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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Erstes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] ob der Verkauffer/ ohne Jrrung/ Zuspruch/ und Ein-
stand seiner Freunde und Verwandten/ das Gut zu ver-
alieniren macht habe? ob nicht pactata Familiae, Fidei-
commiß, Majorat
und dergleichen im Wege stehen?
obs nicht gantz/ oder zum Theil/ andern ver hypothecirt/
und cum quibus conditionibus?

Wann dieses richtig/ muß zum Andern die Tracta-
tion
um den Kauff-Schilling/ durch gute Freunde/ Bey-
ständer und Unterhändler also modificirt und vermittelt
werden/ daß weder dem Verkauffer/ noch dem Kauffer/
zu kurtz geschehe/ sondern beederseits die Christliche Bil-
ligkeit den Ausschlag gebe/ also daß keiner sich zu beschwe-
ren Ursach finde.

Zum Dritten/ müssen die Wehrungen/ imfall man/
das Gut auf einmal zu bezahlen/ Bedencken/ oder nicht
Mittel hat/ also eingerichtet seyn/ daß beyde Theil dabey
sich vergnügen/ und ihre Bestellung darnach künfftig ein-
richten können; Sonderlich wann die Wehrungen weit
hinaus langen/ ists nicht unchristlich/ sondern recht und
billichmässig/ daß der Kauffer/ der des Gutes völlige
Nutzung in seinem Gewalt hat/ auch dem Verkauffer/
pro rata des in Handen habenden Kauff-Schillings/ mit
den Verzinsungen an die Hand gehe.

Zum Vierdten/ ist der Schermungs-Punct der vor-
nehmste/ dadurch die meisten Strittigkeiten so wol verur-
sachet/ als verhütet werden können/ dahero ein Gut/ das
in vielerley Hände/ in einem Saeculo, oder bey Menschen
Gedächtnis kommen/ und unterschiedliche Herren ge-
habt hat/ viel mehr und grössere/ so wol der Unrichtigkeit/
als Ungesundheit und Unfruchtbarkeit/ Bedencken und
Argwahn nach sich ziehet/ als eines/ das lange unerdenck-
liche Zeiten bey einem Geschlecht unansprüchig in conti-
nua serie
geblieben; oder wann schon allbereit wissent-
liche Forderung und Anklagen bey Gerichte sich ereignen/
darnach sich dann vornemlich zu richten/ und mehr oder
weniger Schermungs-Jahr/ auch geringere oder bessere/
auch gar Gerichtliche Versicherungen zu begehren. Die
perpetuirliche oder indeterminirte Schermung zu be-
gehren/ ist zum Theil unbillich/ theils auch unmöglich und
[Spaltenumbruch] unnothwendig/ weil kein Mensch für künfftiger Zeiten
Veränderungen/ unglückliche Zufälle/ oder auch anderer
Muthwill und Eingriff zu caviren genugsame Kräfften
oder Vermögen hat; daher am besten etliche gewisse
Jahre (nachdem man sich vergleichen kan) auszuwerffen/
und die Evictions-Terminen daran zu binden/ wie lang
die Schermung/ und mit welcherley Conditionen und
Bedingnussen sie währen oder expiriren solle.

Fünfftens/ solle der Kauffer die nottürfftige Kauff-
Briefe/ Kauffs-Quittungen/ Protocoll/ Urbarien/ wie
auch alle Landschaffts-Quittungen/ Documenta und Ur-
künden (woferne darwider kein erhebliches Bedencken)
bey der Einantwortung ihme einhändigen lassen.

Sechstens/ wegen des Viehes/ der Vechsung/ und
allerhand anderer Fahrnus (wann es nicht vorher unter
dem Kauff-Schilling bedingt worden/) sich zu verglei-
chen; daß es um billichen Wehrt überlassen/ oder da man
sich darum nicht vereinigen kan/ auf gewiß-determinirte
Zeit weggebracht werde/ und sonderlich das vorbehalte-
ne Vieh bald aus dem Futter komme.

Zum Siebenden/ zu vermelden/ wie und wann die
Einantwortung solle vorgenommen werden/ daß die Un-
terthanen bey Angelübung zugleich ihre Schulden-Regi-
ster und Abraitungen einer nach dem andern fürweisen
sollen/ damit sie/ mit der von dem Verkauffer übergebe-
nen Restanten-Lista können confrontirt und examinirt
werden/ da vorher zu handeln/ ob das Drittel oder die
Helffte derselben mit einem Nachlaß/ und was Gestalt
und auf was Termin selbige dem Verkauffer mit/ oder
ohne Verzinsungen abzutragen.

Zum achten/ alle übrige Puncten und Bedingnüssen
sind/ nachdem die Güter und dero Zugehörungen be-
schaffen/ oder nachdem man in einem und dem andern/
mehr oder weniger nach- und zugeben kan/ nicht
Plumpsweise oder unbedacht/ sondern nach Anregung/
Gutbefindung und Vermittlung/ guter/ und beederseits
getreuer aufrechter Freunde und Beyständer/ erbar/ ohn
Gefährde/ und der Gerechtigkeit gemäß aufzusetzen und
einzurichten.

Cap. XI.
Was nach der Einantwortung zu thun.
[Spaltenumbruch]

DAs Erste ist/ daß ein fleissiger Haus-Vatter
alsobald sich bey denen Benachbarten/ sonder-
lich wo er weiß/ daß sie tugendsam und ver-
nünfftig sind/ bekannt und beliebt mache/ durch Höflich-
und Leutseligkeit sie zur Gegenfreundschafft verbinde/ und
also einen guten Eingang vorbereite/ desto friedsamer und
vertreulicher künfftig mit- und neben ihnen zu leben/ sie
bißweilen um Rath anspreche/ ob ers schon nicht vonnö-
then/ damit sie/ durch diese gezeigte Hochachtung/ desto
mehr verpflichtet werden/ und werden offt unvermeint
bessere Vorschläge gegeben/ als man sonst gethan hätte.
Allerhand nachbarliche auch kleine Dienstleistungen und
Willfährigkeiten obligiren die Edel-gesinnten Gemüther
zu freundwilliger Wiedergeltung/ daher offt aus dem Sa-
men gemeines Wolwollens und Gutgönnens/ die schöne
Tugend-Pflantze der warhafftigen Freundschafft er-
wachsen kan.

Zum andern/ soll er erstlich alle mit fremden Herrschaf-
[Spaltenumbruch] ten seiner nächsten Nachbarschafft/ anrainende Grän-
tzenstein und March/ mit (durch bittliches Ansinnen)
geschehener Zuordnung vertrauter/ wolerfahrner/ fried-
fertiger und bekannter Leute abermal bereiten und besichti-
gen/ damit er und sie dardurch versichert seyen/ daß alles
erbar/ und ohne falsche List zugehe/ wo geringe Mißhellig-
keiten sind/ sich nachbarlich vergleiche/ oder einem un-
partheyischem Drittmann zu billicher Entscheidung
heimgebe.

Zum dritten/ soll er die Unterthanen nacheinander
vornehmen/ die Protocoll/ Steyer und Dienste revidi-
ren/ die Robathen austheilen/ die Unterthanen (so viel
möglich und löblich) bey dem alten Herkommen bleiben
lassen/ und keine Neuerung aufbringen/ sonderlich soll er
denen Pflegern/ Richtern und Amtleuten befehlen/ nach
laut des im 7 Capitel enthaltenen 4 Puncts/ der Unterthanen
Häuser/ Gründe/ Vermögen und Schulden vom Höch-
sten bis zum Kleinesten aufzeichnen/ und in ein besonders

Buch
B iij

Erſtes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] ob der Verkauffer/ ohne Jrrung/ Zuſpruch/ und Ein-
ſtand ſeiner Freunde und Verwandten/ das Gut zu ver-
alieniren macht habe? ob nicht pactata Familiæ, Fidei-
commiß, Majorat
und dergleichen im Wege ſtehen?
obs nicht gantz/ oder zum Theil/ andern ver hypothecirt/
und cum quibus conditionibus?

Wann dieſes richtig/ muß zum Andern die Tracta-
tion
um den Kauff-Schilling/ durch gute Freunde/ Bey-
ſtaͤnder und Unterhaͤndler alſo modificirt und vermittelt
werden/ daß weder dem Verkauffer/ noch dem Kauffer/
zu kurtz geſchehe/ ſondern beederſeits die Chriſtliche Bil-
ligkeit den Ausſchlag gebe/ alſo daß keiner ſich zu beſchwe-
ren Urſach finde.

Zum Dritten/ muͤſſen die Wehrungen/ imfall man/
das Gut auf einmal zu bezahlen/ Bedencken/ oder nicht
Mittel hat/ alſo eingerichtet ſeyn/ daß beyde Theil dabey
ſich vergnuͤgen/ und ihre Beſtellung darnach kuͤnfftig ein-
richten koͤnnen; Sonderlich wann die Wehrungen weit
hinaus langen/ iſts nicht unchriſtlich/ ſondern recht und
billichmaͤſſig/ daß der Kauffer/ der des Gutes voͤllige
Nutzung in ſeinem Gewalt hat/ auch dem Verkauffer/
pro ratâ des in Handen habenden Kauff-Schillings/ mit
den Verzinſungen an die Hand gehe.

Zum Vierdten/ iſt der Schermungs-Punct der vor-
nehmſte/ dadurch die meiſten Strittigkeiten ſo wol verur-
ſachet/ als verhuͤtet werden koͤnnen/ dahero ein Gut/ das
in vielerley Haͤnde/ in einem Sæculo, oder bey Menſchen
Gedaͤchtnis kommen/ und unterſchiedliche Herren ge-
habt hat/ viel mehr und groͤſſere/ ſo wol der Unrichtigkeit/
als Ungeſundheit und Unfruchtbarkeit/ Bedencken und
Argwahn nach ſich ziehet/ als eines/ das lange unerdenck-
liche Zeiten bey einem Geſchlecht unanſpruͤchig in conti-
nuâ ſerie
geblieben; oder wann ſchon allbereit wiſſent-
liche Forderung und Anklagen bey Gerichte ſich ereignen/
darnach ſich dann vornemlich zu richten/ und mehr oder
weniger Schermungs-Jahr/ auch geringere oder beſſere/
auch gar Gerichtliche Verſicherungen zu begehren. Die
perpetuirliche oder indeterminirte Schermung zu be-
gehren/ iſt zum Theil unbillich/ theils auch unmoͤglich und
[Spaltenumbruch] unnothwendig/ weil kein Menſch fuͤr kuͤnfftiger Zeiten
Veraͤnderungen/ ungluͤckliche Zufaͤlle/ oder auch anderer
Muthwill und Eingriff zu caviren genugſame Kraͤfften
oder Vermoͤgen hat; daher am beſten etliche gewiſſe
Jahre (nachdem man ſich vergleichen kan) auszuwerffen/
und die Evictions-Terminen daran zu binden/ wie lang
die Schermung/ und mit welcherley Conditionen und
Bedingnuſſen ſie waͤhren oder expiriren ſolle.

Fuͤnfftens/ ſolle der Kauffer die nottuͤrfftige Kauff-
Briefe/ Kauffs-Quittungen/ Protocoll/ Urbarien/ wie
auch alle Landſchaffts-Quittungen/ Documenta und Ur-
kuͤnden (woferne darwider kein erhebliches Bedencken)
bey der Einantwortung ihme einhaͤndigen laſſen.

Sechſtens/ wegen des Viehes/ der Vechſung/ und
allerhand anderer Fahrnus (wann es nicht vorher unter
dem Kauff-Schilling bedingt worden/) ſich zu verglei-
chen; daß es um billichen Wehrt uͤberlaſſen/ oder da man
ſich darum nicht vereinigen kan/ auf gewiß-determinirte
Zeit weggebracht werde/ und ſonderlich das vorbehalte-
ne Vieh bald aus dem Futter komme.

Zum Siebenden/ zu vermelden/ wie und wann die
Einantwortung ſolle vorgenommen werden/ daß die Un-
terthanen bey Angeluͤbung zugleich ihre Schulden-Regi-
ſter und Abraitungen einer nach dem andern fuͤrweiſen
ſollen/ damit ſie/ mit der von dem Verkauffer uͤbergebe-
nen Reſtanten-Liſta koͤnnen confrontirt und examinirt
werden/ da vorher zu handeln/ ob das Drittel oder die
Helffte derſelben mit einem Nachlaß/ und was Geſtalt
und auf was Termin ſelbige dem Verkauffer mit/ oder
ohne Verzinſungen abzutragen.

Zum achten/ alle uͤbrige Puncten und Bedingnuͤſſen
ſind/ nachdem die Guͤter und dero Zugehoͤrungen be-
ſchaffen/ oder nachdem man in einem und dem andern/
mehr oder weniger nach- und zugeben kan/ nicht
Plumpsweiſe oder unbedacht/ ſondern nach Anregung/
Gutbefindung und Vermittlung/ guter/ und beederſeits
getreuer aufrechter Freunde und Beyſtaͤnder/ erbar/ ohn
Gefaͤhrde/ und der Gerechtigkeit gemaͤß aufzuſetzen und
einzurichten.

Cap. XI.
Was nach der Einantwortung zu thun.
[Spaltenumbruch]

DAs Erſte iſt/ daß ein fleiſſiger Haus-Vatter
alſobald ſich bey denen Benachbarten/ ſonder-
lich wo er weiß/ daß ſie tugendſam und ver-
nuͤnfftig ſind/ bekannt und beliebt mache/ durch Hoͤflich-
und Leutſeligkeit ſie zur Gegenfreundſchafft verbinde/ und
alſo einen guten Eingang vorbereite/ deſto friedſamer und
vertreulicher kuͤnfftig mit- und neben ihnen zu leben/ ſie
bißweilen um Rath anſpreche/ ob ers ſchon nicht vonnoͤ-
then/ damit ſie/ durch dieſe gezeigte Hochachtung/ deſto
mehr verpflichtet werden/ und werden offt unvermeint
beſſere Vorſchlaͤge gegeben/ als man ſonſt gethan haͤtte.
Allerhand nachbarliche auch kleine Dienſtleiſtungen und
Willfaͤhrigkeiten obligiren die Edel-geſinnten Gemuͤther
zu freundwilliger Wiedergeltung/ daher offt aus dem Sa-
men gemeines Wolwollens und Gutgoͤnnens/ die ſchoͤne
Tugend-Pflantze der warhafftigen Freundſchafft er-
wachſen kan.

Zum andern/ ſoll er erſtlich alle mit fremden Herꝛſchaf-
[Spaltenumbruch] ten ſeiner naͤchſten Nachbarſchafft/ anrainende Graͤn-
tzenſtein und March/ mit (durch bittliches Anſinnen)
geſchehener Zuordnung vertrauter/ wolerfahrner/ fried-
fertiger und bekannter Leute abermal bereiten und beſichti-
gen/ damit er und ſie dardurch verſichert ſeyen/ daß alles
erbar/ und ohne falſche Liſt zugehe/ wo geringe Mißhellig-
keiten ſind/ ſich nachbarlich vergleiche/ oder einem un-
partheyiſchem Drittmann zu billicher Entſcheidung
heimgebe.

Zum dritten/ ſoll er die Unterthanen nacheinander
vornehmen/ die Protocoll/ Steyer und Dienſte revidi-
ren/ die Robathen austheilen/ die Unterthanen (ſo viel
moͤglich und loͤblich) bey dem alten Herkommen bleiben
laſſen/ und keine Neuerung aufbringen/ ſonderlich ſoll er
denen Pflegern/ Richtern und Amtleuten befehlen/ nach
laut des im 7 Capitel enthaltenẽ 4 Puncts/ der Unterthanẽ
Haͤuſer/ Gruͤnde/ Vermoͤgen und Schulden vom Hoͤch-
ſten bis zum Kleineſten aufzeichnen/ und in ein beſonders

Buch
B iij
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[13/0031] Erſtes Buch/ Land-Gut. ob der Verkauffer/ ohne Jrrung/ Zuſpruch/ und Ein- ſtand ſeiner Freunde und Verwandten/ das Gut zu ver- alieniren macht habe? ob nicht pactata Familiæ, Fidei- commiß, Majorat und dergleichen im Wege ſtehen? obs nicht gantz/ oder zum Theil/ andern ver hypothecirt/ und cum quibus conditionibus? Wann dieſes richtig/ muß zum Andern die Tracta- tion um den Kauff-Schilling/ durch gute Freunde/ Bey- ſtaͤnder und Unterhaͤndler alſo modificirt und vermittelt werden/ daß weder dem Verkauffer/ noch dem Kauffer/ zu kurtz geſchehe/ ſondern beederſeits die Chriſtliche Bil- ligkeit den Ausſchlag gebe/ alſo daß keiner ſich zu beſchwe- ren Urſach finde. Zum Dritten/ muͤſſen die Wehrungen/ imfall man/ das Gut auf einmal zu bezahlen/ Bedencken/ oder nicht Mittel hat/ alſo eingerichtet ſeyn/ daß beyde Theil dabey ſich vergnuͤgen/ und ihre Beſtellung darnach kuͤnfftig ein- richten koͤnnen; Sonderlich wann die Wehrungen weit hinaus langen/ iſts nicht unchriſtlich/ ſondern recht und billichmaͤſſig/ daß der Kauffer/ der des Gutes voͤllige Nutzung in ſeinem Gewalt hat/ auch dem Verkauffer/ pro ratâ des in Handen habenden Kauff-Schillings/ mit den Verzinſungen an die Hand gehe. Zum Vierdten/ iſt der Schermungs-Punct der vor- nehmſte/ dadurch die meiſten Strittigkeiten ſo wol verur- ſachet/ als verhuͤtet werden koͤnnen/ dahero ein Gut/ das in vielerley Haͤnde/ in einem Sæculo, oder bey Menſchen Gedaͤchtnis kommen/ und unterſchiedliche Herren ge- habt hat/ viel mehr und groͤſſere/ ſo wol der Unrichtigkeit/ als Ungeſundheit und Unfruchtbarkeit/ Bedencken und Argwahn nach ſich ziehet/ als eines/ das lange unerdenck- liche Zeiten bey einem Geſchlecht unanſpruͤchig in conti- nuâ ſerie geblieben; oder wann ſchon allbereit wiſſent- liche Forderung und Anklagen bey Gerichte ſich ereignen/ darnach ſich dann vornemlich zu richten/ und mehr oder weniger Schermungs-Jahr/ auch geringere oder beſſere/ auch gar Gerichtliche Verſicherungen zu begehren. Die perpetuirliche oder indeterminirte Schermung zu be- gehren/ iſt zum Theil unbillich/ theils auch unmoͤglich und unnothwendig/ weil kein Menſch fuͤr kuͤnfftiger Zeiten Veraͤnderungen/ ungluͤckliche Zufaͤlle/ oder auch anderer Muthwill und Eingriff zu caviren genugſame Kraͤfften oder Vermoͤgen hat; daher am beſten etliche gewiſſe Jahre (nachdem man ſich vergleichen kan) auszuwerffen/ und die Evictions-Terminen daran zu binden/ wie lang die Schermung/ und mit welcherley Conditionen und Bedingnuſſen ſie waͤhren oder expiriren ſolle. Fuͤnfftens/ ſolle der Kauffer die nottuͤrfftige Kauff- Briefe/ Kauffs-Quittungen/ Protocoll/ Urbarien/ wie auch alle Landſchaffts-Quittungen/ Documenta und Ur- kuͤnden (woferne darwider kein erhebliches Bedencken) bey der Einantwortung ihme einhaͤndigen laſſen. Sechſtens/ wegen des Viehes/ der Vechſung/ und allerhand anderer Fahrnus (wann es nicht vorher unter dem Kauff-Schilling bedingt worden/) ſich zu verglei- chen; daß es um billichen Wehrt uͤberlaſſen/ oder da man ſich darum nicht vereinigen kan/ auf gewiß-determinirte Zeit weggebracht werde/ und ſonderlich das vorbehalte- ne Vieh bald aus dem Futter komme. Zum Siebenden/ zu vermelden/ wie und wann die Einantwortung ſolle vorgenommen werden/ daß die Un- terthanen bey Angeluͤbung zugleich ihre Schulden-Regi- ſter und Abraitungen einer nach dem andern fuͤrweiſen ſollen/ damit ſie/ mit der von dem Verkauffer uͤbergebe- nen Reſtanten-Liſta koͤnnen confrontirt und examinirt werden/ da vorher zu handeln/ ob das Drittel oder die Helffte derſelben mit einem Nachlaß/ und was Geſtalt und auf was Termin ſelbige dem Verkauffer mit/ oder ohne Verzinſungen abzutragen. Zum achten/ alle uͤbrige Puncten und Bedingnuͤſſen ſind/ nachdem die Guͤter und dero Zugehoͤrungen be- ſchaffen/ oder nachdem man in einem und dem andern/ mehr oder weniger nach- und zugeben kan/ nicht Plumpsweiſe oder unbedacht/ ſondern nach Anregung/ Gutbefindung und Vermittlung/ guter/ und beederſeits getreuer aufrechter Freunde und Beyſtaͤnder/ erbar/ ohn Gefaͤhrde/ und der Gerechtigkeit gemaͤß aufzuſetzen und einzurichten. Cap. XI. Was nach der Einantwortung zu thun. DAs Erſte iſt/ daß ein fleiſſiger Haus-Vatter alſobald ſich bey denen Benachbarten/ ſonder- lich wo er weiß/ daß ſie tugendſam und ver- nuͤnfftig ſind/ bekannt und beliebt mache/ durch Hoͤflich- und Leutſeligkeit ſie zur Gegenfreundſchafft verbinde/ und alſo einen guten Eingang vorbereite/ deſto friedſamer und vertreulicher kuͤnfftig mit- und neben ihnen zu leben/ ſie bißweilen um Rath anſpreche/ ob ers ſchon nicht vonnoͤ- then/ damit ſie/ durch dieſe gezeigte Hochachtung/ deſto mehr verpflichtet werden/ und werden offt unvermeint beſſere Vorſchlaͤge gegeben/ als man ſonſt gethan haͤtte. Allerhand nachbarliche auch kleine Dienſtleiſtungen und Willfaͤhrigkeiten obligiren die Edel-geſinnten Gemuͤther zu freundwilliger Wiedergeltung/ daher offt aus dem Sa- men gemeines Wolwollens und Gutgoͤnnens/ die ſchoͤne Tugend-Pflantze der warhafftigen Freundſchafft er- wachſen kan. Zum andern/ ſoll er erſtlich alle mit fremden Herꝛſchaf- ten ſeiner naͤchſten Nachbarſchafft/ anrainende Graͤn- tzenſtein und March/ mit (durch bittliches Anſinnen) geſchehener Zuordnung vertrauter/ wolerfahrner/ fried- fertiger und bekannter Leute abermal bereiten und beſichti- gen/ damit er und ſie dardurch verſichert ſeyen/ daß alles erbar/ und ohne falſche Liſt zugehe/ wo geringe Mißhellig- keiten ſind/ ſich nachbarlich vergleiche/ oder einem un- partheyiſchem Drittmann zu billicher Entſcheidung heimgebe. Zum dritten/ ſoll er die Unterthanen nacheinander vornehmen/ die Protocoll/ Steyer und Dienſte revidi- ren/ die Robathen austheilen/ die Unterthanen (ſo viel moͤglich und loͤblich) bey dem alten Herkommen bleiben laſſen/ und keine Neuerung aufbringen/ ſonderlich ſoll er denen Pflegern/ Richtern und Amtleuten befehlen/ nach laut des im 7 Capitel enthaltenẽ 4 Puncts/ der Unterthanẽ Haͤuſer/ Gruͤnde/ Vermoͤgen und Schulden vom Hoͤch- ſten bis zum Kleineſten aufzeichnen/ und in ein beſonders Buch B iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/31>, abgerufen am 26.11.2024.