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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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und einer Mahometanin.
Sie denckt mein Hertze dir/ wo möglich/ fürzutragen/
Und reicht/ so gut sie kan/ auch diß im Briefe hin.
Du kenst die alte Schrifft und auch die alten Sinnen/
Die noch kein Saracen hat in die Fessel bracht/
Jch schwere/ daß sie dich so eifrig lieben können/
Als in dem Hochzeit Tag und in der ersten Nacht.
Du weist die Liebe läst sich nicht durch Meilen messen
Sie wächst nicht ungemein in unbekanter Luft.
Was recht gegründet ist/ das läst sich nicht vergessen/
Und ihre Wurtzel dringt biß in die kalte Gruft.
Durch Hitze kan sie nicht wie Blum und Gräser sterben
Die Kälte hemmt sie nicht wie einen Wasserfluß/
Die Nässe weiß sie nicht wie Farben zuverderben/
Man schaut wie Staal und Seein ihr oftmahls wei-
chen muß.
Die wahre Freundschafft kan kein Saracen beschnei-
den/
Es stöhrt der Alcoran getreue Liebe nicht/
Es kan der Mahomet Sie in dem Tempel leiden/
Und keine Satzung ist/ so ihr zuwieder spricht.
Mein Schatz/ itzt heisset mich ein Zufall klährer schrei-
ben/
Es mindert wie es scheint/ sich nun das alte Joch/
Jch kan mit mehrer Lust itzt meine Rinder treiben/
Und mein Gelücke blüht auch untern Heyden noch.
Ein Edles Weib von mehr als Fürstlichen Geblüthe/
(Jch weiß nicht ob sie mir Weib oder Engel ist)
Die hat vor kurtzer Zeit mit traurigem Gemüthe
Mein schweres Joch betracht/ und meine Noth erkieß[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt].

Es

und einer Mahometanin.
Sie denckt mein Hertze dir/ wo moͤglich/ fuͤrzutragen/
Und reicht/ ſo gut ſie kan/ auch diß im Briefe hin.
Du kenſt die alte Schrifft und auch die alten Sinnen/
Die noch kein Saracen hat in die Feſſel bracht/
Jch ſchwere/ daß ſie dich ſo eifrig lieben koͤnnen/
Als in dem Hochzeit Tag und in der erſten Nacht.
Du weiſt die Liebe laͤſt ſich nicht durch Meilen meſſen
Sie waͤchſt nicht ungemein in unbekanter Luft.
Was recht gegruͤndet iſt/ das laͤſt ſich nicht vergeſſen/
Und ihre Wurtzel dringt biß in die kalte Gruft.
Durch Hitze kan ſie nicht wie Blum und Graͤſer ſterben
Die Kaͤlte hemmt ſie nicht wie einen Waſſerfluß/
Die Naͤſſe weiß ſie nicht wie Farben zuverderben/
Man ſchaut wie Staal und Seein ihr oftmahls wei-
chen muß.
Die wahre Freundſchafft kan kein Saracen beſchnei-
den/
Es ſtoͤhrt der Alcoran getreue Liebe nicht/
Es kan der Mahomet Sie in dem Tempel leiden/
Und keine Satzung iſt/ ſo ihr zuwieder ſpricht.
Mein Schatz/ itzt heiſſet mich ein Zufall klaͤhrer ſchrei-
ben/
Es mindert wie es ſcheint/ ſich nun das alte Joch/
Jch kan mit mehrer Luſt itzt meine Rinder treiben/
Und mein Geluͤcke bluͤht auch untern Heyden noch.
Ein Edles Weib von mehr als Fuͤrſtlichen Gebluͤthe/
(Jch weiß nicht ob ſie mir Weib oder Engel iſt)
Die hat vor kurtzer Zeit mit traurigem Gemuͤthe
Mein ſchweres Joch betracht/ und meine Noth erkieß[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt].

Es
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[63/0487] und einer Mahometanin. Sie denckt mein Hertze dir/ wo moͤglich/ fuͤrzutragen/ Und reicht/ ſo gut ſie kan/ auch diß im Briefe hin. Du kenſt die alte Schrifft und auch die alten Sinnen/ Die noch kein Saracen hat in die Feſſel bracht/ Jch ſchwere/ daß ſie dich ſo eifrig lieben koͤnnen/ Als in dem Hochzeit Tag und in der erſten Nacht. Du weiſt die Liebe laͤſt ſich nicht durch Meilen meſſen Sie waͤchſt nicht ungemein in unbekanter Luft. Was recht gegruͤndet iſt/ das laͤſt ſich nicht vergeſſen/ Und ihre Wurtzel dringt biß in die kalte Gruft. Durch Hitze kan ſie nicht wie Blum und Graͤſer ſterben Die Kaͤlte hemmt ſie nicht wie einen Waſſerfluß/ Die Naͤſſe weiß ſie nicht wie Farben zuverderben/ Man ſchaut wie Staal und Seein ihr oftmahls wei- chen muß. Die wahre Freundſchafft kan kein Saracen beſchnei- den/ Es ſtoͤhrt der Alcoran getreue Liebe nicht/ Es kan der Mahomet Sie in dem Tempel leiden/ Und keine Satzung iſt/ ſo ihr zuwieder ſpricht. Mein Schatz/ itzt heiſſet mich ein Zufall klaͤhrer ſchrei- ben/ Es mindert wie es ſcheint/ ſich nun das alte Joch/ Jch kan mit mehrer Luſt itzt meine Rinder treiben/ Und mein Geluͤcke bluͤht auch untern Heyden noch. Ein Edles Weib von mehr als Fuͤrſtlichen Gebluͤthe/ (Jch weiß nicht ob ſie mir Weib oder Engel iſt) Die hat vor kurtzer Zeit mit traurigem Gemuͤthe Mein ſchweres Joch betracht/ und meine Noth erkieß_. Es

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/487>, abgerufen am 10.05.2024.