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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe
Zwischen Hertzog Tugenand
und
Zuchtheiminen.

HErtzog Tugenand ein Herr wegen gutes
Gemüthes und Schönheit des Leibes
bey männiglich berühmt/ hielt sich eine
ziemliche Zeit zu Keysersburg auf. Mir ist un-
wissende/ durch was vor Gelegenheit er/ unter
andern einer schönen jungen Geschlechterin/ mit
Nahmen Zuchtheimine/ ansichtig war/ und in selb-
te/ als bey welcher der Grundt der Tugend der
Jugend Annehmligkeit nicht wenig vergrösserte/
sich dermassen verliebete/ daß er ihm ohne sie
Augspurg zuverlassen nicht wohl getrauete. Auf
andere Arth als durch zuvorhergehendes Ehever-
bündnüß dieser Schönheit theilhafftig zuwerden/
ließ die Eigenschafft dieses grossen Herrns/ und
der erbahre Wandel des berühmten ehrlie-
benden Geschlechtes nicht wol zu. Weßwegen
er dann auch ordentlich umb sie anhielt. Wie-
wohl nun theils bey der jungen Tochter/ theils bey
deroselben lieben Eltern/ dieses unversehene An-
suchen allerhand Verdacht nach sich zog/ so erfolge-

te


Liebe
Zwiſchen Hertzog Tugenand
und
Zuchtheiminen.

HErtzog Tugenand ein Herr wegen gutes
Gemuͤthes und Schoͤnheit des Leibes
bey maͤnniglich beruͤhmt/ hielt ſich eine
ziemliche Zeit zu Keyſersburg auf. Mir iſt un-
wiſſende/ durch was vor Gelegenheit er/ unter
andern einer ſchoͤnen jungen Geſchlechterin/ mit
Nahmen Zuchtheimine/ anſichtig war/ und in ſelb-
te/ als bey welcher der Grundt der Tugend der
Jugend Annehmligkeit nicht wenig vergroͤſſerte/
ſich dermaſſen verliebete/ daß er ihm ohne ſie
Augſpurg zuverlaſſen nicht wohl getrauete. Auf
andere Arth als durch zuvorhergehendes Ehever-
buͤndnuͤß dieſer Schoͤnheit theilhafftig zuwerden/
ließ die Eigenſchafft dieſes groſſen Herrns/ und
der erbahre Wandel des beruͤhmten ehrlie-
benden Geſchlechtes nicht wol zu. Weßwegen
er dann auch ordentlich umb ſie anhielt. Wie-
wohl nun theils bey der jungen Tochter/ theils bey
deroſelben lieben Eltern/ dieſes unverſehene An-
ſuchen allerhand Verdacht nach ſich zog/ ſo erfolge-

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[91/0515] Liebe Zwiſchen Hertzog Tugenand und Zuchtheiminen. HErtzog Tugenand ein Herr wegen gutes Gemuͤthes und Schoͤnheit des Leibes bey maͤnniglich beruͤhmt/ hielt ſich eine ziemliche Zeit zu Keyſersburg auf. Mir iſt un- wiſſende/ durch was vor Gelegenheit er/ unter andern einer ſchoͤnen jungen Geſchlechterin/ mit Nahmen Zuchtheimine/ anſichtig war/ und in ſelb- te/ als bey welcher der Grundt der Tugend der Jugend Annehmligkeit nicht wenig vergroͤſſerte/ ſich dermaſſen verliebete/ daß er ihm ohne ſie Augſpurg zuverlaſſen nicht wohl getrauete. Auf andere Arth als durch zuvorhergehendes Ehever- buͤndnuͤß dieſer Schoͤnheit theilhafftig zuwerden/ ließ die Eigenſchafft dieſes groſſen Herrns/ und der erbahre Wandel des beruͤhmten ehrlie- benden Geſchlechtes nicht wol zu. Weßwegen er dann auch ordentlich umb ſie anhielt. Wie- wohl nun theils bey der jungen Tochter/ theils bey deroſelben lieben Eltern/ dieſes unverſehene An- ſuchen allerhand Verdacht nach ſich zog/ ſo erfolge- te

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/515>, abgerufen am 10.05.2024.