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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Erster Auftritt.
Wenn nicht eine Biesem-Lufft/
Als ein Trieb des Himmel-Geistes/ mich zu meiner Pflicht gerufft/
Und sich bemüht den Eifer zu verjagen.
Wie auch Bescheidenheit/ als Deckel meiner Flecken/
Vor diesen zu erwecken.
Erg. O Sittsamkeit!
So der Verliebten Geist mit Angst und Noth bestreut.
Mirt. Man schaute nun des süssen Streites Ende/
Und iede hörte mit Verlangen/
Was vor ein Spruch hier würd erschallen/
Als Amarillis kam gegangen/
Und mit einer grünen Crone/
Des Sieges fürgestelltem Löhne/
Mein schnödes Haupt ümgab durch ihre schöne Hände/
Zum Zeugnis daß mein Kuß vor andern ihr gefallen.
Doch/ kein blanckes Feld und Thal
Wird der Hund-Stern so erhitzen/
Wann alles muß vor seinem Wütten schwitzen/
Als dazumal/
Durch Regung und Begier/
Entbrant ein armes Hertz allhier.
Jch ward als Sieger überwunden/
Und durch die Croneselbst gebunden.
Doch wust ich mich so weit noch zu erwegen/
Daß ich den Krantz/ den sie mir übergeben/
Hinwieder kont in ihre Hände legen.
Jch sprach: Er wilallein üm deine Scheitel schweben
Die weil dein Mund mein ungeschmackes Küssen
Hat künstlich zu versüssen wissen.
Sie nam auch solchen Krantz in Demuth bald von mir
Und satzt ihn selber ihr
Auf das schöne Haar;
Doch nahm sie diesen auch/ der vor ihr Kleinod war/
Mein schlechtes Haupt damit zu zieren;
Und diesen wil ich auch mit mir zu Grabe führen/
Er ist verdort; Sein Glantz ist fast versch enen/
Was kan doch wohl bey dürrer Hoffnung grünen?

Erg.
C 5
Erſter Auftritt.
Wenn nicht eine Bieſem-Lufft/
Als ein Trieb des Himmel-Geiſtes/ mich zu meiner Pflicht gerufft/
Und ſich bemuͤht den Eifer zu verjagen.
Wie auch Beſcheidenheit/ als Deckel meiner Flecken/
Vor dieſen zu erwecken.
Erg. O Sittſamkeit!
So der Verliebten Geiſt mit Angſt und Noth beſtreut.
Mirt. Man ſchaute nun des ſuͤſſen Streites Ende/
Und iede hoͤrte mit Verlangen/
Was vor ein Spruch hier wuͤrd erſchallen/
Als Amarillis kam gegangen/
Und mit einer gruͤnen Crone/
Des Sieges fuͤrgeſtelltem Loͤhne/
Mein ſchnoͤdes Haupt uͤmgab durch ihre ſchoͤne Haͤnde/
Zum Zeugnis daß mein Kuß vor andern ihr gefallen.
Doch/ kein blanckes Feld und Thal
Wird der Hund-Stern ſo erhitzen/
Wann alles muß vor ſeinem Wuͤtten ſchwitzen/
Als dazumal/
Durch Regung und Begier/
Entbrant ein armes Hertz allhier.
Jch ward als Sieger uͤberwunden/
Und durch die Croneſelbſt gebunden.
Doch wuſt ich mich ſo weit noch zu erwegen/
Daß ich den Krantz/ den ſie mir uͤbergeben/
Hinwieder kont in ihre Haͤnde legen.
Jch ſprach: Er wilallein uͤm deine Scheitel ſchweben
Die weil dein Mund mein ungeſchmackes Kuͤſſen
Hat kuͤnſtlich zu verſuͤſſen wiſſen.
Sie nam auch ſolchen Krantz in Demuth bald von mir
Und ſatzt ihn ſelber ihr
Auf das ſchoͤne Haar;
Doch nahm ſie dieſen auch/ der vor ihr Kleinod war/
Mein ſchlechtes Haupt damit zu zieren;
Und dieſen wil ich auch mit mir zu Grabe fuͤhren/
Er iſt verdort; Sein Glantz iſt faſt verſch enen/
Was kan doch wohl bey duͤrrer Hoffnung gruͤnen?

Erg.
C 5
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[41/0087] Erſter Auftritt. Wenn nicht eine Bieſem-Lufft/ Als ein Trieb des Himmel-Geiſtes/ mich zu meiner Pflicht gerufft/ Und ſich bemuͤht den Eifer zu verjagen. Wie auch Beſcheidenheit/ als Deckel meiner Flecken/ Vor dieſen zu erwecken. Erg. O Sittſamkeit! So der Verliebten Geiſt mit Angſt und Noth beſtreut. Mirt. Man ſchaute nun des ſuͤſſen Streites Ende/ Und iede hoͤrte mit Verlangen/ Was vor ein Spruch hier wuͤrd erſchallen/ Als Amarillis kam gegangen/ Und mit einer gruͤnen Crone/ Des Sieges fuͤrgeſtelltem Loͤhne/ Mein ſchnoͤdes Haupt uͤmgab durch ihre ſchoͤne Haͤnde/ Zum Zeugnis daß mein Kuß vor andern ihr gefallen. Doch/ kein blanckes Feld und Thal Wird der Hund-Stern ſo erhitzen/ Wann alles muß vor ſeinem Wuͤtten ſchwitzen/ Als dazumal/ Durch Regung und Begier/ Entbrant ein armes Hertz allhier. Jch ward als Sieger uͤberwunden/ Und durch die Croneſelbſt gebunden. Doch wuſt ich mich ſo weit noch zu erwegen/ Daß ich den Krantz/ den ſie mir uͤbergeben/ Hinwieder kont in ihre Haͤnde legen. Jch ſprach: Er wilallein uͤm deine Scheitel ſchweben Die weil dein Mund mein ungeſchmackes Kuͤſſen Hat kuͤnſtlich zu verſuͤſſen wiſſen. Sie nam auch ſolchen Krantz in Demuth bald von mir Und ſatzt ihn ſelber ihr Auf das ſchoͤne Haar; Doch nahm ſie dieſen auch/ der vor ihr Kleinod war/ Mein ſchlechtes Haupt damit zu zieren; Und dieſen wil ich auch mit mir zu Grabe fuͤhren/ Er iſt verdort; Sein Glantz iſt faſt verſch enen/ Was kan doch wohl bey duͤrrer Hoffnung gruͤnen? Erg. C 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/87>, abgerufen am 27.04.2024.