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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Peter Abelards und Heloissen.
Compelense sein Lehr-Ampt vertrauet hatte/
es ihm willig überließ/ und sein Zuhörer ward.
Welches ihn dann wiederumb bey seinen Wie-
derwertigen so grossen Neid verursachete/ daß er
sich mit seinem Anhange aus Paris/ und nach
Melun verfügen muste. Nach dem nun vorge-
dachter Compelense Bischof zu Chalon er-
wehlet worden/ und auch daselbst Abelarden zu
drucken begunte/ so wendete er sich aber mahls zu
rücke nach Paris/ doch nur in die Vorstadt/ weil
sein voriger Lehr-Platz schon von einem andern
eingenommen war. Compelense treibet end-
lich auch aldar Abelarden auf/ und nöthigt Jhn
sich als ein Schüller in die Aufsicht Anselmes
eines berühmten Schrifftgelehrtens zu begeben;
Aber dieses Werck bleibet nicht lange in seinem
Stande und dieser hochmütige Schüler begunte
endlich seinem Meister zu Kopfe zu wachsen/ und
ihn von seiner Stelle zu dringen/ welcher Hoch-
muth dann eine gefährliche Rache abgab. Jn
dem nun Abelard in seinem Qrte Meister spielete/
und sein Nahme in aller Mund und Hertzen war/
er auch sich albereit vor unvergleichlich zu halten
anfieng/ begab es sich/ daß ein Thum-Herr/ mit
Nahmen Folbert, eine junge Vetterin aus dem
fürnehmen Hause Mommoranci in Latein und
andern Wissenschaften ziemlich erfahren/ bey sich
hatte/ und unsern berühmten Abelard dieser Jgf.

in
K

Peter Abelards und Heloiſſen.
Compelenſe ſein Lehr-Ampt vertrauet hatte/
es ihm willig uͤberließ/ und ſein Zuhoͤrer ward.
Welches ihn dann wiederumb bey ſeinen Wie-
derwertigen ſo groſſen Neid verurſachete/ daß er
ſich mit ſeinem Anhange aus Paris/ und nach
Melun verfuͤgen muſte. Nach dem nun vorge-
dachter Compelenſe Biſchof zu Chalon er-
wehlet worden/ und auch daſelbſt Abelarden zu
drucken begunte/ ſo wendete er ſich aber mahls zu
ruͤcke nach Paris/ doch nur in die Vorſtadt/ weil
ſein voriger Lehr-Platz ſchon von einem andern
eingenommen war. Compelenſe treibet end-
lich auch aldar Abelarden auf/ und noͤthigt Jhn
ſich als ein Schuͤller in die Aufſicht Anſelmes
eines beruͤhmten Schrifftgelehrtens zu begeben;
Aber dieſes Werck bleibet nicht lange in ſeinem
Stande und dieſer hochmuͤtige Schuͤler begunte
endlich ſeinem Meiſter zu Kopfe zu wachſen/ und
ihn von ſeiner Stelle zu dringen/ welcher Hoch-
muth dann eine gefaͤhrliche Rache abgab. Jn
dem nun Abelard in ſeinem Qrte Meiſter ſpielete/
und ſein Nahme in aller Mund uñ Hertzen war/
er auch ſich albereit vor unvergleichlich zu halten
anfieng/ begab es ſich/ daß ein Thum-Herr/ mit
Nahmen Folbert, eine junge Vetterin aus dem
fuͤrnehmen Hauſe Mommoranci in Latein und
andern Wiſſenſchaften ziemlich erfahren/ bey ſich
hatte/ und unſern beruͤhmten Abelard dieſer Jgf.

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[145/0569] Peter Abelards und Heloiſſen. Compelenſe ſein Lehr-Ampt vertrauet hatte/ es ihm willig uͤberließ/ und ſein Zuhoͤrer ward. Welches ihn dann wiederumb bey ſeinen Wie- derwertigen ſo groſſen Neid verurſachete/ daß er ſich mit ſeinem Anhange aus Paris/ und nach Melun verfuͤgen muſte. Nach dem nun vorge- dachter Compelenſe Biſchof zu Chalon er- wehlet worden/ und auch daſelbſt Abelarden zu drucken begunte/ ſo wendete er ſich aber mahls zu ruͤcke nach Paris/ doch nur in die Vorſtadt/ weil ſein voriger Lehr-Platz ſchon von einem andern eingenommen war. Compelenſe treibet end- lich auch aldar Abelarden auf/ und noͤthigt Jhn ſich als ein Schuͤller in die Aufſicht Anſelmes eines beruͤhmten Schrifftgelehrtens zu begeben; Aber dieſes Werck bleibet nicht lange in ſeinem Stande und dieſer hochmuͤtige Schuͤler begunte endlich ſeinem Meiſter zu Kopfe zu wachſen/ und ihn von ſeiner Stelle zu dringen/ welcher Hoch- muth dann eine gefaͤhrliche Rache abgab. Jn dem nun Abelard in ſeinem Qrte Meiſter ſpielete/ und ſein Nahme in aller Mund uñ Hertzen war/ er auch ſich albereit vor unvergleichlich zu halten anfieng/ begab es ſich/ daß ein Thum-Herr/ mit Nahmen Folbert, eine junge Vetterin aus dem fuͤrnehmen Hauſe Mommoranci in Latein und andern Wiſſenſchaften ziemlich erfahren/ bey ſich hatte/ und unſern beruͤhmten Abelard dieſer Jgf. in K

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/569>, abgerufen am 12.05.2024.