Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Buch ordentlich eintragen zu lassen/ darmit man darnach
sehen könne/ ob einer oder der andere mit den jährlichen
Anlagen zu viel beschwehret sey; Auch soll er die Unter-
thanen gern und willig hören/ ihre billiche Anbringen
vernehmen und gewehren/ und sich freundlich und ernst-
hafft/ nach Erforderung der unterschiedlichen Fälle/ gegen
ihnen verhalten.

Vierdtens/ wo er das Gut auf Wehrungen gekaufft
hat/ soll er zeitlich vorher darob seyn/ damit die Zahlungs-
Erlagen auf verschriebene Termins-Fristen/ samt den
verfallenen Interesse, gleichesfalls/ so er anticipando
anderwerts etwas entnommen hätte/ treulich und ohne
[Spaltenumbruch] Abgang mit gutem gangbaren Geld abgestattet und be-
zahlt/ und also sein guter Credit erhalten und vermehret
werde.

Zum Fünfften/ wann die accordirte Evictions-
Zeit kurtz/ nur auf zwey oder drey Jahr währet/ kan man
wol/ daferne etwa künfftige Anforderungen zu besorgen/
ein gerichtliches Edict ans Land-Hause anschlagen/ und
alle und jede/ die an das erkauffte Gut rechtmässig zu for-
dern haben/ inner Gerichts-üblichen Termin citiren/
auch diß alles in das Land-Gedenck-Buch ad perpe-
tuam rei memoriam
einzeichnen lassen.

Cap. XII.
Welche erhebliche Ursachen/ ein Gut zu verkauffen/ bewegen
können?
[Spaltenumbruch]

WJewol es eine Anzeigung/ weit besserer Wirth-
schafft ist/ Güter kauffen/ als verkauffen/ so sind
doch offtermals bey den letztern/ aus gewissen
Zufällen/ bessere Vortheil/ als bey den ersten/ wann
man der Güter Ertragnus/ durch langwühriges Jnnha-
ben/ gegen des angebotenen Kauff-Schillings Verzinsung/
leichtlich vergleichen/ und/ da bey den letzten besseren Vor-
theil/ sicherer handeln kan; hingegen aber der Kauffer/
die gewissen Interesse mit samt dem Capital zwar bald
aus den Händen gibt/ aber nicht/ als erst nach vieljähri-
ger Erfahrung/ den Schluß machen kan/ ob er sein Geld
wol oder übel angelegt; zudem auch bey Frieden und ge-
ruhigen Zeiten diß darzu kommt/ daß man bißweilen die
Güter überzahlt/ also daß der Kauffer mehr und geruhi-
gern Genuß von dem angebotenen Kauff-Schilling/ als
von dem Gut selbst/ aufs wenigste/ nicht so viel Bemü-
hung hat/ das Geld gleich wiederum an gewisse Ort an-
legen/ daher auch/ wann es an unterschiedlichen Orten
seyn kan/ weniger Gefahr dabey ist/ woferne er nicht
Plumpweise/ sondern mit guten Rath hierinnen verfähret.
Also auch wann man anderwerts ein besser und erträgli-
chers Gut zu kauffen schon im Vorschlag weiß/ oder
sich/ um gewisser und nachdringlicher Ursachen willen/
[Spaltenumbruch] gar aus dem Lande anderwerts begeben will; Auch
wann etwan selbiger Orten ein grosses und gefährliches
Kriegs-Wetter/ Lands-Obrigkeit-Veränderung/ oder
andere vielfältige Ungelegenheiten und Zufällen sich er-
eigneten; wann man offt (ohne Schuld) eine ungnä-
dige Lands-Obrigkeit/ oder böse/ unversohnliche Nach-
barn hat; wann das Gut an einem ungesunden Ort
ligt/ nicht gut Wasser und Lufft hat/ da offt ansteckende
Seuchen zu wüten pflegen; wann die Gründe unfrucht-
bar/ hin und wider zerstreuet/ und ungelegensam zu bauen
sind; wann man schon vorhin/ anderwerts ein besser
und nutzbarers Gut hat/ das weit mehr einträgt/ und all-
da die distrahirte und unterzogene Abwesenheit mehr ver-
lieren als hier gewinnen macht/ sonderlich wann eines
von dem andern weit entlegen/ daß man allzeit mit Un-
gelegenheit und Unkosten von einem zu dem andern rei-
sen muß; so wol auch/ wann man Alters und Schwach-
heit halber der Wirthschafft (wann sie beschwerlich und
mühesam) nicht mehr recht abwarten kan; oder wann
man keine Kinder und nahe Bluts-Freunde; oder da
sie ungehorsam/ lasterhafft/ ungerathen/ auch einiger
Sorge für sie/ wegen ihres bösen Thun und Lassens/
nicht wehrt sind.

Cap. XIII.
Was vor dem Verkauff vorzuarbeiten und zu betrachten.
[Spaltenumbruch]

DAbey ist das vornehmste Absehen auf des Kauf-
fers Person/ Art und Eigenschafft zu richten/
Erstlich/ von was Condition der Kauffer/ ob er
grosses Ansehens/ vornehm in Freundschafft und Dien-
sten/ an Reichthum und Vermögen mächtig; oder etwa
deines gleichen/ oder noch weniger/ und dennoch bey gu-
ten Mitteln/ ob er alt/ jung/ erfahren oder nicht/ seye;
auf dieses alles hat ein guter Haus-Wirth seine reflectio-
nen zu machen/ den Verkauff also einzurichten/ damit
er allerseits dabey gesichert/ und von allzuspater Reu un-
belästiget bleibe; Ob er das Gut zu bezahlen selbst genug-
same Mittel/ oder guten Credit habe bey andern aufzu-
nehmen/ darauf gleichwol (wann es auf Wehrungen ge-
het) eine gefährliche und ungewisse Wagnus.

Zum andern/ ob er kein Schwätzer oder Aufschnei-
der sey/ gerne bezahle/ die Unbilligkeiten hasse/ nicht un-
nothwendige/ vergebliche/ und verdrießliche Gripplereyen
[Spaltenumbruch] liebe und suche; sondern ob er von wenig Worten/ treu
und warhafftig/ von jederman ein gutes Zeugniß habe?
Oder ob er ein hinterlistiger/ falscher/ zänckischer/ geitziger
und unbillicher Mann sey/ der viel verspreche/ wenig hal-
te/ alles auf Schrauben stelle/ hinter den Berge halte/
gern Ausflüchte und Schlupffwinckel suche/ und in Sum-
ma/ dessen Hertz und Mund nicht übereinstimmen. Auf
diese nothwendige Vorwissenschafft/ hat man seine gan-
tze Handlung vernünfftig zu gründen/ um/ sich genug-
sam/ wegen der Wehrungen/ Schermung/ und andern
Umständen vorzusehen/ die Nodos Gordios, daraus ein
Zwispalt auskeimen möchte/ gleich anfangs beyseits zu
thun/ und sich vor angedrohtem Wetter zu verwahren.

Drittens/ soll man alle Documenta, Urbarien/
Protocollen/ Lehen- und Kauff-Brief/ Landschaffts-
Quittungen und dergleichen Briefs-Urkunden/ die nötig
zum Gut gehören/ in ein Lista und gute Ordnung brin-

gen/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] Buch ordentlich eintragen zu laſſen/ darmit man darnach
ſehen koͤnne/ ob einer oder der andere mit den jaͤhrlichen
Anlagen zu viel beſchwehret ſey; Auch ſoll er die Unter-
thanen gern und willig hoͤren/ ihre billiche Anbringen
vernehmen und gewehren/ und ſich freundlich und ernſt-
hafft/ nach Erforderung der unterſchiedlichen Faͤlle/ gegen
ihnen verhalten.

Vierdtens/ wo er das Gut auf Wehrungen gekaufft
hat/ ſoll er zeitlich vorher darob ſeyn/ damit die Zahlungs-
Erlagen auf verſchriebene Termins-Friſten/ ſamt den
verfallenen Intereſſe, gleichesfalls/ ſo er anticipando
anderwerts etwas entnommen haͤtte/ treulich und ohne
[Spaltenumbruch] Abgang mit gutem gangbaren Geld abgeſtattet und be-
zahlt/ und alſo ſein guter Credit erhalten und vermehret
werde.

Zum Fuͤnfften/ wann die accordirte Evictions-
Zeit kurtz/ nur auf zwey oder drey Jahr waͤhret/ kan man
wol/ daferne etwa kuͤnfftige Anforderungen zu beſorgen/
ein gerichtliches Edict ans Land-Hauſe anſchlagen/ und
alle und jede/ die an das erkauffte Gut rechtmaͤſſig zu for-
dern haben/ inner Gerichts-uͤblichen Termin citiren/
auch diß alles in das Land-Gedenck-Buch ad perpe-
tuam rei memoriam
einzeichnen laſſen.

Cap. XII.
Welche erhebliche Urſachen/ ein Gut zu verkauffen/ bewegen
koͤnnen?
[Spaltenumbruch]

WJewol es eine Anzeigung/ weit beſſerer Wirth-
ſchafft iſt/ Guͤter kauffen/ als verkauffen/ ſo ſind
doch offtermals bey den letztern/ aus gewiſſen
Zufaͤllen/ beſſere Vortheil/ als bey den erſten/ wann
man der Guͤter Ertragnus/ durch langwuͤhriges Jnnha-
ben/ gegen des angebotenẽ Kauff-Schillings Verzinſung/
leichtlich vergleichen/ und/ da bey den letzten beſſeren Vor-
theil/ ſicherer handeln kan; hingegen aber der Kauffer/
die gewiſſen Intereſſe mit ſamt dem Capital zwar bald
aus den Haͤnden gibt/ aber nicht/ als erſt nach vieljaͤhri-
ger Erfahrung/ den Schluß machen kan/ ob er ſein Geld
wol oder uͤbel angelegt; zudem auch bey Frieden und ge-
ruhigen Zeiten diß darzu kommt/ daß man bißweilen die
Guͤter uͤberzahlt/ alſo daß der Kauffer mehr und geruhi-
gern Genuß von dem angebotenen Kauff-Schilling/ als
von dem Gut ſelbſt/ aufs wenigſte/ nicht ſo viel Bemuͤ-
hung hat/ das Geld gleich wiederum an gewiſſe Ort an-
legen/ daher auch/ wann es an unterſchiedlichen Orten
ſeyn kan/ weniger Gefahr dabey iſt/ woferne er nicht
Plumpweiſe/ ſondern mit guten Rath hierinnen verfaͤhret.
Alſo auch wann man anderwerts ein beſſer und ertraͤgli-
chers Gut zu kauffen ſchon im Vorſchlag weiß/ oder
ſich/ um gewiſſer und nachdringlicher Urſachen willen/
[Spaltenumbruch] gar aus dem Lande anderwerts begeben will; Auch
wann etwan ſelbiger Orten ein groſſes und gefaͤhrliches
Kriegs-Wetter/ Lands-Obrigkeit-Veraͤnderung/ oder
andere vielfaͤltige Ungelegenheiten und Zufaͤllen ſich er-
eigneten; wann man offt (ohne Schuld) eine ungnaͤ-
dige Lands-Obrigkeit/ oder boͤſe/ unverſohnliche Nach-
barn hat; wann das Gut an einem ungeſunden Ort
ligt/ nicht gut Waſſer und Lufft hat/ da offt anſteckende
Seuchen zu wuͤten pflegen; wann die Gruͤnde unfrucht-
bar/ hin und wider zerſtreuet/ und ungelegenſam zu bauen
ſind; wann man ſchon vorhin/ anderwerts ein beſſer
und nutzbarers Gut hat/ das weit mehr eintraͤgt/ und all-
da die diſtrahirte und unterzogene Abweſenheit mehr ver-
lieren als hier gewinnen macht/ ſonderlich wann eines
von dem andern weit entlegen/ daß man allzeit mit Un-
gelegenheit und Unkoſten von einem zu dem andern rei-
ſen muß; ſo wol auch/ wann man Alters und Schwach-
heit halber der Wirthſchafft (wann ſie beſchwerlich und
muͤheſam) nicht mehr recht abwarten kan; oder wann
man keine Kinder und nahe Bluts-Freunde; oder da
ſie ungehorſam/ laſterhafft/ ungerathen/ auch einiger
Sorge fuͤr ſie/ wegen ihres boͤſen Thun und Laſſens/
nicht wehrt ſind.

Cap. XIII.
Was vor dem Verkauff vorzuarbeiten und zu betrachten.
[Spaltenumbruch]

DAbey iſt das vornehmſte Abſehen auf des Kauf-
fers Perſon/ Art und Eigenſchafft zu richten/
Erſtlich/ von was Condition der Kauffer/ ob er
groſſes Anſehens/ vornehm in Freundſchafft und Dien-
ſten/ an Reichthum und Vermoͤgen maͤchtig; oder etwa
deines gleichen/ oder noch weniger/ und dennoch bey gu-
ten Mitteln/ ob er alt/ jung/ erfahren oder nicht/ ſeye;
auf dieſes alles hat ein guter Haus-Wirth ſeine reflectio-
nen zu machen/ den Verkauff alſo einzurichten/ damit
er allerſeits dabey geſichert/ und von allzuſpater Reu un-
belaͤſtiget bleibe; Ob er das Gut zu bezahlen ſelbſt genug-
ſame Mittel/ oder guten Credit habe bey andern aufzu-
nehmen/ darauf gleichwol (wann es auf Wehrungen ge-
het) eine gefaͤhrliche und ungewiſſe Wagnus.

Zum andern/ ob er kein Schwaͤtzer oder Aufſchnei-
der ſey/ gerne bezahle/ die Unbilligkeiten haſſe/ nicht un-
nothwendige/ vergebliche/ und verdrießliche Gripplereyen
[Spaltenumbruch] liebe und ſuche; ſondern ob er von wenig Worten/ treu
und warhafftig/ von jederman ein gutes Zeugniß habe?
Oder ob er ein hinterliſtiger/ falſcher/ zaͤnckiſcher/ geitziger
und unbillicher Mann ſey/ der viel verſpreche/ wenig hal-
te/ alles auf Schrauben ſtelle/ hinter den Berge halte/
gern Ausfluͤchte und Schlupffwinckel ſuche/ und in Sum-
ma/ deſſen Hertz und Mund nicht uͤbereinſtimmen. Auf
dieſe nothwendige Vorwiſſenſchafft/ hat man ſeine gan-
tze Handlung vernuͤnfftig zu gruͤnden/ um/ ſich genug-
ſam/ wegen der Wehrungen/ Schermung/ und andern
Umſtaͤnden vorzuſehen/ die Nodos Gordios, daraus ein
Zwiſpalt auskeimen moͤchte/ gleich anfangs beyſeits zu
thun/ und ſich vor angedrohtem Wetter zu verwahren.

Drittens/ ſoll man alle Documenta, Urbarien/
Protocollen/ Lehen- und Kauff-Brief/ Landſchaffts-
Quittungen und dergleichen Briefs-Urkunden/ die noͤtig
zum Gut gehoͤren/ in ein Liſta und gute Ordnung brin-

gen/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0032" n="14"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Adelichen Land- und Feld-Lebens</hi></fw><lb/><cb/>
Buch ordentlich eintragen zu la&#x017F;&#x017F;en/ darmit man darnach<lb/>
&#x017F;ehen ko&#x0364;nne/ ob einer oder der andere mit den ja&#x0364;hrlichen<lb/>
Anlagen zu viel be&#x017F;chwehret &#x017F;ey; Auch &#x017F;oll er die Unter-<lb/>
thanen gern und willig ho&#x0364;ren/ ihre billiche Anbringen<lb/>
vernehmen und gewehren/ und &#x017F;ich freundlich und ern&#x017F;t-<lb/>
hafft/ nach Erforderung der unter&#x017F;chiedlichen Fa&#x0364;lle/ gegen<lb/>
ihnen verhalten.</p><lb/>
            <p>Vierdtens/ wo er das Gut auf Wehrungen gekaufft<lb/>
hat/ &#x017F;oll er zeitlich vorher darob &#x017F;eyn/ damit die Zahlungs-<lb/>
Erlagen auf ver&#x017F;chriebene Termins-Fri&#x017F;ten/ &#x017F;amt den<lb/>
verfallenen <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e,</hi> gleichesfalls/ &#x017F;o er <hi rendition="#aq">anticipando</hi><lb/>
anderwerts etwas entnommen ha&#x0364;tte/ treulich und ohne<lb/><cb/>
Abgang mit gutem gangbaren Geld abge&#x017F;tattet und be-<lb/>
zahlt/ und al&#x017F;o &#x017F;ein guter Credit erhalten und vermehret<lb/>
werde.</p><lb/>
            <p>Zum Fu&#x0364;nfften/ wann die <hi rendition="#aq">accordir</hi>te <hi rendition="#aq">Evictions-</hi><lb/>
Zeit kurtz/ nur auf zwey oder drey Jahr wa&#x0364;hret/ kan man<lb/>
wol/ daferne etwa ku&#x0364;nfftige Anforderungen zu be&#x017F;orgen/<lb/>
ein gerichtliches <hi rendition="#aq">Edict</hi> ans Land-Hau&#x017F;e an&#x017F;chlagen/ und<lb/>
alle und jede/ die an das erkauffte Gut rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig zu for-<lb/>
dern haben/ inner Gerichts-u&#x0364;blichen Termin <hi rendition="#aq">citi</hi>ren/<lb/>
auch diß alles in das Land-Gedenck-Buch <hi rendition="#aq">ad perpe-<lb/>
tuam rei memoriam</hi> einzeichnen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Welche erhebliche Ur&#x017F;achen/ ein Gut zu verkauffen/ bewegen<lb/>
ko&#x0364;nnen?</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Jewol es eine Anzeigung/ weit be&#x017F;&#x017F;erer Wirth-<lb/>
&#x017F;chafft i&#x017F;t/ Gu&#x0364;ter kauffen/ als verkauffen/ &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
doch offtermals bey den letztern/ aus gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Zufa&#x0364;llen/ be&#x017F;&#x017F;ere Vortheil/ als bey den er&#x017F;ten/ wann<lb/>
man der Gu&#x0364;ter Ertragnus/ durch langwu&#x0364;hriges Jnnha-<lb/>
ben/ gegen des angebotene&#x0303; Kauff-Schillings Verzin&#x017F;ung/<lb/>
leichtlich vergleichen/ und/ da bey den letzten be&#x017F;&#x017F;eren Vor-<lb/>
theil/ &#x017F;icherer handeln kan; hingegen aber der Kauffer/<lb/>
die gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> mit &#x017F;amt dem Capital zwar bald<lb/>
aus den Ha&#x0364;nden gibt/ aber nicht/ als er&#x017F;t nach vielja&#x0364;hri-<lb/>
ger Erfahrung/ den Schluß machen kan/ ob er &#x017F;ein Geld<lb/>
wol oder u&#x0364;bel angelegt; zudem auch bey Frieden und ge-<lb/>
ruhigen Zeiten diß darzu kommt/ daß man bißweilen die<lb/>
Gu&#x0364;ter u&#x0364;berzahlt/ al&#x017F;o daß der Kauffer mehr und geruhi-<lb/>
gern Genuß von dem angebotenen Kauff-Schilling/ als<lb/>
von dem Gut &#x017F;elb&#x017F;t/ aufs wenig&#x017F;te/ nicht &#x017F;o viel Bemu&#x0364;-<lb/>
hung hat/ das Geld gleich wiederum an gewi&#x017F;&#x017F;e Ort an-<lb/>
legen/ daher auch/ wann es an unter&#x017F;chiedlichen Orten<lb/>
&#x017F;eyn kan/ weniger Gefahr dabey i&#x017F;t/ woferne er nicht<lb/>
Plumpwei&#x017F;e/ &#x017F;ondern mit guten Rath hierinnen verfa&#x0364;hret.<lb/>
Al&#x017F;o auch wann man anderwerts ein be&#x017F;&#x017F;er und ertra&#x0364;gli-<lb/>
chers Gut zu kauffen &#x017F;chon im Vor&#x017F;chlag weiß/ oder<lb/>
&#x017F;ich/ um gewi&#x017F;&#x017F;er und nachdringlicher Ur&#x017F;achen willen/<lb/><cb/>
gar aus dem Lande anderwerts begeben will; Auch<lb/>
wann etwan &#x017F;elbiger Orten ein gro&#x017F;&#x017F;es und gefa&#x0364;hrliches<lb/>
Kriegs-Wetter/ Lands-Obrigkeit-Vera&#x0364;nderung/ oder<lb/>
andere vielfa&#x0364;ltige Ungelegenheiten und Zufa&#x0364;llen &#x017F;ich er-<lb/>
eigneten; wann man offt (ohne Schuld) eine ungna&#x0364;-<lb/>
dige Lands-Obrigkeit/ oder bo&#x0364;&#x017F;e/ unver&#x017F;ohnliche Nach-<lb/>
barn hat; wann das Gut an einem unge&#x017F;unden Ort<lb/>
ligt/ nicht gut Wa&#x017F;&#x017F;er und Lufft hat/ da offt an&#x017F;teckende<lb/>
Seuchen zu wu&#x0364;ten pflegen; wann die Gru&#x0364;nde unfrucht-<lb/>
bar/ hin und wider zer&#x017F;treuet/ und ungelegen&#x017F;am zu bauen<lb/>
&#x017F;ind; wann man &#x017F;chon vorhin/ anderwerts ein be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
und nutzbarers Gut hat/ das weit mehr eintra&#x0364;gt/ und all-<lb/>
da die <hi rendition="#aq">di&#x017F;trahir</hi>te und unterzogene Abwe&#x017F;enheit mehr ver-<lb/>
lieren als hier gewinnen macht/ &#x017F;onderlich wann eines<lb/>
von dem andern weit entlegen/ daß man allzeit mit Un-<lb/>
gelegenheit und Unko&#x017F;ten von einem zu dem andern rei-<lb/>
&#x017F;en muß; &#x017F;o wol auch/ wann man Alters und Schwach-<lb/>
heit halber der Wirth&#x017F;chafft (wann &#x017F;ie be&#x017F;chwerlich und<lb/>
mu&#x0364;he&#x017F;am) nicht mehr recht abwarten kan; oder wann<lb/>
man keine Kinder und nahe Bluts-Freunde; oder da<lb/>
&#x017F;ie ungehor&#x017F;am/ la&#x017F;terhafft/ ungerathen/ auch einiger<lb/>
Sorge fu&#x0364;r &#x017F;ie/ wegen ihres bo&#x0364;&#x017F;en Thun und La&#x017F;&#x017F;ens/<lb/>
nicht wehrt &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XIII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Was vor dem Verkauff vorzuarbeiten und zu betrachten.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Abey i&#x017F;t das vornehm&#x017F;te Ab&#x017F;ehen auf des Kauf-<lb/>
fers Per&#x017F;on/ Art und Eigen&#x017F;chafft zu richten/<lb/>
Er&#x017F;tlich/ von was <hi rendition="#aq">Condition</hi> der Kauffer/ ob er<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es An&#x017F;ehens/ vornehm in Freund&#x017F;chafft und Dien-<lb/>
&#x017F;ten/ an Reichthum und Vermo&#x0364;gen ma&#x0364;chtig; oder etwa<lb/>
deines gleichen/ oder noch weniger/ und dennoch bey gu-<lb/>
ten Mitteln/ ob er alt/ jung/ erfahren oder nicht/ &#x017F;eye;<lb/>
auf die&#x017F;es alles hat ein guter Haus-Wirth &#x017F;eine <hi rendition="#aq">reflectio-</hi><lb/>
nen zu machen/ den Verkauff al&#x017F;o einzurichten/ damit<lb/>
er aller&#x017F;eits dabey ge&#x017F;ichert/ und von allzu&#x017F;pater Reu un-<lb/>
bela&#x0364;&#x017F;tiget bleibe; Ob er das Gut zu bezahlen &#x017F;elb&#x017F;t genug-<lb/>
&#x017F;ame Mittel/ oder guten Credit habe bey andern aufzu-<lb/>
nehmen/ darauf gleichwol (wann es auf Wehrungen ge-<lb/>
het) eine gefa&#x0364;hrliche und ungewi&#x017F;&#x017F;e Wagnus.</p><lb/>
            <p>Zum andern/ ob er kein Schwa&#x0364;tzer oder Auf&#x017F;chnei-<lb/>
der &#x017F;ey/ gerne bezahle/ die Unbilligkeiten ha&#x017F;&#x017F;e/ nicht un-<lb/>
nothwendige/ vergebliche/ und verdrießliche Gripplereyen<lb/><cb/>
liebe und &#x017F;uche; &#x017F;ondern ob er von wenig Worten/ treu<lb/>
und warhafftig/ von jederman ein gutes Zeugniß habe?<lb/>
Oder ob er ein hinterli&#x017F;tiger/ fal&#x017F;cher/ za&#x0364;ncki&#x017F;cher/ geitziger<lb/>
und unbillicher Mann &#x017F;ey/ der viel ver&#x017F;preche/ wenig hal-<lb/>
te/ alles auf Schrauben &#x017F;telle/ hinter den Berge halte/<lb/>
gern Ausflu&#x0364;chte und Schlupffwinckel &#x017F;uche/ und in Sum-<lb/>
ma/ de&#x017F;&#x017F;en Hertz und Mund nicht u&#x0364;berein&#x017F;timmen. Auf<lb/>
die&#x017F;e nothwendige Vorwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft/ hat man &#x017F;eine gan-<lb/>
tze Handlung vernu&#x0364;nfftig zu gru&#x0364;nden/ um/ &#x017F;ich genug-<lb/>
&#x017F;am/ wegen der Wehrungen/ Schermung/ und andern<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nden vorzu&#x017F;ehen/ die <hi rendition="#aq">Nodos Gordios,</hi> daraus ein<lb/>
Zwi&#x017F;palt auskeimen mo&#x0364;chte/ gleich anfangs bey&#x017F;eits zu<lb/>
thun/ und &#x017F;ich vor angedrohtem Wetter zu verwahren.</p><lb/>
            <p>Drittens/ &#x017F;oll man alle <hi rendition="#aq">Documenta, Urbari</hi>en/<lb/><hi rendition="#aq">Protocoll</hi>en/ Lehen- und Kauff-Brief/ Land&#x017F;chaffts-<lb/>
Quittungen und dergleichen Briefs-Urkunden/ die no&#x0364;tig<lb/>
zum Gut geho&#x0364;ren/ in ein Li&#x017F;ta und gute Ordnung brin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0032] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens Buch ordentlich eintragen zu laſſen/ darmit man darnach ſehen koͤnne/ ob einer oder der andere mit den jaͤhrlichen Anlagen zu viel beſchwehret ſey; Auch ſoll er die Unter- thanen gern und willig hoͤren/ ihre billiche Anbringen vernehmen und gewehren/ und ſich freundlich und ernſt- hafft/ nach Erforderung der unterſchiedlichen Faͤlle/ gegen ihnen verhalten. Vierdtens/ wo er das Gut auf Wehrungen gekaufft hat/ ſoll er zeitlich vorher darob ſeyn/ damit die Zahlungs- Erlagen auf verſchriebene Termins-Friſten/ ſamt den verfallenen Intereſſe, gleichesfalls/ ſo er anticipando anderwerts etwas entnommen haͤtte/ treulich und ohne Abgang mit gutem gangbaren Geld abgeſtattet und be- zahlt/ und alſo ſein guter Credit erhalten und vermehret werde. Zum Fuͤnfften/ wann die accordirte Evictions- Zeit kurtz/ nur auf zwey oder drey Jahr waͤhret/ kan man wol/ daferne etwa kuͤnfftige Anforderungen zu beſorgen/ ein gerichtliches Edict ans Land-Hauſe anſchlagen/ und alle und jede/ die an das erkauffte Gut rechtmaͤſſig zu for- dern haben/ inner Gerichts-uͤblichen Termin citiren/ auch diß alles in das Land-Gedenck-Buch ad perpe- tuam rei memoriam einzeichnen laſſen. Cap. XII. Welche erhebliche Urſachen/ ein Gut zu verkauffen/ bewegen koͤnnen? WJewol es eine Anzeigung/ weit beſſerer Wirth- ſchafft iſt/ Guͤter kauffen/ als verkauffen/ ſo ſind doch offtermals bey den letztern/ aus gewiſſen Zufaͤllen/ beſſere Vortheil/ als bey den erſten/ wann man der Guͤter Ertragnus/ durch langwuͤhriges Jnnha- ben/ gegen des angebotenẽ Kauff-Schillings Verzinſung/ leichtlich vergleichen/ und/ da bey den letzten beſſeren Vor- theil/ ſicherer handeln kan; hingegen aber der Kauffer/ die gewiſſen Intereſſe mit ſamt dem Capital zwar bald aus den Haͤnden gibt/ aber nicht/ als erſt nach vieljaͤhri- ger Erfahrung/ den Schluß machen kan/ ob er ſein Geld wol oder uͤbel angelegt; zudem auch bey Frieden und ge- ruhigen Zeiten diß darzu kommt/ daß man bißweilen die Guͤter uͤberzahlt/ alſo daß der Kauffer mehr und geruhi- gern Genuß von dem angebotenen Kauff-Schilling/ als von dem Gut ſelbſt/ aufs wenigſte/ nicht ſo viel Bemuͤ- hung hat/ das Geld gleich wiederum an gewiſſe Ort an- legen/ daher auch/ wann es an unterſchiedlichen Orten ſeyn kan/ weniger Gefahr dabey iſt/ woferne er nicht Plumpweiſe/ ſondern mit guten Rath hierinnen verfaͤhret. Alſo auch wann man anderwerts ein beſſer und ertraͤgli- chers Gut zu kauffen ſchon im Vorſchlag weiß/ oder ſich/ um gewiſſer und nachdringlicher Urſachen willen/ gar aus dem Lande anderwerts begeben will; Auch wann etwan ſelbiger Orten ein groſſes und gefaͤhrliches Kriegs-Wetter/ Lands-Obrigkeit-Veraͤnderung/ oder andere vielfaͤltige Ungelegenheiten und Zufaͤllen ſich er- eigneten; wann man offt (ohne Schuld) eine ungnaͤ- dige Lands-Obrigkeit/ oder boͤſe/ unverſohnliche Nach- barn hat; wann das Gut an einem ungeſunden Ort ligt/ nicht gut Waſſer und Lufft hat/ da offt anſteckende Seuchen zu wuͤten pflegen; wann die Gruͤnde unfrucht- bar/ hin und wider zerſtreuet/ und ungelegenſam zu bauen ſind; wann man ſchon vorhin/ anderwerts ein beſſer und nutzbarers Gut hat/ das weit mehr eintraͤgt/ und all- da die diſtrahirte und unterzogene Abweſenheit mehr ver- lieren als hier gewinnen macht/ ſonderlich wann eines von dem andern weit entlegen/ daß man allzeit mit Un- gelegenheit und Unkoſten von einem zu dem andern rei- ſen muß; ſo wol auch/ wann man Alters und Schwach- heit halber der Wirthſchafft (wann ſie beſchwerlich und muͤheſam) nicht mehr recht abwarten kan; oder wann man keine Kinder und nahe Bluts-Freunde; oder da ſie ungehorſam/ laſterhafft/ ungerathen/ auch einiger Sorge fuͤr ſie/ wegen ihres boͤſen Thun und Laſſens/ nicht wehrt ſind. Cap. XIII. Was vor dem Verkauff vorzuarbeiten und zu betrachten. DAbey iſt das vornehmſte Abſehen auf des Kauf- fers Perſon/ Art und Eigenſchafft zu richten/ Erſtlich/ von was Condition der Kauffer/ ob er groſſes Anſehens/ vornehm in Freundſchafft und Dien- ſten/ an Reichthum und Vermoͤgen maͤchtig; oder etwa deines gleichen/ oder noch weniger/ und dennoch bey gu- ten Mitteln/ ob er alt/ jung/ erfahren oder nicht/ ſeye; auf dieſes alles hat ein guter Haus-Wirth ſeine reflectio- nen zu machen/ den Verkauff alſo einzurichten/ damit er allerſeits dabey geſichert/ und von allzuſpater Reu un- belaͤſtiget bleibe; Ob er das Gut zu bezahlen ſelbſt genug- ſame Mittel/ oder guten Credit habe bey andern aufzu- nehmen/ darauf gleichwol (wann es auf Wehrungen ge- het) eine gefaͤhrliche und ungewiſſe Wagnus. Zum andern/ ob er kein Schwaͤtzer oder Aufſchnei- der ſey/ gerne bezahle/ die Unbilligkeiten haſſe/ nicht un- nothwendige/ vergebliche/ und verdrießliche Gripplereyen liebe und ſuche; ſondern ob er von wenig Worten/ treu und warhafftig/ von jederman ein gutes Zeugniß habe? Oder ob er ein hinterliſtiger/ falſcher/ zaͤnckiſcher/ geitziger und unbillicher Mann ſey/ der viel verſpreche/ wenig hal- te/ alles auf Schrauben ſtelle/ hinter den Berge halte/ gern Ausfluͤchte und Schlupffwinckel ſuche/ und in Sum- ma/ deſſen Hertz und Mund nicht uͤbereinſtimmen. Auf dieſe nothwendige Vorwiſſenſchafft/ hat man ſeine gan- tze Handlung vernuͤnfftig zu gruͤnden/ um/ ſich genug- ſam/ wegen der Wehrungen/ Schermung/ und andern Umſtaͤnden vorzuſehen/ die Nodos Gordios, daraus ein Zwiſpalt auskeimen moͤchte/ gleich anfangs beyſeits zu thun/ und ſich vor angedrohtem Wetter zu verwahren. Drittens/ ſoll man alle Documenta, Urbarien/ Protocollen/ Lehen- und Kauff-Brief/ Landſchaffts- Quittungen und dergleichen Briefs-Urkunden/ die noͤtig zum Gut gehoͤren/ in ein Liſta und gute Ordnung brin- gen/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/32
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/32>, abgerufen am 26.11.2024.