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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebe zwischen Ludw. Graf von Gleichen
Wie hab ich manchesmahl nach deinem Abereisen/
Wenn ich erwachet bin/ die Hand nach dir gestreckt?
Wie offtmahls hat ein Traum dich mir in Band und
Eisen
Erschrecklich fürgestellt/ und denn mich aufgeweckt?
Bald hab' ich schlaffende gemeinet dich zuküssen/
Und meinen Jrrthum denn aus leerer Lufft vermerckt/
Man schaut die Menschen ja am allermeisten büssen/
Jn dem der Mangel uns die alte Lust versterckt.
Bald hat dein Hochzeit Kleid/ bald haben deine Ringe
Die Pfänder erster Gunst/ mir Zähren ausgeprest/
Kein Mensch berichte mich/ wie dir es noch ergienge/
Jch schrieb ohn alle Frucht nach Nord/ Süd/ Ost und
West.
Wenn nur ein Thor aufgieng/ so meint' ich dich zu
hören/
Was eine Tasche trug/ das must ein Bothe seyn/
Jch ließ mich iedes Kind/ ja ieden Ruf bethören/
Und blieb doch iederzeit verwittibt und allein.
Wenn ich zu Tische gieng und schaute deine Stelle/
Da wir uns offt erfüllt mit Speisen Wein und Lust/
So ward das Zimmer mir zu einer rechten Hölle/
Zu Galle ward mein Wein/ zu Wermuth meine Kost.
Der freudenreichen Lust verliebtes Angedencken
War diß/ so meinen Geist recht auff die Folter nahm/
Nichts konte mich so sehr in meinem Hertzen kräncken/
Als wenn dein Bildnüß mir in das Gesichte kam.
Der Kinder stetes Wort: Wo muß der Vater bleiben?
War mir ein herber Stoß/ den meine Seel empfing/
Des Jammers ist zuviel/ ich kan dir nicht beschreiben/
Was vor ein harter Wind durch meine Geister ging.

Jtzt

Liebe zwiſchen Ludw. Graf von Gleichen
Wie hab ich manchesmahl nach deinem Abereiſen/
Wenn ich erwachet bin/ die Hand nach dir geſtreckt?
Wie offtmahls hat ein Traum dich mir in Band und
Eiſen
Erſchrecklich fuͤrgeſtellt/ und denn mich aufgeweckt?
Bald hab’ ich ſchlaffende gemeinet dich zukuͤſſen/
Und meinen Jrrthum denn aus leerer Lufft vermerckt/
Man ſchaut die Menſchen ja am allermeiſten buͤſſen/
Jn dem der Mangel uns die alte Luſt verſterckt.
Bald hat dein Hochzeit Kleid/ bald haben deine Ringe
Die Pfaͤnder erſter Gunſt/ mir Zaͤhren ausgepreſt/
Kein Menſch berichte mich/ wie dir es noch ergienge/
Jch ſchrieb ohn alle Frucht nach Nord/ Suͤd/ Oſt und
Weſt.
Wenn nur ein Thor aufgieng/ ſo meint’ ich dich zu
hoͤren/
Was eine Taſche trug/ das muſt ein Bothe ſeyn/
Jch ließ mich iedes Kind/ ja ieden Ruf bethoͤren/
Und blieb doch iederzeit verwittibt und allein.
Wenn ich zu Tiſche gieng und ſchaute deine Stelle/
Da wir uns offt erfuͤllt mit Speiſen Wein und Luſt/
So ward das Zimmer mir zu einer rechten Hoͤlle/
Zu Galle ward mein Wein/ zu Wermuth meine Koſt.
Der freudenreichen Luſt verliebtes Angedencken
War diß/ ſo meinen Geiſt recht auff die Folter nahm/
Nichts konte mich ſo ſehr in meinem Hertzen kraͤncken/
Als wenn dein Bildnuͤß mir in das Geſichte kam.
Der Kinder ſtetes Wort: Wo muß der Vater bleiben?
War mir ein herber Stoß/ den meine Seel empfing/
Des Jammers iſt zuviel/ ich kan dir nicht beſchreiben/
Was vor ein harter Wind durch meine Geiſter ging.

Jtzt
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[68/0492] Liebe zwiſchen Ludw. Graf von Gleichen Wie hab ich manchesmahl nach deinem Abereiſen/ Wenn ich erwachet bin/ die Hand nach dir geſtreckt? Wie offtmahls hat ein Traum dich mir in Band und Eiſen Erſchrecklich fuͤrgeſtellt/ und denn mich aufgeweckt? Bald hab’ ich ſchlaffende gemeinet dich zukuͤſſen/ Und meinen Jrrthum denn aus leerer Lufft vermerckt/ Man ſchaut die Menſchen ja am allermeiſten buͤſſen/ Jn dem der Mangel uns die alte Luſt verſterckt. Bald hat dein Hochzeit Kleid/ bald haben deine Ringe Die Pfaͤnder erſter Gunſt/ mir Zaͤhren ausgepreſt/ Kein Menſch berichte mich/ wie dir es noch ergienge/ Jch ſchrieb ohn alle Frucht nach Nord/ Suͤd/ Oſt und Weſt. Wenn nur ein Thor aufgieng/ ſo meint’ ich dich zu hoͤren/ Was eine Taſche trug/ das muſt ein Bothe ſeyn/ Jch ließ mich iedes Kind/ ja ieden Ruf bethoͤren/ Und blieb doch iederzeit verwittibt und allein. Wenn ich zu Tiſche gieng und ſchaute deine Stelle/ Da wir uns offt erfuͤllt mit Speiſen Wein und Luſt/ So ward das Zimmer mir zu einer rechten Hoͤlle/ Zu Galle ward mein Wein/ zu Wermuth meine Koſt. Der freudenreichen Luſt verliebtes Angedencken War diß/ ſo meinen Geiſt recht auff die Folter nahm/ Nichts konte mich ſo ſehr in meinem Hertzen kraͤncken/ Als wenn dein Bildnuͤß mir in das Geſichte kam. Der Kinder ſtetes Wort: Wo muß der Vater bleiben? War mir ein herber Stoß/ den meine Seel empfing/ Des Jammers iſt zuviel/ ich kan dir nicht beſchreiben/ Was vor ein harter Wind durch meine Geiſter ging. Jtzt

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/492>, abgerufen am 24.11.2024.