Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Liebe zwischen Siegreich und Rosem.
Doch alles ist umsonst/ mein Bitten ist verlobren/
Mein sorgenreicher Wunsch erreicht kein rechtes Ziel/
Mein Schreiben das verdirbt/ ich singe harten Oh-
ren/
Der Helden Wort begehrt den Wiederschall: Jch will.
Jhr Bitten ist umbzirckt mit tausend Donnerkeilen/
Das Weigern ist vor Sie ein neuer Apffelbiß/
Jhr Wollen ist Geboth/ ihr Wincken heist uns eilen/
Und was unmöglich scheint/ das machet uns gewiß.
Jch komme weil ich muß/ doch voll von Angst und Za-
gen/
Und mein Belieben ist entfernt von meiner That/
Jch soll mich auf das Eiß des glatten Hofes wagen/
Da mancher junger Fuß vor mir geglitten hat.
Der ungemeine Glantz verblendet mein Gesichte/
Und was geschehen kan/ macht mir das Hertze kalt/
Denn bey der Hofekost ist fast kein gut Gerichte/
Und eine Jungfrau wird zu Hofe selten alt.
Ach Held! bedecke mich mit Flügeln deiner Tugendt/
Jch laß' auf dein Geboth/ Gespielen/ Freund und
Hauß/
Und dir vertrau ich itzt die Rosen meiner Jugendt/
Doch läßt du Bluhmen ein/ so laß auch Bluhmen
aus.



Liebe

Liebe zwiſchen Siegreich und Roſem.
Doch alles iſt umſonſt/ mein Bitten iſt verlobren/
Mein ſorgenreicher Wunſch erreicht kein rechtes Ziel/
Mein Schreiben das verdirbt/ ich ſinge harten Oh-
ren/
Der Helden Wort begehrt den Wiederſchall: Jch will.
Jhr Bitten iſt umbzirckt mit tauſend Donnerkeilen/
Das Weigern iſt vor Sie ein neuer Apffelbiß/
Jhr Wollen iſt Geboth/ ihr Wincken heiſt uns eilen/
Und was unmoͤglich ſcheint/ das machet uns gewiß.
Jch komme weil ich muß/ doch voll von Angſt und Za-
gen/
Und mein Belieben iſt entfernt von meiner That/
Jch ſoll mich auf das Eiß des glatten Hofes wagen/
Da mancher junger Fuß vor mir geglitten hat.
Der ungemeine Glantz verblendet mein Geſichte/
Und was geſchehen kan/ macht mir das Hertze kalt/
Denn bey der Hofekoſt iſt faſt kein gut Gerichte/
Und eine Jungfrau wird zu Hofe ſelten alt.
Ach Held! bedecke mich mit Fluͤgeln deiner Tugendt/
Jch laß’ auf dein Geboth/ Geſpielen/ Freund und
Hauß/
Und dir vertrau ich itzt die Roſen meiner Jugendt/
Doch laͤßt du Bluhmen ein/ ſo laß auch Bluhmen
aus.



Liebe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0514" n="90"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Liebe zwi&#x017F;chen Siegreich und Ro&#x017F;em.</hi> </fw><lb/>
              <l>Doch alles i&#x017F;t um&#x017F;on&#x017F;t/ mein Bitten i&#x017F;t verlobren/</l><lb/>
              <l>Mein &#x017F;orgenreicher Wun&#x017F;ch erreicht kein rechtes Ziel/</l><lb/>
              <l>Mein Schreiben das verdirbt/ ich &#x017F;inge harten Oh-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ren/</hi> </l><lb/>
              <l>Der Helden Wort begehrt den Wieder&#x017F;chall: Jch will.</l><lb/>
              <l>Jhr Bitten i&#x017F;t umbzirckt mit tau&#x017F;end Donnerkeilen/</l><lb/>
              <l>Das Weigern i&#x017F;t vor Sie ein neuer Apffelbiß/</l><lb/>
              <l>Jhr Wollen i&#x017F;t Geboth/ ihr Wincken hei&#x017F;t uns eilen/</l><lb/>
              <l>Und was unmo&#x0364;glich &#x017F;cheint/ das machet uns gewiß.</l><lb/>
              <l>Jch komme weil ich muß/ doch voll von Ang&#x017F;t und Za-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">gen/</hi> </l><lb/>
              <l>Und mein Belieben i&#x017F;t entfernt von meiner That/</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;oll mich auf das Eiß des glatten Hofes wagen/</l><lb/>
              <l>Da mancher junger Fuß vor mir geglitten hat.</l><lb/>
              <l>Der ungemeine Glantz verblendet mein Ge&#x017F;ichte/</l><lb/>
              <l>Und was ge&#x017F;chehen kan/ macht mir das Hertze kalt/</l><lb/>
              <l>Denn bey der Hofeko&#x017F;t i&#x017F;t fa&#x017F;t kein gut Gerichte/</l><lb/>
              <l>Und eine Jungfrau wird zu Hofe &#x017F;elten alt.</l><lb/>
              <l>Ach Held! bedecke mich mit Flu&#x0364;geln deiner Tugendt/</l><lb/>
              <l>Jch laß&#x2019; auf dein Geboth/ Ge&#x017F;pielen/ Freund und</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Hauß/</hi> </l><lb/>
              <l>Und dir vertrau ich itzt die Ro&#x017F;en meiner Jugendt/</l><lb/>
              <l>Doch la&#x0364;ßt du Bluhmen ein/ &#x017F;o laß auch Bluhmen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">aus.</hi> </l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Liebe</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0514] Liebe zwiſchen Siegreich und Roſem. Doch alles iſt umſonſt/ mein Bitten iſt verlobren/ Mein ſorgenreicher Wunſch erreicht kein rechtes Ziel/ Mein Schreiben das verdirbt/ ich ſinge harten Oh- ren/ Der Helden Wort begehrt den Wiederſchall: Jch will. Jhr Bitten iſt umbzirckt mit tauſend Donnerkeilen/ Das Weigern iſt vor Sie ein neuer Apffelbiß/ Jhr Wollen iſt Geboth/ ihr Wincken heiſt uns eilen/ Und was unmoͤglich ſcheint/ das machet uns gewiß. Jch komme weil ich muß/ doch voll von Angſt und Za- gen/ Und mein Belieben iſt entfernt von meiner That/ Jch ſoll mich auf das Eiß des glatten Hofes wagen/ Da mancher junger Fuß vor mir geglitten hat. Der ungemeine Glantz verblendet mein Geſichte/ Und was geſchehen kan/ macht mir das Hertze kalt/ Denn bey der Hofekoſt iſt faſt kein gut Gerichte/ Und eine Jungfrau wird zu Hofe ſelten alt. Ach Held! bedecke mich mit Fluͤgeln deiner Tugendt/ Jch laß’ auf dein Geboth/ Geſpielen/ Freund und Hauß/ Und dir vertrau ich itzt die Roſen meiner Jugendt/ Doch laͤßt du Bluhmen ein/ ſo laß auch Bluhmen aus. Liebe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/514
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/514>, abgerufen am 24.11.2024.