Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

und Judith Kön. Carls in Fr. Tochter.
Und dencke das ein Stein/ der ewig liegt vergraben/
Zwar seinen Werth behält/ doch keinen Ruhm er-
wirbt.
Darf ich/ O Königin/ mich endlich noch erwegen/
Fünff Wörter beyzuthun: Nim mich zu Diensten an!
Mein Willen soll sich dir zu deinen Füssen legen/
Weil Balduin so gut als Adolph lieben kan.
Hat dieser dazumahl mich schmertzlich weggetrieben/
Als deinem Vater Er gekrönt zuwohl gefiehl/
So kanst als Wittbe du mich kühnlich wieder lieben/
Es ist kein neues Werck/ es ist das alte Ziel.
Jch bin kein König zwar/ doch reine Lieb und Tugende
Jst älter in der Welt/ als diß/ was Krone heißt/
Du kennest ungerühmt das Absehn meiner Jugendt/
So auf den Grund gericht sich nicht nach Firnüß
reist.
Erlaube mir daß ich dich darf Gemahlin nennen/
Dein Wort vergnüget mich/ den Vater frag ich nicht/
Sein Eyfer ist zuschwach den Knoten aufzutrennen/
Der durch die heisse Hand der Lieb ist zugericht.
Verlaß/ so bald du kanst/ den weissen Strand der Brit-
ten/
Und nim den nechsten Weg zu deines Vatern Land/
Und darff ich ferner dich üm etwas grosses bitten/
So schäme dich doch nicht vor deines Dieners Hand;
Jch werde dich alsdann aus deinem Wege leiten/
Der Liebe Nordstern muß/ getreue Kühnheit seyn;
Wer in der glatten Welt stets nach der Schnur will
schreiten/
Der stelle nur forthin das gehen gäntzlich ein.

Laß

und Judith Koͤn. Carls in Fr. Tochter.
Und dencke das ein Stein/ der ewig liegt vergraben/
Zwar ſeinen Werth behaͤlt/ doch keinen Ruhm er-
wirbt.
Darf ich/ O Koͤnigin/ mich endlich noch erwegen/
Fuͤnff Woͤrter beyzuthun: Nim mich zu Dienſten an!
Mein Willen ſoll ſich dir zu deinen Fuͤſſen legen/
Weil Balduin ſo gut als Adolph lieben kan.
Hat dieſer dazumahl mich ſchmertzlich weggetrieben/
Als deinem Vater Er gekroͤnt zuwohl gefiehl/
So kanſt als Wittbe du mich kuͤhnlich wieder lieben/
Es iſt kein neues Werck/ es iſt das alte Ziel.
Jch bin kein Koͤnig zwar/ doch reine Lieb und Tugende
Jſt aͤlter in der Welt/ als diß/ was Krone heißt/
Du kenneſt ungeruͤhmt das Abſehn meiner Jugendt/
So auf den Grund gericht ſich nicht nach Firnuͤß
reiſt.
Erlaube mir daß ich dich darf Gemahlin nennen/
Dein Wort vergnuͤget mich/ den Vater frag ich nicht/
Sein Eyfer iſt zuſchwach den Knoten aufzutrennen/
Der durch die heiſſe Hand der Lieb iſt zugericht.
Verlaß/ ſo bald du kanſt/ den weiſſen Strand der Brit-
ten/
Und nim den nechſten Weg zu deines Vatern Land/
Und darff ich ferner dich uͤm etwas groſſes bitten/
So ſchaͤme dich doch nicht vor deines Dieners Hand;
Jch werde dich alsdann aus deinem Wege leiten/
Der Liebe Nordſtern muß/ getreue Kuͤhnheit ſeyn;
Wer in der glatten Welt ſtets nach der Schnur will
ſchreiten/
Der ſtelle nur forthin das gehen gaͤntzlich ein.

Laß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0499" n="75"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und Judith Ko&#x0364;n. Carls in Fr. Tochter.</hi> </fw><lb/>
              <l>Und dencke das ein Stein/ der ewig liegt vergraben/</l><lb/>
              <l>Zwar &#x017F;einen Werth beha&#x0364;lt/ doch keinen Ruhm er-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">wirbt.</hi> </l><lb/>
              <l>Darf ich/ O Ko&#x0364;nigin/ mich endlich noch erwegen/</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;nff Wo&#x0364;rter beyzuthun: Nim mich zu Dien&#x017F;ten an!</l><lb/>
              <l>Mein Willen &#x017F;oll &#x017F;ich dir zu deinen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en legen/</l><lb/>
              <l>Weil Balduin &#x017F;o gut als Adolph lieben kan.</l><lb/>
              <l>Hat die&#x017F;er dazumahl mich &#x017F;chmertzlich weggetrieben/</l><lb/>
              <l>Als deinem Vater Er gekro&#x0364;nt zuwohl gefiehl/</l><lb/>
              <l>So kan&#x017F;t als Wittbe du mich ku&#x0364;hnlich wieder lieben/</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t kein neues Werck/ es i&#x017F;t das alte Ziel.</l><lb/>
              <l>Jch bin kein Ko&#x0364;nig zwar/ doch reine Lieb und Tugende</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t a&#x0364;lter in der Welt/ als diß/ was Krone heißt/</l><lb/>
              <l>Du kenne&#x017F;t ungeru&#x0364;hmt das Ab&#x017F;ehn meiner Jugendt/</l><lb/>
              <l>So auf den Grund gericht &#x017F;ich nicht nach Firnu&#x0364;ß</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">rei&#x017F;t.</hi> </l><lb/>
              <l>Erlaube mir daß ich dich darf Gemahlin nennen/</l><lb/>
              <l>Dein Wort vergnu&#x0364;get mich/ den Vater frag ich nicht/</l><lb/>
              <l>Sein Eyfer i&#x017F;t zu&#x017F;chwach den Knoten aufzutrennen/</l><lb/>
              <l>Der durch die hei&#x017F;&#x017F;e Hand der Lieb i&#x017F;t zugericht.</l><lb/>
              <l>Verlaß/ &#x017F;o bald du kan&#x017F;t/ den wei&#x017F;&#x017F;en Strand der Brit-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">ten/</hi> </l><lb/>
              <l>Und nim den nech&#x017F;ten Weg zu deines Vatern Land/</l><lb/>
              <l>Und darff ich ferner dich u&#x0364;m etwas gro&#x017F;&#x017F;es bitten/</l><lb/>
              <l>So &#x017F;cha&#x0364;me dich doch nicht vor deines Dieners Hand;</l><lb/>
              <l>Jch werde dich alsdann aus deinem Wege leiten/</l><lb/>
              <l>Der Liebe Nord&#x017F;tern muß/ getreue Ku&#x0364;hnheit &#x017F;eyn;</l><lb/>
              <l>Wer in der glatten Welt &#x017F;tets nach der Schnur will</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chreiten/</hi> </l><lb/>
              <l>Der &#x017F;telle nur forthin das gehen ga&#x0364;ntzlich ein.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Laß</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0499] und Judith Koͤn. Carls in Fr. Tochter. Und dencke das ein Stein/ der ewig liegt vergraben/ Zwar ſeinen Werth behaͤlt/ doch keinen Ruhm er- wirbt. Darf ich/ O Koͤnigin/ mich endlich noch erwegen/ Fuͤnff Woͤrter beyzuthun: Nim mich zu Dienſten an! Mein Willen ſoll ſich dir zu deinen Fuͤſſen legen/ Weil Balduin ſo gut als Adolph lieben kan. Hat dieſer dazumahl mich ſchmertzlich weggetrieben/ Als deinem Vater Er gekroͤnt zuwohl gefiehl/ So kanſt als Wittbe du mich kuͤhnlich wieder lieben/ Es iſt kein neues Werck/ es iſt das alte Ziel. Jch bin kein Koͤnig zwar/ doch reine Lieb und Tugende Jſt aͤlter in der Welt/ als diß/ was Krone heißt/ Du kenneſt ungeruͤhmt das Abſehn meiner Jugendt/ So auf den Grund gericht ſich nicht nach Firnuͤß reiſt. Erlaube mir daß ich dich darf Gemahlin nennen/ Dein Wort vergnuͤget mich/ den Vater frag ich nicht/ Sein Eyfer iſt zuſchwach den Knoten aufzutrennen/ Der durch die heiſſe Hand der Lieb iſt zugericht. Verlaß/ ſo bald du kanſt/ den weiſſen Strand der Brit- ten/ Und nim den nechſten Weg zu deines Vatern Land/ Und darff ich ferner dich uͤm etwas groſſes bitten/ So ſchaͤme dich doch nicht vor deines Dieners Hand; Jch werde dich alsdann aus deinem Wege leiten/ Der Liebe Nordſtern muß/ getreue Kuͤhnheit ſeyn; Wer in der glatten Welt ſtets nach der Schnur will ſchreiten/ Der ſtelle nur forthin das gehen gaͤntzlich ein. Laß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/499
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/499>, abgerufen am 10.05.2024.