Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Ersten Abhandlung
Soll die/ üm derer stoltzen Fuß
Fast eine Legion der Seelen senfzen muß/
Verstrickt zu seinen Füssen liegen?
Das soll warlich dem Betrüger nicht vor seinen Augen schweben.
Und dieses stecket mich mit solchem Wütten an/
Daß ihn und mich ich nicht mehr lieben kan/
Und was ich vor gesucht/ itzund nun wil begeben.
Sein Namen/ meine Brunst/ wird mir zu Gift und Pest;
Jch zürne daß ihn nicht der Donner sterben läst:
Und könt ich/ diese Faust die brächt ihn üm das Leben.
So leget Lieb und Haß/ so rüstet Brunst und Zorn
Sich feindlich gegen mich/ und zeigen Zahn und Horn.
Vor diesem steckt ich an viel tausend tausend Hertzen/
Viel tausend speiset ich mit Hoffnung/ Noth und Weh:
Jtzt schwimm ich Arme selbst in einer Jammer-See/
Und schmeck in meiner Noth der Fremden Seelen Schmertzen.
Wo sind die süssen Stunden?
Da ich noch in der Stadt
Von Buhlern/ die ich nicht genugsam rühmen kan/
Mit Seuftzern war bedint; doch stetig ungebunden/
Wie mir manch hoher Sinn zuvor geopffert hat:
So hat mich itzt ein Bauers-Garn ümwunden.
Mir war manch edler Geist vor diesem noch zu schlecht:
Jtzt werd ich selbst bestrickt durch einen Hirten-Knecht.
Corisca wär itzund ein Trauer-Spiel der Erden/
Hätt ich mich zeitlich nicht üm Buhler ümgethan;
Wie könt itzund die Noth von mir gewendet werden?
Jhr Nymphen schaut doch itzund an/
Und gedenckt üm tausend Buhler euch in Zeiten zu bemühen.
Denn könt ich sonsten nichts/ als den Mirtillo hoffen/
So hätte mich die gröste Noth betroffen;
Und diese Frau kennt keinen guten Rath/
Die einen nur allein zu lieben Fürsatz hat.
Nimmermehr wird diese Thorheit mich auf ihre Seite ziehen.
Treu und Beständigkeit
Sind eifriger Jecken ertichtete Grillen/
Nur zum Betrug der Weiber ausgestreut.
Es wird doch keine Treu ein Frauen-Hertz erfüllen;

Und

Der Erſten Abhandlung
Soll die/ uͤm derer ſtoltzen Fuß
Faſt eine Legion der Seelen ſenfzen muß/
Verſtrickt zu ſeinen Fuͤſſen liegen?
Das ſoll warlich dem Betruͤger nicht vor ſeinen Augen ſchweben.
Und dieſes ſtecket mich mit ſolchem Wuͤtten an/
Daß ihn und mich ich nicht mehr lieben kan/
Und was ich vor geſucht/ itzund nun wil begeben.
Sein Namen/ meine Brunſt/ wird mir zu Gift und Peſt;
Jch zuͤrne daß ihn nicht der Donner ſterben laͤſt:
Und koͤnt ich/ dieſe Fauſt die braͤcht ihn uͤm das Leben.
So leget Lieb und Haß/ ſo ruͤſtet Brunſt und Zorn
Sich feindlich gegen mich/ und zeigen Zahn und Horn.
Vor dieſem ſteckt ich an viel tauſend tauſend Hertzen/
Viel tauſend ſpeiſet ich mit Hoffnung/ Noth und Weh:
Jtzt ſchwimm ich Arme ſelbſt in einer Jammer-See/
Und ſchmeck in meiner Noth der Fremden Seelen Schmertzen.
Wo ſind die ſuͤſſen Stunden?
Da ich noch in der Stadt
Von Buhlern/ die ich nicht genugſam ruͤhmen kan/
Mit Seuftzern war bedint; doch ſtetig ungebunden/
Wie mir manch hoher Sinn zuvor geopffert hat:
So hat mich itzt ein Bauers-Garn uͤmwunden.
Mir war manch edler Geiſt vor dieſem noch zu ſchlecht:
Jtzt werd ich ſelbſt beſtrickt durch einen Hirten-Knecht.
Coriſca waͤr itzund ein Trauer-Spiel der Erden/
Haͤtt ich mich zeitlich nicht uͤm Buhler uͤmgethan;
Wie koͤnt itzund die Noth von mir gewendet werden?
Jhr Nymphen ſchaut doch itzund an/
Und gedenckt uͤm tauſend Buhler euch in Zeiten zu bemuͤhen.
Denn koͤnt ich ſonſten nichts/ als den Mirtillo hoffen/
So haͤtte mich die groͤſte Noth betroffen;
Und dieſe Frau kennt keinen guten Rath/
Die einen nur allein zu lieben Fuͤrſatz hat.
Nimmermehr wird dieſe Thorheit mich auf ihre Seite ziehen.
Treu und Beſtaͤndigkeit
Sind eifriger Jecken ertichtete Grillen/
Nur zum Betrug der Weiber ausgeſtreut.
Es wird doch keine Treu ein Frauen-Hertz erfuͤllen;

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0064" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Er&#x017F;ten Abhandlung</hi></fw><lb/>
Soll die/ u&#x0364;m derer &#x017F;toltzen Fuß<lb/>
Fa&#x017F;t eine Legion der Seelen &#x017F;enfzen muß/<lb/>
Ver&#x017F;trickt zu &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en liegen?<lb/>
Das &#x017F;oll warlich dem Betru&#x0364;ger nicht vor &#x017F;einen Augen &#x017F;chweben.<lb/>
Und die&#x017F;es &#x017F;tecket mich mit &#x017F;olchem Wu&#x0364;tten an/<lb/>
Daß ihn und mich ich nicht mehr lieben kan/<lb/>
Und was ich vor ge&#x017F;ucht/ itzund nun wil begeben.<lb/>
Sein Namen/ meine Brun&#x017F;t/ wird mir zu Gift und Pe&#x017F;t;<lb/>
Jch zu&#x0364;rne daß ihn nicht der Donner &#x017F;terben la&#x0364;&#x017F;t:<lb/>
Und ko&#x0364;nt ich/ die&#x017F;e Fau&#x017F;t die bra&#x0364;cht ihn u&#x0364;m das Leben.<lb/>
So leget Lieb und Haß/ &#x017F;o ru&#x0364;&#x017F;tet Brun&#x017F;t und Zorn<lb/>
Sich feindlich gegen mich/ und zeigen Zahn und Horn.<lb/>
Vor die&#x017F;em &#x017F;teckt ich an viel tau&#x017F;end tau&#x017F;end Hertzen/<lb/>
Viel tau&#x017F;end &#x017F;pei&#x017F;et ich mit Hoffnung/ Noth und Weh:<lb/>
Jtzt &#x017F;chwimm ich Arme &#x017F;elb&#x017F;t in einer Jammer-See/<lb/>
Und &#x017F;chmeck in meiner Noth der Fremden Seelen Schmertzen.<lb/>
Wo &#x017F;ind die &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Stunden?<lb/>
Da ich noch in der Stadt<lb/>
Von Buhlern/ die ich nicht genug&#x017F;am ru&#x0364;hmen kan/<lb/>
Mit Seuftzern war bedint; doch &#x017F;tetig ungebunden/<lb/>
Wie mir manch hoher Sinn zuvor geopffert hat:<lb/>
So hat mich itzt ein Bauers-Garn u&#x0364;mwunden.<lb/>
Mir war manch edler Gei&#x017F;t vor die&#x017F;em noch zu &#x017F;chlecht:<lb/>
Jtzt werd ich &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;trickt durch einen Hirten-Knecht.<lb/><hi rendition="#aq">Cori&#x017F;ca</hi> wa&#x0364;r itzund ein Trauer-Spiel der Erden/<lb/>
Ha&#x0364;tt ich mich zeitlich nicht u&#x0364;m Buhler u&#x0364;mgethan;<lb/>
Wie ko&#x0364;nt itzund die Noth von mir gewendet werden?<lb/>
Jhr Nymphen &#x017F;chaut doch itzund an/<lb/>
Und gedenckt u&#x0364;m tau&#x017F;end Buhler euch in Zeiten zu bemu&#x0364;hen.<lb/>
Denn ko&#x0364;nt ich &#x017F;on&#x017F;ten nichts/ als den <hi rendition="#aq">Mirtillo</hi> hoffen/<lb/>
So ha&#x0364;tte mich die gro&#x0364;&#x017F;te Noth betroffen;<lb/>
Und die&#x017F;e Frau kennt keinen guten Rath/<lb/>
Die einen nur allein zu lieben Fu&#x0364;r&#x017F;atz hat.<lb/>
Nimmermehr wird die&#x017F;e Thorheit mich auf ihre Seite ziehen.<lb/>
Treu und Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit<lb/>
Sind eifriger Jecken ertichtete Grillen/<lb/>
Nur zum Betrug der Weiber ausge&#x017F;treut.<lb/>
Es wird doch keine Treu ein Frauen-Hertz erfu&#x0364;llen;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0064] Der Erſten Abhandlung Soll die/ uͤm derer ſtoltzen Fuß Faſt eine Legion der Seelen ſenfzen muß/ Verſtrickt zu ſeinen Fuͤſſen liegen? Das ſoll warlich dem Betruͤger nicht vor ſeinen Augen ſchweben. Und dieſes ſtecket mich mit ſolchem Wuͤtten an/ Daß ihn und mich ich nicht mehr lieben kan/ Und was ich vor geſucht/ itzund nun wil begeben. Sein Namen/ meine Brunſt/ wird mir zu Gift und Peſt; Jch zuͤrne daß ihn nicht der Donner ſterben laͤſt: Und koͤnt ich/ dieſe Fauſt die braͤcht ihn uͤm das Leben. So leget Lieb und Haß/ ſo ruͤſtet Brunſt und Zorn Sich feindlich gegen mich/ und zeigen Zahn und Horn. Vor dieſem ſteckt ich an viel tauſend tauſend Hertzen/ Viel tauſend ſpeiſet ich mit Hoffnung/ Noth und Weh: Jtzt ſchwimm ich Arme ſelbſt in einer Jammer-See/ Und ſchmeck in meiner Noth der Fremden Seelen Schmertzen. Wo ſind die ſuͤſſen Stunden? Da ich noch in der Stadt Von Buhlern/ die ich nicht genugſam ruͤhmen kan/ Mit Seuftzern war bedint; doch ſtetig ungebunden/ Wie mir manch hoher Sinn zuvor geopffert hat: So hat mich itzt ein Bauers-Garn uͤmwunden. Mir war manch edler Geiſt vor dieſem noch zu ſchlecht: Jtzt werd ich ſelbſt beſtrickt durch einen Hirten-Knecht. Coriſca waͤr itzund ein Trauer-Spiel der Erden/ Haͤtt ich mich zeitlich nicht uͤm Buhler uͤmgethan; Wie koͤnt itzund die Noth von mir gewendet werden? Jhr Nymphen ſchaut doch itzund an/ Und gedenckt uͤm tauſend Buhler euch in Zeiten zu bemuͤhen. Denn koͤnt ich ſonſten nichts/ als den Mirtillo hoffen/ So haͤtte mich die groͤſte Noth betroffen; Und dieſe Frau kennt keinen guten Rath/ Die einen nur allein zu lieben Fuͤrſatz hat. Nimmermehr wird dieſe Thorheit mich auf ihre Seite ziehen. Treu und Beſtaͤndigkeit Sind eifriger Jecken ertichtete Grillen/ Nur zum Betrug der Weiber ausgeſtreut. Es wird doch keine Treu ein Frauen-Hertz erfuͤllen; Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/64
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/64>, abgerufen am 28.04.2024.