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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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und Adelind. Gr. Friedeb. Gemahlin.
lich beweinet. Wenig Monathe hernach ver-
rieth sich die Unthat selber/ denn ehe ein Jahr ver-
bey/ werden Holdenreich und Adelheide mit ein-
ander vermählet. Wiewohl nun nach ange-
strengter Klage für dem damahls regierenden
Keyser der Graf im Stift Magdeburg gefangen
genommen/ und auf einem festen Schlosse länger als
zwey Jahr in Verhafftung gehalten worden ist/
so hat er doch endlich/ als er ihm durch gewisse ver-
traute Personen etliche flüchtige Pferde an einem
Ufer bestellet/ durch kühnen Sprung von einem
hohen Gebäude in den verüberflüssenden Strom
sich des Gefängnüsses entlediget. Es hat nach-
mals vielgedachter Grafe dieser Ursachen halber
den Zunahmen des Springers überkommen/ die
Sache ist durch Vergleich hingeleget worden/
und auß der so übel angefangenen Ehe sind unter-
schiedene grosse Leute entsprossen. Also sind die
Gerichte Gottes unerforschlich/ und nicht selten
wird ein glückseeliges Laster/ den Tugenden an
die Seite geleget/ und Gifft wird vielmahl
uns zu Artzneyen.



Ade-
J 4

und Adelind. Gr. Friedeb. Gemahlin.
lich beweinet. Wenig Monathe hernach ver-
rieth ſich die Unthat ſelber/ denn ehe ein Jahr ver-
bey/ werden Holdenreich und Adelheide mit ein-
ander vermaͤhlet. Wiewohl nun nach ange-
ſtrengter Klage fuͤr dem damahls regierenden
Keyſer der Graf im Stift Magdeburg gefangen
genom̃en/ uñ auf einem feſten Schloſſe laͤnger als
zwey Jahr in Verhafftung gehalten worden iſt/
ſo hat er doch endlich/ als er ihm durch gewiſſe ver-
traute Perſonen etliche fluͤchtige Pferde an einem
Ufer beſtellet/ durch kuͤhnen Sprung von einem
hohen Gebaͤude in den veruͤberfluͤſſenden Strom
ſich des Gefaͤngnuͤſſes entlediget. Es hat nach-
mals vielgedachter Grafe dieſer Urſachen halber
den Zunahmen des Springers uͤberkommen/ die
Sache iſt durch Vergleich hingeleget worden/
und auß der ſo uͤbel angefangenen Ehe ſind unter-
ſchiedene groſſe Leute entſproſſen. Alſo ſind die
Gerichte Gottes unerforſchlich/ und nicht ſelten
wird ein gluͤckſeeliges Laſter/ den Tugenden an
die Seite geleget/ und Gifft wird vielmahl
uns zu Artzneyen.



Ade-
J 4
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[135/0559] und Adelind. Gr. Friedeb. Gemahlin. lich beweinet. Wenig Monathe hernach ver- rieth ſich die Unthat ſelber/ denn ehe ein Jahr ver- bey/ werden Holdenreich und Adelheide mit ein- ander vermaͤhlet. Wiewohl nun nach ange- ſtrengter Klage fuͤr dem damahls regierenden Keyſer der Graf im Stift Magdeburg gefangen genom̃en/ uñ auf einem feſten Schloſſe laͤnger als zwey Jahr in Verhafftung gehalten worden iſt/ ſo hat er doch endlich/ als er ihm durch gewiſſe ver- traute Perſonen etliche fluͤchtige Pferde an einem Ufer beſtellet/ durch kuͤhnen Sprung von einem hohen Gebaͤude in den veruͤberfluͤſſenden Strom ſich des Gefaͤngnuͤſſes entlediget. Es hat nach- mals vielgedachter Grafe dieſer Urſachen halber den Zunahmen des Springers uͤberkommen/ die Sache iſt durch Vergleich hingeleget worden/ und auß der ſo uͤbel angefangenen Ehe ſind unter- ſchiedene groſſe Leute entſproſſen. Alſo ſind die Gerichte Gottes unerforſchlich/ und nicht ſelten wird ein gluͤckſeeliges Laſter/ den Tugenden an die Seite geleget/ und Gifft wird vielmahl uns zu Artzneyen. Ade- J 4

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/559>, abgerufen am 13.05.2024.