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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe zwischen Siegreich
Sie stellet sich nach vorhergegangener schrifftli-
cher Beantwortung dienstschuldigst ein. Sieg-
reich siehet/ höret/ verliebet sich/ und weil die Ste-
ge der Liebe schlüpffrig seyn/ gleitet er nicht allein
in fleischliche Gedancken/ sondern auch derglei-
chen Wercke/ darauß nachmahls ein berühmter
Held/ durch dessen Hand sich das Meer mit Tür-
cken Bluth gefärbet/ und für dem die Mohren
sich bücken müssen/ entsprungen ist. Erkennet
nun iemand durch diese dicke Maßqve/ was ich
verbergen wollen/ der entschuldige meine Kühn-
heit/ und ich hoffe/ es wird mir eine Sache tun-
ckel zumelden nicht verarget werden/ die albereit
in offene Geschichtbücher kommen/ und auch da-
rinnen geduldet worden ist. Der Mensch ist
nur wie der weisse Atlas/ es muß wunderlich zu-
gehen/ daß man nicht einen Flecken darinnen se-
hen solte: Wiewohl gedachten hohen Heldens
Abtritt so bewand ist/ daß er seinen hohen Tugen-
den/ und reinem Leben keine Vertunckelung wird
bringen können.

Siegerich an Rosemunden.
DJr wünschet Siegerich mehr freudenreiche
Stunden/
Als Rosen/ Jungfrau/ dir auf deinen Wan-
gen stehn/
Als

Liebe zwiſchen Siegreich
Sie ſtellet ſich nach vorhergegangener ſchrifftli-
cher Beantwortung dienſtſchuldigſt ein. Sieg-
reich ſiehet/ hoͤret/ verliebet ſich/ und weil die Ste-
ge der Liebe ſchluͤpffrig ſeyn/ gleitet er nicht allein
in fleiſchliche Gedancken/ ſondern auch derglei-
chen Wercke/ darauß nachmahls ein beruͤhmter
Held/ durch deſſen Hand ſich das Meer mit Tuͤr-
cken Bluth gefaͤrbet/ und fuͤr dem die Mohren
ſich buͤcken muͤſſen/ entſprungen iſt. Erkennet
nun iemand durch dieſe dicke Maßqve/ was ich
verbergen wollen/ der entſchuldige meine Kuͤhn-
heit/ und ich hoffe/ es wird mir eine Sache tun-
ckel zumelden nicht verarget werden/ die albereit
in offene Geſchichtbuͤcher kommen/ und auch da-
rinnen geduldet worden iſt. Der Menſch iſt
nur wie der weiſſe Atlas/ es muß wunderlich zu-
gehen/ daß man nicht einen Flecken darinnen ſe-
hen ſolte: Wiewohl gedachten hohen Heldens
Abtritt ſo bewand iſt/ daß er ſeinen hohen Tugen-
den/ und reinem Leben keine Vertunckelung wird
bringen koͤnnen.

Siegerich an Roſemunden.
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Stunden/
Als Roſen/ Jungfrau/ dir auf deinen Wan-
gen ſtehn/
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[82/0506] Liebe zwiſchen Siegreich Sie ſtellet ſich nach vorhergegangener ſchrifftli- cher Beantwortung dienſtſchuldigſt ein. Sieg- reich ſiehet/ hoͤret/ verliebet ſich/ und weil die Ste- ge der Liebe ſchluͤpffrig ſeyn/ gleitet er nicht allein in fleiſchliche Gedancken/ ſondern auch derglei- chen Wercke/ darauß nachmahls ein beruͤhmter Held/ durch deſſen Hand ſich das Meer mit Tuͤr- cken Bluth gefaͤrbet/ und fuͤr dem die Mohren ſich buͤcken muͤſſen/ entſprungen iſt. Erkennet nun iemand durch dieſe dicke Maßqve/ was ich verbergen wollen/ der entſchuldige meine Kuͤhn- heit/ und ich hoffe/ es wird mir eine Sache tun- ckel zumelden nicht verarget werden/ die albereit in offene Geſchichtbuͤcher kommen/ und auch da- rinnen geduldet worden iſt. Der Menſch iſt nur wie der weiſſe Atlas/ es muß wunderlich zu- gehen/ daß man nicht einen Flecken darinnen ſe- hen ſolte: Wiewohl gedachten hohen Heldens Abtritt ſo bewand iſt/ daß er ſeinen hohen Tugen- den/ und reinem Leben keine Vertunckelung wird bringen koͤnnen. Siegerich an Roſemunden. DJr wuͤnſchet Siegerich mehr freudenreiche Stunden/ Als Roſen/ Jungfrau/ dir auf deinen Wan- gen ſtehn/ Als

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/506>, abgerufen am 10.05.2024.