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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe zwischen Graf Holdenreich
Der Drache so bisher so edlen Schatz besessen/
Und dich bey Lebens Zeit zur Leiche hat gemacht/
Wird billich durch den Zahn des Todes aufgefressen/
Und was noch übrig ist in einen Sarg gebracht.
Denn wer nicht deinen Mund in Anmuth weiß zuküs-
sen/
Und ohne volle Hand aus deinen Garten kehrt/
Ja keine Bluhme dir vom Stocke hat gerissen/
Der ist wie mich bedeucht nicht seiner Seele werth.
Wer deinen Bisem nicht weiß kräfftig zuvertragen/
Dem nicht das Zuckerbrodt auf deinen Lippen schmeckt/
Und deinen Ohren nichts/ was kützlich ist/ kan sagen/
Dem muß sein Fehler seyn mit Erde zugedeckt.
Was acht' ich/ was man wird von dieser Sache mel-
den/
Und was der Urteles Tisch des Pöbels sagen kan?
Jch bin gewislich nicht der erste von dem Helden/
Der durch der Liebe Trieb hat einen Streich gethan.
Ein flammenreicher Blick der schönen Adelheide/
Der/ ausser ihren Mann auch Todten auferweckt/
Jagt durch verdeckte Kraft das Schwerd aus seiner
Scheide/
Und hätt' es mir die Hand der Riesen eingesteckt.
Jch stieg auf dein Befehl in eine Löwinhöle/
Und auf der Drachen Kopf entblöst ich meinen Fuß/
Jch lieffe dir dahin/ wo die verdammte Seele/
(Bin ich es doch gewohnt) in Feuer leiden muß.
Jch stieß in heisses Bley die stets getreuen Hände/
Jch machte sonder Schiff mich auf das wilde Meer/

Jch

Liebe zwiſchen Graf Holdenreich
Der Drache ſo bisher ſo edlen Schatz beſeſſen/
Und dich bey Lebens Zeit zur Leiche hat gemacht/
Wird billich durch den Zahn des Todes aufgefreſſen/
Und was noch uͤbrig iſt in einen Sarg gebracht.
Denn wer nicht deinen Mund in Anmuth weiß zukuͤſ-
ſen/
Und ohne volle Hand aus deinen Garten kehrt/
Ja keine Bluhme dir vom Stocke hat geriſſen/
Der iſt wie mich bedeucht nicht ſeiner Seele werth.
Wer deinen Biſem nicht weiß kraͤfftig zuvertragen/
Dem nicht das Zuckerbrodt auf deinen Lippen ſchmeckt/
Und deinen Ohren nichts/ was kuͤtzlich iſt/ kan ſagen/
Dem muß ſein Fehler ſeyn mit Erde zugedeckt.
Was acht’ ich/ was man wird von dieſer Sache mel-
den/
Und was der Urteles Tiſch des Poͤbels ſagen kan?
Jch bin gewislich nicht der erſte von dem Helden/
Der durch der Liebe Trieb hat einen Streich gethan.
Ein flammenreicher Blick der ſchoͤnen Adelheide/
Der/ auſſer ihren Mann auch Todten auferweckt/
Jagt durch verdeckte Kraft das Schwerd aus ſeiner
Scheide/
Und haͤtt’ es mir die Hand der Rieſen eingeſteckt.
Jch ſtieg auf dein Befehl in eine Loͤwinhoͤle/
Und auf der Drachen Kopf entbloͤſt ich meinen Fuß/
Jch lieffe dir dahin/ wo die verdammte Seele/
(Bin ich es doch gewohnt) in Feuer leiden muß.
Jch ſtieß in heiſſes Bley die ſtets getreuen Haͤnde/
Jch machte ſonder Schiff mich auf das wilde Meer/

Jch
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[142/0566] Liebe zwiſchen Graf Holdenreich Der Drache ſo bisher ſo edlen Schatz beſeſſen/ Und dich bey Lebens Zeit zur Leiche hat gemacht/ Wird billich durch den Zahn des Todes aufgefreſſen/ Und was noch uͤbrig iſt in einen Sarg gebracht. Denn wer nicht deinen Mund in Anmuth weiß zukuͤſ- ſen/ Und ohne volle Hand aus deinen Garten kehrt/ Ja keine Bluhme dir vom Stocke hat geriſſen/ Der iſt wie mich bedeucht nicht ſeiner Seele werth. Wer deinen Biſem nicht weiß kraͤfftig zuvertragen/ Dem nicht das Zuckerbrodt auf deinen Lippen ſchmeckt/ Und deinen Ohren nichts/ was kuͤtzlich iſt/ kan ſagen/ Dem muß ſein Fehler ſeyn mit Erde zugedeckt. Was acht’ ich/ was man wird von dieſer Sache mel- den/ Und was der Urteles Tiſch des Poͤbels ſagen kan? Jch bin gewislich nicht der erſte von dem Helden/ Der durch der Liebe Trieb hat einen Streich gethan. Ein flammenreicher Blick der ſchoͤnen Adelheide/ Der/ auſſer ihren Mann auch Todten auferweckt/ Jagt durch verdeckte Kraft das Schwerd aus ſeiner Scheide/ Und haͤtt’ es mir die Hand der Rieſen eingeſteckt. Jch ſtieg auf dein Befehl in eine Loͤwinhoͤle/ Und auf der Drachen Kopf entbloͤſt ich meinen Fuß/ Jch lieffe dir dahin/ wo die verdammte Seele/ (Bin ich es doch gewohnt) in Feuer leiden muß. Jch ſtieß in heiſſes Bley die ſtets getreuen Haͤnde/ Jch machte ſonder Schiff mich auf das wilde Meer/ Jch

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/566>, abgerufen am 13.05.2024.