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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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und Agnes Bernin.
Hier ruht die Reinligkeit/ die noch kein Dunst beflecket/
Und dieses/ was zuvor die Felsen hat bewegt.
Von ihrer Todes Arth ist hier kein Wort zulesen/
Du weist es ohne mich die Welt ist voll Gefahr/
Ach weine/ weil sie mehr als Englisch ist gewesen/
Daß bey den Menschen sie fast mehr als sterblich war.
Nun Agnes dieses soll auf deinen Leichstein schreiben/
Der einen heissen Kuß dir in Gedancken gibt/
Man kan zwar meinen Leib von deiner Seele treiben/
Doch mein Gemüthe nicht/ so dich auch ewig liebt.
Jn meinem Geiste kan dein Bildniß nicht verderben/
Hier soll es wohl verwahrt in hohen Ehren stehn/
Und kan mein Hertze nicht mit deinem Hertzen ster-
ben/
So laß doch meine Hand mit dir zu Grabe gehn.



Liebe
Zwischen Graf Holdenreich
und
Adelinden
Graf Friedebalds Gemahlin.

DAfern etwan diese Blut-traurige Ge-
schichte iemanden zu untugendhaft schei-
net sich unter der Rey etlich rühmlich

ver-
J 2

und Agnes Bernin.
Hier ruht die Reinligkeit/ die noch kein Dunſt beflecket/
Und dieſes/ was zuvor die Felſen hat bewegt.
Von ihrer Todes Arth iſt hier kein Wort zuleſen/
Du weiſt es ohne mich die Welt iſt voll Gefahr/
Ach weine/ weil ſie mehr als Engliſch iſt geweſen/
Daß bey den Menſchen ſie faſt mehr als ſterblich war.
Nun Agnes dieſes ſoll auf deinen Leichſtein ſchreiben/
Der einen heiſſen Kuß dir in Gedancken gibt/
Man kan zwar meinen Leib von deiner Seele treiben/
Doch mein Gemuͤthe nicht/ ſo dich auch ewig liebt.
Jn meinem Geiſte kan dein Bildniß nicht verderben/
Hier ſoll es wohl verwahrt in hohen Ehren ſtehn/
Und kan mein Hertze nicht mit deinem Hertzen ſter-
ben/
So laß doch meine Hand mit dir zu Grabe gehn.



Liebe
Zwiſchen Graf Holdenreich
und
Adelinden
Graf Friedebalds Gemahlin.

DAfern etwan dieſe Blut-traurige Ge-
ſchichte iemanden zu untugendhaft ſchei-
net ſich unter der Rey etlich ruͤhmlich

ver-
J 2
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[131/0555] und Agnes Bernin. Hier ruht die Reinligkeit/ die noch kein Dunſt beflecket/ Und dieſes/ was zuvor die Felſen hat bewegt. Von ihrer Todes Arth iſt hier kein Wort zuleſen/ Du weiſt es ohne mich die Welt iſt voll Gefahr/ Ach weine/ weil ſie mehr als Engliſch iſt geweſen/ Daß bey den Menſchen ſie faſt mehr als ſterblich war. Nun Agnes dieſes ſoll auf deinen Leichſtein ſchreiben/ Der einen heiſſen Kuß dir in Gedancken gibt/ Man kan zwar meinen Leib von deiner Seele treiben/ Doch mein Gemuͤthe nicht/ ſo dich auch ewig liebt. Jn meinem Geiſte kan dein Bildniß nicht verderben/ Hier ſoll es wohl verwahrt in hohen Ehren ſtehn/ Und kan mein Hertze nicht mit deinem Hertzen ſter- ben/ So laß doch meine Hand mit dir zu Grabe gehn. Liebe Zwiſchen Graf Holdenreich und Adelinden Graf Friedebalds Gemahlin. DAfern etwan dieſe Blut-traurige Ge- ſchichte iemanden zu untugendhaft ſchei- net ſich unter der Rey etlich ruͤhmlich ver- J 2

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/555>, abgerufen am 13.05.2024.