Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Liebe zwischen Graf Holdenreich verliebten finden zulassen/ der wisse/ das ich mitFleiß allerhand Gemüther allhier einführen wol- len/ desto mehr Gelegenheit zuhaben auf unter- schiedene Arten meine Gedancken und Erfin- dungen zuverändern. Die schöne Rose ist nicht unwerther ob etwan eine brennende Nessel unter ihrem Strauch herfürschüsset/ und der edele Wei- tze wird nicht getadelt/ ob sich schon ein und das an- dere Unkraut neben ihm zeigen will. Dafern nun in der Welt so wohl gute als böse bleiben müssen/ und derer übeles verhalten jener Tugend nicht beflecken können/ so wird man ja auch einen und den andern Missethäter in diesem kurtzen Begrif- fe verliebter Geschichte und Briefe leicht vertra- gen. Kürtzlich: ich habe mit der Liebe hier und nicht mit den scharfen Sitten-Regeln zuthun/ und ich finde die Feder so bald unter der Dornhecke/ als unter den Lilgenstängel. Wer aber Geist- liges von mir begehret/ der soll es auch haben/ gibt mir Gott Leben und Gesundheit/ itzt aber schreibe ich nach Eigenschafft dessen/ was ich unter der Hand habe/ und entschuldige mich nicht weiter. Adelinde ward mit belieben der ihrigen in zarter Jugend Graf Fridebald einem alten/ wie es schien/ etwas verdrieslichen/ und so viel es die verlebten Kräfften verliehen/ der Jagt sehr ergebenen Her- ren vermählet. Die Gemüther wolten wegen unglei-
Liebe zwiſchen Graf Holdenreich verliebten finden zulaſſen/ der wiſſe/ das ich mitFleiß allerhand Gemuͤther allhier einfuͤhren wol- len/ deſto mehr Gelegenheit zuhaben auf unter- ſchiedene Arten meine Gedancken und Erfin- dungen zuveraͤndern. Die ſchoͤne Roſe iſt nicht unwerther ob etwan eine brennende Neſſel unter ihrem Strauch herfuͤrſchuͤſſet/ und der edele Wei- tze wird nicht getadelt/ ob ſich ſchon ein und das an- dere Unkraut neben ihm zeigen will. Dafern nun in der Welt ſo wohl gute als boͤſe bleiben muͤſſen/ und derer uͤbeles verhalten jener Tugend nicht beflecken koͤnnen/ ſo wird man ja auch einen und den andern Miſſethaͤter in dieſem kurtzen Begrif- fe verliebter Geſchichte und Briefe leicht vertra- gen. Kuͤrtzlich: ich habe mit der Liebe hier und nicht mit den ſcharfen Sitten-Regeln zuthun/ und ich finde die Feder ſo bald unter der Dornhecke/ als unter den Lilgenſtaͤngel. Wer aber Geiſt- liges von mir begehret/ der ſoll es auch haben/ gibt mir Gott Leben und Geſundheit/ itzt aber ſchreibe ich nach Eigenſchafft deſſen/ was ich unter der Hand habe/ und entſchuldige mich nicht weiter. Adelinde ward mit belieben der ihrigen in zarter Jugend Graf Fridebald einem alten/ wie es ſchien/ etwas verdrieslichen/ und ſo viel es die verlebten Kraͤfften verliehen/ der Jagt ſehr ergebenen Her- ren vermaͤhlet. Die Gemuͤther wolten wegen unglei-
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Liebe zwiſchen Graf Holdenreich
verliebten finden zulaſſen/ der wiſſe/ das ich mit
Fleiß allerhand Gemuͤther allhier einfuͤhren wol-
len/ deſto mehr Gelegenheit zuhaben auf unter-
ſchiedene Arten meine Gedancken und Erfin-
dungen zuveraͤndern. Die ſchoͤne Roſe iſt nicht
unwerther ob etwan eine brennende Neſſel unter
ihrem Strauch herfuͤrſchuͤſſet/ und der edele Wei-
tze wird nicht getadelt/ ob ſich ſchon ein und das an-
dere Unkraut neben ihm zeigen will. Dafern nun
in der Welt ſo wohl gute als boͤſe bleiben muͤſſen/
und derer uͤbeles verhalten jener Tugend nicht
beflecken koͤnnen/ ſo wird man ja auch einen und
den andern Miſſethaͤter in dieſem kurtzen Begrif-
fe verliebter Geſchichte und Briefe leicht vertra-
gen. Kuͤrtzlich: ich habe mit der Liebe hier und
nicht mit den ſcharfen Sitten-Regeln zuthun/ und
ich finde die Feder ſo bald unter der Dornhecke/
als unter den Lilgenſtaͤngel. Wer aber Geiſt-
liges von mir begehret/ der ſoll es auch haben/ gibt
mir Gott Leben und Geſundheit/ itzt aber ſchreibe
ich nach Eigenſchafft deſſen/ was ich unter der
Hand habe/ und entſchuldige mich nicht weiter.
Adelinde ward mit belieben der ihrigen in zarter
Jugend Graf Fridebald einem alten/ wie es ſchien/
etwas verdrieslichen/ und ſo viel es die verlebten
Kraͤfften verliehen/ der Jagt ſehr ergebenen Her-
ren vermaͤhlet. Die Gemuͤther wolten wegen
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Zitationshilfe: | Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/556>, abgerufen am 16.07.2024. |