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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe zwischen Hertzog Tibald
Jch weiß es was es sey/ was aber hilft das Wissen?
Welch Kluger hat sich klug bey Liebes Brunst erzeigt?
Dann wenn man diese Gluth im Hertzen will ver-
schlüssen/
So spührt man/ daß sie uns in das Gesichte steigt.
Sie dolmetscht unvermerckt bey Freunden/ Weib und
Kinde/
Sie steckt oft auf ein Wort die hohe Blut Fahn aus/
Wer ist auf dieser Welt der ihre Kräfften binde?
Sie steiget auf das Dach/ verbeut man ihr das Hauß.
Es gehe wie es will/ ich weiß dich nicht zuhassen/
Und noch zur Zeit ist Uns der Himmel wolgeneigt/
Man sagt von deinem Todt allhier auf allen Gassen/
So der Gemahlin auch genug zu Hertzen steigt.
Es hat mein gantzer Hoff den Purpur hingeleget/
Man klagt/ daß die von Hort itzt fault in schwartzer
Gruft/
Und durch die Priesterschaft wird dieses Land beweget/
Daß iederman vor dich zu dem Erlöser rufft.
Die Glocken klingen scharf/ man fragt: wer ist gestor-
ben?
Die Antwort folgt darauff: Des Hofes Zierd und
Pracht;
Du hast bey vielen dir ein solches Lob erworben/
So dich zur Heiligen und mich zum Ketzer macht.
Ein ieder schwatzet itzt von deiner Art zuschertzen/
Die durch ein süsses Gift den Hertzog selber fing/
Der als dein Opferknecht verknüpft mit Hand und
Hertzen/
Mit süssem Weirauch dir gebückt entgegen ging.

Man

Liebe zwiſchen Hertzog Tibald
Jch weiß es was es ſey/ was aber hilft das Wiſſen?
Welch Kluger hat ſich klug bey Liebes Brunſt erzeigt?
Dann wenn man dieſe Gluth im Hertzen will ver-
ſchluͤſſen/
So ſpuͤhrt man/ daß ſie uns in das Geſichte ſteigt.
Sie dolmetſcht unvermerckt bey Freunden/ Weib und
Kinde/
Sie ſteckt oft auf ein Wort die hohe Blut Fahn aus/
Wer iſt auf dieſer Welt der ihre Kraͤfften binde?
Sie ſteiget auf das Dach/ verbeut man ihr das Hauß.
Es gehe wie es will/ ich weiß dich nicht zuhaſſen/
Und noch zur Zeit iſt Uns der Himmel wolgeneigt/
Man ſagt von deinem Todt allhier auf allen Gaſſen/
So der Gemahlin auch genug zu Hertzen ſteigt.
Es hat mein gantzer Hoff den Purpur hingeleget/
Man klagt/ daß die von Hort itzt fault in ſchwartzer
Gruft/
Und durch die Prieſterſchaft wird dieſes Land beweget/
Daß iederman vor dich zu dem Erloͤſer rufft.
Die Glocken klingen ſcharf/ man fragt: wer iſt geſtor-
ben?
Die Antwort folgt darauff: Des Hofes Zierd und
Pracht;
Du haſt bey vielen dir ein ſolches Lob erworben/
So dich zur Heiligen und mich zum Ketzer macht.
Ein ieder ſchwatzet itzt von deiner Art zuſchertzen/
Die durch ein ſuͤſſes Gift den Hertzog ſelber fing/
Der als dein Opferknecht verknuͤpft mit Hand und
Hertzen/
Mit ſuͤſſem Weirauch dir gebuͤckt entgegen ging.

Man
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[116/0540] Liebe zwiſchen Hertzog Tibald Jch weiß es was es ſey/ was aber hilft das Wiſſen? Welch Kluger hat ſich klug bey Liebes Brunſt erzeigt? Dann wenn man dieſe Gluth im Hertzen will ver- ſchluͤſſen/ So ſpuͤhrt man/ daß ſie uns in das Geſichte ſteigt. Sie dolmetſcht unvermerckt bey Freunden/ Weib und Kinde/ Sie ſteckt oft auf ein Wort die hohe Blut Fahn aus/ Wer iſt auf dieſer Welt der ihre Kraͤfften binde? Sie ſteiget auf das Dach/ verbeut man ihr das Hauß. Es gehe wie es will/ ich weiß dich nicht zuhaſſen/ Und noch zur Zeit iſt Uns der Himmel wolgeneigt/ Man ſagt von deinem Todt allhier auf allen Gaſſen/ So der Gemahlin auch genug zu Hertzen ſteigt. Es hat mein gantzer Hoff den Purpur hingeleget/ Man klagt/ daß die von Hort itzt fault in ſchwartzer Gruft/ Und durch die Prieſterſchaft wird dieſes Land beweget/ Daß iederman vor dich zu dem Erloͤſer rufft. Die Glocken klingen ſcharf/ man fragt: wer iſt geſtor- ben? Die Antwort folgt darauff: Des Hofes Zierd und Pracht; Du haſt bey vielen dir ein ſolches Lob erworben/ So dich zur Heiligen und mich zum Ketzer macht. Ein ieder ſchwatzet itzt von deiner Art zuſchertzen/ Die durch ein ſuͤſſes Gift den Hertzog ſelber fing/ Der als dein Opferknecht verknuͤpft mit Hand und Hertzen/ Mit ſuͤſſem Weirauch dir gebuͤckt entgegen ging. Man

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/540>, abgerufen am 10.05.2024.