Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Peter Abelards und Heloissen. men Thiboult sich begab/ der sich nicht unge-neigt erzeigte ihn auf allerhand Weisse auszusöh- nen/ so aber keinen andern Ausschlag gewinnen wolte/ als daß er endlich Erlaubniß überkam/ ei- nen einsamen Orth zu seiner Wohnstadt ihm zu erkiesen/ sein Leben/ doch allezeit unter der Be- schaffenheit eines Bruders des Klosters des H. Dionis. daselbst zuzubringen. Es ward ihm ein kleiner Platz/ als ein Allmosen/ unfern bey dem Flecken Nogent an der Seene angewiesen/ all- wo er auf die armseeligste Weisse ein enges Got- tes Hauß aus gar schlechten Zeuge aufbauete/ und nebenst einen dürfftigen Geistlichen ihm an den Gottesdienst Handreichung zu leisten/ in solcher Einsamkeit sein Leben zu enden entschlossen war. Nach dem aber seine vorige Schüller aus Liebe ihres Meisters sich häuffig bey ihm einfunden/ und zu ihrem Auffenthalt geringe Zellen baueten/ begunten seine Wiedersacher theils wegen des Namens/ so er dem Kloster gegeben/ theils we- gen daß er wiederumm aufs neue zu lehren anfieng/ ihn zu verfolgen/ also daß der Fürst von Nieder- Britannien/ weil die Abtey des Klosters Hil- dasse sich entleediget/ solche Abelard auftrug. Diese de Schein nach gelückseelige Begebenheit verkehrte sich alsobald in neues Unheil/ in dem er durch treue Vorsorge/ viel Unordnung/ so unter den Brüdern eingerissen/ nach und nach vernünff- tig K iv
Peter Abelards und Heloiſſen. men Thiboult ſich begab/ der ſich nicht unge-neigt erzeigte ihn auf allerhand Weiſſe auszuſoͤh- nen/ ſo aber keinen andern Ausſchlag gewinnen wolte/ als daß er endlich Erlaubniß uͤberkam/ ei- nen einſamen Orth zu ſeiner Wohnſtadt ihm zu erkieſen/ ſein Leben/ doch allezeit unter der Be- ſchaffenheit eines Bruders des Kloſters des H. Dioniſ. daſelbſt zuzubringen. Es ward ihm ein kleiner Platz/ als ein Allmoſen/ unfern bey dem Flecken Nogent an der Seene angewieſen/ all- wo er auf die armſeeligſte Weiſſe ein enges Got- tes Hauß aus gar ſchlechten Zeuge aufbauete/ und nebenſt einen duͤrfftigen Geiſtlichen ihm an den Gottesdienſt Handreichung zu leiſten/ in ſolcher Einſamkeit ſein Leben zu enden entſchloſſen war. Nach dem aber ſeine vorige Schuͤller aus Liebe ihres Meiſters ſich haͤuffig bey ihm einfunden/ und zu ihrem Auffenthalt geringe Zellen baueten/ begunten ſeine Wiederſacher theils wegen des Namens/ ſo er dem Kloſter gegeben/ theils we- gen daß er wiederum̃ aufs neue zu lehren anfieng/ ihn zu verfolgen/ alſo daß der Fuͤrſt von Nieder- Britannien/ weil die Abtey des Kloſters Hil- daſſe ſich entleediget/ ſolche Abelard auftrug. Dieſe dë Schein nach geluͤckſeelige Begebenheit verkehrte ſich alſobald in neues Unheil/ in dem er durch treue Vorſorge/ viel Unordnung/ ſo unter den Bruͤdern eingeriſſen/ nach und nach vernuͤnff- tig K iv
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0575" n="151"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Peter Abelards und Heloiſſen.</hi></fw><lb/> men <hi rendition="#aq">Thiboult</hi> ſich begab/ der ſich nicht unge-<lb/> neigt erzeigte ihn auf allerhand Weiſſe auszuſoͤh-<lb/> nen/ ſo aber keinen andern Ausſchlag gewinnen<lb/> wolte/ als daß er endlich Erlaubniß uͤberkam/ ei-<lb/> nen einſamen Orth zu ſeiner Wohnſtadt ihm zu<lb/> erkieſen/ ſein Leben/ doch allezeit unter der Be-<lb/> ſchaffenheit eines Bruders des Kloſters des H.<lb/><hi rendition="#aq">Dioniſ.</hi> daſelbſt zuzubringen. Es ward ihm ein<lb/> kleiner Platz/ als ein Allmoſen/ unfern bey dem<lb/> Flecken <hi rendition="#aq">Nogent</hi> an der Seene angewieſen/ all-<lb/> wo er auf die armſeeligſte Weiſſe ein enges Got-<lb/> tes Hauß aus gar ſchlechten Zeuge aufbauete/ und<lb/> nebenſt einen duͤrfftigen Geiſtlichen ihm an den<lb/> Gottesdienſt Handreichung zu leiſten/ in ſolcher<lb/> Einſamkeit ſein Leben zu enden entſchloſſen war.<lb/> Nach dem aber ſeine vorige Schuͤller aus Liebe<lb/> ihres Meiſters ſich haͤuffig bey ihm einfunden/<lb/> und zu ihrem Auffenthalt geringe Zellen baueten/<lb/> begunten ſeine Wiederſacher theils wegen des<lb/> Namens/ ſo er dem Kloſter gegeben/ theils we-<lb/> gen daß er wiederum̃ aufs neue zu lehren anfieng/<lb/> ihn zu verfolgen/ alſo daß der Fuͤrſt von Nieder-<lb/> Britannien/ weil die Abtey des Kloſters <hi rendition="#aq">Hil-<lb/> daſſe</hi> ſich entleediget/ ſolche Abelard auftrug.<lb/> Dieſe dë Schein nach geluͤckſeelige Begebenheit<lb/> verkehrte ſich alſobald in neues Unheil/ in dem er<lb/> durch treue Vorſorge/ viel Unordnung/ ſo unter<lb/> den Bruͤdern eingeriſſen/ nach und nach vernuͤnff-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K iv</fw><fw place="bottom" type="catch">tig</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [151/0575]
Peter Abelards und Heloiſſen.
men Thiboult ſich begab/ der ſich nicht unge-
neigt erzeigte ihn auf allerhand Weiſſe auszuſoͤh-
nen/ ſo aber keinen andern Ausſchlag gewinnen
wolte/ als daß er endlich Erlaubniß uͤberkam/ ei-
nen einſamen Orth zu ſeiner Wohnſtadt ihm zu
erkieſen/ ſein Leben/ doch allezeit unter der Be-
ſchaffenheit eines Bruders des Kloſters des H.
Dioniſ. daſelbſt zuzubringen. Es ward ihm ein
kleiner Platz/ als ein Allmoſen/ unfern bey dem
Flecken Nogent an der Seene angewieſen/ all-
wo er auf die armſeeligſte Weiſſe ein enges Got-
tes Hauß aus gar ſchlechten Zeuge aufbauete/ und
nebenſt einen duͤrfftigen Geiſtlichen ihm an den
Gottesdienſt Handreichung zu leiſten/ in ſolcher
Einſamkeit ſein Leben zu enden entſchloſſen war.
Nach dem aber ſeine vorige Schuͤller aus Liebe
ihres Meiſters ſich haͤuffig bey ihm einfunden/
und zu ihrem Auffenthalt geringe Zellen baueten/
begunten ſeine Wiederſacher theils wegen des
Namens/ ſo er dem Kloſter gegeben/ theils we-
gen daß er wiederum̃ aufs neue zu lehren anfieng/
ihn zu verfolgen/ alſo daß der Fuͤrſt von Nieder-
Britannien/ weil die Abtey des Kloſters Hil-
daſſe ſich entleediget/ ſolche Abelard auftrug.
Dieſe dë Schein nach geluͤckſeelige Begebenheit
verkehrte ſich alſobald in neues Unheil/ in dem er
durch treue Vorſorge/ viel Unordnung/ ſo unter
den Bruͤdern eingeriſſen/ nach und nach vernuͤnff-
tig
K iv
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |