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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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und Rosemunden.
und man nicht bißweilen Gemüther antreffe/ so
auch aus den besten Bluhmen Gifft zusaugen sich
bemüheten/ würde ich niemahls von meinem er-
sten Wege abzuweichen mich unterfangen haben.
Es seyn aber die Laster der Welt bekannt/ und
dieses eben nötigt mich etwas verdeckter zuspielen.
Aber zum Zweck! Siegreich einer der fürtreff-
lichsten Helden/ unsers deutschen Landes/ dessen
Leben ein rechtes Ebenbild Menschlicher Voll-
kommenheit gewesen/ befand sich einmahl in ei-
ner fürnehmen Stadt/ derer Nahmen allhier auf-
zusetzen unnötig ist. Etzliche schwere Händel
verunruhigten selbes mahl sein Gemüthe/ und
die Räthe waren höchstbemühet ihn so viel möglich
davon abzulencken. Durch sonderbahre Schi-
ckung füget es sich/ daß hochgedachter Heldt ohn-
gefehr eine Schönheit erblickte/ die theils wegen
ihrer sonderbahren Gestalt/ theils wegen ihrer
lieblichen Stimme/ welche sie doch mehr zu ihrem
eigenen Zeitvertreib als anderer Uppigkeit ge-
brauchte/ ein Wunderwerck genennet zuwerden
würdig war. Eine gewisse Regung nötigte die-
sen grossen Herren Gelegenheit zusuchen/ dersel-
ben Stimme zuhören/ derer Augen ihm so lieb-
lich zuseyn geschienen; Und diese junge Heldin/
so wir Rosemunden nennen wollen/ wird durch ein
Schreiben/ so bald folgen soll/ nach Hofe gefodert/

Sie
F

und Roſemunden.
und man nicht bißweilen Gemuͤther antreffe/ ſo
auch aus den beſten Bluhmen Gifft zuſaugen ſich
bemuͤheten/ wuͤrde ich niemahls von meinem er-
ſten Wege abzuweichen mich unterfangen haben.
Es ſeyn aber die Laſter der Welt bekannt/ und
dieſes eben noͤtigt mich etwas verdeckter zuſpielen.
Aber zum Zweck! Siegreich einer der fuͤrtreff-
lichſten Helden/ unſers deutſchen Landes/ deſſen
Leben ein rechtes Ebenbild Menſchlicher Voll-
kommenheit geweſen/ befand ſich einmahl in ei-
ner fuͤrnehmen Stadt/ derer Nahmen allhier auf-
zuſetzen unnoͤtig iſt. Etzliche ſchwere Haͤndel
verunruhigten ſelbes mahl ſein Gemuͤthe/ und
die Raͤthe waren hoͤchſtbemuͤhet ihn ſo viel moͤglich
davon abzulencken. Durch ſonderbahre Schi-
ckung fuͤget es ſich/ daß hochgedachter Heldt ohn-
gefehr eine Schoͤnheit erblickte/ die theils wegen
ihrer ſonderbahren Geſtalt/ theils wegen ihrer
lieblichen Stimme/ welche ſie doch mehr zu ihrem
eigenen Zeitvertreib als anderer Uppigkeit ge-
brauchte/ ein Wunderwerck genennet zuwerden
wuͤrdig war. Eine gewiſſe Regung noͤtigte die-
ſen groſſen Herren Gelegenheit zuſuchen/ derſel-
ben Stimme zuhoͤren/ derer Augen ihm ſo lieb-
lich zuſeyn geſchienen; Und dieſe junge Heldin/
ſo wir Roſemunden nennen wollen/ wird durch ein
Schreiben/ ſo bald folgen ſoll/ nach Hofe gefodert/

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[81/0505] und Roſemunden. und man nicht bißweilen Gemuͤther antreffe/ ſo auch aus den beſten Bluhmen Gifft zuſaugen ſich bemuͤheten/ wuͤrde ich niemahls von meinem er- ſten Wege abzuweichen mich unterfangen haben. Es ſeyn aber die Laſter der Welt bekannt/ und dieſes eben noͤtigt mich etwas verdeckter zuſpielen. Aber zum Zweck! Siegreich einer der fuͤrtreff- lichſten Helden/ unſers deutſchen Landes/ deſſen Leben ein rechtes Ebenbild Menſchlicher Voll- kommenheit geweſen/ befand ſich einmahl in ei- ner fuͤrnehmen Stadt/ derer Nahmen allhier auf- zuſetzen unnoͤtig iſt. Etzliche ſchwere Haͤndel verunruhigten ſelbes mahl ſein Gemuͤthe/ und die Raͤthe waren hoͤchſtbemuͤhet ihn ſo viel moͤglich davon abzulencken. Durch ſonderbahre Schi- ckung fuͤget es ſich/ daß hochgedachter Heldt ohn- gefehr eine Schoͤnheit erblickte/ die theils wegen ihrer ſonderbahren Geſtalt/ theils wegen ihrer lieblichen Stimme/ welche ſie doch mehr zu ihrem eigenen Zeitvertreib als anderer Uppigkeit ge- brauchte/ ein Wunderwerck genennet zuwerden wuͤrdig war. Eine gewiſſe Regung noͤtigte die- ſen groſſen Herren Gelegenheit zuſuchen/ derſel- ben Stimme zuhoͤren/ derer Augen ihm ſo lieb- lich zuſeyn geſchienen; Und dieſe junge Heldin/ ſo wir Roſemunden nennen wollen/ wird durch ein Schreiben/ ſo bald folgen ſoll/ nach Hofe gefodert/ Sie F

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/505>, abgerufen am 10.05.2024.