Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Liebe und Lebens Lauf ren Schlafgemach zu eröfnen/ durch dazu gleich-falls erkaufte Personen in seiner Ruh zu über- fallen/ und zu entmannen. Diese ungewöhn- liche That war alsobald durch gantz Paris rucht- bar/ und Abelard/ dem die angethane Schmach/ mehr als der Leibes Schmertz empfindlich war/ schauete in wehrender Niederlage stündlich eine grosse Anzahl Frembde umb sich/ so ihr Mitlei- den/ mit Seuftzen/ Worten/ und Thränen schein- bar spühren liessen. Nach dem nun besagter unglückseeliger Zufall unsern Abelard untüchtig gemacht/ seiner Liebsten Heloisse nach voriger Arth künftig beyzuwohnen/ so entdeckte er der- selben/ den unvollkommenen Zustand seines Lei- bes/ so dann nach Vergiessung tausend Thränen/ endlich ihr Gemüthe/ als ein gelehrtes Weib weißlich bestillete/ und sich völlig als Nonne zu Argenteil einkleiden ließ/ Abelard aber in den Kloster des H. Dionis. die Münchs Kappe gleich falls anlegte. Den elenden Zustandt/ darein Abelard in besagtem Kloster/ wegen eines geist- lichen Streites/ dazu er wegen seines hitzigen Ge- müthes sehr geneigt war/ in kurtzen gerieth/ were zuverdrießlich hier ausführlich zu erzehlen. Die Geistlichkeit erhub sich ingesambt wider ihn/ al- so daß er aus Furcht auch in des damahligen Kö- nigs in Franckreich Ungenade zu fallen/ unter ei- nes Grafen in Champagnien Schutz mit Na- men
Liebe und Lebens Lauf ren Schlafgemach zu eroͤfnen/ durch dazu gleich-falls erkaufte Perſonen in ſeiner Ruh zu uͤber- fallen/ und zu entmannen. Dieſe ungewoͤhn- liche That war alſobald durch gantz Paris rucht- bar/ und Abelard/ dem die angethane Schmach/ mehr als der Leibes Schmertz empfindlich war/ ſchauete in wehrender Niederlage ſtuͤndlich eine groſſe Anzahl Frembde umb ſich/ ſo ihr Mitlei- den/ mit Seuftzen/ Worten/ und Thraͤnen ſchein- bar ſpuͤhren lieſſen. Nach dem nun beſagter ungluͤckſeeliger Zufall unſern Abelard untuͤchtig gemacht/ ſeiner Liebſten Heloiſſe nach voriger Arth kuͤnftig beyzuwohnen/ ſo entdeckte er der- ſelben/ den unvollkommenen Zuſtand ſeines Lei- bes/ ſo dann nach Vergieſſung tauſend Thraͤnen/ endlich ihr Gemuͤthe/ als ein gelehrtes Weib weißlich beſtillete/ und ſich voͤllig als Nonne zu Argenteil einkleiden ließ/ Abelard aber in den Kloſter des H. Dioniſ. die Muͤnchs Kappe gleich falls anlegte. Den elenden Zuſtandt/ darein Abelard in beſagtem Kloſter/ wegen eines geiſt- lichen Streites/ dazu er wegen ſeines hitzigen Ge- muͤthes ſehr geneigt war/ in kurtzen gerieth/ were zuverdrießlich hier ausfuͤhrlich zu erzehlen. Die Geiſtlichkeit erhub ſich ingeſambt wider ihn/ al- ſo daß er aus Furcht auch in des damahligen Koͤ- nigs in Franckreich Ungenade zu fallen/ unter ei- nes Grafen in Champagnien Schutz mit Na- men
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Liebe und Lebens Lauf
ren Schlafgemach zu eroͤfnen/ durch dazu gleich-
falls erkaufte Perſonen in ſeiner Ruh zu uͤber-
fallen/ und zu entmannen. Dieſe ungewoͤhn-
liche That war alſobald durch gantz Paris rucht-
bar/ und Abelard/ dem die angethane Schmach/
mehr als der Leibes Schmertz empfindlich war/
ſchauete in wehrender Niederlage ſtuͤndlich eine
groſſe Anzahl Frembde umb ſich/ ſo ihr Mitlei-
den/ mit Seuftzen/ Worten/ und Thraͤnen ſchein-
bar ſpuͤhren lieſſen. Nach dem nun beſagter
ungluͤckſeeliger Zufall unſern Abelard untuͤchtig
gemacht/ ſeiner Liebſten Heloiſſe nach voriger
Arth kuͤnftig beyzuwohnen/ ſo entdeckte er der-
ſelben/ den unvollkommenen Zuſtand ſeines Lei-
bes/ ſo dann nach Vergieſſung tauſend Thraͤnen/
endlich ihr Gemuͤthe/ als ein gelehrtes Weib
weißlich beſtillete/ und ſich voͤllig als Nonne zu
Argenteil einkleiden ließ/ Abelard aber in den
Kloſter des H. Dioniſ. die Muͤnchs Kappe gleich
falls anlegte. Den elenden Zuſtandt/ darein
Abelard in beſagtem Kloſter/ wegen eines geiſt-
lichen Streites/ dazu er wegen ſeines hitzigen Ge-
muͤthes ſehr geneigt war/ in kurtzen gerieth/ were
zuverdrießlich hier ausfuͤhrlich zu erzehlen. Die
Geiſtlichkeit erhub ſich ingeſambt wider ihn/ al-
ſo daß er aus Furcht auch in des damahligen Koͤ-
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