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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Erstes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] dauerhafftiger wider Feuers-Gefahr) oder mit Schifer-
stein (an Orten/ wo er gegraben wird) bedeckt/ und al-
so das gantze Hause ins Trocken gesetzt und versichert.
Die Dächer müssen nicht gar zu flach seyn/ damit Schnee
und Regen desto leichter abschiessen/ auch nicht gar zu
gähe/ weilen sie nothwendig höher aufsteigen/ und also
von der Winde Sturm desto schärffer angesprengt wer-
den; müssen auch von innen und aussen mit eingefügten
guten Rinnen/ darein das von den Dächern abfliessende
Gewässer möge rinnen/ verwahret/ und solches von des
Hauses Grund-Veste weggeleitet werden. Diese nun
liegen am besten/ wann sie gerad von Westen gegen
Osten/ oder/ wie die Bauren in Oesterreich reden/ vom un-
tern Wind gegen dem obern nach der Länge gerichtet seyn/
daß man durch gemachte Khagfenster/ sie auszuraumen/
und auszuputzen/ wol darzu kommen/ und also Schnee
und Eys/ und andere Unsauberkeiten daraus fortschaffen
könne. Unferne von den Rauch-Fängen sollen weite
Khagfenster seyn/ damit man im fall der Noth von aussen-
her geschwind darzu könne. Das Dach soll das Ge-
mäuer zwey oder drey Schuch mit der Breiten übertref-
fen/ damit man keine Fenster-Dächlein bedörffe/ und
der Regen nicht also zur Grund-Veste schlagen möge.
Zum Sechsten/ das unter-irrdische Theil des Hau-
ses/ soll die Keller in sich begreiffen/ die sollen Mitter-
nachtwerts ihre Oeffnung haben/ je tieffer/ je besser und
kühler/ wolgewölbt/ und von allen Unsauberkeiten/ wie
sie auch Namen haben mögen/ entfernet: Daher von-
nöthen/ daß die Abtritt und Secret weit davon gesetzt/
auch die Ausgüsse und Mörungen also geführet seyen/
daß sie von des Kellers Nachbarschafft entäussert/ nichts
von ihrem Gestanck und Wust/ zu Schaden und Ver-
derb der im Keller aufbehaltenen Sachen und Geträn-
cke/ mittheilen möchten.
Zum Siebenden/ die Oeffnungen des Hauses sind
Thor/ Thüren und Fenster/ die müssen nicht an den E-
cken (worinnen der Hauptmauren gröste Stärcke be-
stehet) sondern in die Seiten/ vornemlich das Haupt-
[Spaltenumbruch] Thor an ein gelegenes Ort/ wohin man von allen Orten
füglich kommen kan/ soll schön und prächtig seyn/ weil es
von aussen dem Hause ein schönes Ansehen gibt. Die
Stiegen und Aufgänge/ je weniger Platz sie von dem
Hof einnehmen/ je geschicklicher sie dem Gebäue beyge-
fügt sind/ je schöner steht es/ sollen weit/ und/ wo es seyn
kan/ mit Untersätzen/ darauf man allzeit/ nach überstie-
genen etlichen Staffeln ruhen mag/ gemacht werden;
sollen auch mit kleinen Fenstern versehen seyn/ um desto
mehr Liecht einzulassen. Die Fenster/ so das gantze
Hause erleuchten/ belüfftigen und auszieren/ und alles/
was schön ist/ desto besser zeigen/ sollen in den vornehm-
sten Wohnzimmern gegen Orient und Mitternacht ge-
richtet seyn. Darnach muß ein Haus gewisse Ausgüsse
von der Kuchel und Badstuben/ Jtem Rauchfänge/ de-
ren Mantel ziemlich hoch über dem Heerde/ sich so leicht
nicht entzünden möge; diese sollen obenher Thürlein mit
eisernem Drat angemacht haben/ die man/ wann der
Rauchfang brennen würde/ stracks zuziehen/ und dar-
durch verhüten kan/ daß das Feuer nicht ins Dach kom-
me. Hieher muß ich des Jul. Caes. Baricelli Meinung
anziehen/ zu verhüten/ daß ein Rauchfang nicht rauche;
seine eigene Worte lauten also fol. 301. Struatur
caminus, cujus superius fastigium rotundum
sit, ibique foramen lapidibus fictilibus constructum
sit, mox ahenum instar Tympani ex aere, in cujus
latere fenestella extracta sit, super lapides affigito, sty-
lisque ferreis subcingito, ita tamen, ut intus vagari
moverique commode possit, apta demum, super fer-
reos stylos & lebetem ex aere insuper vexillum, quod
fenestellam sub se directo habeat, talique industria,
ut a quolibet vexilli motu moveatur, & Caldarium in
gyrum, ita profecto e fenestella ventis opposita fu-
mus erumpet, & non descendet.
Also wirds im
Hause nicht leicht rauchen/ es wähe ein Wind/ welcher
wolle. Jtem/ heimliche Gemächer zur Nothdurfft an
einem abgesonderten Ort/ daraus der Unflat durch Mö-
rungen und Canal fortgebracht/ und das Hause vor Ge-
stanck möge verwahrt werden.
Cap. XXIII.
Wie die Abtheilung des Hauses geschicklich anzustellen.
[Spaltenumbruch]

DAs erste und nöthigste ist/ nach des Landes war-
mer oder kalter Lufft-Art und Witterung/ auch
des Hauses vornehmstes Aussehen und Fronte
(wie es die Welschen nennen) zu ordnen. Jst es zur
Kälte geneigt/ kan es seyn gegen Suden oder Ost-Su-
den; Jst es hitzigem Wetter unterworffen/ gegen Mit-
ternacht; Jn mittelmässiger temperirten Lands-Art/
gegen Morgen oder Abend/ damit man den besten Theil
der Wohnungen/ von des Wetters gewöhnlichem unge-
stümmen Eingriff befreyen/ oder doch etwas lindern mö-
ge. Jn Oesterreich/ weil es von Mitternacht her mit
dem Böhmischen/ von Mittag aber von den Steyermär-
ckischen Gebürgen eingeschlossen ist/ daher kommen selbi-
ge Winde selten/ und regieren daselbst meistestheils der
Ostwind/ der Kälte/ und schönes Wetter; und der We-
stenwind/ der Regen und Ungewitter zu bringen pflegt/
indem sie der Donau nach geraden Strich und Wider-
strich nehmen mögen. Daher sind viel der Meinung/
man solle der Gebäue Länge/ nach dem Obern/ das ist/
[Spaltenumbruch] Westen-Wind einrichten/ und die besten Zimmer an ei-
nen Ort gegen Mittag/ die schlechtesten Gemächer aber/
wie auch die kleinesten Fenster/ gegen Nidergang kehren.

Unter der Erden nun/ sind des Hauses Grund-Le-
gung/ die Keller/ die Mörungen/ das ist/ steinerne Röhren/
oder von gutem Zeuge gemaurete Canalen/ und die
Cloaken. Der Grunde soll vest nach des Hauses
Schweren/ und in gehöriger Tieffe gelegt seyn. Die
Keller müssen ihre Oeffnungen gegen Mitternacht haben/
und ist gut/ wann man auch (neben dem rechten Thor)
aus der Wohnstuben eine Stiege hinab haben kan. Die
Milch-Keller/ die mit lauter Steinen ohne Kalch oder
Zeuge gemacht sind/ sollen/ den Sommer über/ so kühl
als im Winter seyn; und die Cloaken müssen weit da-
von also gesetzt werden/ damit der Wust (wo Gelegen-
heit darzu ist) in ein Wasser/ oder sonst durch Röhren/
die man von oben hinein mit eingegoßnem Wasser reini-
gen/ und also den Unlust forttreiben kan/ mag abgeleitet
werden. Die Winter-Zimmer sollen ihre Fenster ge-

gen
D
Erſtes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] dauerhafftiger wider Feuers-Gefahr) oder mit Schifer-
ſtein (an Orten/ wo er gegraben wird) bedeckt/ und al-
ſo das gantze Hauſe ins Trocken geſetzt und verſichert.
Die Daͤcher muͤſſen nicht gar zu flach ſeyn/ damit Schnee
und Regen deſto leichter abſchieſſen/ auch nicht gar zu
gaͤhe/ weilen ſie nothwendig hoͤher aufſteigen/ und alſo
von der Winde Sturm deſto ſchaͤrffer angeſprengt wer-
den; muͤſſen auch von innen und auſſen mit eingefuͤgten
guten Rinnen/ darein das von den Daͤchern abflieſſende
Gewaͤſſer moͤge rinnen/ verwahret/ und ſolches von des
Hauſes Grund-Veſte weggeleitet werden. Dieſe nun
liegen am beſten/ wann ſie gerad von Weſten gegen
Oſten/ oder/ wie die Bauren in Oeſterreich reden/ vom un-
tern Wind gegẽ dem obern nach der Laͤnge gerichtet ſeyn/
daß man durch gemachte Khagfenſter/ ſie auszuraumen/
und auszuputzen/ wol darzu kommen/ und alſo Schnee
und Eys/ und andere Unſauberkeiten daraus fortſchaffen
koͤnne. Unferne von den Rauch-Faͤngen ſollen weite
Khagfenſter ſeyn/ damit man im fall der Noth von auſſen-
her geſchwind darzu koͤnne. Das Dach ſoll das Ge-
maͤuer zwey oder drey Schuch mit der Breiten uͤbertref-
fen/ damit man keine Fenſter-Daͤchlein bedoͤrffe/ und
der Regen nicht alſo zur Grund-Veſte ſchlagen moͤge.
Zum Sechſten/ das unter-irrdiſche Theil des Hau-
ſes/ ſoll die Keller in ſich begreiffen/ die ſollen Mitter-
nachtwerts ihre Oeffnung haben/ je tieffer/ je beſſer und
kuͤhler/ wolgewoͤlbt/ und von allen Unſauberkeiten/ wie
ſie auch Namen haben moͤgen/ entfernet: Daher von-
noͤthen/ daß die Abtritt und Secret weit davon geſetzt/
auch die Ausguͤſſe und Moͤrungen alſo gefuͤhret ſeyen/
daß ſie von des Kellers Nachbarſchafft entaͤuſſert/ nichts
von ihrem Geſtanck und Wuſt/ zu Schaden und Ver-
derb der im Keller aufbehaltenen Sachen und Getraͤn-
cke/ mittheilen moͤchten.
Zum Siebenden/ die Oeffnungen des Hauſes ſind
Thor/ Thuͤren und Fenſter/ die muͤſſen nicht an den E-
cken (worinnen der Hauptmauren groͤſte Staͤrcke be-
ſtehet) ſondern in die Seiten/ vornemlich das Haupt-
[Spaltenumbruch] Thor an ein gelegenes Ort/ wohin man von allen Orten
fuͤglich kommen kan/ ſoll ſchoͤn und praͤchtig ſeyn/ weil es
von auſſen dem Hauſe ein ſchoͤnes Anſehen gibt. Die
Stiegen und Aufgaͤnge/ je weniger Platz ſie von dem
Hof einnehmen/ je geſchicklicher ſie dem Gebaͤue beyge-
fuͤgt ſind/ je ſchoͤner ſteht es/ ſollen weit/ und/ wo es ſeyn
kan/ mit Unterſaͤtzen/ darauf man allzeit/ nach uͤberſtie-
genen etlichen Staffeln ruhen mag/ gemacht werden;
ſollen auch mit kleinen Fenſtern verſehen ſeyn/ um deſto
mehr Liecht einzulaſſen. Die Fenſter/ ſo das gantze
Hauſe erleuchten/ beluͤfftigen und auszieren/ und alles/
was ſchoͤn iſt/ deſto beſſer zeigen/ ſollen in den vornehm-
ſten Wohnzimmern gegen Orient und Mitternacht ge-
richtet ſeyn. Darnach muß ein Haus gewiſſe Ausguͤſſe
von der Kuchel und Badſtuben/ Jtem Rauchfaͤnge/ de-
ren Mantel ziemlich hoch uͤber dem Heerde/ ſich ſo leicht
nicht entzuͤnden moͤge; dieſe ſollen obenher Thuͤrlein mit
eiſernem Drat angemacht haben/ die man/ wann der
Rauchfang brennen wuͤrde/ ſtracks zuziehen/ und dar-
durch verhuͤten kan/ daß das Feuer nicht ins Dach kom-
me. Hieher muß ich des Jul. Cæſ. Baricelli Meinung
anziehen/ zu verhuͤten/ daß ein Rauchfang nicht rauche;
ſeine eigene Worte lauten alſo fol. 301. Struatur
caminus, cujus ſuperius faſtigium rotundum
ſit, ibiquè foramen lapidibus fictilibus conſtructum
ſit, mox ahenum inſtar Tympani ex ære, in cujus
latere feneſtella extracta ſit, ſuper lapides affigito, ſty-
lisq́ue ferreis ſubcingito, ita tamen, ut intus vagari
moveriquè commodè poſſit, apta demum, ſuper fer-
reos ſtylos & lebetem ex ære inſuper vexillum, quod
feneſtellam ſub ſe directò habeat, taliquè induſtria,
ut à quolibet vexilli motu moveatur, & Caldarium in
gyrum, ita profectò è feneſtellâ ventis oppoſitâ fu-
mus erumpet, & non deſcendet.
Alſo wirds im
Hauſe nicht leicht rauchen/ es waͤhe ein Wind/ welcher
wolle. Jtem/ heimliche Gemaͤcher zur Nothdurfft an
einem abgeſonderten Ort/ daraus der Unflat durch Moͤ-
rungen und Canal fortgebracht/ und das Hauſe vor Ge-
ſtanck moͤge verwahrt werden.
Cap. XXIII.
Wie die Abtheilung des Hauſes geſchicklich anzuſtellen.
[Spaltenumbruch]

DAs erſte und noͤthigſte iſt/ nach des Landes war-
mer oder kalter Lufft-Art und Witterung/ auch
des Hauſes vornehmſtes Ausſehen und Fronte
(wie es die Welſchen nennen) zu ordnen. Jſt es zur
Kaͤlte geneigt/ kan es ſeyn gegen Suden oder Oſt-Su-
den; Jſt es hitzigem Wetter unterworffen/ gegen Mit-
ternacht; Jn mittelmaͤſſiger temperirten Lands-Art/
gegen Morgen oder Abend/ damit man den beſten Theil
der Wohnungen/ von des Wetters gewoͤhnlichem unge-
ſtuͤmmen Eingriff befreyen/ oder doch etwas lindern moͤ-
ge. Jn Oeſterreich/ weil es von Mitternacht her mit
dem Boͤhmiſchen/ von Mittag aber von den Steyermaͤr-
ckiſchen Gebuͤrgen eingeſchloſſen iſt/ daher kommen ſelbi-
ge Winde ſelten/ und regieren daſelbſt meiſtestheils der
Oſtwind/ der Kaͤlte/ und ſchoͤnes Wetter; und der We-
ſtenwind/ der Regen und Ungewitter zu bringen pflegt/
indem ſie der Donau nach geraden Strich und Wider-
ſtrich nehmen moͤgen. Daher ſind viel der Meinung/
man ſolle der Gebaͤue Laͤnge/ nach dem Obern/ das iſt/
[Spaltenumbruch] Weſten-Wind einrichten/ und die beſten Zimmer an ei-
nen Ort gegen Mittag/ die ſchlechteſten Gemaͤcher aber/
wie auch die kleineſten Fenſter/ gegen Nidergang kehren.

Unter der Erden nun/ ſind des Hauſes Grund-Le-
gung/ die Keller/ die Moͤrungen/ das iſt/ ſteinerne Roͤhren/
oder von gutem Zeuge gemaurete Canalen/ und die
Cloaken. Der Grunde ſoll veſt nach des Hauſes
Schweren/ und in gehoͤriger Tieffe gelegt ſeyn. Die
Keller muͤſſen ihre Oeffnungen gegen Mitternacht haben/
und iſt gut/ wann man auch (neben dem rechten Thor)
aus der Wohnſtuben eine Stiege hinab haben kan. Die
Milch-Keller/ die mit lauter Steinen ohne Kalch oder
Zeuge gemacht ſind/ ſollen/ den Sommer uͤber/ ſo kuͤhl
als im Winter ſeyn; und die Cloaken muͤſſen weit da-
von alſo geſetzt werden/ damit der Wuſt (wo Gelegen-
heit darzu iſt) in ein Waſſer/ oder ſonſt durch Roͤhren/
die man von oben hinein mit eingegoßnem Waſſer reini-
gen/ und alſo den Unluſt forttreiben kan/ mag abgeleitet
werden. Die Winter-Zimmer ſollen ihre Fenſter ge-

gen
D
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[25/0043] Erſtes Buch/ Land-Gut. dauerhafftiger wider Feuers-Gefahr) oder mit Schifer- ſtein (an Orten/ wo er gegraben wird) bedeckt/ und al- ſo das gantze Hauſe ins Trocken geſetzt und verſichert. Die Daͤcher muͤſſen nicht gar zu flach ſeyn/ damit Schnee und Regen deſto leichter abſchieſſen/ auch nicht gar zu gaͤhe/ weilen ſie nothwendig hoͤher aufſteigen/ und alſo von der Winde Sturm deſto ſchaͤrffer angeſprengt wer- den; muͤſſen auch von innen und auſſen mit eingefuͤgten guten Rinnen/ darein das von den Daͤchern abflieſſende Gewaͤſſer moͤge rinnen/ verwahret/ und ſolches von des Hauſes Grund-Veſte weggeleitet werden. Dieſe nun liegen am beſten/ wann ſie gerad von Weſten gegen Oſten/ oder/ wie die Bauren in Oeſterreich reden/ vom un- tern Wind gegẽ dem obern nach der Laͤnge gerichtet ſeyn/ daß man durch gemachte Khagfenſter/ ſie auszuraumen/ und auszuputzen/ wol darzu kommen/ und alſo Schnee und Eys/ und andere Unſauberkeiten daraus fortſchaffen koͤnne. Unferne von den Rauch-Faͤngen ſollen weite Khagfenſter ſeyn/ damit man im fall der Noth von auſſen- her geſchwind darzu koͤnne. Das Dach ſoll das Ge- maͤuer zwey oder drey Schuch mit der Breiten uͤbertref- fen/ damit man keine Fenſter-Daͤchlein bedoͤrffe/ und der Regen nicht alſo zur Grund-Veſte ſchlagen moͤge. Zum Sechſten/ das unter-irrdiſche Theil des Hau- ſes/ ſoll die Keller in ſich begreiffen/ die ſollen Mitter- nachtwerts ihre Oeffnung haben/ je tieffer/ je beſſer und kuͤhler/ wolgewoͤlbt/ und von allen Unſauberkeiten/ wie ſie auch Namen haben moͤgen/ entfernet: Daher von- noͤthen/ daß die Abtritt und Secret weit davon geſetzt/ auch die Ausguͤſſe und Moͤrungen alſo gefuͤhret ſeyen/ daß ſie von des Kellers Nachbarſchafft entaͤuſſert/ nichts von ihrem Geſtanck und Wuſt/ zu Schaden und Ver- derb der im Keller aufbehaltenen Sachen und Getraͤn- cke/ mittheilen moͤchten. Zum Siebenden/ die Oeffnungen des Hauſes ſind Thor/ Thuͤren und Fenſter/ die muͤſſen nicht an den E- cken (worinnen der Hauptmauren groͤſte Staͤrcke be- ſtehet) ſondern in die Seiten/ vornemlich das Haupt- Thor an ein gelegenes Ort/ wohin man von allen Orten fuͤglich kommen kan/ ſoll ſchoͤn und praͤchtig ſeyn/ weil es von auſſen dem Hauſe ein ſchoͤnes Anſehen gibt. Die Stiegen und Aufgaͤnge/ je weniger Platz ſie von dem Hof einnehmen/ je geſchicklicher ſie dem Gebaͤue beyge- fuͤgt ſind/ je ſchoͤner ſteht es/ ſollen weit/ und/ wo es ſeyn kan/ mit Unterſaͤtzen/ darauf man allzeit/ nach uͤberſtie- genen etlichen Staffeln ruhen mag/ gemacht werden; ſollen auch mit kleinen Fenſtern verſehen ſeyn/ um deſto mehr Liecht einzulaſſen. Die Fenſter/ ſo das gantze Hauſe erleuchten/ beluͤfftigen und auszieren/ und alles/ was ſchoͤn iſt/ deſto beſſer zeigen/ ſollen in den vornehm- ſten Wohnzimmern gegen Orient und Mitternacht ge- richtet ſeyn. Darnach muß ein Haus gewiſſe Ausguͤſſe von der Kuchel und Badſtuben/ Jtem Rauchfaͤnge/ de- ren Mantel ziemlich hoch uͤber dem Heerde/ ſich ſo leicht nicht entzuͤnden moͤge; dieſe ſollen obenher Thuͤrlein mit eiſernem Drat angemacht haben/ die man/ wann der Rauchfang brennen wuͤrde/ ſtracks zuziehen/ und dar- durch verhuͤten kan/ daß das Feuer nicht ins Dach kom- me. Hieher muß ich des Jul. Cæſ. Baricelli Meinung anziehen/ zu verhuͤten/ daß ein Rauchfang nicht rauche; ſeine eigene Worte lauten alſo fol. 301. Struatur caminus, cujus ſuperius faſtigium rotundum ſit, ibiquè foramen lapidibus fictilibus conſtructum ſit, mox ahenum inſtar Tympani ex ære, in cujus latere feneſtella extracta ſit, ſuper lapides affigito, ſty- lisq́ue ferreis ſubcingito, ita tamen, ut intus vagari moveriquè commodè poſſit, apta demum, ſuper fer- reos ſtylos & lebetem ex ære inſuper vexillum, quod feneſtellam ſub ſe directò habeat, taliquè induſtria, ut à quolibet vexilli motu moveatur, & Caldarium in gyrum, ita profectò è feneſtellâ ventis oppoſitâ fu- mus erumpet, & non deſcendet. Alſo wirds im Hauſe nicht leicht rauchen/ es waͤhe ein Wind/ welcher wolle. Jtem/ heimliche Gemaͤcher zur Nothdurfft an einem abgeſonderten Ort/ daraus der Unflat durch Moͤ- rungen und Canal fortgebracht/ und das Hauſe vor Ge- ſtanck moͤge verwahrt werden. Cap. XXIII. Wie die Abtheilung des Hauſes geſchicklich anzuſtellen. DAs erſte und noͤthigſte iſt/ nach des Landes war- mer oder kalter Lufft-Art und Witterung/ auch des Hauſes vornehmſtes Ausſehen und Fronte (wie es die Welſchen nennen) zu ordnen. Jſt es zur Kaͤlte geneigt/ kan es ſeyn gegen Suden oder Oſt-Su- den; Jſt es hitzigem Wetter unterworffen/ gegen Mit- ternacht; Jn mittelmaͤſſiger temperirten Lands-Art/ gegen Morgen oder Abend/ damit man den beſten Theil der Wohnungen/ von des Wetters gewoͤhnlichem unge- ſtuͤmmen Eingriff befreyen/ oder doch etwas lindern moͤ- ge. Jn Oeſterreich/ weil es von Mitternacht her mit dem Boͤhmiſchen/ von Mittag aber von den Steyermaͤr- ckiſchen Gebuͤrgen eingeſchloſſen iſt/ daher kommen ſelbi- ge Winde ſelten/ und regieren daſelbſt meiſtestheils der Oſtwind/ der Kaͤlte/ und ſchoͤnes Wetter; und der We- ſtenwind/ der Regen und Ungewitter zu bringen pflegt/ indem ſie der Donau nach geraden Strich und Wider- ſtrich nehmen moͤgen. Daher ſind viel der Meinung/ man ſolle der Gebaͤue Laͤnge/ nach dem Obern/ das iſt/ Weſten-Wind einrichten/ und die beſten Zimmer an ei- nen Ort gegen Mittag/ die ſchlechteſten Gemaͤcher aber/ wie auch die kleineſten Fenſter/ gegen Nidergang kehren. Unter der Erden nun/ ſind des Hauſes Grund-Le- gung/ die Keller/ die Moͤrungen/ das iſt/ ſteinerne Roͤhren/ oder von gutem Zeuge gemaurete Canalen/ und die Cloaken. Der Grunde ſoll veſt nach des Hauſes Schweren/ und in gehoͤriger Tieffe gelegt ſeyn. Die Keller muͤſſen ihre Oeffnungen gegen Mitternacht haben/ und iſt gut/ wann man auch (neben dem rechten Thor) aus der Wohnſtuben eine Stiege hinab haben kan. Die Milch-Keller/ die mit lauter Steinen ohne Kalch oder Zeuge gemacht ſind/ ſollen/ den Sommer uͤber/ ſo kuͤhl als im Winter ſeyn; und die Cloaken muͤſſen weit da- von alſo geſetzt werden/ damit der Wuſt (wo Gelegen- heit darzu iſt) in ein Waſſer/ oder ſonſt durch Roͤhren/ die man von oben hinein mit eingegoßnem Waſſer reini- gen/ und alſo den Unluſt forttreiben kan/ mag abgeleitet werden. Die Winter-Zimmer ſollen ihre Fenſter ge- gen D

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/43>, abgerufen am 27.11.2024.