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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe zwischen Graf Holdenreich
Anschlag/ reitet auff bestimten Tag/ gepflogener
Abrede noch in das Holtz nechst dem Schlosse/ und
läst sich mit Horn und Hunden weidlich hören.
Die listige Adelinde hatte gleich auf selbige Zeit
ihrem Gemahl ein kostbar Wannenbad zuge-
richtet/ und ließ seiner/ dem schein nach/ wohl da-
rinnen pflegen. So bald nu obgedachtes Jage-
zeichen erschollen/ läufft sie eyfrig in das Bad/ mit
vermelden/ das andere ihm in sein Gehäge kämen/
er müste solchen Frevel zu Erhaltung seiner Würde
bald abstraffen; Liß sich auch benebenst verlau-
ten/ es würde zweifels ohne Graf Holdenreich seyn/
deme er sonderlich/ weil es nicht das erstemahl
wehre/ solches nicht gestatten solte. Der Graf
Friedebald läst sich diese Worte schleunig bereden/
fähret damit auf/ wirfft eilends einen Mantel ü-
ber das Bade Hembde/ sitzt ungewapfnet zu Pfer-
de/ diesen kühnen Jäger entgegen. So bald er
des Grafen ansichtig wird/ straft er ihn mit Worten
etwas harte/ dieser aber schreitet weiter/ und schiebet
dem alten Grafen einen Schweinspieß durch den
Leib/ das er zu Boden fället/ und seinen Geist auf-
giebet. Weil sich Graf Holdenreich auf die
Seiten machet/ wird des entleibten Leiche nach
dem Schlosse geführet/ und von der Gemahlin/
daß Ehebruch und Mord durch Betrug/ (drey
schöne Tugenden) versiegelt sein möchte/ bitter-

lich

Liebe zwiſchen Graf Holdenreich
Anſchlag/ reitet auff beſtimten Tag/ gepflogener
Abrede noch in das Holtz nechſt dem Schloſſe/ und
laͤſt ſich mit Horn und Hunden weidlich hoͤren.
Die liſtige Adelinde hatte gleich auf ſelbige Zeit
ihrem Gemahl ein koſtbar Wannenbad zuge-
richtet/ und ließ ſeiner/ dem ſchein nach/ wohl da-
rinnen pflegen. So bald nu obgedachtes Jage-
zeichen erſchollen/ laͤufft ſie eyfrig in das Bad/ mit
vermelden/ das andere ihm in ſein Gehaͤge kaͤmen/
er muͤſte ſolchẽ Frevel zu Erhaltung ſeiner Wuͤrde
bald abſtraffen; Liß ſich auch benebenſt verlau-
tẽ/ es wuͤrde zweifels ohne Graf Holdenreich ſeyn/
deme er ſonderlich/ weil es nicht das erſtemahl
wehre/ ſolches nicht geſtatten ſolte. Der Graf
Friedebald laͤſt ſich dieſe Worte ſchleunig bereden/
faͤhret damit auf/ wirfft eilends einen Mantel uͤ-
ber das Bade Hembde/ ſitzt ungewapfnet zu Pfer-
de/ dieſen kuͤhnen Jaͤger entgegen. So bald er
des Grafen anſichtig wird/ ſtraft er ihn mit Wortẽ
etwas harte/ dieſer aber ſchreitet weiter/ uñ ſchiebet
dem alten Grafen einen Schweinſpieß durch den
Leib/ das er zu Boden faͤllet/ und ſeinen Geiſt auf-
giebet. Weil ſich Graf Holdenreich auf die
Seiten machet/ wird des entleibten Leiche nach
dem Schloſſe gefuͤhret/ und von der Gemahlin/
daß Ehebruch und Mord durch Betrug/ (drey
ſchoͤne Tugenden) verſiegelt ſein moͤchte/ bitter-

lich
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[134/0558] Liebe zwiſchen Graf Holdenreich Anſchlag/ reitet auff beſtimten Tag/ gepflogener Abrede noch in das Holtz nechſt dem Schloſſe/ und laͤſt ſich mit Horn und Hunden weidlich hoͤren. Die liſtige Adelinde hatte gleich auf ſelbige Zeit ihrem Gemahl ein koſtbar Wannenbad zuge- richtet/ und ließ ſeiner/ dem ſchein nach/ wohl da- rinnen pflegen. So bald nu obgedachtes Jage- zeichen erſchollen/ laͤufft ſie eyfrig in das Bad/ mit vermelden/ das andere ihm in ſein Gehaͤge kaͤmen/ er muͤſte ſolchẽ Frevel zu Erhaltung ſeiner Wuͤrde bald abſtraffen; Liß ſich auch benebenſt verlau- tẽ/ es wuͤrde zweifels ohne Graf Holdenreich ſeyn/ deme er ſonderlich/ weil es nicht das erſtemahl wehre/ ſolches nicht geſtatten ſolte. Der Graf Friedebald laͤſt ſich dieſe Worte ſchleunig bereden/ faͤhret damit auf/ wirfft eilends einen Mantel uͤ- ber das Bade Hembde/ ſitzt ungewapfnet zu Pfer- de/ dieſen kuͤhnen Jaͤger entgegen. So bald er des Grafen anſichtig wird/ ſtraft er ihn mit Wortẽ etwas harte/ dieſer aber ſchreitet weiter/ uñ ſchiebet dem alten Grafen einen Schweinſpieß durch den Leib/ das er zu Boden faͤllet/ und ſeinen Geiſt auf- giebet. Weil ſich Graf Holdenreich auf die Seiten machet/ wird des entleibten Leiche nach dem Schloſſe gefuͤhret/ und von der Gemahlin/ daß Ehebruch und Mord durch Betrug/ (drey ſchoͤne Tugenden) verſiegelt ſein moͤchte/ bitter- lich

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/558>, abgerufen am 13.05.2024.