin es schicklich/ gerichtet werden/ daß
nichts verwirret/ ungestältig/ oder ungelegensam/ nichts
zu viel/ oder zu wenig/ nichts zu hoch oder zu nider/ son-
dern wolgereimt/ zierlich/ nutzbar/ und zum Gebrauch
bequem sey.
Zum Dritten/ die Haupt-Mauren müssen nicht al-
lein/ das gantze Hause zusammen haltend/ alle Wohnun-
gen in sich begreiffen; sondern auch das gantze Dach-
Werck tragen; denen muß nun ein gutes starckes kräff-
tiges Fundament unterstützt werden/ darauf sie unbe-
weglich und standhafftig ruhen können. Die Tieffe des
Fundaments soll den sechsten Theil der Höhe des Ge-
bäues erreichen. Die Pfäle/ so man zum Grund ins
Wasser braucht/ sollen den achten Theil der Höhe des
Gemäuers haben/ und dieser Länge der zwölffte Theil
soll die Dicke seyn; man muß sie so dicht in einander schla-
gen/ daß nichts darzwischen möge/ müssen auch so hart
als immer möglich eingestossen seyn; die Unterstützung
muß in der Mitten etwas schwächer als aussen herum
seyn. Herr Böckler will/ die Pfähle sollen nicht weiter
als einen biß zween Schuhe voneinander eingeschlagen
werden. Auf gedachte Pfäle soll man Kalch mit groben
Sand und Grieß führen und ausfüllen/ also daß die
Pfäle damit gleich bedeckt seyen/ und nach der Setzwag
ausgeebnet werden können; Auf diß Fundament kan
man alsdann ferner Mauren/ und das Gebäu darauf se-
tzen. Die Grund-Veste soll sonst doppelt so dick seyn
als die Mauren/ und die Haupt-Mauren müssen im er-
sten Stock dicker als in dem andern/ und im andern di-
cker seyn/ als in dem dritten. Sehr Lob-würdig sind an
grossen Mauren (sagt Herr Sandrart) etliche Lufft-
Löcher/ welche durch das dicke Gemäuer von dem Grund
[Spaltenumbruch] an/ biß an das Dach geführet werden/ weil durch solche
der Wind seinen Ausgang gewinnen/ und dardurch dem
Gebäu weniger Schaden zugefügt werden kan; Sie
verringern (sagt er ferner) die Unkosten/ und sind sehr
nützlich/ wann man selbige auf Schneckenstiegen-Art
verfertigt/ welche von der untersten Grund-fest an/ biß
zu oberst des Gebäues hinauf langen. Müssen also die
Hauptmauren so wol die rechte Dicke/ als auch Höhe
haben/ und ist hier rathsamer im Exceß als Defect
zu fehlen. Weil zwar das erste mehr Zeuge fordert/ je-
doch stärcker und ansehnlicher wird/ das letzte aber schwä-
cher und verächtlicher scheinet. Diese nun aufzurichten/
muß man gleich im ersten Früling anfangen/ so bald die
Fröste aufhören/ und biß zu Ende deß Junii, nachdem
alle Materialien vorbereitet worden/ fortsetzen/ damit sie
den Sommer über desto besser austrocknen können.
zu diesen Mauren ist der gröblichte Sand besser und stär-
cker/ als der gar kleine. Hernach muß man sie erstlich mit
einem zähen starcken Mörtel dick bewerffen/ daß es das
Gemäuer wol beysammen halte; der andere Wurff
mag gelinder/ und zum drittenmal mit guten Kalch ge-
tünchet und ausgeputzt werden. Diß geschiehet am
nutzlichsten/ wann die warmen Mittags-Winde/ mit
ihrem trockenen Anhauchen zu wehen pflegen: der Mit-
ternacht-Winde schärffester Anfall macht/ daß die Be-
werffung leicht voneinander reisst/ und nicht beständig
bleibt. Hernach ist am besten/ daß das Haupt-Ge-
mäuer oben her interim mit zusammgesetzten Läden
also verdeckt werde/ damit solches/ biß zu Aufsetzung
des Dachs/ durch das Regen-Wetter/ nicht einge-
weicht werde.
Zum Vierdten/ die Schied-Mauren müssen nach
der Abtheilung des Modells also eingerichtet seyn/ daß
der erste und unterste Stock/ darinnen Gesinds-Stuben
und Kammer-Speis- und Hausrahts-Gewölbe/ Bach-
und Wasch-Kuchen/ völlig und durchaus/ samt dem un-
tern Vorhause wol ausgewölbet/ und also desto stärcker/
und für Feuers-Gefahr sicherer sey. Die Schied-
mauren in dem mittlern Stock müssen stärcker und di-
cker seyn/ als die im obern/ und etwas dünner als die
untersten/ doch also gesetzt seyn/ daß der Grunde der obern
Schiedmauren/ gerad auf den unterlegten Schiedmau-
ren im untern und mittlern Stock oder Gaden bestehe;
und keine auf freyen Boden/ sine inferiori sustentaculo,
zu Schaden des Gebäues/ gemacht werde. Und ist
sonderlich in acht zu haben/ daß den Gemäuren/ so na-
hend an die Kuchen und Rauch-Fänge angräntzen/ kein
höltzener Balke (wie etliche Unfürsichtige zu thun pfle-
gen/ auch viel von den Alten gethan haben) in die
Mauer eingelegt sey; weil sich dieselben vom nahenden
Feuer offt also erhitzen/ daß sie anfangen zu glühen/ und
zu Zeiten grosses Unglück verursachen können.
Zum Fünfften/ das Dach ist das höchste und oberste
Theil des Hauses/ eine Decke/ und Schirm/ alle üble
Witterung abzutreiben/ und so wol das Gemäuer/ als
die Jnnwohner zu verwahren; sind am besten im Herbst
gemacht/ dann die Sonnen zerreisst sonst die neuen
Dächer sehr. Der Dachstuhl wird vorher/ der Grös-
se und Proportion nach/ mit Balcken und Sparren zu-
sammen gefügt/ hernach/ mit Geschicklichkeit/ durch ge-
übte Zimmerleute hinauf gebracht/ wieder zusamm ge-
bunden/ mit Latten beschlagen/ und entweder mit Schin-
deln/ oder Ziegeln/ hohlen oder flachen/ (die besser und
dauer-

Des adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] unedel zu machen vermeinet/ da ſie eines andern
Meinung/ gleichſam gezwungen/ folgen ſollte. Da-
her/ glaube ich gewiß/ ſolte einer auch die vollkommen-
ſte/ bequemlichſte/ ſchoͤneſte und leichteſte Bau-Art und
Eintheilung vorgeben/ wuͤrde es doch eine vergebene/
verhaſſte und unnuͤtze Arbeit ſeyn/ die allenthalben mehr
Tadel und Ausſtellungen/ als Nachfolge und Danck
hoffen und einerndten doͤrffte; daher wird jedwedern/ der
bauen will/ frey geſtellt/ nach ſeiner eigenen Einbildung
ihm eine Wohnung zu verſchaffen. Jch will nur etliche
kleine Erinnerungen hie beyfuͤgen/ was nach der alten
Weiſen Bau-Meiſter Bericht/ fuͤr Wol- und Ubelſtand
zu machen und zu meiden/ da gleichwol jeder vollkom-
mene Wahl hat/ was er thun oder laſſen wolle.

Erſtlich/ muß der Platz/ darauf das Gebaͤu ruhet/
einen ſtarcken und feſten Grunde haben/ viereckicht oder
rund/ oder ablaͤngicht/ oder nach Belieben; Will mans
klein/ und ohne einen inwendigen Hof haben/ nur in ei-
nem Stock/ ſo bedarff es zwar weniger Dach-Werck;
iſt aber nicht ſo geſund/ als wann die Zimmer ſo wol in-
wendig gegen dem Hof/ als auswendig ihre Fenſter ha-
ben/ und von der freyen Lufft durchſtrichen werden/ doch
muß der Platz groͤſſer ſeyn. Die Hoͤfe inwendig zu
verzieren/ koͤnnen die Reichen und Vermoͤglichen aller-
ley Columnen, Statuen, und Seulen/ wie auch in der
Mitte der Roͤhr-Bronnen/ ſich bedienen.
Fuͤrs andere/ muß der Platz in ſeine gewiſſe Fel-
dungen/ und wie die Zimmer groß oder klein/ viereckicht/
langlecht oder rund/ mit oder ohne Thuͤrn/ mit Waſſer-
graͤben und Zwingern oder nicht/ mit einer wolanſtaͤndi-
gen Symmetria eingetheilt/ und jedes gegen den Theil
des Himmels/ wohin es ſchicklich/ gerichtet werden/ daß
nichts verwirret/ ungeſtaͤltig/ oder ungelegenſam/ nichts
zu viel/ oder zu wenig/ nichts zu hoch oder zu nider/ ſon-
dern wolgereimt/ zierlich/ nutzbar/ und zum Gebrauch
bequem ſey.
Zum Dritten/ die Haupt-Mauren muͤſſen nicht al-
lein/ das gantze Hauſe zuſammen haltend/ alle Wohnun-
gen in ſich begreiffen; ſondern auch das gantze Dach-
Werck tragen; denen muß nun ein gutes ſtarckes kraͤff-
tiges Fundament unterſtuͤtzt werden/ darauf ſie unbe-
weglich und ſtandhafftig ruhen koͤnnen. Die Tieffe des
Fundaments ſoll den ſechſten Theil der Hoͤhe des Ge-
baͤues erreichen. Die Pfaͤle/ ſo man zum Grund ins
Waſſer braucht/ ſollen den achten Theil der Hoͤhe des
Gemaͤuers haben/ und dieſer Laͤnge der zwoͤlffte Theil
ſoll die Dicke ſeyn; man muß ſie ſo dicht in einander ſchla-
gen/ daß nichts darzwiſchen moͤge/ muͤſſen auch ſo hart
als immer moͤglich eingeſtoſſen ſeyn; die Unterſtuͤtzung
muß in der Mitten etwas ſchwaͤcher als auſſen herum
ſeyn. Herr Boͤckler will/ die Pfaͤhle ſollen nicht weiter
als einen biß zween Schuhe voneinander eingeſchlagen
werden. Auf gedachte Pfaͤle ſoll man Kalch mit groben
Sand und Grieß fuͤhren und ausfuͤllen/ alſo daß die
Pfaͤle damit gleich bedeckt ſeyen/ und nach der Setzwag
ausgeebnet werden koͤnnen; Auf diß Fundament kan
man alsdann ferner Mauren/ und das Gebaͤu darauf ſe-
tzen. Die Grund-Veſte ſoll ſonſt doppelt ſo dick ſeyn
als die Mauren/ und die Haupt-Mauren muͤſſen im er-
ſten Stock dicker als in dem andern/ und im andern di-
cker ſeyn/ als in dem dritten. Sehr Lob-wuͤrdig ſind an
groſſen Mauren (ſagt Herꝛ Sandrart) etliche Lufft-
Loͤcher/ welche durch das dicke Gemaͤuer von dem Grund
[Spaltenumbruch] an/ biß an das Dach gefuͤhret werden/ weil durch ſolche
der Wind ſeinen Ausgang gewinnen/ und dardurch dem
Gebaͤu weniger Schaden zugefuͤgt werden kan; Sie
verringern (ſagt er ferner) die Unkoſten/ und ſind ſehr
nuͤtzlich/ wann man ſelbige auf Schneckenſtiegen-Art
verfertigt/ welche von der unterſten Grund-feſt an/ biß
zu oberſt des Gebaͤues hinauf langen. Muͤſſen alſo die
Hauptmauren ſo wol die rechte Dicke/ als auch Hoͤhe
haben/ und iſt hier rathſamer im Exceß als Defect
zu fehlen. Weil zwar das erſte mehr Zeuge fordert/ je-
doch ſtaͤrcker und anſehnlicher wird/ das letzte aber ſchwaͤ-
cher und veraͤchtlicher ſcheinet. Dieſe nun aufzurichten/
muß man gleich im erſten Fruͤling anfangen/ ſo bald die
Froͤſte aufhoͤren/ und biß zu Ende deß Junii, nachdem
alle Materialien vorbereitet worden/ fortſetzen/ damit ſie
den Sommer uͤber deſto beſſer austrocknen koͤnnen.
zu dieſen Mauren iſt der groͤblichte Sand beſſer und ſtaͤr-
cker/ als der gar kleine. Hernach muß man ſie erſtlich mit
einem zaͤhen ſtarcken Moͤrtel dick bewerffen/ daß es das
Gemaͤuer wol beyſammen halte; der andere Wurff
mag gelinder/ und zum drittenmal mit guten Kalch ge-
tuͤnchet und ausgeputzt werden. Diß geſchiehet am
nutzlichſten/ wann die warmen Mittags-Winde/ mit
ihrem trockenen Anhauchen zu wehen pflegen: der Mit-
ternacht-Winde ſchaͤrffeſter Anfall macht/ daß die Be-
werffung leicht voneinander reiſſt/ und nicht beſtaͤndig
bleibt. Hernach iſt am beſten/ daß das Haupt-Ge-
maͤuer oben her interim mit zuſammgeſetzten Laͤden
alſo verdeckt werde/ damit ſolches/ biß zu Aufſetzung
des Dachs/ durch das Regen-Wetter/ nicht einge-
weicht werde.
Zum Vierdten/ die Schied-Mauren muͤſſen nach
der Abtheilung des Modells alſo eingerichtet ſeyn/ daß
der erſte und unterſte Stock/ darinnen Geſinds-Stuben
und Kammer-Speis- und Hausrahts-Gewoͤlbe/ Bach-
und Waſch-Kuchen/ voͤllig und durchaus/ ſamt dem un-
tern Vorhauſe wol ausgewoͤlbet/ und alſo deſto ſtaͤrcker/
und fuͤr Feuers-Gefahr ſicherer ſey. Die Schied-
mauren in dem mittlern Stock muͤſſen ſtaͤrcker und di-
cker ſeyn/ als die im obern/ und etwas duͤnner als die
unterſten/ doch alſo geſetzt ſeyn/ daß der Grunde der obern
Schiedmauren/ gerad auf den unterlegten Schiedmau-
ren im untern und mittlern Stock oder Gaden beſtehe;
und keine auf freyen Boden/ ſine inferiori ſuſtentaculo,
zu Schaden des Gebaͤues/ gemacht werde. Und iſt
ſonderlich in acht zu haben/ daß den Gemaͤuren/ ſo na-
hend an die Kuchen und Rauch-Faͤnge angraͤntzen/ kein
hoͤltzener Balke (wie etliche Unfuͤrſichtige zu thun pfle-
gen/ auch viel von den Alten gethan haben) in die
Mauer eingelegt ſey; weil ſich dieſelben vom nahenden
Feuer offt alſo erhitzen/ daß ſie anfangen zu gluͤhen/ und
zu Zeiten groſſes Ungluͤck verurſachen koͤnnen.
Zum Fuͤnfften/ das Dach iſt das hoͤchſte und oberſte
Theil des Hauſes/ eine Decke/ und Schirm/ alle uͤble
Witterung abzutreiben/ und ſo wol das Gemaͤuer/ als
die Jnnwohner zu verwahren; ſind am beſten im Herbſt
gemacht/ dann die Sonnen zerreiſſt ſonſt die neuen
Daͤcher ſehr. Der Dachſtuhl wird vorher/ der Groͤſ-
ſe und Proportion nach/ mit Balcken und Sparren zu-
ſammen gefuͤgt/ hernach/ mit Geſchicklichkeit/ durch ge-
uͤbte Zimmerleute hinauf gebracht/ wieder zuſamm ge-
bunden/ mit Latten beſchlagen/ und entweder mit Schin-
deln/ oder Ziegeln/ hohlen oder flachen/ (die beſſer und
dauer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0042" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des adelichen Land- und Feld-Lebens</hi></fw><lb/><cb/>
unedel zu machen vermeinet/ da &#x017F;ie eines andern<lb/>
Meinung/ gleich&#x017F;am gezwungen/ folgen &#x017F;ollte. Da-<lb/>
her/ glaube ich gewiß/ &#x017F;olte einer auch die vollkommen-<lb/>
&#x017F;te/ bequemlich&#x017F;te/ &#x017F;cho&#x0364;ne&#x017F;te und leichte&#x017F;te Bau-Art und<lb/>
Eintheilung vorgeben/ wu&#x0364;rde es doch eine vergebene/<lb/>
verha&#x017F;&#x017F;te und unnu&#x0364;tze Arbeit &#x017F;eyn/ die allenthalben mehr<lb/>
Tadel und Aus&#x017F;tellungen/ als Nachfolge und Danck<lb/>
hoffen und einerndten do&#x0364;rffte; daher wird jedwedern/ der<lb/>
bauen will/ frey ge&#x017F;tellt/ nach &#x017F;einer eigenen Einbildung<lb/>
ihm eine Wohnung zu ver&#x017F;chaffen. Jch will nur etliche<lb/>
kleine Erinnerungen hie beyfu&#x0364;gen/ was nach der alten<lb/>
Wei&#x017F;en Bau-Mei&#x017F;ter Bericht/ fu&#x0364;r Wol- und Ubel&#x017F;tand<lb/>
zu machen und zu meiden/ da gleichwol jeder vollkom-<lb/>
mene Wahl hat/ was er thun oder la&#x017F;&#x017F;en wolle.</p><lb/>
            <list>
              <item>Er&#x017F;tlich/ muß der Platz/ darauf das Geba&#x0364;u ruhet/<lb/>
einen &#x017F;tarcken und fe&#x017F;ten Grunde haben/ viereckicht oder<lb/>
rund/ oder abla&#x0364;ngicht/ oder nach Belieben; Will mans<lb/>
klein/ und ohne einen inwendigen Hof haben/ nur in ei-<lb/>
nem Stock/ &#x017F;o bedarff es zwar weniger Dach-Werck;<lb/>
i&#x017F;t aber nicht &#x017F;o ge&#x017F;und/ als wann die Zimmer &#x017F;o wol in-<lb/>
wendig gegen dem Hof/ als auswendig ihre Fen&#x017F;ter ha-<lb/>
ben/ und von der freyen Lufft durch&#x017F;trichen werden/ doch<lb/>
muß der Platz gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn. Die Ho&#x0364;fe inwendig zu<lb/>
verzieren/ ko&#x0364;nnen die Reichen und Vermo&#x0364;glichen aller-<lb/>
ley <hi rendition="#aq">Columnen, Statuen,</hi> und Seulen/ wie auch in der<lb/>
Mitte der Ro&#x0364;hr-Bronnen/ &#x017F;ich bedienen.</item><lb/>
              <item>Fu&#x0364;rs andere/ muß der Platz in &#x017F;eine gewi&#x017F;&#x017F;e Fel-<lb/>
dungen/ und wie die Zimmer groß oder klein/ viereckicht/<lb/>
langlecht oder rund/ mit oder ohne Thu&#x0364;rn/ mit Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
gra&#x0364;ben und Zwingern oder nicht/ mit einer wolan&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">Symmetria</hi> eingetheilt/ und jedes gegen den Theil<lb/>
des Himmels/ wohin es &#x017F;chicklich/ gerichtet werden/ daß<lb/>
nichts verwirret/ unge&#x017F;ta&#x0364;ltig/ oder ungelegen&#x017F;am/ nichts<lb/>
zu viel/ oder zu wenig/ nichts zu hoch oder zu nider/ &#x017F;on-<lb/>
dern wolgereimt/ zierlich/ nutzbar/ und zum Gebrauch<lb/>
bequem &#x017F;ey.</item><lb/>
              <item>Zum Dritten/ die Haupt-Mauren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht al-<lb/>
lein/ das gantze Hau&#x017F;e zu&#x017F;ammen haltend/ alle Wohnun-<lb/>
gen in &#x017F;ich begreiffen; &#x017F;ondern auch das gantze Dach-<lb/>
Werck tragen; denen muß nun ein gutes &#x017F;tarckes kra&#x0364;ff-<lb/>
tiges Fundament unter&#x017F;tu&#x0364;tzt werden/ darauf &#x017F;ie unbe-<lb/>
weglich und &#x017F;tandhafftig ruhen ko&#x0364;nnen. Die Tieffe des<lb/>
Fundaments &#x017F;oll den &#x017F;ech&#x017F;ten Theil der Ho&#x0364;he des Ge-<lb/>
ba&#x0364;ues erreichen. Die Pfa&#x0364;le/ &#x017F;o man zum Grund ins<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er braucht/ &#x017F;ollen den achten Theil der Ho&#x0364;he des<lb/>
Gema&#x0364;uers haben/ und die&#x017F;er La&#x0364;nge der zwo&#x0364;lffte Theil<lb/>
&#x017F;oll die Dicke &#x017F;eyn; man muß &#x017F;ie &#x017F;o dicht in einander &#x017F;chla-<lb/>
gen/ daß nichts darzwi&#x017F;chen mo&#x0364;ge/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch &#x017F;o hart<lb/>
als immer mo&#x0364;glich einge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn; die Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung<lb/>
muß in der Mitten etwas &#x017F;chwa&#x0364;cher als au&#x017F;&#x017F;en herum<lb/>
&#x017F;eyn. Herr Bo&#x0364;ckler will/ die Pfa&#x0364;hle &#x017F;ollen nicht weiter<lb/>
als einen biß zween Schuhe voneinander einge&#x017F;chlagen<lb/>
werden. Auf gedachte Pfa&#x0364;le &#x017F;oll man Kalch mit groben<lb/>
Sand und Grieß fu&#x0364;hren und ausfu&#x0364;llen/ al&#x017F;o daß die<lb/>
Pfa&#x0364;le damit gleich bedeckt &#x017F;eyen/ und nach der Setzwag<lb/>
ausgeebnet werden ko&#x0364;nnen; Auf diß Fundament kan<lb/>
man alsdann ferner Mauren/ und das Geba&#x0364;u darauf &#x017F;e-<lb/>
tzen. Die Grund-Ve&#x017F;te &#x017F;oll &#x017F;on&#x017F;t doppelt &#x017F;o dick &#x017F;eyn<lb/>
als die Mauren/ und die Haupt-Mauren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en im er-<lb/>
&#x017F;ten Stock dicker als in dem andern/ und im andern di-<lb/>
cker &#x017F;eyn/ als in dem dritten. Sehr Lob-wu&#x0364;rdig &#x017F;ind an<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Mauren (&#x017F;agt Her&#xA75B; Sandrart) etliche Lufft-<lb/>
Lo&#x0364;cher/ welche durch das dicke Gema&#x0364;uer von dem Grund<lb/><cb/>
an/ biß an das Dach gefu&#x0364;hret werden/ weil durch &#x017F;olche<lb/>
der Wind &#x017F;einen Ausgang gewinnen/ und dardurch dem<lb/>
Geba&#x0364;u weniger Schaden zugefu&#x0364;gt werden kan; Sie<lb/>
verringern (&#x017F;agt er ferner) die Unko&#x017F;ten/ und &#x017F;ind &#x017F;ehr<lb/>
nu&#x0364;tzlich/ wann man &#x017F;elbige auf Schnecken&#x017F;tiegen-Art<lb/>
verfertigt/ welche von der unter&#x017F;ten Grund-fe&#x017F;t an/ biß<lb/>
zu ober&#x017F;t des Geba&#x0364;ues hinauf langen. Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en al&#x017F;o die<lb/>
Hauptmauren &#x017F;o wol die rechte Dicke/ als auch Ho&#x0364;he<lb/>
haben/ und i&#x017F;t hier rath&#x017F;amer im <hi rendition="#aq">Exceß</hi> als <hi rendition="#aq">Defect</hi><lb/>
zu fehlen. Weil zwar das er&#x017F;te mehr Zeuge fordert/ je-<lb/>
doch &#x017F;ta&#x0364;rcker und an&#x017F;ehnlicher wird/ das letzte aber &#x017F;chwa&#x0364;-<lb/>
cher und vera&#x0364;chtlicher &#x017F;cheinet. Die&#x017F;e nun aufzurichten/<lb/>
muß man gleich im er&#x017F;ten Fru&#x0364;ling anfangen/ &#x017F;o bald die<lb/>
Fro&#x0364;&#x017F;te aufho&#x0364;ren/ und biß zu Ende deß <hi rendition="#aq">Junii,</hi> nachdem<lb/>
alle Materialien vorbereitet worden/ fort&#x017F;etzen/ damit &#x017F;ie<lb/>
den Sommer u&#x0364;ber de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er austrocknen ko&#x0364;nnen.<lb/>
zu die&#x017F;en Mauren i&#x017F;t der gro&#x0364;blichte Sand be&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
cker/ als der gar kleine. Hernach muß man &#x017F;ie er&#x017F;tlich mit<lb/>
einem za&#x0364;hen &#x017F;tarcken Mo&#x0364;rtel dick bewerffen/ daß es das<lb/>
Gema&#x0364;uer wol bey&#x017F;ammen halte; der andere Wurff<lb/>
mag gelinder/ und zum drittenmal mit guten Kalch ge-<lb/>
tu&#x0364;nchet und ausgeputzt werden. Diß ge&#x017F;chiehet am<lb/>
nutzlich&#x017F;ten/ wann die warmen Mittags-Winde/ mit<lb/>
ihrem trockenen Anhauchen zu wehen pflegen: der Mit-<lb/>
ternacht-Winde &#x017F;cha&#x0364;rffe&#x017F;ter Anfall macht/ daß die Be-<lb/>
werffung leicht voneinander rei&#x017F;&#x017F;t/ und nicht be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
bleibt. Hernach i&#x017F;t am be&#x017F;ten/ daß das Haupt-Ge-<lb/>
ma&#x0364;uer oben her <hi rendition="#aq">interim</hi> mit zu&#x017F;ammge&#x017F;etzten La&#x0364;den<lb/>
al&#x017F;o verdeckt werde/ damit &#x017F;olches/ biß zu Auf&#x017F;etzung<lb/>
des Dachs/ durch das Regen-Wetter/ nicht einge-<lb/>
weicht werde.</item><lb/>
              <item>Zum Vierdten/ die Schied-Mauren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nach<lb/>
der Abtheilung des Modells al&#x017F;o eingerichtet &#x017F;eyn/ daß<lb/>
der er&#x017F;te und unter&#x017F;te Stock/ darinnen Ge&#x017F;inds-Stuben<lb/>
und Kammer-Speis- und Hausrahts-Gewo&#x0364;lbe/ Bach-<lb/>
und Wa&#x017F;ch-Kuchen/ vo&#x0364;llig und durchaus/ &#x017F;amt dem un-<lb/>
tern Vorhau&#x017F;e wol ausgewo&#x0364;lbet/ und al&#x017F;o de&#x017F;to &#x017F;ta&#x0364;rcker/<lb/>
und fu&#x0364;r Feuers-Gefahr &#x017F;icherer &#x017F;ey. Die Schied-<lb/>
mauren in dem mittlern Stock mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ta&#x0364;rcker und di-<lb/>
cker &#x017F;eyn/ als die im obern/ und etwas du&#x0364;nner als die<lb/>
unter&#x017F;ten/ doch al&#x017F;o ge&#x017F;etzt &#x017F;eyn/ daß der Grunde der obern<lb/>
Schiedmauren/ gerad auf den unterlegten Schiedmau-<lb/>
ren im untern und mittlern Stock oder Gaden be&#x017F;tehe;<lb/>
und keine auf freyen Boden/ <hi rendition="#aq">&#x017F;ine inferiori &#x017F;u&#x017F;tentaculo,</hi><lb/>
zu Schaden des Geba&#x0364;ues/ gemacht werde. Und i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;onderlich in acht zu haben/ daß den Gema&#x0364;uren/ &#x017F;o na-<lb/>
hend an die Kuchen und Rauch-Fa&#x0364;nge angra&#x0364;ntzen/ kein<lb/>
ho&#x0364;ltzener Balke (wie etliche Unfu&#x0364;r&#x017F;ichtige zu thun pfle-<lb/>
gen/ auch viel von den Alten gethan haben) in die<lb/>
Mauer eingelegt &#x017F;ey; weil &#x017F;ich die&#x017F;elben vom nahenden<lb/>
Feuer offt al&#x017F;o erhitzen/ daß &#x017F;ie anfangen zu glu&#x0364;hen/ und<lb/>
zu Zeiten gro&#x017F;&#x017F;es Unglu&#x0364;ck verur&#x017F;achen ko&#x0364;nnen.</item><lb/>
              <item>Zum Fu&#x0364;nfften/ das Dach i&#x017F;t das ho&#x0364;ch&#x017F;te und ober&#x017F;te<lb/>
Theil des Hau&#x017F;es/ eine Decke/ und Schirm/ alle u&#x0364;ble<lb/>
Witterung abzutreiben/ und &#x017F;o wol das Gema&#x0364;uer/ als<lb/>
die Jnnwohner zu verwahren; &#x017F;ind am be&#x017F;ten im Herb&#x017F;t<lb/>
gemacht/ dann die Sonnen zerrei&#x017F;&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t die neuen<lb/>
Da&#x0364;cher &#x017F;ehr. Der Dach&#x017F;tuhl wird vorher/ der Gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e und <hi rendition="#aq">Proportion</hi> nach/ mit Balcken und Sparren zu-<lb/>
&#x017F;ammen gefu&#x0364;gt/ hernach/ mit Ge&#x017F;chicklichkeit/ durch ge-<lb/>
u&#x0364;bte Zimmerleute hinauf gebracht/ wieder zu&#x017F;amm ge-<lb/>
bunden/ mit Latten be&#x017F;chlagen/ und entweder mit Schin-<lb/>
deln/ oder Ziegeln/ hohlen oder flachen/ (die be&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dauer-</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[24/0042] Des adelichen Land- und Feld-Lebens unedel zu machen vermeinet/ da ſie eines andern Meinung/ gleichſam gezwungen/ folgen ſollte. Da- her/ glaube ich gewiß/ ſolte einer auch die vollkommen- ſte/ bequemlichſte/ ſchoͤneſte und leichteſte Bau-Art und Eintheilung vorgeben/ wuͤrde es doch eine vergebene/ verhaſſte und unnuͤtze Arbeit ſeyn/ die allenthalben mehr Tadel und Ausſtellungen/ als Nachfolge und Danck hoffen und einerndten doͤrffte; daher wird jedwedern/ der bauen will/ frey geſtellt/ nach ſeiner eigenen Einbildung ihm eine Wohnung zu verſchaffen. Jch will nur etliche kleine Erinnerungen hie beyfuͤgen/ was nach der alten Weiſen Bau-Meiſter Bericht/ fuͤr Wol- und Ubelſtand zu machen und zu meiden/ da gleichwol jeder vollkom- mene Wahl hat/ was er thun oder laſſen wolle. Erſtlich/ muß der Platz/ darauf das Gebaͤu ruhet/ einen ſtarcken und feſten Grunde haben/ viereckicht oder rund/ oder ablaͤngicht/ oder nach Belieben; Will mans klein/ und ohne einen inwendigen Hof haben/ nur in ei- nem Stock/ ſo bedarff es zwar weniger Dach-Werck; iſt aber nicht ſo geſund/ als wann die Zimmer ſo wol in- wendig gegen dem Hof/ als auswendig ihre Fenſter ha- ben/ und von der freyen Lufft durchſtrichen werden/ doch muß der Platz groͤſſer ſeyn. Die Hoͤfe inwendig zu verzieren/ koͤnnen die Reichen und Vermoͤglichen aller- ley Columnen, Statuen, und Seulen/ wie auch in der Mitte der Roͤhr-Bronnen/ ſich bedienen. Fuͤrs andere/ muß der Platz in ſeine gewiſſe Fel- dungen/ und wie die Zimmer groß oder klein/ viereckicht/ langlecht oder rund/ mit oder ohne Thuͤrn/ mit Waſſer- graͤben und Zwingern oder nicht/ mit einer wolanſtaͤndi- gen Symmetria eingetheilt/ und jedes gegen den Theil des Himmels/ wohin es ſchicklich/ gerichtet werden/ daß nichts verwirret/ ungeſtaͤltig/ oder ungelegenſam/ nichts zu viel/ oder zu wenig/ nichts zu hoch oder zu nider/ ſon- dern wolgereimt/ zierlich/ nutzbar/ und zum Gebrauch bequem ſey. Zum Dritten/ die Haupt-Mauren muͤſſen nicht al- lein/ das gantze Hauſe zuſammen haltend/ alle Wohnun- gen in ſich begreiffen; ſondern auch das gantze Dach- Werck tragen; denen muß nun ein gutes ſtarckes kraͤff- tiges Fundament unterſtuͤtzt werden/ darauf ſie unbe- weglich und ſtandhafftig ruhen koͤnnen. Die Tieffe des Fundaments ſoll den ſechſten Theil der Hoͤhe des Ge- baͤues erreichen. Die Pfaͤle/ ſo man zum Grund ins Waſſer braucht/ ſollen den achten Theil der Hoͤhe des Gemaͤuers haben/ und dieſer Laͤnge der zwoͤlffte Theil ſoll die Dicke ſeyn; man muß ſie ſo dicht in einander ſchla- gen/ daß nichts darzwiſchen moͤge/ muͤſſen auch ſo hart als immer moͤglich eingeſtoſſen ſeyn; die Unterſtuͤtzung muß in der Mitten etwas ſchwaͤcher als auſſen herum ſeyn. Herr Boͤckler will/ die Pfaͤhle ſollen nicht weiter als einen biß zween Schuhe voneinander eingeſchlagen werden. Auf gedachte Pfaͤle ſoll man Kalch mit groben Sand und Grieß fuͤhren und ausfuͤllen/ alſo daß die Pfaͤle damit gleich bedeckt ſeyen/ und nach der Setzwag ausgeebnet werden koͤnnen; Auf diß Fundament kan man alsdann ferner Mauren/ und das Gebaͤu darauf ſe- tzen. Die Grund-Veſte ſoll ſonſt doppelt ſo dick ſeyn als die Mauren/ und die Haupt-Mauren muͤſſen im er- ſten Stock dicker als in dem andern/ und im andern di- cker ſeyn/ als in dem dritten. Sehr Lob-wuͤrdig ſind an groſſen Mauren (ſagt Herꝛ Sandrart) etliche Lufft- Loͤcher/ welche durch das dicke Gemaͤuer von dem Grund an/ biß an das Dach gefuͤhret werden/ weil durch ſolche der Wind ſeinen Ausgang gewinnen/ und dardurch dem Gebaͤu weniger Schaden zugefuͤgt werden kan; Sie verringern (ſagt er ferner) die Unkoſten/ und ſind ſehr nuͤtzlich/ wann man ſelbige auf Schneckenſtiegen-Art verfertigt/ welche von der unterſten Grund-feſt an/ biß zu oberſt des Gebaͤues hinauf langen. Muͤſſen alſo die Hauptmauren ſo wol die rechte Dicke/ als auch Hoͤhe haben/ und iſt hier rathſamer im Exceß als Defect zu fehlen. Weil zwar das erſte mehr Zeuge fordert/ je- doch ſtaͤrcker und anſehnlicher wird/ das letzte aber ſchwaͤ- cher und veraͤchtlicher ſcheinet. Dieſe nun aufzurichten/ muß man gleich im erſten Fruͤling anfangen/ ſo bald die Froͤſte aufhoͤren/ und biß zu Ende deß Junii, nachdem alle Materialien vorbereitet worden/ fortſetzen/ damit ſie den Sommer uͤber deſto beſſer austrocknen koͤnnen. zu dieſen Mauren iſt der groͤblichte Sand beſſer und ſtaͤr- cker/ als der gar kleine. Hernach muß man ſie erſtlich mit einem zaͤhen ſtarcken Moͤrtel dick bewerffen/ daß es das Gemaͤuer wol beyſammen halte; der andere Wurff mag gelinder/ und zum drittenmal mit guten Kalch ge- tuͤnchet und ausgeputzt werden. Diß geſchiehet am nutzlichſten/ wann die warmen Mittags-Winde/ mit ihrem trockenen Anhauchen zu wehen pflegen: der Mit- ternacht-Winde ſchaͤrffeſter Anfall macht/ daß die Be- werffung leicht voneinander reiſſt/ und nicht beſtaͤndig bleibt. Hernach iſt am beſten/ daß das Haupt-Ge- maͤuer oben her interim mit zuſammgeſetzten Laͤden alſo verdeckt werde/ damit ſolches/ biß zu Aufſetzung des Dachs/ durch das Regen-Wetter/ nicht einge- weicht werde. Zum Vierdten/ die Schied-Mauren muͤſſen nach der Abtheilung des Modells alſo eingerichtet ſeyn/ daß der erſte und unterſte Stock/ darinnen Geſinds-Stuben und Kammer-Speis- und Hausrahts-Gewoͤlbe/ Bach- und Waſch-Kuchen/ voͤllig und durchaus/ ſamt dem un- tern Vorhauſe wol ausgewoͤlbet/ und alſo deſto ſtaͤrcker/ und fuͤr Feuers-Gefahr ſicherer ſey. Die Schied- mauren in dem mittlern Stock muͤſſen ſtaͤrcker und di- cker ſeyn/ als die im obern/ und etwas duͤnner als die unterſten/ doch alſo geſetzt ſeyn/ daß der Grunde der obern Schiedmauren/ gerad auf den unterlegten Schiedmau- ren im untern und mittlern Stock oder Gaden beſtehe; und keine auf freyen Boden/ ſine inferiori ſuſtentaculo, zu Schaden des Gebaͤues/ gemacht werde. Und iſt ſonderlich in acht zu haben/ daß den Gemaͤuren/ ſo na- hend an die Kuchen und Rauch-Faͤnge angraͤntzen/ kein hoͤltzener Balke (wie etliche Unfuͤrſichtige zu thun pfle- gen/ auch viel von den Alten gethan haben) in die Mauer eingelegt ſey; weil ſich dieſelben vom nahenden Feuer offt alſo erhitzen/ daß ſie anfangen zu gluͤhen/ und zu Zeiten groſſes Ungluͤck verurſachen koͤnnen. Zum Fuͤnfften/ das Dach iſt das hoͤchſte und oberſte Theil des Hauſes/ eine Decke/ und Schirm/ alle uͤble Witterung abzutreiben/ und ſo wol das Gemaͤuer/ als die Jnnwohner zu verwahren; ſind am beſten im Herbſt gemacht/ dann die Sonnen zerreiſſt ſonſt die neuen Daͤcher ſehr. Der Dachſtuhl wird vorher/ der Groͤſ- ſe und Proportion nach/ mit Balcken und Sparren zu- ſammen gefuͤgt/ hernach/ mit Geſchicklichkeit/ durch ge- uͤbte Zimmerleute hinauf gebracht/ wieder zuſamm ge- bunden/ mit Latten beſchlagen/ und entweder mit Schin- deln/ oder Ziegeln/ hohlen oder flachen/ (die beſſer und dauer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/42
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/42>, abgerufen am 27.11.2024.