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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Liebezwischen Aleran und Adelheiden etc.
seine Vollkommenheit wuchs endlich der gestalt/
daß Aleran vor ein Wunderwerck des Hofes/ ja
vor die Crone der Ritterschafft von männiglich ge-
halten ward. Wie aber alles den veränderli-
chen Zufällen unterworffen/ so ward auch hier das
Glück zu einem Springbronn tausenderley Un-
gemachs. Aleran/ dessen Hand nichts wieder-
streben konte/ vermeinte unvollkommen zu seyn/
wann er nicht auch ein Meister der Gemüther/
und ein Beherrscher der schönen Adelheide seyn
solte. Seine Blicke waren in nichts so sehr be-
mühet/ als einen freyen Geist zubestricken/ und
seine Zunge bearbeitete sich auf das höchste ein un-
gebundenes Hertz in ein schlüpfriges Garn zuver-
setzen. Der Anschlag war nicht ohne fürgebilde-
ten Außschlag. Es ging aber dem Aleran wie
einem guten Fechter/ der oft mit seinem Gegen-
theile zugleich fallen muß. Aleran überwindet
Adelheiden/ aber Aleran wird zugleich zu der A-
delheiden Knecht gemacht/ und beyde seuffzen bey
ihren Wunden/ die nunmehr ohne Rath und
Hülffe zuseyn schienen. Wie aber das dürre
Holtz am bestem zum Kohlen dienet/ das grüne
damit zu entzünden/ so begiebt es sich auch offt/ daß
die verlebtesten Weiber die Jugend durch ihre
Listigkeit am meisten anstecken können. Dieses
geschahe auch eben bey dieser Gelegenheit. Ei-

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Liebezwiſchen Aleran und Adelheiden ꝛc.
ſeine Vollkommenheit wuchs endlich der geſtalt/
daß Aleran vor ein Wunderwerck des Hofes/ ja
vor die Crone der Ritterſchafft von maͤnniglich ge-
halten ward. Wie aber alles den veraͤnderli-
chen Zufaͤllen unterworffen/ ſo ward auch hier das
Gluͤck zu einem Springbronn tauſenderley Un-
gemachs. Aleran/ deſſen Hand nichts wieder-
ſtreben konte/ vermeinte unvollkommen zu ſeyn/
wann er nicht auch ein Meiſter der Gemuͤther/
und ein Beherrſcher der ſchoͤnen Adelheide ſeyn
ſolte. Seine Blicke waren in nichts ſo ſehr be-
muͤhet/ als einen freyen Geiſt zubeſtricken/ und
ſeine Zunge bearbeitete ſich auf das hoͤchſte ein un-
gebundenes Hertz in ein ſchluͤpfriges Garn zuver-
ſetzen. Der Anſchlag war nicht ohne fuͤrgebilde-
ten Außſchlag. Es ging aber dem Aleran wie
einem guten Fechter/ der oft mit ſeinem Gegen-
theile zugleich fallen muß. Aleran uͤberwindet
Adelheiden/ aber Aleran wird zugleich zu der A-
delheiden Knecht gemacht/ und beyde ſeuffzen bey
ihren Wunden/ die nunmehr ohne Rath und
Huͤlffe zuſeyn ſchienen. Wie aber das duͤrre
Holtz am beſtem zum Kohlen dienet/ das gruͤne
damit zu entzuͤnden/ ſo begiebt es ſich auch offt/ daß
die verlebteſten Weiber die Jugend durch ihre
Liſtigkeit am meiſten anſtecken koͤnnen. Dieſes
geſchahe auch eben bey dieſer Gelegenheit. Ei-

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[49/0473] Liebezwiſchen Aleran und Adelheiden ꝛc. ſeine Vollkommenheit wuchs endlich der geſtalt/ daß Aleran vor ein Wunderwerck des Hofes/ ja vor die Crone der Ritterſchafft von maͤnniglich ge- halten ward. Wie aber alles den veraͤnderli- chen Zufaͤllen unterworffen/ ſo ward auch hier das Gluͤck zu einem Springbronn tauſenderley Un- gemachs. Aleran/ deſſen Hand nichts wieder- ſtreben konte/ vermeinte unvollkommen zu ſeyn/ wann er nicht auch ein Meiſter der Gemuͤther/ und ein Beherrſcher der ſchoͤnen Adelheide ſeyn ſolte. Seine Blicke waren in nichts ſo ſehr be- muͤhet/ als einen freyen Geiſt zubeſtricken/ und ſeine Zunge bearbeitete ſich auf das hoͤchſte ein un- gebundenes Hertz in ein ſchluͤpfriges Garn zuver- ſetzen. Der Anſchlag war nicht ohne fuͤrgebilde- ten Außſchlag. Es ging aber dem Aleran wie einem guten Fechter/ der oft mit ſeinem Gegen- theile zugleich fallen muß. Aleran uͤberwindet Adelheiden/ aber Aleran wird zugleich zu der A- delheiden Knecht gemacht/ und beyde ſeuffzen bey ihren Wunden/ die nunmehr ohne Rath und Huͤlffe zuſeyn ſchienen. Wie aber das duͤrre Holtz am beſtem zum Kohlen dienet/ das gruͤne damit zu entzuͤnden/ ſo begiebt es ſich auch offt/ daß die verlebteſten Weiber die Jugend durch ihre Liſtigkeit am meiſten anſtecken koͤnnen. Dieſes geſchahe auch eben bey dieſer Gelegenheit. Ei- ne D

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/473>, abgerufen am 10.05.2024.